In dieser Arbeit soll die von Bourdieu in verschiedenen Werken gegebene Charakterisierung von Sprache als Instrument und Ergebnis der Erzeugung sozialer Distinktion nachgezeichnet und anschließend hinsichtlich ihrer Relevanz für die Grundlagen sozialen Wissens bzw. Wissens um die soziale Welt untersucht werden. Bourdieu zufolge ist festzuhalten, daß sowohl die Art der Eigen- und Fremdwahrnehmung der Akteure im sozialen Raum (d.h. für den Habitus) als auch das, was es in diesem Raum überhaupt gibt (Entitäten im weitesten Sinne verstanden; Strukturen, Probleme etc.), was von den Akteuren als existent wahrgenommen wird, von zwei Faktoren abhängt, nämlich erstens davon, welche Akteure aus welchen Feldern die herrschende Klasse im Feld der Macht bilden und damit in der Lage sind, ihre ´Sicht der Dinge` zu artikulieren, und zweitens davon, ob diese Sicht auch von den anderen Akteuren als die richtige und damit legitime anerkannt wird. Erst dann, wenn beiden Faktoren Genüge getan ist, können künftige Benennungsakte erfolgreich verlaufen. Diese Deutung der Konstruktion sozialer Welt bedeutet für Bourdieus Ansatz, daß, da es die Sozialwissenschaften immer mit schon Benanntem zu tun haben, für den Fall, daß sie sich dennoch nicht einfach in den herrschenden Diskurs eingliedern und damit das vorgegebene Inventar an sozialen Entitäten wie Klassen, Schichten, Machtstrukturen usw. als schlicht so seienden Arbeitsmittelbestand anerkennen wollen, es ihre vornehmliche Aufgabe sein muß, hinter diese Kennzeichnungen zurück zu gehen und erstens zu ermitteln, welche objektiven Kräfte hier auf welche Weise ihre legitimierte Weltsicht durchsetzen und zweitens den (zwangsweise) Verstummten, d.h. aufgrund ihres sprachlichen Klassenhabitus aus dem herrschenden Diskurs Ausgeschlossenen Möglichkeiten des Widerstands gegen diese subtile Form der sprachlichen Enteignung an die Hand zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Abstract
- 1. Phänomenologie und Ontologie des sprachlichen
- a) Phänomenologie des sprachlichen Tauschs
- b) Ontologie des sprachlichen Tauschs
- 2. Schlussfolgerungen und kritische Anmerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Bourdieus Sichtweise von Sprache als Mittel und Ergebnis der Konstruktion sozialer Distinktion. Sie untersucht, wie die Sprache die Wahrnehmung sozialer Welt und die Konstruktion von Wissen beeinflusst.
- Sprache als Instrument zur Herstellung sozialer Distinktion
- Die Rolle der Sprache in der Konstruktion von Wissen und Wahrnehmung
- Der Einfluss des Klassenhabitus auf die sprachliche Praxis
- Die Benennungsmacht und die Konstruktion von sozialen Entitäten
- Die Kritik am herrschenden Diskurs und die Möglichkeiten des Widerstands
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beginnt mit einer Einführung in Bourdieus Sprachtheorie und betrachtet die Phänomenologie und Ontologie des sprachlichen Tauschs. Es wird gezeigt, wie Sprache die Konstruktion sozialer Welt beeinflusst und als Mittel der Unterscheidung dient. Das zweite Kapitel fokussiert auf die Bedeutung des Klassenhabitus und den Einfluss der sozialen Bedingtheit auf die sprachliche Praxis. Es wird untersucht, wie die Benennungsmacht in Sprache und sozialer Welt wirkt. Das dritte Kapitel (im Originaltext nicht enthalten) würde die Schlussfolgerungen und kritischen Anmerkungen zur Theorie Bourdieus behandeln.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Themen wie Sprache, sozialer Raum, Habitus, Klassenzugehörigkeit, Distinktion, Benennungsmacht, soziales Wissen, Erkenntnis, und Machtstrukturen.
- Citar trabajo
- Frank Lachmann (Autor), 2002, On what there is. Zur Rolle der Sprache als erkenntnistheoretischem Fundament der Wahrnehmung sozialer Welt in der Theorie Pierre Bourdieus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37783