Behandelt wird hier die Literaturethik als narrative Ethik und der Gewinn von Literatur für die Ethik nach Dietmahr Mieth (2007).
Dieses Essay erläutert zunächst den Gewinn der Ethik für die Literatur genauer, und daraufhin auch den der Literatur für die Ethik.
Erzählen, Lesen und Hören von Erzählungen können, durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf menschliches Handeln und damit auf die Ethik, einen Beitrag dazu leisten, ethisch zu handeln und zu urteilen. Die Erzählung besitzt die Fähigkeit, das Bewusstsein und das Denken zu erweitern, da sie in erster Linie nicht an die Konventionen der Moral gebunden ist und somit diese zu mit Fragwürdigkeit und Experimentierfreude zu durchdringen vermag. Mieth betont, dass das Erzählen als Kunstform sich auf neue Medien, beispielsweise Filme, Computerspiele und Werbung, ausdehnt. Die Erzählung an sich geht über das Literarische hinaus. Mieth fokussiert im Rahmen seiner Literaturethik die ethisch relevanten Aspekte der Literaturrezeption im Sinne der sich darauf berufenden Autoren wie Ricoeur, Nussbaum, und Rorty hinsichtlich der Frage nach dem Gewinn (oder Verlust) der Literatur(wissenschaft) für die Ethik und umgekehrt dem Gewinn der Ethik für die Literaturwissenschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Der Gewinn der Ethik für die Literatur
- Die Verantwortung des Erzählens
- Ethik als Hilfswissenschaft für die Literaturwissenschaft
- Spannungen zwischen erzählender und moralischer Subjektivität
- Der ästhetische Taktstock und seine Wirkungen
- Der Gewinn der Literatur für die Ethik
- Literatur und Erfahrung
- Ästhetische und moralische Erfahrung
- Gedankenexperimente und das ethische Modell
- Ethische Modelle und ihre Funktion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von Dietmar Mieth, „Literaturethik als narrative Ethik", untersucht die enge Verbindung zwischen Erzählung und Ethik. Sie argumentiert, dass das Erzählen, Lesen und Hören von Geschichten durch die Fokussierung auf menschliches Handeln einen Beitrag zu ethischem Verhalten und Urteilen leisten kann. Der Text analysiert die ethisch relevanten Aspekte der Literaturrezeption und untersucht den wechselseitigen Gewinn zwischen Literatur und Ethik.
- Die Rolle der Erzählung in der ethischen Reflexion
- Der Beitrag der Literatur zur Erweiterung des Erfahrungshorizonts
- Die Bedeutung von ethischen Modellen in der Literatur
- Die Spannungen zwischen Erzählen und Moral
- Der gemeinsame Gegenstand ethisch-literarischer Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Der Gewinn der Ethik für die Literatur
Dieses Kapitel beleuchtet den ethischen Aspekt des Erzählens, welches als Handlung unter Verantwortung betrachtet wird. Die „ästhetische Handlung“ des Erzählens unterliegt einer „ästhetischen Verantwortung“, die nicht von außen beeinflusst werden darf. Der Text betont die Bedeutung von Kooperation zwischen literaturwissenschaftlichen und ethischen Kompetenzen, um den moralischen Gehalt von Texten zu ergründen. Die Ethik als Reflexion moralischer Optionen kann als Hilfswissenschaft für die Literaturwissenschaft dienen, indem sie die Implikationen der erzählerischen Haltung, moralische Voraussetzungen und Ziele hinterfragt.
Der Gewinn der Literatur für die Ethik
Dieses Kapitel argumentiert, dass Literatur sowohl für den Produzenten als auch den Konsumenten mit Erfahrung verbunden ist. Die Literatur ermöglicht die Erweiterung des Erfahrungshorizonts und bietet durch Fantasie und Vorstellungskraft die Möglichkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Der Text stellt die ästhetische Erfahrung der Literatur der moralischen Erfahrung gegenüber, die selbstzwecklich und autonom ist, zugleich aber motivierende und antreibende Aspekte beinhaltet. Die Analogie zu Gedankenexperimenten unterstreicht die Fähigkeit von Erzählungen, moralische Urteile zu beeinflussen. Das Kapitel führt das Konzept des „ethischen Modells“ ein, um die narrative Ethik von der normativen zu trennen und die Verbindlichkeit ihrer Anregungen auszudrücken.
Schlüsselwörter
Narrative Ethik, Literaturethik, Erzählung, Moral, ethische Handlung, ästhetische Verantwortung, ästhetische Erfahrung, moralische Erfahrung, ethische Modelle, Literaturrezeption, Erfahrungshorizont, Gedankenexperimente, Handlungsrelevante Phänomene.
- Citar trabajo
- Stefan Schmidt (Autor), 2016, Der Zusammenhang von Literatur und Ethik. Dietmar Mieths Literaturethik als narrative Ethik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376493