Inklusion und Exklusion von Ärzten im dritten Reich. Die Leistungen des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB)


Hausarbeit, 2016

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis / Gliederung

1) Einleitung

2) Niklas Luhmann Systemtheorie
a. Inklusion/Exklusion
b. Operativ geschlossene Systeme

3) Der Nationalsozialismus
a. Nationalsozialistischer Deutscher Ärztebund (NSDÄB)

4) Inklusionsleistung/ Exklusionsleistung des NSDÄB

5) Fazit

6) Literaturverzeichnis

1) Einleitung

Wer als Arzt im dritten Reich arbeiten wollte, der musste sich der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, kurz NSDAP, anschließen. Organisiert in dem ihr eng verbundenen Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB) ordneten sich Ärzte dem Nationalsozialistischen Gedankengut unter. Wer nicht Mitglied war, konnte nur schwer oder gar nicht als Arzt arbeiten. So stellte der NSDÄB im Sinne der von Gesellschaftstheoretiker Niklas Luhmann aufgestellten Systemtheorie eine enorme Inklusions- und Exklusionsleistung da. Daher stelle ich meine Hausarbeit unter das Thema:

Inklusion und Exklusion von Ä rzten im dritten Reich.

Da das Ziel der Arbeit ist, wie genau die von Luhmann beschriebene Inklusions- und Exklusionsleistung von statten ging, und welche Konsequenzen diese Maßnahmen für Ärzte hatte, trägt die Hausarbeit folgende Fragestellung:

Welche Inklusions- und Exklusionsleistung hat der Nationalsozialistische Deutsche Ä rztebund (NSD Ä B) in der Zeit des dritten Reiches geleistet?

Niklas Luhmann formuliert genauer, dass „mit zunehmender Gleichheit auch die Ungleichheit gestiegen“ (Drepper, 2003, 183) ist. Weiter spricht Luhmann von nicht immer gleich starker Abhängigkeit der Teilsysteme und unterschiedlich starken Formen von Inklusion und Exklusion. Diese Abhängigkeit der Teilsysteme ist im Beispiel dieser Hausarbeit ebenfalls gegeben, da sich der NSDÄB vom ideellen Gedankengut der NSDAP abhängig macht. Bezugnehmend auf die Systemtheorie beschreibt Thomas Drepper die geringen Überlebenschancen einzelner außerhalb jeder sozialen Zuordnung. (vgl. Drepper, 2004, 184) Auch hier kann ein Bezug zum NSDÄB hergestellt werden, da Medizinstudenten, die sich nicht dem NSDÄB anschlossen, nicht einmal die Möglichkeit hatten, ihr Studium zu Zeiten des NS- Regimes in Deutschland zu Ende zu führen. Gleichsamt standen sie mittelbar unter Verdacht, der Ideologie Adolf Hitlers zu widerstreben.

2) Systemtheorie

Die Systemtheorie war ein Versuch von Niklas Luhmann (1927 - 1998) eine völlig neue gesellschaftliche Universaltheorie zu schaffen bei der die Reduktion von Komplexität an erster Stelle steht. (vgl. Berghaus, 2004, 25) Diese Universaltheorie ist gekennzeichnet durch zahlreiche dicht aufeinander folgende Modellvorstellungen. Sämtliche Begriffe sind genau definiert, alle verfügen über einen hohen Grad an Abstraktion. Maßgeblich ist für Luhmann die Unterscheidung zwischen System und Umwelt.

Der oben genannte universelle Anspruch bezieht sich einerseits auf die umfangreiche Einbeziehung von gesellschaftlichen Teilbereichen und Disziplinen wie Biologie oder Psychologie. Andererseits ist auch die gesamte Welt enthalten. „Die gesamte Welt ist (…) als Umwelt sozialer Systeme“ (vgl. Berghaus, 2004, 25) zu verstehen.

Bestandteil der Systemtheorie sind die Begriffe Inklusion und Exklusion, auf die sich diese Arbeit fokussiert. Im folgenden Abschnitt werden diese Begriffe erläutert, bevor sie mit dem Nationalsozialismus in Punkt vier verknüpft werden.

2 a) Inklusion / Exklusion

„Die Unterscheidung Inklusion / Exklusion ist eine systeminterne Unterscheidung“ (Dieckmann, 2006, 107). Dabei sind „Inklusion und Exklusion zwei analoge Formen von Schließung“ (Dieckmann, 2006, 107). Die beiden Begrifflichkeiten Inklusion und Exklusion sind ganz grundlegend für Luhmanns Systemtheorie relevant, da sich das System primär gegen alles Äußere abschließt, was nicht zum System gehört.

So bedingen sich nach Luhmann Inklusion und Exklusion gegenseitig. Denn was nicht eingeschlossen ist (Inklusion) ist ausgeschlossen. Dies gilt aber ausdrücklich nur innerhalb des Systems selbst.

Ganz grundsätzlich ist der Begriff der Inklusion die Teilhabe von Personen an bestimmten Kommunikationen. Im System einer Gesellschaft ist eine Inklusion gleichzusetzen mit den Regeln, die eine Gesellschaft sich auferlegt. Luhmann bringt in diesem Zusammenhang auch den Begriff der Sozialintegration ins Spiel. (vgl. Drepper, 2004, 184) Dieser ist sehr eng mit der Inklusion verbunden. Denn wer die Bedingungen zur Inklusion (zum Beispiel in eine Gesellschaft oder in ein Teilsystem) erfüllt, der kann sich auch (in die Gesellschaft / in das Teilsystem) integrieren. Diese Inklusion und Integration erfolgt auf ganzer Linie und in der Regel nur in eben dieses eine Teilsystem / in eben diese eine Gesellschaft. Dies betrifft dann allerdings die Person in der gesamten Existenz, mit allen Facetten und (Kommunikations-) Möglichkeiten die das Individuum besitzt.

So ist dann die Exklusion eine Folge der Nichterfüllung von Teilnahmebedingungen. Diese Nichterfüllung hat ganz plastisch beschrieben die Folge der fehlenden kommunikativen Anbindung an soziale Systeme. Oder anders gesagt: Der Exkludierte kommt nicht mehr als Kommunikationsteilnehmer in Frage. Dies kann sich auf einzelne Kommunikationen, aber auch auf die Teilhabe an gesamten gesellschaftlichen Teilsystemen beziehen.

In funktional differenzierten Gesellschaften sind die Inklusions- und Exklusionsbedingungen andere. (vgl. Kneer & Nassehi, 2000, 158f). So eine Gesellschaft war zum Zeitpunkt der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland vorzufinden. Hier ist es kaum möglich, Personen nur einem Teilsystem zuzuordnen. Vielmehr gehören Personen verschiedenen Teilsystemen an. Eine Tatsache, die für ältere Gesellschaftsmodelle undenkbar gewesen wäre, da gesellschaftliche und persönliche Grenzen immer dieselben waren. Die Zugehörigkeit zu einem Teilsystem war daher alternativlos. Beispielhaft war der Landwirt einfach Landwirt und konnte darüber seinen gesellschaftlichen Stand genauso wie sein Verhältnis zu anderen problemlos selbst verorten. In funktional differenzierten Gesellschaften ist der Landwirt aber beispielsweise auch Wähler im Sinne des politischen Systems. Er muss also hier auch Entscheidungen fällen und sich mit der Funktionsweise des politischen Systems auseinandersetzen.

Daher spricht Luhmann vom „(…) Prinzip der Inklusion aller in alle Funktionssysteme“ (Kneer & Nassehi, 2000, 159). Jeder sollte danach Zugang zu allen Funktionssystemen haben, eine Familie gründen dürfen, wählen gehen und politische Prozesse mitgestalten dürfen.

Durch Inklusion und Exkldusion entstehen oft „Operativ geschlossene Systeme“. Dieser Begriff ist für die Hausarbeit von Bedeutung und wird im folgenden Abschnitt erläutert.

2 b) Operativ geschlossene Systeme

„ Als operativ geschlossen sollen Systeme bezeichnet werden, die zur Herstellung eigener Operationen auf das Netzwerk eigener Operationen angewiesen sind und in diesem Sinne sich selber reproduzieren. “ (Dieckmann, 2006, 109).

Schließt sich ein System selbst von der Außenwelt ab, muss sich das System selbst reproduzieren. Dies ist elementar, da durch Exklusion eine Hilfe zur Fortsetzung des Systems von außen nur schwer oder gar nicht möglich ist. So schafft sich auch das System seine Strukturen selbst. Es wird nicht auf externe Strukturdeterminanten zurückgegriffen. Wichtig ist aber laut Luhmann dennoch der Blick auf andere Systeme. (vgl. Dieckmann, 2006, 109f). Diese gelten vor allem als Negativbeispiele. Es wird versucht sich möglichst deutlich von ihnen abzugrenzen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Inklusion und Exklusion von Ärzten im dritten Reich. Die Leistungen des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB)
Hochschule
Universität Bielefeld  (Soziologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
15
Katalognummer
V377971
ISBN (eBook)
9783668555860
ISBN (Buch)
9783668555877
Dateigröße
1065 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
NSDÄB, Arzt, Ärzte, Inklusion, Exklusion, Drittes Reich, Gleichschaltung, Hitler, Nazis, Ärztebund, Zweiter Weltkrieg, 2. Weltkrieg
Arbeit zitieren
Christian Dresmann (Autor:in), 2016, Inklusion und Exklusion von Ärzten im dritten Reich. Die Leistungen des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377971

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