Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die (Gemeinde-)Psychiatrie vor dem Hintergrund des personzentrierten Ansatzes zu analysieren.
Die Forschungsfrage dieser Untersuchung lautet: Wie stellt sich die Entwicklung der (Gemeinde-)Psychiatrie vor dem Hintergrund des personzentrierten Ansatzes dar und welche Bezüge lassen sich zwischen dem personzentrierten Ansatz und der (Gemeinde-) Psychiatrie – im Hinblick auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten – herstellen. Es soll vor allem der Frage nachgegangen werden, welche (gemeinde-)psychiatrischen Entwicklungen sich im Hinblick auf eine subjektorientierte – an dem personzentrierten Ansatz angelehnten – Psychiatrie identifizieren lassen.
Mein Untersuchungsmaßstab ist der personzentrierte Ansatz. Meinen Untersuchungsgegenstand bildet, wie bereits angedeutet, die (Gemeinde-)Psychiatrie.
Bei einer ersten Recherche zu diesem Thema stellte ich (überraschenderweise) fest, dass der personzentrierte Ansatz nach Carl Rogers als auch C. Rogers selbst in der Psychiatrie nur selten explizit Erwähnung findet. Somit besteht die Herausforderung dieser Untersuchung vor allem darin, den personzentrierten Ansatz zu dem Untersuchungsgegenstand der (Gemeinde-)Psychiatrie in Bezug zu setzen. Da es sich bei dem personzentrierten Ansatz in erster Linie um einen Beratungs- und Therapieansatz handelt, die Psychiatrie hingegen unter anderem in ihrer konzeptionellen Vielfalt betrachtet werden soll, wird der personzentrierte Ansatz und seine impliziten – über das konkrete Beziehungsangebot hinausgehenden – (anthropologischen) Annahmen, auf das psychiatrische System übertragen. Wie bereits der Titel dieser Masterthesis konstatiert, soll hierbei besonders die dem personzentrierten Ansatz implizite, sich um Subjektorientierung bemühende Sichtweise auf den Menschen in den Fokus der Untersuchung rücken. Die Subjektorientierung – als Gütekriterium des personzentrierten Ansatzes – bildet den einen Pol der Untersuchung, dessen Gegenpol der Mensch als Objekt – mit all seinen im Rahmen der Untersuchung weiter aufgeführten Implikationen – entgegensteht. Zwischen diesen beiden Polen sollen in der vorliegenden Untersuchung die verschiedenen Ansätze und Strukturen der (Gemeinde-) Psychiatrie positioniert und reflektiert werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Forschungsinteresse
- 1.2 Forschungsdesign
- 1.3 Aufbau der Masterthesis
- 2 Der Mensch als „Objekt“ – im psychiatrischen System
- 2.1 Was ist die Psychiatrie
- 2.2 Geschichte der Psychiatrie
- 2.3 Behandlungsgrundlage und Therapieformen
- 2.3.1 Diagnostik und Krankheitsverständnis
- 2.3.2 Psychopharmakotherapie und Psychotherapie
- 2.4 Institutionelle Rahmenbedingungen
- 2.4.1 Aufgaben und rechtliche Rahmenbedingungen
- 2.4.2 Macht, Zwang und Gewalt
- 2.4.3 Exkurs: Ökonomische Einflüsse
- 3 Der Mensch als Subjekt – im personzentrierten Ansatz
- 3.1 Wurzeln des personzentrierten Ansatzes
- 3.2 Philosophische Grundlagen und Menschenbild
- 3.3 Persönlichkeitstheorie
- 3.4 Störungstheorie / Carl Rogers Verhältnis zur Diagnostik
- 3.5 Beratungs- und Therapietheorie
- 4 Subjektorientierung in der (Gemeinde-)Psychiatrie
- 4.1 Der Paradigmenwechsel
- 4.1.1 Anthropologische Psychiatrie
- 4.1.2 Die Antipsychiatrie
- 4.1.3 Die Psychiatriereform
- 4.1.4 Exkurs: Soteria
- 4.2 Die Gemeindepsychiatrie
- 4.2.1 Warum Gemeindepsychiatrie?
- 4.2.2 Der gemeindepsychiatrische Verbund
- 4.2.3 Subjektorientierte Behandlungsansätze
- 4.3 Das Herner Modell
- 4.3.1 Verzicht auf Aufnahmestationen und Offene Türen
- 4.3.2 Heterogenität
- 4.3.3 Das Atelier
- 4.3.4 Die Delegiert_innen/ Krisenassistent_innen
- 4.3.5 Das Jakobus Weg Projekt
- 5 Auswertung und kritische Reflexion
- 5.1 Auswertung
- 5.2 Kritische Reflexion der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit analysiert die Entwicklung der Gemeindepsychiatrie im Kontext des personzentrierten Ansatzes, insbesondere am Beispiel Herne. Sie untersucht die Beziehung zwischen dem personzentrierten Ansatz und der Gemeindepsychiatrie, indem sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeitet. Der Fokus liegt auf der Identifizierung gemeindepsychiatrischer Entwicklungen, die eine subjektorientierte, am personzentrierten Ansatz orientierte Psychiatrie widerspiegeln.
- Entwicklung der Gemeindepsychiatrie
- Der personzentrierte Ansatz nach Carl Rogers
- Subjektorientierung in der Psychiatrie
- Das Herner Modell der Gemeindepsychiatrie
- Vergleich zwischen objekt- und subjektorientierten Ansätzen in der Psychiatrie
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung beschreibt das Forschungsinteresse des Autors, das aus seiner beruflichen Tätigkeit im ambulant betreuten Wohnen in Herne resultiert. Er betont die Ambivalenz des psychiatrischen Systems zwischen einem oft als menschenfeindlich wahrgenommenen System und personzentrierten Ansätzen in der Gemeindepsychiatrie, insbesondere in Herne. Die Forschungsfrage befasst sich mit der Entwicklung der Gemeindepsychiatrie vor dem Hintergrund des personzentrierten Ansatzes und dem Vergleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Die Methode besteht darin, den personzentrierten Ansatz auf das psychiatrische System zu übertragen und die Subjektorientierung als Gütekriterium zu untersuchen.
2 Der Mensch als „Objekt“ – im psychiatrischen System: Dieses Kapitel beleuchtet die Psychiatrie als System, das den Menschen oft als Objekt behandelt. Es beschreibt die Geschichte der Psychiatrie, ihre Behandlungsmethoden (inklusive Diagnostik, Psychopharmakotherapie und Psychotherapie) und die institutionellen Rahmenbedingungen, die Machtstrukturen, Zwang und Gewalt beinhalten. Ökonomische Einflüsse werden ebenfalls thematisiert. Das Kapitel zeichnet ein Bild der Psychiatrie, das die Herausforderungen und Defizite in Bezug auf die Würde und Selbstbestimmung des Patienten aufzeigt.
3 Der Mensch als Subjekt – im personzentrierten Ansatz: Im Gegensatz zum vorherigen Kapitel fokussiert dieses auf den personzentrierten Ansatz nach Carl Rogers. Es beschreibt die Wurzeln, die philosophischen Grundlagen, die Persönlichkeitstheorie, die Störungstheorie (und Rogers' Verhältnis zur Diagnostik) sowie die Beratungs- und Therapietheorie. Das Kapitel betont die Subjektorientierung und den Respekt vor der Selbstbestimmung des Individuums als Kernprinzipien des personzentrierten Ansatzes.
4 Subjektorientierung in der (Gemeinde-)Psychiatrie: Dieses Kapitel untersucht den Paradigmenwechsel in der Psychiatrie, der von einer objektorientierten hin zu einer subjektorientierten Perspektive führt. Es analysiert die Entwicklung der Gemeindepsychiatrie, einschließlich der Gründe für ihren Aufstieg und die Struktur des gemeindepsychiatrischen Verbundes. Schließlich beschreibt es das Herner Modell als Beispiel für eine subjektorientierte Gemeindepsychiatrie, detailliert seine Besonderheiten wie den Verzicht auf Aufnahmestationen, die Heterogenität der Angebote, das Atelier, die Krisenassistenten und das Jakobus Weg Projekt.
Schlüsselwörter
Gemeindepsychiatrie, Personzentrierter Ansatz, Carl Rogers, Subjektorientierung, Objektivierung, Psychiatriegeschichte, Herner Modell, Psychiatriereform, Antipsychiatrie, Ambulant Betreutes Wohnen, Macht, Zwang, Gewalt.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Masterarbeit: Subjektorientierung in der Gemeindepsychiatrie am Beispiel Herne
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert die Entwicklung der Gemeindepsychiatrie im Kontext des personzentrierten Ansatzes, insbesondere am Beispiel des Herner Modells. Sie untersucht die Beziehung zwischen dem personzentrierten Ansatz und der Gemeindepsychiatrie, indem sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeitet und gemeindepsychiatrische Entwicklungen identifiziert, die eine subjektorientierte Psychiatrie widerspiegeln.
Welche Forschungsfrage wird behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage befasst sich mit der Entwicklung der Gemeindepsychiatrie vor dem Hintergrund des personzentrierten Ansatzes und dem Vergleich von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen objekt- und subjektorientierten Ansätzen in der Psychiatrie.
Welche Methode wird angewendet?
Die Methode besteht darin, den personzentrierten Ansatz auf das psychiatrische System zu übertragen und die Subjektorientierung als Gütekriterium zu untersuchen. Das Herner Modell dient als Fallbeispiel.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Psychiatrie, die Kritik an der Objektivierung von Patienten, den personzentrierten Ansatz nach Carl Rogers, die Entwicklung der Gemeindepsychiatrie, den Paradigmenwechsel in der Psychiatrie (Anthropologische Psychiatrie, Antipsychiatrie, Psychiatriereform), das Herner Modell mit seinen spezifischen Merkmalen (Verzicht auf Aufnahmestationen, Heterogenität der Angebote, Atelier, Krisenassistenten, Jakobus Weg Projekt) und einen Vergleich zwischen objekt- und subjektorientierten Ansätzen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Der Mensch als „Objekt“ im psychiatrischen System, Der Mensch als Subjekt im personzentrierten Ansatz, Subjektorientierung in der (Gemeinde-)Psychiatrie und Auswertung und kritische Reflexion. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Thematik, wobei das vierte Kapitel sich intensiv mit dem Herner Modell auseinandersetzt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gemeindepsychiatrie, Personzentrierter Ansatz, Carl Rogers, Subjektorientierung, Objektivierung, Psychiatriegeschichte, Herner Modell, Psychiatriereform, Antipsychiatrie, Ambulant Betreutes Wohnen, Macht, Zwang, Gewalt.
Was ist der personzentrierte Ansatz nach Carl Rogers?
Der personzentrierte Ansatz nach Carl Rogers betont die Subjektorientierung und den Respekt vor der Selbstbestimmung des Individuums. Er beschreibt die Wurzeln, philosophischen Grundlagen, Persönlichkeitstheorie, Störungstheorie (und Rogers' Verhältnis zur Diagnostik) sowie die Beratungs- und Therapietheorie dieses Ansatzes.
Was ist das Besondere am Herner Modell der Gemeindepsychiatrie?
Das Herner Modell zeichnet sich durch seinen Verzicht auf Aufnahmestationen und offene Türen aus. Es bietet heterogene Angebote, beinhaltet ein Atelier, setzt auf Krisenassistenten und das Jakobus Weg Projekt. Es dient als Beispiel für eine subjektorientierte Gemeindepsychiatrie.
Wie wird der Vergleich zwischen objekt- und subjektorientierten Ansätzen in der Psychiatrie durchgeführt?
Der Vergleich wird durch die Gegenüberstellung des psychiatrischen Systems als oft objektivierendes System und des personzentrierten Ansatzes als subjektorientierten Ansatz durchgeführt. Das Herner Modell dient als Beispiel für die Umsetzung subjektorientierter Prinzipien in der Praxis.
- Arbeit zitieren
- Master of Arts David Hentschel (Autor:in), 2016, Vom Objekt zum Subjekt. Die (Gemeinde-)Psychiatrie vor dem Hintergrund des personzentrierten Ansatzes am Beispiel der Stadt Herne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378672