Was guter Geschichtsunterricht ist, lässt sich nicht einfach beantworten. Ist damit das Handeln der Lehrkraft, das Ergebnis oder der Prozess des Geschichtsunterrichts gemeint? Was man unter gutem Geschichtsunterricht versteht, ist zugleich auch immer perspektivenabhängig. Geschichtsdidaktiker urteilen anders darüber als Schüler und diese wiederum anders Lehrer, wobei innerhalb der Gruppen nochmals große Unterschiede bestehen können.
Seit der Veröffentlichung von „Guter Geschichtsunterricht“ von Gautchi ist das Thema, was guten Geschichtsunterricht ausmacht, in der Forschung wieder aktuell. Mit dem Bestreben das Wesentliche von gutem Geschichtsunterricht auf Prozessebene zusammenzufassen, wurden Gautchis anfängliche 15 Gütekriterien zu 18 Prinzipien guten Geschichtsunterrichts weiterentwickelt.Angesichts meines anstehenden Praxissemesters und frisch aus der Uni kommend stellte sich mir die Frage, wie viel Theorie sich in der schulischen Praxis überhaupt wiederfinden lässt? Welche Vorstellungen haben Geschichtslehrer ihrerseits von gutem Geschichtsunterricht in der Schule und inwiefern decken sich diese Vorstellungen mit den 18 aufgestellten Prinzipien aus der Geschichtsdidaktik?
Die Situation an meiner Praxissemesterschule, eine Gesamtschule, eröffnete jedoch noch eine weitere Problemlage für das Fach Geschichte. An Gesamtschulen in NRW wird in der Sekundarstufe I Geschichte nur im Verbundfach Gesellschaftslehre angeboten, das sich neben Geschichte noch aus den Fächern Erdkunde und Politik zusammensetzt. In der Konsequenz bedeutet dies, dass einige Lehrkräfte Geschichte fachfremd unterrichten. Ohne ein geschichtswissenschaftliches Studium oder sonstige Fortbildungsmaßnahmen kommt die Vermutung auf, dass die Vorstellungen von gutem Geschichtsunterricht fachfremder Lehrkräfte weniger fachspezifisch geprägt sind und nur eine geringe Schnittmenge mit den 18 Prinzipien guten Geschichtsunterricht haben. Angesichts der geschilderten Problemlage habe ich die folgende Forschungsfrage entwickelt: Inwiefern decken sich die Vorstellungen von gutem Geschichtsunterricht von Geschichts- bzw. fachfremden Lehrern, die Geschichte unterrichten, mit den 18 Prinzipien guten Geschichtsunterricht?
Um dieser Frage nachzugehen, wurden sieben, die das Fach Gesellschaftslehre unterrichten, mit Hilfe eines Leitfaden-Interview nach ihren Vorstellungen von gutem Geschichtsunterricht befragt und anschließend mittels einer Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 3. Methode und Durchführung
- 4. Auswertung
- 5. Ergebnisse
- 6. Diskussion
- 7. Literaturverzeichnis
- 8. Anhang
- 8.1 Leitfaden-Interview
- 8.2 Ankerbeispiele
- 8.3.1 Interview I (Deutsch/Geschichte)
- 8.3.2 Interview II (Geschichte/Sport)
- 8.3.3 Interview III (Geschichte/Mathe)
- 8.3.4 Interview IV (Geschichte/Erdkunde/Mathe)
- 8.3.5 Interview V (Erdkunde/Biologie/Englisch)
- 8.3.6 Interview VI (Sozialwissenschaften/Deutsch)
- 8.3.7 Interview VII (Sozialwissenschaften, Chemie)
- 8.4.1 Auswertungsbogen Interview I
- 8.4.2 Auswertungsbogen Interview II
- 8.4.3 Auswertungsbogen Interview III
- 8.4.4 Auswertungsbogen Interview IV
- 8.4.5 Auswertungsbogen Interview V
- 8.4.6 Auswertungsbogen Interview VI
- 8.4.7 Auswertungsbogen Interview VII
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwiefern sich die Vorstellungen von gutem Geschichtsunterricht von Geschichts- bzw. fachfremden Lehrern, die Geschichte unterrichten, mit den 18 Prinzipien guten Geschichtsunterrichts decken. Die Untersuchung basiert auf Leitfaden-Interviews mit sieben Lehrern an einer Gesamtschule in Rheine, die das Fach Gesellschaftslehre unterrichten. Die Auswertung der Interviews erfolgt mittels einer Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.
- Perspektivenabhängigkeit von gutem Geschichtsunterricht
- 18 Prinzipien guten Geschichtsunterrichts als theoretische Grundlage
- Vorstellungen von Geschichtslehrern über guten Geschichtsunterricht
- Unterschiede zwischen Geschichts- und fachfremden Lehrern
- Praxisbezug der 18 Prinzipien im Schulalltag
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung führt in die Problematik des guten Geschichtsunterrichts ein und beleuchtet die perspektivenabhängige Interpretation dieses Begriffs. Sie stellt die Forschungsfrage vor, die sich auf die Deckung der Vorstellungen von Geschichts- und fachfremden Lehrern mit den 18 Prinzipien guten Geschichtsunterrichts konzentriert. Die Untersuchungssituation an einer Gesamtschule in NRW, an der Geschichte im Verbundfach Gesellschaftslehre unterrichtet wird, wird ebenfalls erläutert.
Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund
Dieses Kapitel beleuchtet die theoretische Grundlage der Arbeit, die auf den 18 Prinzipien guten Geschichtsunterrichts basiert. Es werden die drei Perspektiven auf guten Unterricht nach Helmke sowie das Rahmenmodell von Gautschi für Geschichtsunterricht vorgestellt. Die Prinzipien werden in die Kategorien „Lerngegenstand“ und „Nutzung“ unterteilt und näher erläutert.
Kapitel 3: Methode und Durchführung
Dieses Kapitel beschreibt die gewählte Methode und Durchführung der Untersuchung. Die Methode des Leitfaden-Interviews wird erläutert und der Ablauf der Interviews an der Euregio Gesamtschule in Rheine dargestellt.
Kapitel 4: Auswertung
Dieses Kapitel widmet sich der Auswertung der durchgeführten Interviews. Die Qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring wird als Auswertungsmethode erläutert.
- Quote paper
- Arne Meiners (Author), 2017, Guter Geschichtsunterricht aus Lehrersicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377593