In der gesamten Weltliteratur gibt es keine historische Figur, deren Leben so oft und so vielgestaltig verschriftlicht und erzählt wurde, wie es bei Alexander dem Großen (356–323 v. Chr.) der Fall ist. Der erste volkssprachliche Alexanderroman ist das um etwa 1120 erschienene, altfranzösische Epos Albérics de Pisançon, welcher allerdings nur als Fragment von 105 Versen überliefert wurde. Auf Albéric als Quelle beruft sich der Pfaffe Lambrecht, welcher um 1150 den Roman d’Alexandre aus dem Provenzalischen ins Deutsche mit moselfränkischem Dialekt übertrug.
Der Alexanderdichtung Lambrechts wird die Stellung als „Initialwerk“ zugesprochen, da sich mit ihm die Gattung der deutschsprachigen Schriftepik zu Beginn des 12. Jahrhunderts konstituiert. Zudem stellt sich der Alexanderroman „neben die religiös-gelehrte Buchliteratur, der bis dahin allein die Schriftlichkeit vorbehalten war“ , indem sie die Biographie einer Figur, welche als nicht geistlich wahrgenommen wird, von ihrer Geburt bis hin zu ihrem Tod schildert.
Während seines kurzen, dynamischen Lebens erlebt Alexander der Große zahlreiche Abenteuer; so trifft er während seiner Reise durch den Orient auf exotische Völker und Fabelwesen. Doch nicht nur die Fremden scheinen sonderbar, auch Alexander wird im Text als wunderlîch beschrieben, da er in seinem Aussehen einem Mischwesen ähnelt. Nur warum genau bedient sich Lambrecht tierischer Attribute bei der Beschreibung Alexanders? Was genau hat ihn dazu bewegt das „darstellerische Mittel der hybriden Gestalt“ zu wählen, welche die Fürstenidealität Alexanders Körper mit dem Schrecken der animalischen Züge seines Gesichts kombiniert? Im Folgenden soll zunächst das Aussehen Alexanders unter Zuhilfenahme der Tiersymbolik als Deutungshintergrund näher untersucht werden. Anschließend soll sich dem Kontext der Personenbeschreibung Lambrechts gewidmet werden, um letzten Endes Alexanders ambivalentes Wesen erschließen zu können. Leitend ist hierbei die These, dass die Zweigeteiltheit in der Beschreibung Alexanders direkt auf den ambivalenten Charakter Alexanders verweist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Hauptteil.
- Die Beschreibung Alexanders
- Königliche Herkunft...
- Die Geburt eines Helden......
- Das Pferd Buzival
- Die Erschließung von Alexanders ambivalentem Wesen....
- Fazit.
- Literaturverzeichnis......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Darstellung Alexanders des Großen im Straßburger Alexander, einem altdeutschen Epos des 12. Jahrhunderts, und untersucht, wie die Tiersymbolik in der Beschreibung seiner Person zum Verständnis seines ambivalenten Wesens beiträgt.
- Die Bedeutung der descriptio personarum in mittelalterlicher Literatur.
- Die Rolle der Tiersymbolik in der Charakterisierung Alexanders.
- Die Erschließung der Ambivalenz von Alexanders Wesen.
- Die Bedeutung des Straßburger Alexander als literarisches Werk.
- Die Rolle der Sprache und Metrik in der Beschreibung Alexanders.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung bietet einen Überblick über die Bedeutung von Alexander dem Großen in der Weltliteratur und stellt den „Straßburger Alexander“ als wichtigstes Werk der deutschsprachigen Alexanderdichtung vor. Sie erläutert die Besonderheit dieses Werks im Kontext der mittelalterlichen Literatur und führt die Relevanz der Tiersymbolik für die Analyse Alexanders Ambivalenz ein.
- Hauptteil: Der Hauptteil konzentriert sich auf die Beschreibung Alexanders im „Straßburger Alexander“, insbesondere auf die Verwendung von Tiersymbolen. Er analysiert die descriptio personarum und untersucht, wie die Tiermerkmale mit Alexanders königlicher Herkunft, seiner Geburt und seinem Aussehen verbunden sind.
- Fazit: Das Fazit fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und zeigt, wie die Tiersymbolik die komplexe und ambivalente Persönlichkeit Alexanders des Großen im „Straßburger Alexander“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Straßburger Alexander, Alexander der Große, Tiersymbolik, descriptio personarum, Ambivalenz, mittelalterliche Literatur, altdeutsche Literatur, Heldenliteratur, deutschsprachige Schriftepik, Lambrecht, Königliche Herkunft, Mischwesen.
- Citation du texte
- Jana Alena Jung (Auteur), 2015, Die descriptio personarum des "Straßburger Alexander" und die Erschließung seiner Ambiguität anhand der Tiersymbolik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377946