Gewalt gegen Männer

Formen, Situative Bedingungen sowie Präventionsmöglichkeiten


Term Paper, 2017

22 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung und Prävalenzen

Formen von Gewalt
Physische Gewalt
Psychische Gewalt
Sexuelle Gewalt

Situative Bedingungen
Kontext Krieg, Zivil- und Wehrdienst
Kontext Lebensgemeinschaft
Kontext Öffentlichkeit
Kontext Arbeitswelt

Präventionsmöglichkeiten

Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Prävalenzen

Das Thema Gewalt sowie deren Prävention hat bereits einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft gefunden (Lenz, 2006).

Wird über Gewalt gesprochen, so geht die Gesellschaft immer davon aus, dass Männer die Täter und Frauen die Opfer darstellen (Puchert, Walter, Jungnitz, Lenz & Puhe, 2007). Trotz der vielen Statistiken, die eine höhere Rate von männlichen Gewaltopfern aufzeigen, bleibt ein Ärgernis in der Gesellschaft aus (Lenz, 2006). Männer erfüllen das Bild des Unverletzbaren. Die Gesellschaft akzeptiert dieses Auftreten von Gewalt und durch Institutionen wie die Bundeswehr wird sie überdies noch bagatellisiert. Ein Mann müsse nach dem Leitbild des Militärs körperliche Angriffe austeilen sowie ausstehen können (Lenz, 2006). Meist besetzt das männliche Geschlecht die Rolle des „Angreifers“ sowie des „Angegriffenen“. Dies zeigt sich auch im Alltag durch Mannschaftsspiele, Prügeleien in der Schule sowie unter den Peer-Groups (Cizek, Kapella, Pflegerl & Steck, 2001). Das Auftreten von Gewalt gegen Männer in den Medien trägt ebenfalls zur Akzeptanz dessen bei (Lenz, 2006). Etikettiert werden Straftaten gegen Männer meist geschlechtsneutral unter Begriffen wie „Alkoholprobleme“ oder „soziale Probleme“ (Puchert et al., 2007). Körperliche Gewalt gehört für Männer schon zu einer Normalität, mit der sie umgehen müssen. Sie zeigen und äußern außerdem weniger Gefühle gegenüber ihren Mitmenschen. Somit bleibt eine Demütigung oder Kränkung seitens der Männer meist unentdeckt (Heilmann-Geideck & Schmidt, 1996). Die gesellschaftliche Rollenzuschreibung geht mit diesem Problem einher (Cizek et al., 2001).

Das Thema Gewalt gegen Männer ist zurzeit noch ein beschränkt erforschtes Gebiet. Doch ein Bestreben sollte sein, dass Männer sowie Frauen das gleiche Recht auf Unversehrtheit haben (Lenz, 2006). Körperliche Unversehrtheit ist durch das Grundgesetz in Artikel 2 Absatz 2 festgehalten. Formen von Gewalt können sich allerdings auch auf psychische Ebenen erstrecken und sind so schwerer zu erkennen (Cizek et al., 2001).

Im Folgenden wird das Ausmaß von Gewalt gegen Männer in Deutschland deutlich gemacht. Laut Bundeskriminalamt (2015) sind 59,6 % der Opfer von Straftaten Männer. Es handelt sich also um 564.241 männliche Opfer in Deutschland im Jahr 2015. Es zeigt sich, dass bei Raubdelikten und Körperverletzung überwiegend männliche Opfer registriert werden. Bei Sexualstraftaten unter Gewaltanwendung oder Ausnutzen eines Abhängigkeitsverhältnisses ist der Frauenanteil allerdings unter den Opfern deutlich höher.

77, 7% der männlichen Opfer sind über 21 Jahre alt. 13,5 % der männlichen Opfer sind allerdings unter 18-Jährige (Bundeskriminalamt, 2015).

Der Kriminalstatistik zufolge besteht insbesondere für Jungen im Alter von 14-17 Jahren ein erhöhtes Risiko für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Der Anteil beträgt hier 29,7 %.

Auch in der Partnerschaftsgewalt haben die Straftaten gegenüber Männern zugenommen. Im Jahr 2012 betrug der prozentuale Anteil männlicher Opfer von Partnerschaftsgewalt 16,5 %. Im Jahr 2015 lag er schon bei 18,2 % (Bundeskriminalamt, 2015).

Der reale Umfang von Gewalt gegen Männer ist dem Bundeskriminalamt jedoch nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass Gewalt in Partnerschaften oder engen Beziehungen meist nicht angezeigt wird. Außerdem ist sexuelle Gewalt gegen Männer mit Scham behaftet. Somit ist die Dunkelziffer der Straftaten wahrscheinlich höher (Lenz, 2006).

Formen von Gewalt

Gewalt ist ein schwieriger Begriff. Es existieren verschiedene Definitionen von Gewalt, die abhängig vom jeweiligen Kontext sind. So haben Polizei, Justiz oder das Gesundheitswesen unterschiedliche Auffassungen von Gewalt. Außerdem gehen historische, politische und kulturelle Hintergründe mit in die Definition ein (Lamnek, Luedtke, Ottermann & Vogl, 2012; Österreichisches Institut für Familienforschung, 2011). „Die einzige Gemeinsamkeit der vielfältigen Formen von Gewalt liegt wohl darin, dass sie zur Verletzung der physischen und psychischen Integrität der Personen führt“ (Scherr, 2004). Es wird unterschieden in physische, psychische und sexuelle Gewalt.

Physische Gewalt

Die physische Gewalt ist die „greifbarste“ Ausprägung von Gewalt, da die Folgen dieser Gewalteinwirkung klar erkennbar sind. Zudem wird die physische Gewalt mit unserer Assoziation von Gewalt am ehesten in Verbindung gebracht (Puchert et al., 2007). Man spricht auch von körperlicher Gewalt.

Physische Gewalt kann monologisch sein. Sie kann also vom Täter allein ausgeführt werden. Sie umschließt jede Art von Gewalt gegen den Körper eines Anderen, beispielsweise handelt es sich um Kratzen, Beißen, Schlagen, Schubsen etc. Sie kann auch bis zum Mordversuch gehen. Allerdings kann die physische Gewalt ebenfalls gegen Sachen und Gegenstände gerichtet sein. Zum Beispiel werden hier bestimmte Dinge zerstört, die für das Opfer einen besonderen Wert haben. Dies hat wiederum Folgen für die psychische Befindlichkeit des Gegenübers (Lamnek et al., 2012).

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt ist dahingegen schwerer zu erkennen, denn sie ist äußerlich nicht sichtbar (Imbusch, 2002). Sie wirkt unter der Oberfläche und kann unter Umständen noch inhumaner sein, als physische Gewalt es ist (Puchert et al., 2007). Sie ist außerdem schwer zu definieren, da eine Grenze zwischen nicht gewalttätigem Verhalten und psychischer Gewalt kaum zu ziehen ist (Rauchfleisch, 1992). Beispiele für psychische Gewalt sind Nötigungen, Beschimpfungen und Beleidigungen bis hin zu Drohungen. Diese Drohungen können sich gegen sich selbst, das Opfer oder Dritte richten (Lamnek et al., 2012). Die Täter zielen auf eine Einschüchterung der Opfer sowie auf Verfügung über sie ab (Imbusch, 2002). Psychische Gewalt ist ein interaktives Geschehen, denn für den Erfolg des Täters ist ein Mitwirken des Opfers nötig (Nunner-Winkler, 2004).

Psychische Gewalt tritt zudem in Schule und Ausbildung häufiger auf als körperliche Gewalt (Lenz, Jungnitz & Walter, 2007).

Da bei Nötigung, Bedrohung oder Beleidigung keine offiziellen Zahlen zur Verfügung stehen, verzichtet das Bundeskriminalamt auf eine Kriminalstatistik in diesem Bereich (Jungnitz, Puchert & Lenz, 2007). In einer österreichischen Prävalenzstudie wird allerdings angegeben, dass die psychische Gewalt am häufigsten erlebt wird. 78,4% der befragten Männer geben an, schon einmal psychischer Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein. Über ein Drittel interpretierte die Situation als bedrohlich (Österreichisches Institut für Familienforschung, 2011).

Sexuelle Gewalt

Sexuelle Gewalt enthält psychische sowie physische Aspekte. Körperliche Misshandlungen sind ebenfalls Bestandteil dieser Gewaltform. Laut Puchert et al. (2007), wird die körperliche sowie psychische Integrität verletzt. Zu diesen Gewaltakten kommt es zumeist außerhalb der Familie, so zum Beispiel am Arbeitsplatz. Einige Männer vollziehen sexuellen Verkehr, wenngleich sie dies nicht wollen. Sogenannter „Unwanted Sex“ ist mit der Angst verbunden, als „Versager“ oder „unmännlich“ zu gelten. Hinzu kommt der Druck der gesellschaftlichen Rollenzuschreibung. Sexuelle Gewalt an Männern wird nicht ernst genommen. Daraus folgt, dass Vorfälle dieser Art selten aufgedeckt werden und die Opfer sich für den Gewaltakt schämen (Lenz, 1996).

Ist sexuelle Aggression Bestandteil dieses Gewaltaktes, so sind die psychosozialen Folgen der Männer ähnlich der von Frauen. Zu diesen Folgen gehören Depersonalisation, Demütigung, Machtlosigkeit sowie eine Verwirrung der Geschlechtsidentität (Groth & Birnbaum, 1979). Falls sexuelle Aggression nicht vorhanden ist, so erleben Männer ungewollten sexuellen Verkehr nicht so demütigend oder machtlos wie Frauen (Harten, 1995; Cizek, 2001).

Situative Bedingungen

Je nach Kontext verändert sich die Risikowahrscheinlichkeit der Männer, Opfer von Gewalt zu werden. In bestimmten Situationen sind sie beispielsweise eher einer psychischen Gewalt ausgesetzt und in anderen eher körperlicher Gewalt. Das Thema „Gewalt gegen Männer“ ist ein recht unerforschtes Gebiet und sollte auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden.

Kontext Krieg, Zivil- und Wehrdienst

Die Ergebnisse der Pilotstudie „Gewalt gegen Männer“ aus dem Jahr 2002-2004 zeigen, dass Männer im Zivil- sowie Wehrdienst am häufigsten unter der Form der psychischen Gewalt leiden. Nach Literaturrecherche und qualitativen Expertenbefragungen zu dem Thema „Gewalt gegen Männer“ kam es zur Entwicklung von leitfadengestützten qualitativen Interviews im Rahmen der Pilotstudie. Diese intensiven mehrstündigen Interviews wurden mit 32 Männern durchgeführt, die teils zufällig und teils gezielt ausgewählt wurden.

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Details

Title
Gewalt gegen Männer
Subtitle
Formen, Situative Bedingungen sowie Präventionsmöglichkeiten
College
MSB Medical School Berlin - Hochschule für Gesundheit und Medizin
Grade
1,0
Author
Year
2017
Pages
22
Catalog Number
V379527
ISBN (eBook)
9783668565081
ISBN (Book)
9783668565098
File size
586 KB
Language
German
Keywords
Rechtspsychologie, Gewalt gegen Männer, Gewalt, Forensische Psychologie, Strafvollzug, Männer als Opfer, Gewalt in Lebensgemeinschaften, Häusliche Gewalt
Quote paper
Lisa Zeidler (Author), 2017, Gewalt gegen Männer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379527

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