Hexenverfolgungen und Hexenprozesse stellen ohne Zweifel ein dunkles Kapitel in der menschlichen Geschichte dar. In den vergangenen Jahren ist eine Fülle von Literatur zu diesem Thema erschienen; verschiedenste Teildisziplinen der Wissenschaft sind auf der Suche nach möglichen Ursachen und Erklärungen für die, wie sie Gerhard Schormann definierte, „nach den Judenverfolgungen größte nicht kriegsbedingte Massentötung von Menschen durch Menschen“1. Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit dem ersten Hexenprozess in Dieburg, der im Jahre 1596 – in der Regierungszeit des Kurfürsten Wolfgang von Dalberg (1582-1601) – seinen Anfang nahm. Ein genauer Zeitpunkt für das Einsetzen der Prozesse im Kurfürstentum Mainz kann nicht exakt definiert werden; der erste belegbare Prozess fand im Jahre 1534 statt. Insgesamt lassen sich im Kurstaat vier große Wellen von Hexenprozessen ermitteln, die um das Jahr 1596 begannen. Somit fällt der erste Dieburger Prozess genau in die Zeit, in der sich im Kurfürstentum Mainz und auch in anderen Regionen Deutschlands die Hexenverfolgungen häuften. Nachfolgend wird die Entstehung und Entwicklung des ersten Hexenprozesses in Dieburg dargestellt. Unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse der Geschichtsforschung wird der „Weg“ einer Hexe vom ersten Zaubereiverdacht bis zum Prozess dokumentiert und mit dem Dieburger Fall verglichen. Ziel der Untersuchung ist die Frage, ob dieser erste Prozess bereits typische Elemente eines Hexenprozesses enthält bzw. ob es sich überhaupt um einen Hexen-Prozess als solchen handelt. Maßgebliche Quellengrundlage dieser Arbeit ist die im Jahre 1989 erschienene Monographie „Hexenprozesse in Dieburg 1596-1630“ von Heinz und Margarethe Emslander. In diesem Werk sind die wichtigsten Texte aus dem Schriftverkehr der Behörden enthalten und wurden von den Verfassern in eine allgemein verständliche Sprache übertragen. Unklar bleibt in dieser Darstellung jedoch, an welcher Stelle der eigentliche Quellentext beginnt und welche Passagen von den Verfassern stammen. 1 Schormann, S. 5.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der erste Hexenprozess in Dieburg
- Der Weg einer Hexe – vom Verdacht zum Prozess
- Verdacht und Beschuldigung
- Der Prozess - Strafrechtliche Grundlagen
- Die Vorverhandlung – Sammlung der Indizien
- Die Hauptverhandlung – Gütliches und peinliches Verhör
- Das Ende des Prozesses
- Bemerkungen zur Hauptverhandlung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den ersten Hexenprozess in Dieburg im Jahre 1596. Sie analysiert die Entwicklung des Prozesses von den ersten Verdächtigungen bis zum Abschluss und untersucht, ob dieser Prozess bereits typische Elemente eines Hexenprozesses enthält oder ob es sich überhaupt um einen Hexenprozess als solchen handelt.
- Der Verlauf des ersten Hexenprozesses in Dieburg
- Die Rolle des Nachbarschaftsstreits als Auslöser des Prozesses
- Die Beweisführung und die Anwendung der Folter im Prozess
- Die rechtlichen Grundlagen und die Rolle der Behörden
- Die typischen Elemente eines Hexenprozesses in der Frühen Neuzeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext von Hexenverfolgungen und Hexenprozessen dar und führt in das Thema des ersten Hexenprozesses in Dieburg ein. Das zweite Kapitel beschreibt den Auslöser des Prozesses, einen Nachbarschaftsstreit zwischen dem Ziegler Ewald Schütz und dem Ratsverwandten Martin Stoffel. Das dritte Kapitel analysiert den Weg einer Hexe vom ersten Zaubereiverdacht bis zum Prozess. Dabei werden die verschiedenen Phasen des Prozesses, wie die Verdächtigungen, die Vorverhandlung und die Hauptverhandlung, beleuchtet. In diesem Zusammenhang werden die rechtlichen Grundlagen des Prozesses sowie die Anwendung der Folter untersucht.
Schlüsselwörter
Hexenprozess, Dieburg, Nachbarschaftsstreit, Zauberei, Verdacht, Folter, Prozessrecht, Strafrecht, Frühe Neuzeit, Kurfürstentum Mainz, Quellenforschung
- Arbeit zitieren
- Florian Hoffarth (Autor:in), 2002, Der erste Hexenprozess in Dieburg - ein "typischer" Hexenprozess?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37846