Die Figur des "Amante" in Leandro Fernández de Moratíns Werk "El sí de las niñas"


Trabajo, 2003

23 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1.Einführung

2. Der Autor: Leandro Fernández de Moratín

3. Die Werke L.F. Moratíns

4. Die Epoche in historischer und gesellschaftlicher Hinsicht

5. El sí de las niñas - Handlung und Struktur

6. ‚El amante’ der Ilustración im Vergleich zu anderen Epochen

7. Zusammenfassung

8. Bibliographie

1. Einführung

In der Seminararbeit „Die Figur des ‚Amante’ in Leandro Fernández Moratíns Werk El sí de las niñas“, werde ich mich intensiv mit dem Bild des Liebhabers im Theater der spa­nischen Aufklärung befassen. Der junge, vernunftbetonte Verehrer der ilustración unter­scheidet sich gravierend von dem feurigen amante des Barock und der Romantik, der sich insbesondere durch seine tollkühne Unbeherrschtheit auszeichnet.

Zu Beginn werde ich einen kurzen Einblick in das Leben des Autoren Leandro Fer­nández Moratín geben und mich dabei auch, unter besonderer Berücksichtigung auf sein Werk El sí de las niñas, auf seine literarische Hinterlassenschaft beziehen. Darauffolgend schließt sich eine Übersicht über die Epoche – sowohl in historischer als auch kultureller Hinsicht – an, die ich in Relation zu dem Zeitalter der Romantik setzen werde, um die Unter­schiede zwischen diesen beiden Perioden offenkundig zu machen. Des weiteren werde ich mich im Anschluss auf Don Carlos, die Figur des amante, konzentrieren und ihn mit weiteren beispielhaften Charakteren aus der spanischen Literatur vergleichen. Abschließend werden ich die Ergebnisse der Untersuchung in einer Zusammenfassung noch einmal wiedergegeben und kommentieren.

2. Der Autor: Leandro Fernández de Moratín

Leandro Fernández de Moratín wurde 1760 in Madrid als Kind des Literaten Nicolás Fernández de Moratín und Doña Isidora Cabo Conde geboren und ist aufgrund seiner, mit der des Vaters übereinstimmenden Profession auch als der jüngere Moratín bekannt. Sein Vater Nicolás stammt aus einer Familie des niederen asturischen Adel,[1] die der jüngere Moratín als zur „clase media“[2] zugehörig beschrieb. Die sogenannte ‚clase media’ bestand aus Intellek­tuellen, Beamten, Kaufleuten und selbständigen Bauern, die Eigentümer ihres Landes waren und dementsprechend nicht in Abhängigkeit von den feudalistischen Familien lebten. Zu die­ser Gruppe der selbständigen Bauern gehörte die Familie Moratín, die zugleich als „honrada familia de labradores propietarios“[3] bezeichnet wird.

Moratín wuchs allein und ohne Geschwister auf und „[a] la edad de cuatro años se vio afectado por las viruelas, enfermedad que no sólo desfiguró su rostro sino que cambió su carácter, haciéndole retraído y silencioso con las personas que no gozaban de su intimidad”.[4] Er war ein schüchterner Junge, der praktisch keinen Kontakt mit Gleichaltrigen erfuhr und sich vermutlich aufgrund dessen (neben anderen Gründen) in die Welt der Literatur zurück­zog. Schon früh wurde Moratín durch den literarischen Kreis der seinen Vater umgab - und sowohl seinen Onkel als auch seinen Großvater einschloss - stark beeinflusst, nicht zuletzt deshalb, weil eben jene Gruppierung die intellektuelle und literarische Elite Madrids in Zeiten von Carlos III. bildete. Folglich war die Kindheit des jungen Leandro fast unausweichlich von einer umfangreichen Bibliothek und zahlreichen Diskussionen, die regelmäßig im litera­rischen Zirkel seines Vaters stattfanden und ihn beizeiten in ihren Wirkungskreis zogen, ge­prägt. Darüber hinaus lehnte Nicolás F. de Moratín, wie viele seiner Gefährten und als „einer der profiliertesten Kulturkritiker der spanischen Frühaufklärung“,[5] die zeitgenössischen Meth­oden und Lehrinhalte der Universitäten ab und untersagte seinem Sohn die Universität zu be­suchen.

Dem jungen Moratín mangelte es also an näherem Kontakt zu den Mitschülern. Da er auch keine Geschwister hatte (alle starben als Kleinkinder), erfuhr er engen sozialen Kontakt hauptsächlich mit Erwachsenen, also mit Menschen, die ihm gegenüber Autorität darstellten; der Umgang mit Gleichaltrigen blieb ihm wohl weitgehend fremd.[6]

Statt eines akademischen Berufs, den er vorgezogen hätte, musste Moratín einen soge­nannten ‚anständigen’ Broterwerb erlernen, der ihm später seinen Unterhalt gewährleisten sollte. Moratín folgte dem Wunsch seines Vaters und begann als Angestellter in einer Werk­statt für Schmuckverarbeitung zu arbeiten;. nach dem Tod seiner Eltern gibt er diesen Beruf jedoch auf und schlägt gegen den Willen seines verstorbenen Vaters eine literarisch-­akademische Laufbahn ein.[7] Im Gegensatz zu anderen Autoren fehlt ihm allerdings die uni­versitäre Ausbildung und ein dementsprechender Abschluss, „[d]as daraus resultierende Min­derwertigkeitsgefühl versuchte er [deshalb] durch ein autodidaktisches Studium zu überwin­den“.[8]

In den folgenden Jahren, zwischen 1792 und 1796, bot sich Moratín die Gelegenheit Europa zu bereisen und somit sowohl seine Bildung nachhaltig zu vervollständigen, als auch seinen Horizont zu erweitern. Ein Stipendium für eine Auslandsreise, vermittelt durch seinen ‚Gönner’ Manuel Godoy, ermöglichte ihm England, Frankreich und auch Italien zu bereisen und wohlmöglich darüber hinaus, die französischen Aufklärer wie Voltaire und Rousseau zu lesen, welche in Spanien verboten waren.

Die Ehe, die in den Werken Moratíns eine so wichtige Rolle spielt, nahm in seinem Privatleben nicht annähernd den gleichen Stellenwert ein – anscheinend war er zu keinen tief­greifenderen Bindungen fähig, was sich, in Anbetracht der Tatsache, dass er nie den Bund der Ehe schloss, zumindest vermuten lässt.

Diese Vermutung wird bestätigt durch seine Beziehung zu Francisca Muñoz y Ortiz. Mo­ratín lernte das etwa 20 Jahre jüngere Mädchen durch José Antonio Conde kennen. Zum ersten Mal wird Francisca (Paquita) im Tagebuch am 22. Mai 1789 erwähnt; von da an in­tensivierten sich Moratíns Kontakte zu ihr durch regelmäßige Besuche bei Conde (der in demselben Haus wohnte wie die Familie Muñoz), gemeinsame Spaziergänge, gemeinsame Theaterbesuche und schließlich auch Besuche Francisca und ihrer Mutter im Hause Mo­ratíns.[9]

Trotz dieser Verbindung heiratete Francisca Muñoz y Ortiz einen anderen Bewerber, da Moratín selbst sich nicht dazu durchringen konnte, ihr einen Antrag zu machen. Leandro war über die Entwicklung der Dinge zwar sehr unglücklich, jedoch konnte ihn alle Zuneigung und Liebe zu Francisca nicht dazu bewegen, seine Freiheit für sie aufzugeben.

Mit der napoleonischen Invasion von 1808 begann in Moratíns Leben ein neuer Ab­schnitt: „Colaboró con las tropas invasoras y en 1812 huyó de Madrid, donde ocupaba el cargo de bibliotecario mayor de la Biblioteca Real. Se trasladó a Valencia y de allí a Barce­lona hasta finalizar la guerra.”[10] Im Jahre 1817 verlässt Moratín Spanien und lebt in den fol­genden Jahren zusammen mit anderen Exilspaniern in Montpellier, Paris und Bologna. Erst drei Jahre später, [l]a restauración de la Constitución en 1820 le permitió regresar a Barce­lona, pero una epidemia le obligó a marcharse a Bayona, y desde entonces ya no volvió a España”.[11]

Die letzten Jahre seines Lebens verbringt Leandro Fernández de Moratín in Bordeaux und Paris; trotz Einsamkeit und schlechtem gesundheitlichen Zustand verfasst er ein weiteres Manuskript, das nach seinem Tod unter dem Namen Orígines del teatro español 1883 veröf­fentlicht wird. 1825 erleidet er einen schweren Schlaganfall der es ihm fast völlig unmöglich macht sich zu bewegen. Moratín stirbt 1828 in Paris und wird neben Molière begraben.

3. Seine Werke

Bereits 1790 veröffentlichte Moratín sein erstes Werk El viejo y la niña, welches am 22. Mai uraufgeführt wird. In den folgenden Jahren publiziert Leandro F. Moratín weitere Werke, unter anderen La comedía nueva (1792), , La mojigata (1793); Él barón (1803) und letztlich, im Jahr 1806, El sí de las niñas, welches sich zu seinem größten Erfolg entwickelte.

Moratín también cultivó con acierto la poesía lírica y fue uno de los más lúcidos reformadores del teatro, tarea que consideraba imprescindible para representar sus obras adecuadamente. Su afán reformista está ligado a su tarea como creador. Contribuye, como otros autores vinculados a la Ilustración, a crear un teatro capaz de servir de vehículo de expresión y propaganda para la misma.[12]

Eines der zentralen Themen des Theaters von Moratín beschäftigt sich explizit mit den sogenannten casamientos desiguales – den Ehen zwischen einem alten Mann und einem jun­gen Mädchen – die der Autor energisch kritisiert. Mit dem Stück El sí de las niñas, „donde expone el tradicional motivo del casamiento entre el viejo y la niña en unos términos ligados con las circunstancias sociales e ideológicas de su tiempo”[13] erreichte Moratín schließlich den Höhepunkt seines Schaffens[14] und seiner Kritik.[15]

In der Gesellschaft dieser Epoche waren die casamientos desiguales nichts ungewöhn­liches, diese Art der Eheschließung war im Gegenteil äußerst populär. Auch im Freundes- und Familienkreis L.F. Moratíns fand eine Reihe dieser ‚ungleichen Hochzeiten’ statt und schon

[a]ls junger Mann erlebte er, wie die jugendliche Sabina Conti [die seine erste große Liebe war] ihren Onkel Giambattista heiratete, der mehr als doppelt so alt war wie sie. Später schloß sein Onkel Nicolás Miguel Fernández de Moratín eine Ehe mit einer‚ joven de Se­govia que nunca había visto’. 1816 schließlich trug sich Moratíns fünfzigjähriger Freund Conde mit der Absicht dessen 23 Jahre alte Kusine María zu ehelichen. Bei den verhältnismäßig häufigen c a s a m i e n t o s d e s i g u a l e s spielten oft die finanziellen Interessen ­der Eltern und nicht die emotionalen Bedürfnisse des Mädchens die ausschlaggebende Rolle.[16]

Moratín entwickelte sich zu einem der größten Kritiker dieser Freiheitsberaubung der Frau, der so verweigert wurde selbständig zu entscheiden welchen ihrer Bewerber sie anneh­men oder ablehnen wollte, und macht dies in seinen Werken deutlich.

In dieser Seminararbeit werde ich mich jedoch nicht mit diesem äußerst interessanten Aspekt der gesellschaftlichen Kultur und der Werke Leandro Fernández Moratíns auseinan­dersetzen, sondern mich hauptsächlich auf die Rolle des Liebhabers im Theater der Aufklärung beschränken.

4. Die Epoche in historischer und gesellschaftlicher Hinsicht

Das Ende des 18. Jahrhunderts und das folgende 19. Jahrhundert waren bewegte, revo­lutionäre Zeiten in Europa, die auch an Spanien nicht spurlos vorüberzogen: In wechselnden Koalitionen (den fünf Koalitionskriegen) kämpften die europäischen Mächte mit Unterbre­chungen von 1792 bis 1809 gegeneinander – gegen die Verbreitung revolutionärer Ideen und in erster Linie gegen die Expansion der französischen Republik.

Besonders die Französische Revolution lässt die spanische Monarchie nicht unbeein­flusst und 1793, nachdem Louis XVI. durch die Guillotine sein Leben verliert, zieht Spanien gegen die Republik in den Krieg. Drei Jahre später verbünden sich die beiden Länder und Spanien tritt im Vertrag von San Ildefonso (ebenfalls 1796) in den Krieg gegen Großbritannien ein, woraufhin die spanische Flotte kurze Zeit darauf beim Kap San Vincent vernichtet wird. Weitere drei Jahre später stürzt Napoleon das Direktorium Frankreichs, errichtet eine Militär­diktatur und lässt sich 1804 zum Kaiser krönen. Im selben Jahr erscheint außerdem der Code civil, der unter anderem die persönliche Freiheit garantiert und die Ehescheidung erlaubt. Die Folgen der Hegemoniebestrebungen Napoelons bedeuteten für das kontinentale Europa unter anderem die Verbreitung liberaler Ideen und die Überwindung des Feudalismus.

Obwohl 1803 ein Neutralitätsabkommen mit Napoleon unterzeichnet wird, beginnt im Jahre 1808 sein Spanienfeldzug, bei dem Madrid besetzt und Zaragoza erobert wird. Der spa­nische König Carlos IV. dankt zugunsten seines Sohnes Fernando VII. ab, da Napoleon je­doch seine Interessen gefährdet sieht, wird auch Ferdinand zur Abdankung gezwungen und stattdessen Napoleons Bruder Joseph zum König Spaniens gekrönt. Als am 2. Mai 1808 ein Volksaufstand ausbricht, wird dieser blutig niedergeschlagen und löst die Befreiungskriege aus. Die Schlachten halten bis 1813 an und werden von Klerus und Adel geführt – der (wirt­schaftliche) Untergang Spaniens nimmt seinen Anfang:

In der darauffolgenden Unabhängigkeit fast aller amerikanischer Kolonien zwischen 1810 und 1825 wurde dann allerdings der Zusammenbruch der Weltmacht Spaniens endgültig of­fenbar. Innerhalb der neuen Länder setzte sich die Auflösung eines zentralistischen Macht­gefüges nach der Erlangung der Unabhängigkeit bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts hinein fort. Das galt ebenso für Spanien selbst.[17]

[...]


[1] Väterliche Familie von nobler Herkunft und im Dienste der Königin als ‚Guardajoyas’.

[2] Horst Rien, Leandro Fernández de Moratín, (Studien und Dokumente zur Geschichte der Romanischen Literatur, hrg. v. Hans-Joachim Lope, IX), Frankfurt/Bern: Lang 1982, 50.

[3] Ebd.

[4] Rosalía Fernández Cabezón, Cómo leer a Leandro Fernández de Moratín, Capellades (Barcelona): Ediciones Júcar,1990, 9..

[5] Rien, Leandro Fernández de Moratín, 52.

[6] Ebd., 51.

[7] Bereits während seiner Arbeit in der Schmuckwerkstatt hatte Moratín seine ersten literarischen Werke verfasst.

[8] Rien, Leandro Fernández de Moratín, 52.

[9] Ebd., 81.

[10] http://www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Mortin/

[11] Ebd.

[12] Ebd.

[13] Ebd.

[14]El sí de las niñas se mantuvo en cartel 26 días seguidas, más que cualquier comedia popular [...]”, Cabezón, Como leer a Leandro Fernández Moratín, 25.

[15] Bei Cabezón wird das Thema der ‚bodas desiguales’ sogar als „tema obsesiva en dramaturgia moratiniana“ bezeichnet, vgl. ebd., 26.

[16] Rien, Leandro Fernández Moratín, 83.

[17] Die Spanische Welt. Geschichte-Kultur-Gesellschaft, hrg. v. j. H. Elliott, Freiburg, Basel, Wien: Herder 1991, 77.

Final del extracto de 23 páginas

Detalles

Título
Die Figur des "Amante" in Leandro Fernández de Moratíns Werk "El sí de las niñas"
Universidad
University of Kassel
Curso
El teatro de Leandro Fernández de Moratín
Calificación
2,0
Autor
Año
2003
Páginas
23
No. de catálogo
V37915
ISBN (Ebook)
9783638371292
Tamaño de fichero
758 KB
Idioma
Alemán
Notas
Das spanische Theater der Aufklärung
Palabras clave
Figur, Amante, Leandro, Fernández, Moratíns, Werk, Leandro, Fernández, Moratín
Citar trabajo
Ilka Kreimendahl (Autor), 2003, Die Figur des "Amante" in Leandro Fernández de Moratíns Werk "El sí de las niñas", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37915

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