Im Frühjahr 2010 sitzen sich im Museum of Modern Art (MoMA) in New York zwei Menschen an einem Tisch gegenüber und tun weder etwas, noch sprechen sie miteinander. Den Reaktionen der auf den Stühlen sitzenden Personen nach zu urteilen, scheint dennoch viel in Bewegung zu geraten. Es handelt sich um die 1946 im ehemaligen Jugoslawien geborene Performance-Künstlerin Marina Abramović auf der einen und wechselnde Besucherinnen und Besucher des MoMA auf der anderen Seite des Tisches. Das gemeinsame Nichttun und Schweigen findet im Rahmen ihrer Performance „The Artist Is Present“ statt.
Nicht(s)tun, Nichthandeln und Nichtssagen. Häufig geht mit diesen Begriffen in unseren Breitengraden eine negative Konnotation einher, die nicht selten mit Passivität oder Faulheit in Verbindung gebracht werden. Im fernöstlichen Verständnis offenbart sich eine vollkommen andere Sichtweise von Handlungskonzeptionen als in der westlich geprägten philosophischen Tradition. Nicht das ereignisreiche, aktivistische Tun führt in erster Linie zu Wirksamkeit, sondern das zunächst als Gegenteil erscheinende Nichttun. Im Zuge der Frage, ob und unter welchen Bedingungen das Schweigen, Unterlassen und Nichttun in Abramovićs „The Artist Is Present“ ebenso performativ wirksam werden kann, wie Sprechakte und Handlungen, scheint dieser Blick spannende Perspektiven zu eröffnen, die in vorliegender Arbeit im Zuge einer analytischen Auseinandersetzung näher untersucht werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- ,,Marina Abramović - The Artist Is Present"
- Die anvisierte Wirkung im europäischen Kontext
- Wirksamkeit als Konsequenz in der daoistisch geprägten Philosophie ....
- Das Prozessdenken als zentrales Merkmal
- Die Prozesshaftigkeit in „The Artist Is Present"
- wu wei: nichts tun und nichts wird nicht getan.
- Elemente des wu-wei-Prinzips in Marina Abramovićs „The Artist Is Present".
- Das Potential der Leere...
- Die Funktion der Leere bei Marina Abramović
- Das Prozessdenken als zentrales Merkmal
- Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Performance „The Artist Is Present" von Marina Abramović unter dem Aspekt der Wirksamkeit des performativen Nichttuns. Der Fokus liegt dabei auf der Verbindung von Abramovićs Performance mit Konzepten aus der daoistischen Philosophie, insbesondere dem Prinzip des „wu wei“. Ziel ist es, die Wirksamkeit des Nichttuns im europäischen Kontext und im Zusammenhang mit der Performance von Marina Abramović zu untersuchen.
- Analyse der Wirksamkeit des performativen Nichttuns in „The Artist Is Present“
- Verknüpfung von Abramovićs Performance mit dem daoistischen Prinzip des „wu wei“
- Bedeutung des Prozessdenkens und der Leere in „The Artist Is Present“
- Zusammenhänge zwischen östlichen und westlichen Handlungskonzeptionen im Kontext der Performance
- Der Einfluss des performativen Nichttuns auf das Publikum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Problematik des performativen Nichttuns dar, die im Zentrum der Analyse von Marina Abramovićs „The Artist Is Present“ steht.
- ,,Marina Abramović - The Artist Is Present": Dieses Kapitel beschreibt die Performance „The Artist Is Present" von Marina Abramović, die im Museum of Modern Art in New York im Jahr 2010 stattfand. Es beschreibt den Ablauf der Performance und beleuchtet erste Aspekte der Wirksamkeit des Nichttuns im Kontext der Performance.
- Die anvisierte Wirkung im europäischen Kontext: In diesem Kapitel wird die Bedeutung des performativen Nichttuns im europäischen Kontext beleuchtet. Der Autor untersucht die Konnotationen von Nichtstun und Passivität in der europäischen Kultur und stellt den Gegensatz zu daoistischen Handlungskonzeptionen heraus.
- Wirksamkeit als Konsequenz in der daoistisch geprägten Philosophie: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse von daoistischen Handlungskonzeptionen und deren Bedeutung für das Verständnis des performativen Nichttuns. Dabei werden die Konzepte des Prozessdenkens und des „wu wei“ im Kontext der Performance „The Artist Is Present“ untersucht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem performativen Nichttun im Kontext der Performance „The Artist Is Present“ von Marina Abramović. Schlüsselbegriffe sind: Performance-Kunst, Marina Abramović, „The Artist Is Present“, Performativität, Nichttun, Wu Wei, daoistische Philosophie, Prozessdenken, Leere, Wirkung, Publikum, europäischer Kontext.
- Citation du texte
- Ariadne Stickel (Auteur), 2017, Perspektiven der Wirksamkeit des performativen Nichttuns am Beispiel von Marina Abramovics "The Artist Is Present", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378668