Hartmann von Aue zählt zu den bedeutenden Autoren höfischer Romane in deutscher Sprache. Der "Erec" reiht sich dabei in eine Kette höfisch-arturischer Ritter-Epen ein, die den einzelnen Ritter auf seinem Weg in die Idealität begleiten. Der Hauptkonflikt ist die Problematik des "verlîgen", welche die persönliche "êre" so stark schmälert, dass sich die Hauptfigur auf "Aventiure" begeben muss. Im Fokus dieser Arbeit stehen die sakralen Bezüge in der Welt, welche einen wesentlichen Interpretationsschwerpunkt im Hinblick auf die Identität sowohl der Figuren als auch der Rezipienten geben.
Die Frage nach der Säkularisierung stellt sich besonders in der Auseinandersetzung mit dem höfischen Roman. Der "Erec" Hartmann von Aues stammt aus dem 12. Jahrhundert und unterscheidet sich eindeutig von berühmten literarischen Texten des 11. Jahrhunderts. Nicht nur thematisch ist eine starke Veränderung innerhalb der literarischen Umsetzung erkennbar, es scheint tatsächlich eine Abkehr von religiös-bezogenen Kontexten zu geben. Auch tauchen neue Räume in den höfischen Romanen auf, die neue Werte und eine andere Ordnung der Welt für die Figuren transportieren.
Nichtsdestotrotz ist die Säkularisierung ein in der Forschung umstrittener Begriff. Von einer Trennung oder gar "Emanzipation" der irdischen Welt von der Religion kann hier sicherlich nicht gesprochen werden. Vielmehr scheint die Säkularisierung umgekehrt eine Sakralisierung irdischer Gegenstände und Objekte zu beinhalten, die ohne eine tiefgehende Hermeneutik schwer zu erkennen sind.
Im "Erec" finden sich unzählige Momente solcher Sakralisierung, die hier exemplarisch betrachtet werden sollen. Säkularisierung im Sinne eines Modernisierungsprozesses scheint dem Staat und der Gesellschaft die Orientierung an eigenen Werten und Regeln abseits religiöser Grundlagen zu ermöglichen, was sich auch im "Erec" zeigt. Im Hinblick auf solche Motive stellt sich die Frage, welche Wirkungen hinsichtlich der Ästhetik und Poetik von diesen ausgehen, und welche Bedeutung sie für den Rezipienten des Mittelalters einnehmen konnten.
Inhaltsverzeichnis
- Welche Bedeutung hat die Säkularisierung für die moderne Literaturwissenschaft des Mittelalters?
- Zwischen Spiritualität und weltlicher Körperlichkeit
- Säkularisierung oder Sakralisierung - was trifft auf den „Erec“ zu?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Bedeutung sakraler Bezüge und christlicher Motive im Erec-Roman von Hartmann von Aue vor dem Hintergrund des Säkularisierungsschubes im 12. Jahrhundert in Westeuropa. Sie untersucht, wie sich die religiöse und weltliche Sphäre im Roman gegenseitig beeinflussen und welche Rolle die christlichen Werte für das Verständnis des Romans spielen.
- Säkularisierung und ihre Bedeutung für die Literaturwissenschaft des Mittelalters
- Die Rolle von Spiritualität und weltlicher Körperlichkeit im „Erec“
- Die Verbindung von sakralen Motiven und höfischen Idealen im Roman
- Die Funktion von Rittertum und Aventiure im Kontext der christlichen Moral
- Die literarische Welt des Artusromans und ihre Bedeutung für das Verständnis des „Erec“
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Debatte um den Begriff der Säkularisierung in der Literaturwissenschaft des Mittelalters und untersucht, inwieweit der höfische Roman als Ausdruck einer Abkehr von religiösen Kontexten verstanden werden kann. Die Analyse bezieht sich auf die unterschiedlichen Perspektiven auf die Säkularisierung, von der harten Bruchtheorie bis hin zur Annahme getrennter Sphären von Staat und Kirche.
- Im zweiten Kapitel wird die Verbindung zwischen Spiritualität und weltlicher Körperlichkeit im „Erec“ anhand von Beispielen aus dem Text untersucht. Die Analyse betrachtet die Darstellung von Schönheit, Rache und Ehre im Kontext der christlichen Moral und zeigt, wie die Figuren des Romans zwischen religiösen und weltlichen Werten navigieren.
Schlüsselwörter
Säkularisierung, Sakralisierung, höfischer Roman, Artusroman, Hartmann von Aue, „Erec“, Spiritualität, Körperlichkeit, christliche Motive, Rittertum, Aventiure, Minne, religiöse Bezüge, mittelalterliche Literatur.
- Citation du texte
- Jennifer Braune (Auteur), 2016, Die Bedeutung der sakralen Bezüge und christlichen Motive im Erec-Roman. Eine Analyse vor dem Hintergrund des Säkularisierungsschubes im 12. Jahrhundert in Westeuropa, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378015