Partnerwahl - Befunde und Theorien


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2002

20 Pages


Extrait


Inhalt

1 Einleitung

2 Ausgewählte Befunde zur Partnerwahl
2.1 Psychisch-soziale Voraussetzungen für die Partnerwahl
2.2 Allgemeine Befunde der Attraktionsforschung
2.3 Befunde zur Partnerwahl hinsichtlich romantischer Beziehungen
2.3.1 Ähnlichkeit zwischen den Partnern
2.3.2 Geschlechtspezifische Präferenzen bei der Partnerwahl

3 Erklärungsmodelle
3.1 Soziobiologie und Evolutionspsychologie
3.1.1 Paarungswert
3.1.2 Kin Recognition
3.2 Austauschtheorien
3.2.1 Prinzip der Ausgewogenheit: Das Equity-Modell
3.2.2 Equity und Partnerwahl

4 Zusammenfassung und Ausblick

Literatur

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“

„Gegensätze ziehen sich an.“

„Gleich und Gleich gesellt sich gern.“

„Der stärkere Hund kriegt die Hündin.“

1 Einleitung

Schon die zahlreichen bekannten Zitate und Binsenweisheiten weisen darauf hin, welch große Bedeutung Fragen der Partnerwahl im alltäglichen Leben des Menschen haben. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die wissenschaftliche Forschung sich dieses Themas relativ ausführlich angenommen hat.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Übersicht von psychologisch relevanten Befunden und Theorien zur menschlichen Partnerwahl zu skizzieren. Zunächst werden die wichtigsten diesbezüglichen, empirisch gesicherten Phänomene dargestellt, der folgende Teil präsentiert und diskutiert theoretische Erklärungsmodelle.

2 Ausgewählte Befunde zur Partnerwahl

2.1 Psychisch-soziale Voraussetzungen für die Partnerwahl

Es ist klar, dass vor der eigentlichen Partnerwahl der Kontakt, das Zusammentreffen der potentiellen Partner stehen muss[1]. Die Wahrscheinlichkeit dieses Zusammentreffens wird jedoch bereits von einer Reihe von Faktoren beeinflusst.

Hier sind als erstes Aspekte der räumlichen Nähe wie z.B. der Wohngegend zu nennen. Personen, die in unterschiedlichen Städten, Ländern oder gar Erdteilen leben haben eine weitaus geringere Kontaktwahrscheinlichkeit als solche, die in der gleichen Stadt, dem gleichen Viertel oder der gleichen Straße wohnen. Ebenfalls von großer Bedeutung sind auch Ausbildungsstätte (Schule, Uni etc.) bzw. Arbeitsplatz. Auch gemeinsame bzw. ähnliche Hobbies erhöhen die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens zweier Personen.

Neben der einleuchtenden rein physischen Möglichkeit des Wahrnehmens und der Kontaktaufnahme (z.B. beim Zusammentreffen im Hausflur oder im Sportverein) nennt Buunk (1996) vor allem für häufige Kontakte noch Effekte der mere exposure („Kontakt schafft Sympathie.“) und des möglichen Entdeckens von Gemeinsamkeiten als für die Partnerwahl förderliche Faktoren.

Bei den o.g. Einfußgrößen wird deutlich, dass, es sich bei dem Pool von „zur Auswahl stehenden“ potentiellen Partnern nicht um eine zufällige Auswahl handelt, sondern dass hier bereits eine gewisse systematische Selektion nach sozioökonomischen Kriterien getroffen wurde. Es gibt „teuere“ Wohngegenden und Arbeiterviertel; die Ausbildung an der Universität bedingt einen gewissen Bildungsstatus; gleiches gilt für den Arbeitsplatz, insbesondere die bekleidete Position. Auch Freizeitaktivitäten sind Ausdruck der Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen (z.B. Schafkopfstammtisch vs. Golfclub). Zwar werden diese sozialen Merkmale vom Individuum nicht bewusst d.h. aktiv selektiert, dennoch wird durch die soziale Schichtung die Variation in zahlreichen Merkmalen deutlich verringert, so dass innerhalb einer sozialen Schicht – innerhalb der das Individuum ja hauptsächlich interagiert – schon eine gewisse Homogenität, also Grundähnlichkeit hinsichtlich bestimmter Merkmale besteht (vgl. Klein 1995).

Dies kann – im Vorgriff auf Punkt 3 dieser Arbeit – bereits als eine mögliche Erklärung für die festgestellte Ähnlichkeit von Partnern gelten, zumal die Zugehörigkeit zu und das Aufwachsen in einer sozialen Schicht ja auch das Entstehen und Persistieren bestimmter Einstellungen, Interessen und Verhaltensweisen beeinflusst.

Abschließend sei auch das familiäre Umfeld als Einflussfaktor für die Partnerwahl genannt. Dies kann sich kulturabhängig (vgl. Trommsdorff, 1995) durch die verpflichtende Auswahl von (Ehe-) Partnern durch die Familie äußern oder auch durch implizit oder explizit von der Familie gemachte „Vorschriften“ wie z.B. „Ein Ausländer kommt mir nicht ins Haus.“ oder „Dein Partner sollte aus einer angesehenen Familie stammen.“

Die genannten Faktoren machen deutlich, dass von einer völlig „freien“ Partnerwahl also keine Rede sein kann. Vielmehr kommt es schon vor der eigentlichen Partnerwahl zu einer starken Auslese, die hauptsächlich durch das einbettende soziale Milieu bestimmt wird.

2.2 Allgemeine Befunde der Attraktionsforschung

Zwischenmenschliche Anziehung wird verstanden als das Entstehen von positiven Einstellungen gegenüber einer Person. Das Resultat ist also die gelernte Bereitschaft, gegenüber dieser Person mit positiven Meinungen, Gefühlen und Verhaltensweisen bzw. Verhaltensabsichten zu reagieren (vgl. Mikula & Stroebe, 1995).

Für die Erklärung der Entstehung von Anziehung nennen Mikula und Stroebe (1995) vier Theoriefamilien:

- Informationsverarbeitungstheorien gehen davon aus, dass Anziehung das Resultat positiver Informationen über die betreffende Person ist.
- Theorien der kognitiven Konsistenz betonen, dass Sympathie[2] bzw. Antipathie aus dem Bestreben des Individuums entstehen, diese Kognitionen mit anderen bestehenden Kognitionen in Einklang zu bringen.
- Verstärkungstheorien betrachten Sympathie als die Folge von positiver Verstärkung, die der Beurteiler in Anwesenheit der betreffenden Person erhalten hat.
- Theorien des sozialen Austauschs postulieren, dass für soziales Verhalten ökonomische Prinzipien der Nutzenmaximierung gelten und somit auch die Entstehung von Anziehung determinieren. (vgl. Punkt 3.2)

Als mögliche Determinanten zwischenmenschlicher Anziehung wurden zahlreiche Variablen untersucht. Als besonders einflussreich erwies sich dabei die physische Attraktivität. Sie wirkt als positives Stereotyp und wird somit als mit einer ganzen Reihe positiver Eigenschaften verbunden gesehen. Physisch attraktive Personen werden als gesünder, geselliger, intelligenter etc. eingeschätzt (für eine Übersicht vgl. Hejj, 1996 und Mikula & Stroebe, 1995). Sie werden unter sonst vergleichbaren Bewerbern um eine Arbeitsstelle vorgezogen und vor Gericht zu milderen Strafen verurteilt als weniger Attraktive. Somit ist physische Attraktivität natürlich auch ein bedeutsamer Faktor für das Entstehen von zwischenmenschlicher Anziehung.

Gleiches gilt auch für die von den Individuen wahrgenommene Ähnlichkeit hinsichtlich bestimmter Merkmale wie z.B. physische Attraktivität oder gewisse Einstellungen. Ähnlichkeit übt einen positiven Einfluss auf die Sympathie aus.[3]

In der Literatur werden darüber hinaus noch Merkmale des situativen Kontexts als Einflussgrößen für die Anziehung diskutiert. Hier scheinen vor allem die physiologische Erregung (besonders für das Entstehen des Gefühls der leidenschaftlichen Liebe) und die Stimmungslage des Beurteilers wichtige Faktoren zu sein (vgl. Mikula & Stroebe, 1995).

Alle genannten Größen bestimmen also über das Auftreten und die Qualität der zwischenmenschlichen Anziehung. Diese alleine reicht jedoch nicht für das Aufnehmen von romantischen Beziehungen aus. Auf für diesen Beziehungstyp spezifische Faktoren soll im folgenden eingegangen werden.

2.3 Befunde zur Partnerwahl hinsichtlich romantischer Beziehungen

Für romantische Beziehungen gelten weitgehend auch die genannten grundlegenden Prinzipien der Attraktionsforschung. Allerdings unterscheiden sich romantische Beziehungen in qualitativer Hinsicht deutlich von anderen zwischenmenschlichen Beziehungen. Buunk (1996) nennt das Vorhandensein sexueller Bedürfnisse, die Fokussierung auf den Partner und die Idealisierung des Partners als wichtige Unterscheidungsmerkmale.

Im folgenden sollen nun die spezifischen Faktoren für die Wahl des Partners für romantische Beziehungen dargestellt werden.

2.3.1 Ähnlichkeit zwischen den Partnern

Nach dem derzeitigen Forschungsstand kann der Ausdruck „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ als sehr gut abgesicherter Befund gelten. Zwar wurden zahlreiche Modelle, die Unähnlichkeit als Kriterium für die Partnerwahl postulieren (u.a. Modell von Winch, tiefenpsychologische Ansätze, für eine Übersicht vgl. Bierhoff & Grau, 1999, Klein, 1995 sowie Hofer et al., 1992) diskutiert, diese konnten jedoch nicht empirisch belegt werden bzw. wurden auf hermeneutischem Wege auch in die Homogamie[4] -Hypothese integriert.

[...]


[1] vgl. Klein (1995), die ein „Mindestmaß an Kontakt“ als Voraussetzung in ihrer Definition von Partnerwahl nennt (S.xx)

[2] Sympathie wird im folgenden synonym zu Anziehung bzw. Attraktion gebraucht

[3] Aspekte von Ähnlichkeit zwischen Partnern werden ausführlich in Punkt 2.3.1 behandelt.

[4] Oftmals wird in der Literatur unterschieden zwischen Endogamie (Kulturähnlichkeit, Ähnlichkeit hinsichtlich sozioökonomischer Merkmale) und Homogamie (Ähnlichkeit hinsichtlich psychologischer Merkmale). In der vorliegenden Arbeit wird nur der Terminus Homogamie verwendet und soll beide Aspekte von Ähnlichkeit beinhalten.

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Partnerwahl - Befunde und Theorien
Université
LMU Munich  (Institut für Psychologie)
Cours
Seminar: Entwicklung von und in Familien
Auteur
Année
2002
Pages
20
N° de catalogue
V3789
ISBN (ebook)
9783638123433
ISBN (Livre)
9783640737666
Taille d'un fichier
583 KB
Langue
allemand
Mots clés
Befunde, Theorien, Seminar, Entwicklung, Familien, Psychologie
Citation du texte
Thomas Glöckner (Auteur), 2002, Partnerwahl - Befunde und Theorien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3789

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