Für Augustinus war es von Anfang an alles andere als klar, dass Gott für ihn die Antwort auf sein Unruhigsein und das Ziel seines Unterwegsseins sein würde. Erst zu Beginn seiner 30er Lebensjahre hat er die Überzeugung entwickelt und gewonnen, dass für ihn und für die Menschen der Weg zu einem guten und glücklichen Leben im lebenslangen Bemühen besteht, zum dreifaltigen Gott der Bibel zu streben, sich mit ihm zu verbinden, ihm anzuhangen und mit aufrichtiger Frömmigkeit zu verehren.
Diese Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hat er nach einem alles andere als geradlinig verlaufenden Prozess der Gottes- und Selbstfindung gefunden. Dieser Prozess ist im Wesentlichen mit seiner Bekehrung und Taufe 386/387 innerlich abgeschlossen und bis kurz vor seiner Priesterweihe 391 gedanklich durchdrungen. Über 20 Jahre hat die geistig-geistliche Entwicklung von Augustinus gedauert. Sie führte zunächst weg vom anerzogenen christlichen Glauben und, auf Umwegen und mit schmerzhaften Erfahrungen, wieder zurück zum bekennenden und getauften Christen der rechtgläubigen katholischen Kirche.
Mit dem neu gewonnenen Gottes-, Bibel-, Kirchen- und Selbstverständnis geht eine neue beschauliche und asketische Lebensform einher. Diese Phase, in der die Frühschriften entstehen, ist eine erste fruchtbare. Dazu gehört als letztes Werk auch seine Schrift „De vera religione“. In den Kapiteln 48 bis 55 hat er sein neu gewonnenes Sinnmodell zu Papier gebracht. Abschnitt vier ist deshalb der Frage gewidmet, wie Augustinus seine Position beschreibt, denkerisch entwickelt und philosophisch und biblisch begründet.
Vor diesem Hintergrund zeigt die Arbeit auf, dass Augustinus der Überzeugung ist und bekennt, den Weg zu einem guten und glücklichen Leben für sich und die Menschheit gefunden zu haben, nämlich der einzig wahren Religion, dem Christentum mit Gott als dem trinitarischen Einen, anzuhangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: „Unruhig ist unser Herz bis es ruht o Gott in dir!"
- Das Römische Reich im 4. Jahrhundert
- Politischer, religiöser und soziokultureller Hintergrund
- Die römische Provinz Africa
- Augustinus auf Umwegen zum bekennenden Christen
- Ein Karrieremensch
- Auf der geistig-geistlichen Suche nach seiner religiösen Heimat
- Die neue Lebensform: die beschaulich-asketische Gemeinschaft
- Augustinus erste schriftstellerische Schaffensperiode
- Frühschriften
- De vera religione - „Ouvertüre zur Symphonie seines Gesamtwerks"
- Entstehungsgeschichte, Motive und Adressaten
- Programmatik, Gliederung und inhaltliche Grundzüge
- ,,streben wir zu dem einen Gott und bemühen uns, ihm allein ... unsere See-\nlen zu verbinden“ - Augustinus' Antwort auf der Suche nach dem Sinn des\nLebens in ,,De vera religione\" Kap. 48-55
- Freiheit zum Handeln
- Die menschliche Geistseele und Vernunft ermöglichen\nErkennen und Überschreiten seiner selbst
- Offenbarungsglaube als Alternative zur Erkenntnis
- Gott als das Höchste und als Mittelpunkt des Lebens
- Religion ist Beziehung
- In der Beziehung zur Vervollkommnung reifen
- Verehrung ist gelebte Beziehung
- Warnung vor der falschen Religion
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Augustinus' Schrift "De vera religione" im Kontext seines Lebens und seiner spirituellen Entwicklung. Sie beleuchtet Augustinus' Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, die er in den Kapiteln 48 bis 55 seiner Schrift darlegt. Dabei wird untersucht, wie Augustinus den Weg zu einem guten und glücklichen Leben definiert und welche Rolle Gott, Religion und Vernunft in dieser Definition spielen.
- Augustinus' Lebensweg und die Suche nach dem Sinn des Lebens
- Die Rolle der Vernunft und des Offenbarungsglaubens in Augustinus' Denken
- Das Konzept der "wahren Religion" und ihre Bedeutung für die menschliche Existenz
- Augustinus' Vorstellung von Gott als dem Mittelpunkt des Lebens
- Die Bedeutung der Beziehung zu Gott für die menschliche Vervollkommnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in Augustinus' Lebenswerk und seine Suche nach dem Sinn des Lebens ein. Sie stellt seine berühmte Aussage aus den "Bekenntnissen" ("Unruhig ist unser Herz bis es ruht o Gott in dir!") vor und beschreibt den Kontext von Augustinus' Leben im spätantiken Römischen Reich.
Kapitel 1 beleuchtet die politische, religiöse und soziokulturelle Situation des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert, wobei der Fokus auf die Provinz Africa gelegt wird, in der Augustinus geboren wurde. Kapitel 2 zeichnet Augustinus' Lebensweg nach, beschreibt seine berufliche Entwicklung und seine geistig-geistliche Suche nach seiner religiösen Heimat.
Kapitel 3 widmet sich Augustinus' frühen Schriften, insbesondere seiner Schrift "De vera religione". Es werden Entstehung, Motive und Adressaten dieser Schrift beleuchtet. Kapitel 4 analysiert die Kapitel 48-55 von "De vera religione", in denen Augustinus seine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens darlegt. Er untersucht die Themen Freiheit, Vernunft, Offenbarungsglaube, Gott als das Höchste, Religion als Beziehung, Vervollkommnung und Verehrung sowie die Warnung vor falschen Religionen.
Schlüsselwörter
Augustinus, De vera religione, Sinn des Lebens, Glaube, Vernunft, Offenbarung, Gott, Religion, christliche Theologie, Spätantike, Römisches Reich, Provinz Africa, Bekehrung, Wahrheit, Vervollkommnung.
- Quote paper
- Sabrina Hübner (Author), 2015, Augustinus Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379685