1. Einleitung
Eines der bedeutendsten Ereignisse der deutschen Nachkriegsgeschichte war zweifelsohne der Aufstand der Bevölkerung der DDR gegen die "Diktatur des Proletariats" 1 im Juni 1953. Der 17. Juni steht hierbei synonym für einen Zeitraum von sieben Tagen 2 , in dem sich der Unmut der Bevölkerung über eine Staatsführung entlud, der viel mehr an der Sicherung ihrer Machtansprüche, als an der Einbeziehung der Bedürfnisse ihrer Bürger in den Prozess der politischen Entscheidungsfindung gelegen war.
Die Existenz der politischen Führungskaste der DDR beruhte Anfang der fünfziger Jahre im Wesentlichen auf der Tragkraft von zwei Pfeilern - zum einen auf der ideologischen und materiellen Abhängigkeit von der sowjetischen Besatzungsmacht und zum anderen auf der Arbeit eines Überwachungsapparates, der die Bevölkerung nur mittels restriktiver Maßnahmen in Schach zu halten vermochte. Insbesondere die enge Verknüpfung der Staats-und Parteiführung der DDR mit der Ideologie und der Person des sowjetischen Vorsitzenden des Ministerrats Joseph Wissarionowitsch Stalins 3 war ein Garant für den Machterhalt derselben. Aufgrund dieser Verknüpfung waren die Geschicke der DDR auch unmittelbar von den politischen Veränderungen in der UdSSR nach dem Tode Stalins betroffen. Die Regimeführung wurde entgegen ihrer eigenen Überzeugung genötigt, den eingeschlagenen stalinistischen Kurs zu verlassen und eine moderatere, den tatsächlichen Bedingungen innerhalb der DDR angepasste Politik zu vertreten. Gerade dieser Wandel aber, von der Propaganda als "Neuer Kurs" gepriesen, demaskierte die Staatsführung der DDR als hörige Vollstrecker sowjetischer Interessen. Angesichts der offensichtlichen Führungsschwäche hegten daher viele Bürger der DDR die Annahme, der Untergang des "Ersten Arbeiter- und Bauerstaates auf deutschem Boden" 4 sei nunmehr nur noch eine Frage der Zeit. Weitere politische Fehlentscheidungen forcierten diese Auffassung noch und führten schließlich zu Streiks und Massenprotesten auf dem Staatsgebiet der DDR. Nur durch die Verhängung des Ausnahmezustandes in 167 von 217 Landkreisen durch die sowjetische Besatzungsmacht gelang es schließlich den Aufstand niederzudrücken. Die Rolle der sowjetischen Besatzer in Ostdeutschland im Zusammenhang mit dem Volksaufstand vom 17. Juni ist bereits mehrfach zum Gegenstand geschichtswissenschaftlicher Untersuchungen geworden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Aufbau
- 1.2. Forschungsstand
- 1.3. Quellen
- 2. Das Ministerium für Staatssicherheit bis 1953
- 2.1. Die Entstehungsgeschichte des MfS
- 2.2. Der personelle Aufbau des Mfs
- 2.3. Die Arbeitsweise des MfS
- 2.4. Das Verhältnis von MfS und SED
- 2.5. Die Justiz und das MfS
- 3. Das MfS und der 17. Juni 1953
- 3.1. Der 17. Juni im Bezirk Rostock - Vorgeschichte und Verlauf
- 3.2. Konnte das MfS den Aufstand voraussehen?
- 3.3. Wie verhielt sich das MfS während des Aufstandes?
- 3.4. Die unmittelbaren Reaktionen das MfS auf den Aufstand
- 3.5. Das MfS in der Krise und der Sturz Zaissers
- 4. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Reaktionen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) auf den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. Dabei wird insbesondere der Fokus auf die Ereignisse im Bezirk Rostock gelegt, um Rückschlüsse auf die gängige Praxis des MfS in anderen Teilen der DDR zu ermöglichen.
- Die Entstehungsgeschichte des MfS und seine Verknüpfung mit der sowjetischen Besatzungsmacht
- Der personelle Aufbau und die Arbeitsweise des MfS
- Das Verhältnis zwischen dem MfS und der SED
- Die Rolle des MfS im Vorfeld, während und nach dem Volksaufstand
- Die Auswirkungen des Volksaufstandes auf das MfS
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Bedeutung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 und die Forschungslücke zur Rolle des MfS in diesem Kontext beleuchtet. Anschließend werden in Kapitel 2 die Entstehung, der personelle Aufbau und die Arbeitsweise des MfS sowie dessen Verhältnis zur SED und zur Justiz dargestellt.
Kapitel 3 befasst sich mit den Ereignissen im Vorfeld, während und nach dem Volksaufstand, insbesondere im Bezirk Rostock. Es wird untersucht, ob das MfS den Aufstand voraussehen konnte, wie es sich während des Aufstandes verhielt und wie es auf die Niederschlagung reagierte.
Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Forschungsergebnisse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselthemen Ministerium für Staatssicherheit (MfS), Volksaufstand vom 17. Juni 1953, Bezirk Rostock, DDR, SED, sowjetische Besatzungsmacht, Überwachungsapparat, politische Repression und Geschichte der DDR.
- Quote paper
- Christian Strobelt (Author), 2004, Der 17. Juni 1953 und das Ministerium für Staatssicherheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37832