Der Einfluss des Trade Facilitation Agreements der WTO auf den internationalen Handel

Einfluss von Handelserleichterungsmaßnahmen auf den internationalen Handel


Term Paper, 2017

21 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis I

1 Einleitung

2 Theoretischer Hintergrund
2.1 Das ökonomische Gravitationsmodell
2.2 Die Determinanten des Handels
2.3 Trade Facilitation

3 Empirische Untersuchung von Trade Facilitation auf den Handel
3.1 Das Trade Facilitation Agreement
3.2 Der Beitrag von Trade Facilitation auf den Handel

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang
Anhang A: Exportprozeduren in Burundi
Anhang B: Liste der OECD Trade Facilitation Indicators
Anhang C: Unterteilung der Länder in Einkommensgruppen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die Liberalisierung des Welthandels gilt als eine Herausforderung, die sowohl eine der vielversprechendsten sowie auch eine der kompliziertesten dieser Zeit ist. Durch Handelshemmnisse, wie zum Beispiel Zölle oder Importquoten, kommt es durch Konsum- und Produktionsverzerrung zu Wohlfahrtsverlusten (Krugman, Melitz, & Obstfeld, 2015, S.321). Laut der WTO (World Trade Organization) ist der maximale Wohlfahrtsgewinn in der „First-Best Lösung“ zu finden. Diese fußt auf der Grundlage des Meistbegünstigungsprinzips (Most Favored Nation, MFN-Prinzip) und besagt, dass eine weltweite Liberalisierung des Handels mehr Wohlfahrtsgewinne generiert (Plummer, 1997, S. 204). Derzeit gilt die „First-Best Lösung“ noch als utopisch, allerdings gibt es immer mehr Schritte Handelshemmnissen entgegenzuwirken. Ein Meilenstein in Richtung Freihandel ist das TFA (Trade Facilitation Agreement) der WTO, welches am 22.02.2017 durch die Ratifizierung von 112 der 164, und somit von Zweidrittel der WTO- Mitgliedsstaaten, in Kraft getreten ist („WTO | Trade facilitation“, o. J.). Es ist das erste multilaterale Handelsabkommen, das seit der Gründung der WTO 1995 zustande gekommen ist. Das TFA ist Teil einer langen Verhandlungsprozedur zur Erstellung des „Bali-Paketes“, welches im Dezember 2013 auf Bali, Indonesien beschlossen wurde und folgt somit dem Trend der TF (Trade Facilitation), der bereits in der im Rahmen des GATTs (General Agreement on Tariffs and Trade) durchgeführten Uruguay-Runde 1994 eingeleitet wurde (Hoekmann, 2014, S.1), („WTO | Ministerial conferences - Ninth WTO Ministerial Conference - Indonesia“, o. J.). Der Welthandel soll mit Hilfe des TFA transparenter, vereinfachter, harmonischer und standardisierter gestaltet werden und somit die Förderung der Wohlfahrtsgewinne antreiben. Die WTO rechnet mit einer Handelskostenreduktion von bis zu 14,3% bei einer völligen Implementierung des Abkommens („WTO | Trade facilitation“, o. J.). Im Rahmen des Außenhandels sind neben TF viele weitere Faktoren zu beachten, die das Welthandelssystem und somit auch das Handelsvolumen einzelner Länder beeinflussen. Es gilt hierbei zwischen den einzelnen Determinanten und deren Einflüssen zu differenzieren. Aus dem aktuellen Anlass des kürzlich in Kraft getretenen TFA heraus, wird die Frage aufgeworfen, was für einen Einfluss TF auf das Welthandelssystem hat und in wie weit ein Abkommen, wie das TFA, diesen Einfluss weiter untermauern kann.

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, die Bedeutung von TF auf den Handel anhand empirischer Arbeiten zu untersuchen, um daraus mögliche Rückschlüsse der Wirkung des TFA zu ziehen.

Dazu wird vorerst der theoretische Hintergrund zur Messung von Handelsvolumen anhand des ökonomischen Gravitationsmodells erläutert. Fortführend werden die handelsbeeinflussenden Determinanten beschrieben. Dabei wird untersucht, in wie fern Indikatoren von TF mit in das Modell eingegliedert werden können und welche theoretischen Auswirkungen dies vermutlich auf die Handelskosten haben wird. In der empirischen Evidenz werden zuerst grundlegende Informationen zum TFA erläutert. Die weitere empirische Untersuchung konzentriert sich auf den Beitrag, den TF auf den Handel hat. Diverse empirische Arbeiten liefern mit Hilfe des Gravitationsansatzes und weiterer Methodiken quantitative Ergebnisse. Im Anschluss daran erfolgt in Kapitel 4 eine Zusammenfassung der Arbeit und eine Auswertung der Ergebnisse.

2 Theoretischer Hintergrund

2.1 Das ökonomische Gravitationsmodell

Das Gravitationsmodell ist ein empirisches Modell in der Handelsökonomie, das die bilateralen Handelsströme zwischen zwei Ländern in Anlehnung an das physikalische Gravitationsgesetz aus der Naturwissenschaft beschreibt (Tinbergen, 1962). Die Basis des Models lieferte der Physiker Isaac Newton bereits in den Achtzigern des Sechzehnten Jahrhunderts. Die entscheidende Annahme des Models ist, dass die gravitationsbedingte Anziehungskraft F zwischen zwei Körpern direkt proportional zum Produkt der Massen von m1 und m2 der beiden Körper und indirekt proportional zum Quadrat ihrer Entfernung r ist. G stellt dabei die Gravitationskonstante dar.

Diese Beziehung wird in der folgenden Gleichung dargestellt:

(2.1)

(Newton, Cohen, & Whitman, 1999)

Im wirtschaftlichen Bereich fand das Modell in den 1940er Jahren immer mehr Anwendung (Hacker & Einarsson, 2003, S.18). Tinbergen (1962) und Pöyhönen (1963) wandelten erstmals das Newtonsche Gravitationsmodell in ein ökonomisches Modell um. Dabei soll es mit Hilfe des Modells möglich sein, internationale Handelsströme empirisch erklären zu können (Paas, 2003, S.7). Das klassisch-ökonomische Gravitationsmodell, das stark an das physikalische Modell angelehnt ist, ist im Folgendem dargestellt. Es beschreibt die bilaterale Beziehung zwischen den BIP (Bruttoinlandsprodukt) zweier Ländern (Yi, Yj) in Bezug auf die geografische Entfernung der beiden Länder zueinander (Dij) und in wie fern sich dies auf die Exporte von Land i zu Land j auswirkt (gekennzeichnet durch die Variable Xij).

(2.2) (Lorz & Siebert, 2014)

Die Parameter a, b, y stellen die jeweiligen Schätzgrößen dar, mit denen die Variablen gewichtet werden können. In der empirischen Anwendung bewährte sich das klassisch-ökonomische Gravitationsmodell seither schnell, stieß allerdings immer wieder auf Kritik, da es sich auf keine belastbare Theorie stützt (Leamer & Levinson, 1994). Allerdings führt der Gravitationsansatz, trotz der fehlenden theoretischen Fundierung, zu bedeutenden Ergebnissen und verzeichnete beachtliche empirische Erfolge. Diese gaben den Anlass, dass sich immer mehr Ökonomen intensiv mit dem Modell beschäftigten. Was zur Folge hat, dass es sehr viele differenzierte Weiterführungen des Konzepts gibt. Anderson und Van Wincoop (2001) argumentieren in ihrem weltbekannten Paper „Gravity with Gravitas: a solution to the border puzzle“, dass der bilaterale Handel insbesondere von den Handelskosten bestimmt wird. Denn der Grund dafür, dass die geografische Entfernung einen Widerstandseffekt für die Handelsströme darstellt, ist die Annahme, dass durch eine größere Distanz zwischen Land i und Land j auch gleichzeitig höhere Transportkosten und eine längere Lieferungszeit anfallen (Anderson & van Wincoop, 2001b), (Antonucci & Manzocchi, 2005). Um im Folgendem den Einfluss weiterer Determinanten des Außenhandels aufzuzeigen, wird hier zu einer weitaus ausführlicheren Form des Gravitationsmodells zurückgegriffen. Die ursprüngliche Form des Grundmodells ist nicht linear und wird mit Hilfe des Logarithmus zu einem linearen Modell umgeschrieben.

(2.3) (Cheng & Wall, 2004)

In der Gleichung werden die BIP der Länder i und j durch die Variablen Yi und Yj, die Bevölkerung der Länder i und j durch die Variablen Ni und Nj, die geografische Distanz zwischen den Ländern i und j durch die Variable Dij und die kulturellen und politischen Ähnlichkeiten durch die Variable Lij gekennzeichnet. Cij stellt eine Dummy-Variable für die Kontiguität (Cij=1, wenn die Partnerländer die gleiche Kontiguität aufweisen, sonst Cij=0) dar. Λ ist ein Zeitindikator, εijt der Elastizitäts-Parameter und δ1, δ2, β1, β2, β3, β4 stellen die Parameter für die Gewichtung der Variablen dar.

2.2 Die Determinanten des Handels

Da der Faktor der geografischen Entfernung zweier Länder nur eine Determinante von vielen, die die Handelskosten bestimmen, ist, werden, wie oben dargestellt, zum klassisch-ökonomischen Gravitationsmodell noch weitere Variablen hinzugefügt. Daher wird auch in der Empirie eher zu erweiterten Modellen anstatt zu dem bisher dargestellten Grundmodell gegriffen. Das Grundmodell wird durch eine zusätzliche Anzahl erklärender Variablen modifiziert, die sowohl handelshemmend als auch handelsfördernd sein können. Grundsätzlich kann zwischen geografisch-historischen, kulturellen und handelspolitischen Determinanten des Handels unterschieden werden. Neben der Entfernung gibt es weitere geografisch-historische Determinanten, die sich auf die Handelskosten auswirken. Krieg oder auch Kolonialbindungen zum Beispiel sind historische Determinanten des Handels, die den Handelsstrom stark beeinflussen können (Jost, 2001, S.105). In Bezug auf kulturelle Determinanten spielen unter anderem die Affinität zwischen zwei Ländern eine handelsbeeinflussende Rolle. Bestehen Ähnlichkeiten z.B. durch die gleiche Muttersprache oder durch die gleiche Religionsangehörigkeit, hat dies positive Auswirkungen auf das bilaterale Handelsvolumen zwischen Land i und Land j, wohingegen die Fremdartigkeit zwischen zwei Handelspartnern und deren Regionen vermutlich eher handelshemmend wirkt. Daher ist grundsätzlich zu sagen, dass sich kulturelle Unterschiede meistens negativ auf die Export- und Importländer auswirken (Cheng & Wall, 2004, S.53). Der zeitliche Aspekt ist ebenfalls im Modell enthalten. Er beschreibt die Auswirkungen der Globalisierung, die sich besonders auf die Technologie und den grundsätzlichen wirtschaftlichen Fortschritt bezieht. Handelspolitische Determinanten können handelshemmend in Form von Zöllen, Subventionen oder Quoten auftreten. Sie können dagegen aber auch handelsstimulierend durch multilaterale und bilaterale Handelsabkommen auftreten. Auch die Existenz von Handelsorganisationen wie z.B. der WTO fördern die Liberalisierung des Handels und sind somit als positiv wirkende Determinante für die Steigerung des Außenhandels für die jeweiligen Mitgliedsstaaten mit in Betracht zu ziehen (Noland, 2005, S.4). Des Weiteren ist bemerkbar, dass die politische Ordnung und das nationale Handelssystem eines Landes in einer korrelierten Beziehung zum Handelsvolumen mit anderen Ländern stehen. Es ist festzustellen, dass Länder, deren Handel liberaler ist, auch einen intensiveren Handel zu anderen Ländern führen (König & Schulze, 2006, S.4). Handelspolitische Determinanten zeichnen sich dadurch aus, dass sie über die Zeit hinweg meistens nicht konstant sind. Durch Veränderungen in der Politik, oder durch zum Beispiel neues Eingehen von Handelsabkommen mit anderen Handelspartnern, wandeln sich diese Determinanten häufig im Zeitverlauf. Die meisten geografisch-historischen und kulturellen Determinanten hingegen müssen als gegeben angenommen werden und sind nicht mehr veränderbar, wie z.B. die geografische Entfernung, oder gelten als nur schwer veränderbar wie z.B. die Sprachdifferenzen oder die kulturelle Fremdartigkeit zwischen zwei Ländern (Anderson & van Wincoop, 2001, S.5). Zwar handelt es sich bei dem Gravitationsmodell um ein Modell, das den bilateralen Handelsstrom zwischen zwei Ländern misst, allerdings werden die Länder der Welt in empirischen Analysen weitestgehend generalisiert, um zu untersuchen, wie die oben beschriebenen Determinanten den weltweiten Handel und somit das weltweite Handelsvolumen beeinflussen.

2.3 Trade Facilitation

Handelshemmnisse sorgen dafür, dass die First-Best Lösung, die Liberalisierung des Handels, derzeit noch als illusionäre Vorstellung gilt. TF hat das Ziel Handelshemmnissen entgegen zu wirken, um Handelskosten zu senken und somit die weltweite Wohlfahrt zu steigern. Die WTO bezeichnet TF als die „Vereinfachung, Modernisierung und Harmonisierung von Import- und Exportprozessen“, verstanden in den „Aktivitäten, Methoden und Formalitäten, die zur Aufgabe haben, die für die Bewegung von Gütern im internationalen Handel benötigten Daten zu sammeln, zu präsentieren und zu kommunizieren“ („WTO | Trade facilitation“, o. J.). Die vorliegende Definition zeigt, dass nicht nur die physikalische Güterbewegung, sondern auch die damit verbundenen Informationsflüsse für die Lieferketten entscheidend sind („TRADE FACILITATION IMPLEMENTATION GUIDE - Introduction“, o. J.). Durch die folgenden Indikatoren versucht man die Vorteile von TF erklären zu können und den Einfluss von TF Maßnahmen messbar zu machen. Die Informationsverfügbarkeit stellt einen beachtlichen Indikator für TF dar und greift dabei den wichtigen Aspekt der Transparenz im weltweiten Handel auf. Mit der Entwicklung von Technologien, besonders im Bereich der Kommunikationstechnik, ist es essenziell geworden, Informationen so zu veröffentlichen, dass jede mögliche Interessensgruppe schnell und einfach Zugriff bekommen kann (z.B. durch die Veröffentlichung im Internet). Auch die Bürokratie und die damit verbundenen Verwaltungsarbeiten bei der Ein- und Ausfuhr von Gütern sind ein großer Kostenfaktor für den Handel. Dabei geht es besonders um die Komplexität und die Anzahl der einzureichenden Formalitäten. Mit Hilfe von einheitlichen Dokumenten und einem einheitlichen Bearbeitungsverfahren werden die Verwaltungsarbeiten automatisiert und weitestgehend standardisiert. Somit wird die Dauer für die Bearbeitung der Formalitäten gekürzt. Diese Fortschritte sind als Indikatoren von TF zu sehen. Im Bereich der Handelsharmonisierung spielt die interne sowie externe Zusammenarbeit eine große Rolle. Signifikant ist auch die Kooperationsbereitschaft der Länder mit anderen Ländern, was sich zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft in einer Handelsgemeinschaft wie der OECD (Organisation for Economic Co- operation and Development) wiederspiegelt. Ein anderer Indikator für TF, der als sehr einflussreich gilt, ist die Unparteilichkeit der Regierung im Handel. TF zeichnet sich durch Maßnahmen im Sinne der nichtdiskriminierenden Handelspolitik aus und setzt sich demzufolge gegen nicht- tarifäre Handelshemmnisse ein (Moisé & Sorescu, 2013, S.8ff.). In dem bereits vorgestellten modifizierten Gravitationsmodell ist es nun möglich eine weitere handelspolitische Variable einzufügen, die genau für die gerade beschriebenen Indikatoren steht. Sie würde sich positiv korreliert auf das Handelsvolumen des Welthandels auswirken. Zwar sind bereits Handelsdeterminanten wie z.B. die Existenz von Handelsorganisationen, die im direkten Bezug zu TF stehen, genannt worden. Allerdings sind besonders die grenzpolitischen TF Maßnahmen essenziell. Es wurde bereits erläutert, dass je liberaler der Handel eines Landes ist, desto intensiver sind die Handelsbeziehungen zu anderen Ländern. Da TF die Liberalisierung des Handels begünstigt, würde die Aufnahme einer TF-Variable diese Aussage noch einmal untermauern.

3 Empirische Untersuchung von Trade Facilitation auf den Handel

3.1 Das Trade Facilitation Agreement

Wirtschaftliche Gewinne aus TF sind keine Geheimnisse. Die Verringerung der Transaktionskosten und die schnelle und kostengünstige Güterbewegung rund um die Welt haben unmittelbar zur Folge, dass das Handelsvolumen und das Einkommen steigen. Ein bedeutsames Ereignis für die WTO stellt das Inkrafttreten des TFA, als erstes multilaterales Abkommen, dar.

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Details

Title
Der Einfluss des Trade Facilitation Agreements der WTO auf den internationalen Handel
Subtitle
Einfluss von Handelserleichterungsmaßnahmen auf den internationalen Handel
College
Ruhr-University of Bochum
Course
Fallstudienseminar Außenwirtschaft
Grade
1,0
Author
Year
2017
Pages
21
Catalog Number
V379477
ISBN (eBook)
9783668567085
ISBN (Book)
9783668567092
File size
780 KB
Language
German
Keywords
Trade Facilitation, Handelsliberalisierung, Gravity model, WTO, internationaler Handel, Trade Facilitation Agreement
Quote paper
Caro Böll (Author), 2017, Der Einfluss des Trade Facilitation Agreements der WTO auf den internationalen Handel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379477

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