Der "unbewegte Beweger" des Aristoteles. Eine Betrachtung der aristotelischen "Metaphysik"


Trabajo Escrito, 2017

13 Páginas


Extracto


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Einführung in den Gottesbeweis
2.1 Erste Prämisse
2.2 Zweite Prämisse

3. Das Wesen des unbewegten Bewegers

4. Der Beweis des Göttlichen

5. Die Tätigkeit des unbewegten Bewegers
5.1 Das „sich denkende Denken“
5.2 Das metaphysische Nous
5.3 Das Objekt des Denkens des Bewegers

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Als einer der bekanntesten und einflussreichsten Philosophen begründete Aristoteles im Jahre 400 vor Christus eine Vielzahl an Disziplinen, welche die Wissenschaft bis heute maßgeblich beeinflussen, vor allem im Bereich der Naturphilosophie und der Physik. Seine detaillierten Beobachtungen welche er ausführlich analysiert, zeigen eine detaillierte und vor allem individuelle Gottesvorstellung auf. Innerhalb des aristotelischen Gottesbeweises, welcher im folgenden Text behandelt wird, findet sich eine Form von Gott wieder, welche stark differenziert zur heutigen Vorstellung des christlichen Gottes in der modernen Zeit vorangeht. Er findet sich innerhalb einer Schrift, dem Buch XII der Metaphysik, welches in zehn Kapitel gegliedert ist.

2. Einführung in den Gottesbeweis

Aristoteles betrachtet in seinem Werk hinsichtlich allem, was ist, nicht nur einen bestimmten begrenzten Gegenstandsbereich sondern Alles, insofern es existiert. In Form einer kategorischen, ordnenden Einteilung alles Seienden untersucht er innerhalb der ersten fünf Kapitel, in einer Art phänomenologischer Betrachtung, die sinnlich wahrnehmbare Substanz, also rein physikalische Probleme. In den verbleibenden Kapiteln sechs bis zehn wird hingegen, im Bereich der Metaphysik, die nicht sinnlich wahrnehmbare Substanz behandelt und der Gottesbeweis Aristoteles‘ angeführt. Alle Lebewesen teilt er in drei Kategorien auf. Erstens, gibt es sinnlich wahrnehmbare und vergängliche Wesen, zu welchen er konkrete Einzeldinge wie Pflanzen, Tiere und Menschen als Inhalt der Physik zählt. Des Weiteren werden alle Himmelskörper dem sinnlich wahrnehmbaren und ewigen zugeordnet, als unvergängliche Wesen und Gegenstand der Astronomie. Die dritte Kategorie behandelt sinnlich nicht wahrnehmbares und ewiges, welches nur ein einziges Wesen umfasst - den unbewegten Beweger als „unsinnliches“ Wesen. Als Erkenntnisobjekt der Metaphysik stellt er eine in sich ruhende Quelle aller Bewegung, aller Veränderung und Schöpfung dar. Dieser unbewegte Beweger bzw. Gott des Aristoteles stellt eine Art geistige Gestalt spekulativer Physik und Astronomie als Ursprung alles Seienden dar. Zudem definiert er einen rein wissenschaftlichen Gottesbegriff, fern vom klassischen angebeteten Gott.

2.1 Erste Prämisse

In seinem Werk setzt Aristoteles zwei Prämissen an. Wichtig ist hier, dass Bewegung bei Aristoteles durch Veränderung definiert wird: „Das endliche Zur-Wirklichkeit-Kommen eines bloß der Möglichkeit nach Vorhandenen insofern es ein solches ist - das ist Bewegung“. Veränderung muss also potentiell in dem sich verändernden Objekt angelegt sein und durch Realisierung dieser Anlage tritt eine Veränderung ein. Die erste Prämisse besagt, dass alles Seiende das Prinzip der Bewegung hat, welche immer kreisförmig verläuft. Somit kann sie weder entstehen noch enden, weshalb die Zeit ebenfalls unendlich sein muss. Denn Zeit definiert Aristoteles als „die Zahl der Bewegung hinsichtlich des „davor“ und „danach““. Die Zahl bezeichnet hier eine teilbare Größe. Demzufolge werden Veränderungen, beispielsweise Wachstum anhand von anderen Veränderungen quantitativ in Form von gleichmäßigen Ortsveränderungen gemessen. Das Davor und Danach umfasst einen zeitlichen Ablauf. Bewegung und Zeit sind demzufolge identisch bzw. kann Zeit als eine Bestimmung an der Bewegung angesehen werden.

2.2 Zweite Prämisse

Die zweite Prämisse besagt, dass nichts sich bewegen kann ohne, dass diese Bewegung von einem anderen Beweger versursacht wird. Da sich Himmel und Planeten stets in einer unendlichen Kreisbewegung befinden muss es ein erster Impulsgeber existieren, welcher durch reine Aktivität diese zeitlose Bewegung bedingt. Denn würde er dies nicht tun, so gäbe es potentiell Nichts, denn sonst käme es zu keiner Bewegung und somit keinem Sein. Dem ist hinzuzufügen, dass der Beweger deshalb unbewegt sein muss, weil er ansonsten potentielle Veränderung ausweisen würde. In diesem Fall wäre er kein erster Beweger. Aristoteles besagt, dass Zweifaches in Dingen annehmen müssen, wenn diese sich verändern. Eines, das gleich bleibt, und eines, welches sich verändert. Die stellt seine berühmte Unterscheidung zwischen Materie und Form dar. Realisierte Verwirklichung hat immer den Ursprung eines anderes, welches es verwirklicht. „Alles was bewegt wird, wird von einem anderen bewegt“, und diese Verwirklichung nennt Aristoteles Bewegung. Innerhalb der Kette der Beweger kann jedoch nicht bis ins Unendliche zurückgegangen werden, da es ein unendlicher Regress wäre der bedingen würde, dass es kein wirkliches Sein gäbe. Der so genannte „regressus infinitum“ ist der zweiten Prämisse zufolge also unmöglich. Der erste unbewegte Beweger, also Gott, stellt das notwendige, oberste Prinzip und die Quelle aller Bewegung, Veränderung und Schöpfung dar. Er steht jenseits der Bewegungskette. Aristoteles Darstellung der Notwendigkeit des unbewegten Bewegers findet sich in seinem Vergleich eines Liebenden wieder. Wie nämlich Geliebtes im Liebenden die Liebe weckt, die zu Taten antreibt, so weckt Gott in allen Wesen die Sehnsucht, sich nach ihm zu formen. Wie im späteren Verlauf genauer erfasst wird, stellt er somit niemals Wirkursache dar, sondern immer die Ziel- und Zweckursache, welche alles Bewegende zu eben dieser Bewegung verleitet.

3. Das Wesen des unbewegten Bewegers

Gekennzeichnet ist der unbewegte Beweger also als (unsinnliches) ewiges Wesen, welches die ewige Kreisbewegung des Universums verursacht. Hierbei verkörpert er reine Wirklichkeit als Ursache für alle Übergänge von Möglichkeit zu Wirklichkeit. Notwendig ist er zudem immateriell und frei von jeglicher Veränderung, da potentielle Veränderung ihn in die Kette eines bereits ausgeschlossenen Regress‘ einreihen würde. Jede Veränderung in einem vollkommenen Wesen würde den daraus resultierenden Verlust dieser Vollkommenheit bedingen. Des Weiteren weist ein solches vollkommenes Wesen keine unentwickelten Kapazitäten oder nicht realisiertes Potential auf. Ein Wesen, das der Veränderung unterworfen ist, wäre nicht vollständig aktualisiert und existiert in diesem Fall im Zustande von Potentialität und Unvollkommenheit. Das göttliche Wesen besteht weder aus Form, noch aus Stoff. Als Ursache für alle Übergänge von Möglichkeit zur Wirklichkeit aktualisiert er geistige Form, die im Stoff bloß potentiell vorhanden ist und bringt diese ins Dasein. Er selbst ist sozusagen ein formloser Formgeber aller Dinge. Die Form Gottes, also des unbewegten Bewegers, ist eine reine Form ohne Materie und als letztes Ziel von allen Dingen getrennt existiert er ohne Stoff und Potentialität. Außerdem gilt er als beseeltes Wesen als oberstes Prinzip reiner Seele. Er ist die letzte und höchste Ursache des Werdens und höchste Ziel- und Zweckursache. Denn nichts bewegt sich ohne Beweger. Um der Regression zu entgehen ist Gott der einzige (notwendige) Ausweg. In Form einer in sich ruhenden Quelle aller Bewegung und Veränderung lehrt Aristoteles also einen von der Welt transzendenten Gott und setzt das Immaterielle mit dem Geistigen gleich.

4. Der Beweis des Göttlichen

Aristoteles Aufweis einer logischen Struktur des Beweises der Existenz eines ersten unbewegten Bewegers wird durch seinen skizzenhaften Stil im Verständnis erschwert. Die innere Struktur, in welcher der Beweis über verschiedene Stufen verläuft muss genauer untersucht werden.

Einleitend erläutert Aristoteles in seiner Intention, dass das Wesen der Gegenstand unserer Betrachtung ist; denn die Prinzipien und Ursachen der Wesen werden gesucht.

Hier knüpft er an die bereits erläuterten drei von ihm festgemachten Substanzen an: Der sinnlich wahrnehmbaren und vergänglichen Substanz, der sinnlich wahrnehmbaren, ewigen Substanz und der immateriellen, unsichtbaren, ewigen Substanz. Diese befinden sich innerhalb von vier Sphären, aus welchen die Welt bestehen soll: Die erste ist die physikalische Welt, bestehend aus allen Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Menschen), welche beweglich und vergänglich (in Form der vergänglichen Lebewesen) ist. Die Zweite Sphäre entspricht dem Zeitpunkt der aktuellen Gegenwart. Die dritte Sphäre ist der bereits angeführte Fixsternhimmel, welcher als veränderlich und ewig charakterisiert ist. Die vierte Sphäre ist der wahrhaftige, ewige und unbewegte Beweger - also Gott, zu dem Alles als einziges Ziel strebt.

Während nun also in den ersten fünf Kapiteln rein physikalische Fragen, hinsichtlich der Lehre vom Werden und der Veränderung fokussiert werden, und dessen Ursache- Wirkungsverhältnis untersucht wird, wirft Aristoteles die Frage nach dem Ursprung dessen (aller Bewegung und somit Veränderung) auf. Durch die absolute Notwendigkeit einer Kraft, die alle Bewegung auf der Welt verursacht, steht die Existenz des unbewegten Bewegers in Form eines ewigen, unbewegten Wesens in reiner Wirklichkeit für ihn fraglos fest.

Da Bewegung als die Verwirklichung des Möglichen aufgefasst ist, wird die Unbeweglichkeit dieses Wesens als absolut notwendig aufgefasst, denn das erste Bewegende ist immer ohne geringstes Potential aktuell. Sein Wesen besteht in reiner Aktualität. Er muss seinem Wesen nach Tätigkeit und Wirklichkeit sein. Der Konflikt besteht darin, dass das Wirkliche zwar vollständig Möglich ist, aber das Mögliche nicht vollständig wirklich ist. Die Bedingung für die Wirklichkeit ist jedoch das jeweilige Potential, insofern muss das Potential zuerst vorhanden sein. In diesem Fall könnte nichts Seiendes wirklich existieren, denn das Potential für Existenz ist keine ausreichende Ursache für eben diese. Es stellt sich nun die Frage wie etwas bewegt werden soll, da eine Ursache als wirkliche (nicht nur potentielle) Tätigkeit vorausgesetzt sein muss. Da innerhalb des Kreislaufes von Ursache und Wirkung diese gleichmäßige und wirkliche Tätigkeit bestehen muss, (als beständiges und ewiges Prinzip) könnte man einen Rückschluss auf die erste sinnlich erkennbare, ewige Kreisbewegung des Fixsternhimmels führen. Dieser ist jedoch beweglich und somit als erste Instanz der Bewegung ausgeschlossen und muss selbst eine eigene (Bewegungs-)Ursache haben. Bezüglich dieses gesuchten Ursprungs sagt Aristoteles dass es also auch etwas geben muss, das bewegt. Da aber dasjenige, was bewegt wird und bewegt, ein Mittleres ist, so muss es auch ebenfalls etwas geben, das ohne bewegt zu werden, selbst bewegt, das ein ewiges Wesen und Wirklichkeit ist, wobei das Mittlere den Fixsternhimmel als zugleich bewegendes Subjekt und (vom Ersten Beweger) bewegtes Objekt bezeichnet. Diesbezüglich führt Aristoteles das als Ziel angestrebte, unbewegliche Wesen als oberstes Prinzip ein. An oberster Stelle steht die Vernunfttätigkeit, welche vom Intelligiblen bewegt wird. Dieses göttliche Wesen kann also sinnlich nicht wahrgenommen werden, ist jedoch durch die intelligiblen Fähigkeiten, über den Verstand als erste Ursache von Allem erkennbar. Die Abgrenzung und Überlegenheit dieses Wesens hinsichtlich deren, welche vergänglich und somit der Veränderung unterlegen sind, lässt sich anhand drei Bedingungen seiner absoluten Notwendigkeit festhalten. Darunter fällt unter anderem die gewalttätig erzwungene Notwendigkeit (gegen den Trieb), die unverzichtbare Voraussetzung für das Gute und das Absolute. Dass es also ein ewiges, unbewegtes, von dem Sinnlichen getrennt selbstständig existierendes Wesen gibt, ist aus dem Gesagten erläutert worden. Es ist aber zudem erwiesen, dass dieses Wesen keine Größe haben kann, sondern unteilbar und unzertrennlich ist. Auch ist erwiesen, dass es keiner Affektion und keiner Qualitätsveränderung unterworfen ist; denn alle übrigen Bewegungen folgen erst der Ortsbewegung nach.

Aristoteles wissenschaftliche Gottesvorstellung zeigt hier also die göttlichen Eigenschaften dieses Wesens auf: Ewigkeit, Unbeweglichkeit, als oberste (Ziel-)Ursache allem überlegen und vor allem unverzichtbar.

Betrachtet man nun in Form einer Kette von der ersten Bewegung an, die auf den unbewegten Beweger folgende (Bewegungs-)Instanz, so folgt der Fixsternhimmel, welcher ebenfalls unvergänglich, jedoch nicht unbeweglich ist. Dieser kann als das zweite Prinzip angesehen werden.

5. Die Tätigkeit des unbewegten Bewegers

Es stellt sich nun die Frage nach der Tätigkeit dieses unbewegten Bewegers, also wie dieser von ihm verursachte Bewegungsimpuls verursacht wird. Hinsichtlich dessen ist Aristoteles Verständnis vom Universum, spezifisch des Fixsternhimmels interessant. Die Himmelskörper, als Gegenstand der Astronomie, gehören den unvergänglichen Wesen an. Die erste, sinnlich wahrnehmbare, ewige Kreisbewegung ist die Bewegung der Gestirne. Jedoch stellt der Fixsternhimmel wie bereits erörtert nun nicht den gesuchten unbewegten Beweger dar, da dieser zwar unvergänglich, aber nicht unbeweglich ist.

[...]

Final del extracto de 13 páginas

Detalles

Título
Der "unbewegte Beweger" des Aristoteles. Eine Betrachtung der aristotelischen "Metaphysik"
Universidad
University of Cologne
Autor
Año
2017
Páginas
13
No. de catálogo
V377855
ISBN (Ebook)
9783668551848
ISBN (Libro)
9783668551855
Tamaño de fichero
533 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
aristoteles, metaphysik
Citar trabajo
Jolina Bauer (Autor), 2017, Der "unbewegte Beweger" des Aristoteles. Eine Betrachtung der aristotelischen "Metaphysik", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377855

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