Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, ob es sich bei dem Prozess des Johannes Junius um einen außergewöhnlichen oder vielmehr um einen ausgewählten Fall handelt, der aufgrund seiner günstigen Quellenlage eine Grundlage für Literatur, Forschung und Verfilmung schafft.
Es soll also ausgehend von der Selbstaussage des Junius „Mein herr wolle ein solches exempel an mir statuiren“ geprüft werden, ob sich dieser Fall durch die implizit anklingende exorbitant harte Prozesspraxis auszeichnet. Eine weitere Frage kann aus der Bewertung des Briefes von Bürgermeister Junius an seine Tochter durch die Autorin BRITTA GEHM abgeleitet werden, die das Dokument 2013 als „einzigartig“ eingestuft hat. Somit ist zu prüfen, ob hier eine besondere Quellenlage vorliegt und wodurch sich diese auszeichnet.
Dazu werden in einem ersten Teil die Voraussetzungen für die Ausbreitung einer solchen Massenverfolgung dargelegt. Im Folgenden sollen die einzelnen Phasen beleuchtet und charakterisiert werden. Diese Darlegung scheint erforderlich, um den Prozess des Johannes Junius sowohl in den zeitlichen und gedanklichen Kontext einordnen und bewerten zu können, als auch für die Bewertung unumgängliche Vergleiche ziehen zu können. Abschließend sollen die Ergebnisse zu der hier entfalteten Fragestellung bilanziert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlage und Nährboden der Hexenprozesse
- Geltendes Recht und deren Anwendung im Hochstift Bamberg
- Geistiger Nährboden - Predigt und Politik des Weihbischofs Förner
- Quellenlage der Bamberger Hexenprozesse
- Eine Sündenbocktheorie in Bamberg – die ersten beiden Verfolgungswellen
- Erste Verfolgungswelle (1612-1613) - Ein kleiner Nachbarschaftsstreit?!
- Zweite Verfolgungswelle (1616-1619) – Agrarkrisen und ihre Auswirkungen
- Historische Kontexte des Falls Johannes Junius – Die dritte Verfolgungswelle (1626-1630)
- Langsam kehrt Routine ein - Die Auslöschung des Stadtrates
- Versuch macht klug - strategische Neuausrichtung der Prozessbefürworter
- Wie vernichtet man eine Familie? - Das Beispiel der Familie Haan
- Bewertung des Falls Junius im historischen Kontext
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Fall des Johannes Junius, der im Jahr 1628 im Hochstift Bamberg als Drudner denunziert, verhört und hingerichtet wurde. Die zentrale Fragestellung ist, ob es sich bei dem Prozess von Junius um einen außergewöhnlichen oder eher um einen ausgewählten Fall handelt, der aufgrund seiner günstigen Quellenlage für Literatur, Forschung und Verfilmung relevant geworden ist.
- Die rechtlichen Grundlagen und die Anwendung des Strafrechts im Hochstift Bamberg
- Der Einfluss von Predigt und Politik auf die Hexenverfolgungen in Bamberg
- Die verschiedenen Phasen der Hexenverfolgung in Bamberg und deren Ursachen
- Der Fall Johannes Junius im Kontext der Hexenverfolgungen und seine Besonderheiten
- Die Bewertung der Quellenlage des Falls Junius und deren Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Fall Johannes Junius in den Kontext der großen Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg und Würzburg im 17. Jahrhundert. Sie beleuchtet die hohe Zahl der Prozessopfer und das systematische Auslöschen des Bamberger Stadtrates während der dritten Verfolgungswelle. Im Anschluss wird die Forschungsfrage nach dem Besonderen des Falls Junius formuliert, die im Fokus der Arbeit steht.
Kapitel 2 untersucht die rechtlichen Grundlagen und den geistigen Nährboden der Hexenprozesse. Es werden die Bambergische Halsgerichtsordnung, die Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. und der Malleus maleficarum als maßgebliche Rechtsquellen vorgestellt und die Anwendung des Rechts im Hochstift Bamberg analysiert. Weiterhin werden die Predigt und die Politik des Weihbischofs Förner als wichtige Faktoren für die Ausbreitung der Hexenverfolgung untersucht. Die Quellenlage der Bamberger Hexenprozesse wird abschließend beleuchtet.
Kapitel 3 beleuchtet die ersten beiden Verfolgungswellen in Bamberg. Es werden die Ursachen und die Besonderheiten der jeweiligen Verfolgungsphase, sowie die Entwicklungen in Bezug auf die Anzahl der Prozessopfer und den sozialen Kontext der Betroffenen untersucht.
Kapitel 4 analysiert die dritte Verfolgungswelle im Hochstift Bamberg und den historischen Kontext des Falls Johannes Junius. Es werden die Methoden der Hexenverfolgung, die Rolle der Behörden und der Einfluss des politischen Klimas auf die Prozesse beleuchtet.
Schlüsselwörter
Hexenverfolgung, Frühneuzeit, Hochstift Bamberg, Johannes Junius, Strafrecht, Halsgerichtsordnung, Malleus maleficarum, Predigt, Politik, Quellenlage, Prozessopfer, Verfolgungswelle, historische Einordnung
- Citation du texte
- Sebastian Kemmerling (Auteur), 2017, "Mein herr wolle ein solches exempel an mir statuiren". Der Fall des Johannes Junius, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377334