Der Begriff "Motet" entstammt dem altfranzösischem Wort "mot" für Wort, Vers oder Strophe. Der Terminus erschien zum ersten Mal im 13. Jahrhundert als Synonym für "refrain" in volkssprachlichen Pastourellen. Dies ist ebenfalls ein Verweis auf eine Verbindung der Gattung mit volkssprachlichen Liedformen. Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts bezeichnete der Begriffe "Motette" dann letztendlich eine Gattung der Mehrstimmigkeit.
Zu einer bereits vorhandenen Stimme kam ein "motetus", also eine neu komponierte und textierte Stimme, hinzu. Ebenfalls war es möglich, dass zu diesem Stimmpaar noch eine dritte und vierte Stimme hinzugefügt wurde. Das wohl auffälligste Merkmal der Motette bildet dadurch ihre Mehrtextigkeit. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bleibt die Gattung der Motette erhalten, wobei ihr Form im Verlaufe der Jahrhunderte einigen Veränderungen unterlag. Beispielsweise waren mit der Gattung der Motette im 14. Jahrhundert exakt umschriebene kompositorische Vorstellungen verbunden, wie Tenorgrundlage, Mehrtextigkeit, Isorhythmie und Menusralnotation, während im 15. Jahrhundert diese Konturen unscharf wurden.
So zeichnete sich die Zeit bis 1600 durch eine allgemeine Ratlosigkeit innerhalb der Gattung aus, ohne den Begriff "Motette" je wirklich anzuzweifeln. Die Motette des 15. und 16. Jahrhunderts richtete sich zum Beispiel auf der einen Seite nach traditionellen Elementen, auf der anderen Seite nach der Funktion, die sie erfüllen sollte. Sie war also abhängig von Auftraggeber und Institution, von ritueller Funktion und artifizieller Innovation oder Anlass und Aufführungsumständen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Motette
- Heinrich Isaac und die Motette
- Heinrich Isaacs Virgo prudentissima
- Die Beispielmotette „Angeli archangeli“ von Heinrich Isaac
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Geschichte der Motette als musikalische Gattung und untersucht die Werke von Heinrich Isaac, insbesondere seine Motette "Virgo prudentissima".
- Die Entwicklung der Motette als Gattung von ihren Ursprüngen im 13. Jahrhundert bis zur Renaissance
- Die Bedeutung der Mehrtextigkeit und der vielfältigen Funktionen der Motette in der Liturgie und im weltlichen Kontext
- Die Analyse der Motette "Virgo prudentissima" als Beispiel für Heinrich Isaacs kompositorischen Stil und seine Verbindung zur kaiserlichen Ideologie Maximilians I.
- Die Bedeutung der Motette "Virgo prudentissima" als musikalisches Monument der kaiserlichen Ambitionen Maximilians I.
- Die Rolle von Musik in der Repräsentation und Legitimation der Macht und Autorität
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Geschichte der Motette, ihrer Entwicklung und ihrer verschiedenen Funktionen. Es zeigt, wie die Gattung sich im Laufe der Jahrhunderte veränderte und die Rolle der Mehrtextigkeit in der Motette.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Leben und Werk von Heinrich Isaac und untersucht die Vielfalt seiner Motetten. Es beleuchtet die liturgische Funktion der Motette und ihre Nutzung im weltlichen Kontext.
- Das dritte Kapitel analysiert die Motette "Virgo prudentissima" von Heinrich Isaac. Es betrachtet den Text, die Komposition und die symbolische Bedeutung des Werkes im Kontext der kaiserlichen Ideologie Maximilians I.
- Das vierte Kapitel diskutiert die Bedeutung der Motette "Virgo prudentissima" als ein repräsentatives Beispiel für Isaacs kompositorischen Stil. Es analysiert die Beziehung zwischen Text und Musik sowie die künstlerische und musikalische Verbindung zu Maximilian I.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe in diesem Text sind die Motette, die Mehrtextigkeit, Heinrich Isaac, "Virgo prudentissima", Maximilian I., kaiserliche Ideologie, Liturgie, Musik und Macht, Kunst und Repräsentation.
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- Jodie Huang (Author), 2017, Heinrich Isaac und die Motette, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379841