Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurzbiografie Gunnar Heinsohn
3. Hauptaussagen der Texte
3.1. Zentrale Konflikte
3.2. Forderungen Heinsohns
4. Konklusion
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In den vergangenen Jahren ist sowohl in den Familien als auch in der Politik der Ruf nach guter und umfassender Kinderbetreuung immer lauter geworden. Nicht nur durch die Ergebnisse der PISA-Studie wird zunehmend eine verbesserte früh- kindliche Betreuung und Bildung gefordert, womit der Erwartungsdruck wächst, dem Betreuungseinrichtengen ausgesetzt sind (vgl. Münchmeiner 2008: 108). Doch wie erfolgsbringend ist die Struktur dieser Betreuungseinrichtengen? Mit diesem Thema hat sich der deutsche Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Gunnar Heinsohn befasst. Folgend soll die Frage beantwortet werden, welche Konflikte durch die Rolle des Kindergartens als familienergänzende Institution entstehen und wie diese vermieden werden könnten... erörtert. ….Zu Beginn wird Gunnar Heinsohn kurz vorgestellt, anschließend soll der Fokus auf einen Text von Gunnar Heinsohn und Barbara Knieper gelegt werden. Es handelt sich um zwei Abschnitte aus Heinsohn und Kniepers Werk „Theorie des Kindergartens“ (S. 141-145 und S. 207-214). In dem Abschnitten stellen Heinsohn und Knieper die Konflikte dar, die durch die Rolle des Kindergartens als familienergänzende Einrichtung auftreten. Auf diese Konflikte soll näher eingegangen werden. Es handelt sich um zentralen Punkte, die von Heinsohn als hinderlich für eine gesunde Entwicklung der Kinder im Kindergarten bezeichnet werden: die Lohnerziehungsstruktur, die Kollektivierung und das Abgeschnittensein der Kinder von den Erwachsenenverrichtungen. Die Punkte werden einzeln erläutert, außerdem wird ein Beispiel aus einer Alltagssituation in einem Bremer Kindergarten dargestellt. Dies dient dazu, die Aussage Heinsohns, eine Kollektivierung der Kinder sei entwicklungshemmend zu unterstreichen und zu veranschaulichen. Im folgenden wird der Begriff Erzieher geschlechtsneutral benutzt und impliziert sowohl Erzieher als auch Erzieherinnen. Zunächst soll der Autor, Gunnar Heinsohn, vorgestellt werden und ein kurzer Überblick über seine Forschungsarbeiten gegeben werden.
2. Kurzbiografie Gunnar Heinsohn
Gunnar Heinsohn wurde 1943 in Gdynia, Polen geboren (Betz 1999: 73f.). Er wuchs als ältester von drei Geschwistern auf. Seinen Vater starb vor seiner Geburt. 1944 floh seine Mutter aus dem besetzten Polen nach Deutschland. 1964 absolvierte er das Abitur am Nordsee-Gymnasium St. Peter-Böhl. An der Freien Universität Berlin studierte Heinsohn Soziologie, Geschichte, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften und Religion. Es folgte das Doktorat in Soziologie (1973) und Wirtschaftswissenschaften (1982). 1976 bis 1978 lebte und arbeitete Heinsohn in Israel in verschiedenen Kibbuzim. Seit 1984 hatte Heinsohn einen Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Bremen inne, 1993 bis 2009 war er anschließend am Raphael-Lemkin-Institut für Xenophobie und Genozidforschung tätig. Aktuell lebt Heinsohn als emeritierter Professor in Bremen mit seiner Familie. …..Schwerpunkt seiner zahlreichen Publikationen (900 Titel, einschließlich 30 Monographien) sind ökonomische und religiöse Themen, Vorschulerziehung, Geschichte und Theorie der Bevölkerung und Genozidforschung. Es liegen auch Arbeiten zur Kriegs- und Demografieforschung vor. …
Näher eingegangen werden soll nun auf zwei Abschnitte aus Heinsohns und Kniepers Werk „Theorie des Kindergartens und der Spielpädagogik“ (S. 141-145 und S. 207-214). Es soll die Bedeutung der frühkindlichen Erziehungseinrichtungen als familienergänzende Funktion dargestellt werden, außerdem sollen relevante Begriffe erläutert werden.
3. Hauptaussagen der Texte
Es sollen nun die zentralen Aussagen des Abschnittes „An welcher Fragestellung die Strukturanalyse des Kindergartens weitergeführt werden kann“, widergegeben werden. Der Text stammt aus der „Theorie des Kindergartens und der Spielpädagogik“ von Heinsohn und Knieper. …..Die Struktur des Kindergartens kann sich – entgegen seiner Intentionen - negativ auf die „psychische Selbststabilisierung der Kinder“ (Heinsohn, Knieper 1975: 207) auswirken und ihre Entwicklung beeinträchtigen. Dies geschieht laut Heinsohn vor allem durch die Auswirkung der Lohnerziehung, der Kollektivstruktur und dem Abgeschnittensein von den Erwachsenenverrichtungen (vgl. Abschnitt 3.1). … Es soll zunächst noch auf die zwei Curriculatypen eingegangen werden, die Heinsohn unterscheidet (Heinsohn, Knieper 1974: 226). Dies ist notwendig, da die Begriffe essentiell für das Verständnis der nachfolgenden Textabschnitte sind. Unterschieden werden geschlossene und offene Curricula. Geschlossene oder harte Curricula zeichnen sich durch einen methodischen Ablauf des Lernprozesses und einer genauen Festlegung der gewünschten Lernziele und -inhalte aus. Offene oder weiche Curricula sind prozessorientiert, der Lehrer entscheidet selbstbestimmt, welche Lehrinhalte vermittelt werden. Es soll nun auf die Konflikte eingegangen werden, die durch die Rolle des Kindergartens als familienergänzende Einrichtung auftreten können.
3.1. Zentrale Konflikte
Charakteristisch für den Kindergarten ist laut Heinsohn seine Aufmachung als Fabrik oder Bewahranstalt (Heinsohn, Knieper 1975: 142). Es handelt sich um eine Form der kollektiven Erziehung, die sich als sehr problematisch, sogar hinderlich für die Entwicklung der Kinder auswirken kann. Besonders die Rolle des Kindergartens als familienergänzende Einrichtung birgt viele Konflikte.
Besonders hinderlich an der Struktur des Kindergarten sind folgende Punkte (Heinsohn, Knieper 1975: 207f.):
1. Die Lohnerziehung
1. Die Kollektivierung
2. Das Abgeschnittensein von den Erwachsenenverrichtungen
Es soll nun auf die einzelnen Punkte näher eingegangen werden. Durch die Lohnerziehungsstruktur wird das individuelle Interesse am Kind beschränkt, die Erzieher haben eine „möglichst schonende Verausgabung ihrer Arbeitskraft“ (ebd.) im Laufe des Arbeitstages zum Ziel. Dementsprechend werden kindliche Verhaltensweisen unterbunden, die psychisch oder physisch anstrengend für den Erzieher sind. Es kommt zu einer gewissen „Gleichgültigkeit der Erzieher dem Kind gegenüber“ (ebd.). Somit überwiegt das Selbstinteresse der Erzieher dem Interesse am Kind.
…..Auch ist der Erzieher sogar bei offenem Curricular (zur Begriffsdefinition vgl. Punkt 3.), „keineswegs frei“(ebd.: 141): es gibt festgelegte Erziehungszeiten wie Beginn und Ende der Betreuungszeit sowie Mittags- oder Essenspausen. Somit ist die Zuwendung, die die Erzieher den Kindern zu teil werden lassen können, an Zeit gebunden. Dies ist für Kinder nur schwer nachvollziehbar. Heinsohn betont deshalb, dass Zuwendung keineswegs zeitlich begrenzt werden sollte (ebd.).
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