Die Europäische Union ist seit dem Vertrag von Maastricht 1992 auf dem besten Weg, sich mit einer autonomen Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) wenn schon nicht von der US-geführten North Atlantic Treaty Organisation (NATO) zu lösen, so doch zu emanzipieren. Dabei baut die Europäische Union keineswegs stringent eigene Planungs- und Kommandostrukturen auf oder erweitert das militärische Ressourcenkontingent, sondern bewegt sich durch ausdrückliche Einbeziehung der transatlantischen Partner stets zwischen abgeschotteter Souveränität und einer Art selbst geschaffener privilegierter Partnerschaft als Gegengewicht zur NATO.
Das Verhältnis von NATO und der EU-geführten GASP ist bis heute formell nicht eindeutig geregelt. Insofern ist es von großem wissenschaftlichem Interesse, ob es sich bei den beiden globalen Akteuren NATO und EU um kooperative Partner oder um rivalisierende Konkurrenten handelt, die – je nach eigener Wertvorstellung und Zielsetzung – unnötig Ressourcen und Strukturen duplizieren und sich gegenseitig behindern. Es soll deshalb untersucht werden, welchen Mehrwert die europäische GASP gegenüber der NATO, die hier nicht in Frage gestellt werden soll, hat und wie sie diesen Mehrwert zur Sicherung des europäischen und transatlantischen Raumes sowie zum Frieden für die internationale Gemeinschaft einsetzen kann. Darüber hinaus bedarf die Stellung der EU als globaler Akteur einer Erörterung, weil dies Rückschlüsse auf eine mögliche Verschiebung der transatlantischen Machtverhältnisse hin zum europäischen Raum bedeuten könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wissenschaftliche Vorbetrachtungen
- Operationalisierung
- NATO versus EU
- Das transatlantische Verhältnis im geschichtlichen Abriss
- Der Bündnisfall nach Artikel 5
- Ein Spagat zwischen US-Interessen und einer europäischen Vision
- Eine Welt – zwei Ansichten
- Die Europäische Union: Ein Global Player?
- Zwischen Anspruch und Wirklichkeit I
- Warum den Zielen die Mittel fehlen
- Die europäische Gemeinschaft sui generis
- Kapapazitätsschwächen im transatlantischen Vergleich
- Wer nicht zahlt, der nicht gewinnt!
- Präventives Krisenmanagement statt präemptivem Rundumschlag
- Zivile Konfliktverhütung am Beispiel „Althea“
- Wie die Europäische Union Lücken der NATO füllt
- Einsatz modernster Technik
- Modellstudien zur kooperativen Lastenteilung
- Die,,Berlin-Plus“-Vereinbarung
- Einsatz der NATO nur im Notfall
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Europäischen Union hin zu einer autonomen Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und ihrer Rolle im Verhältnis zur NATO. Sie analysiert, ob die EU und die NATO kooperative Partner oder rivalisierende Konkurrenten sind, und untersucht den Mehrwert der GASP für die Sicherung des europäischen und transatlantischen Raumes.
- Die Rolle der EU in der transatlantischen Sicherheitspolitik
- Die Entwicklung einer eigenständigen europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik
- Die Stärken und Potentiale der EU als globaler Akteur
- Die Herausforderungen für die EU im Bereich der Sicherheitspolitik
- Die Bedeutung des zivilen Krisenmanagements und der Präventivpolitik für die EU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Relevanz der Untersuchung und stellt die Forschungsfrage: Welche Rolle kann die EU neben der NATO in einer euroatlantischen Sicherheitspolitik spielen? Das Kapitel "Wissenschaftliche Vorbetrachtungen" definiert die zentralen Begriffe und analysiert das Verhältnis von NATO und EU. Die folgenden Kapitel beleuchten die geschichtliche Entwicklung des transatlantischen Verhältnisses und analysieren die Rolle der Europäischen Union als globaler Akteur. Die Arbeit untersucht die Stärken und Schwächen der EU im Vergleich zur NATO und beleuchtet die Bedeutung des zivilen Krisenmanagements. Schließlich werden zwei Modelle zur kooperativen Lastenteilung zwischen EU und NATO vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), NATO, transatlantische Sicherheitspolitik, euroatlantische Sicherheitspolitik, Europäische Union, Global Player, zivile Konfliktverhütung, präventives Krisenmanagement, kooperative Lastenteilung, Berlin-Plus-Vereinbarung.
- Quote paper
- Ron Böhler (Author), 2007, Von einer transatlantischen zu einer euroatlantischen Sicherheitspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376499