Der „Evangelische Frauenbund der Schweiz“ (EFS) hat eine bis ins 19. Jahrhundert zurückreichende Geschichte. Dazu gehören Projekte, Proteste, Zeitschriften, Namensänderungen, sowie Abspaltungen und Fusionen. Ein Teil, der sich dem Bund 1947 anschloss, hiess bis 1921 „Der Verband Deutschschweizer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit“.
Dieser Verband entstand wiederum aus verschiedenen Vereinen, die zur Sittlichkeitsbewegung gezählt werden – einer internationalen Bewegung, die sich hauptsächlich „dem Kampf gegen die Prostitution“ verschrieb. Dieses Gewerbe, das schon so lange umstritten ist, wie es existiert, wurde 2013 vom Bezirksgericht in Horgen zum ersten Mal in der Schweiz offiziell als „nicht mehr sittenwidrig“ deklariert. Zuvor konnten Prostituierte keine Freier erfolgreich anklagen, die nicht für die Leistung bezahlt hatten. Der Prostitutionsvertrag hatte bis dahin, wegen einem Artikel im Obligationenrecht, als sittenwidrig gegolten. Dadurch konnten die Gerichte den Prostituierten nicht helfen. Dass solche Wertungen so lange hochoffiziell in der Beamtensprache bleiben können, zeigt wie tief verwurzelt diese in der Gesellschaft sind, wurde doch das Wort „Sitte“ schon im Mittelalter als Gegenargument der Prostitution verwendet und gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Name einer ganzen Bewegung.
Die Sittlichkeitsbewegung war jedoch nicht nur gegen die Prostitution gerichtet. Sie bestand auch aus Antialkoholvereinen, christlichen Männer- und vielen weiteren Vereinen. Der Fokus dieser Proseminararbeit liegt jedoch auf der Entwicklung der Sittlichkeitsbewegung im Bezug zur Prostitution zur Jahrhundertwende und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, insbesondere beim Verbandes Deutschschweizer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit (z.H.d.S.). Dabei sollen Gründe für ideologische und organisatorische Veränderungen betrachtet werden. Eine wichtige organisatorische Veränderung, die in dieser Arbeit untersucht wird, ist die Abspaltung der Deutschschweizer Sittlichkeitsvereinen von ihren Westschweizer Kolleginnen. Dabei stellt sich die Frage, ob die Gründe für die Trennung eher organisatorischer oder ideologischer Natur waren und wie sich der Verband und das Verständnis von Sittlichkeit über die Jahre veränderte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung:
- Der Kontext
- Der Begriff Sittlichkeit
- Frauenvereine
- Die abolitionistische Bewegung
- Entstehung Deutschschweizer Sittlichkeitsvereine
- Die Trennung
- Die Sitzungsprotokolle
- Die erste Sitzung
- Geldprobleme
- Organisatorische Differenzen
- Ideologische Differenzen
- Interpretation der Trennungsgründe
- Statuten
- Entwicklung und Wirken der Sittlichkeitsvereine
- Heime
- Politische Aktivitäten
- Evangelischer Frauenbund der Schweiz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit befasst sich mit der Entwicklung der Sittlichkeitsbewegung im Kontext der Prostitution im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere mit dem Verband Deutschschweizer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit (z.H.d.S.). Die Arbeit untersucht die Gründe für ideologische und organisatorische Veränderungen innerhalb der Sittlichkeitsbewegung, wobei der Fokus auf die Abspaltung der Deutschschweizer Sittlichkeitsvereine von ihren Westschweizer Kolleginnen liegt. Es wird analysiert, ob die Trennung primär auf organisatorische oder ideologische Faktoren zurückzuführen ist und wie sich das Verständnis von Sittlichkeit im Laufe der Zeit entwickelt hat.
- Entwicklung des Begriffs "Sittlichkeit" im 19. und 20. Jahrhundert
- Entstehung und Verbreitung der Sittlichkeitsbewegung
- Trennung der Deutschschweizer und Westschweizer Sittlichkeitsvereine
- Veränderungen im Verständnis von Sittlichkeit
- Methoden der Sittlichkeitsvereine zur Bekämpfung der Prostitution
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Evangelischen Frauenbund der Schweiz (EFS) vor, dessen Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Im Fokus steht der Verband Deutschschweizer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit, der 1921 zum EFS beitrat. Dieser Verband entstand aus verschiedenen Vereinen, die Teil der Sittlichkeitsbewegung waren, einer internationalen Bewegung, die sich gegen die Prostitution einsetzte. Die Arbeit beleuchtet die historische und gesellschaftliche Bedeutung der Prostitution sowie die Entwicklung des Begriffs "Sittlichkeit" im Laufe der Zeit.
Der Kontextteil beleuchtet den Begriff Sittlichkeit und seine Entwicklung im 19. Jahrhundert. Es werden verschiedene Aspekte der "Sitte" in der Gesellschaft, insbesondere im Kontext der Prostitution, behandelt.
Das Kapitel "Die Trennung" analysiert die Abspaltung der Deutschschweizer Sittlichkeitsvereine von ihren Westschweizer Kolleginnen. Es werden Sitzungsprotokolle, Statuten und Berichte herangezogen, um die Ursachen der Trennung und die Veränderung im Verständnis von Sittlichkeit zu beleuchten.
Das Kapitel "Entwicklung und Wirken der Sittlichkeitsvereine" beschreibt die Aktivitäten der Deutschschweizer Vereine zur Hebung der Sittlichkeit und deren Methoden zur Bekämpfung der Prostitution, insbesondere in der Zeit kurz nach der Neugründung 1901.
Schlüsselwörter
Die Proseminararbeit behandelt die Sittlichkeitsbewegung, die Prostitution, die Entwicklung des Begriffs "Sittlichkeit" im 19. und 20. Jahrhundert, die Abspaltung der Deutschschweizer Sittlichkeitsvereine von ihren Westschweizer Kolleginnen, die Methoden der Sittlichkeitsvereine zur Bekämpfung der Prostitution und die Bedeutung der Vereine für die gesellschaftliche Entwicklung der Zeit.
- Quote paper
- Jonathan Ernst (Author), 2017, Entwicklung der Schweizer Sittlichkeitsbewegung. Der Verband Deutschschweizerischer Frauenvereine zur Hebung der Sittlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377631