Der „Strukturwandel in modernen Gesellschaften“ und hierbei insbesondere der „Strukturwandel gesellschaftlicher Arbeit“ ist in den letzten Jahren zu einem viel diskutierten Thema innerhalb und zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Fachdisziplinen und in der Managementpraxis avanciert. Bei den vielfältigen Versuchen diesen Wandel terminologisch und inhaltlich zu fassen, stößt man unweigerlich auf die These von der Wissensgesellschaft. Nach wie vor wird die Frage, ob wir uns bereits in einer oder der Wissensgesellschaft befinden, wie beispielsweise Nico Stehr (1994) postuliert, oder ob diese erst „…ihre Schatten voraus wirft und wir erst unterwegs zur Wissensgesellschaft sind…“, wie Helmut Wilke und Christoph Hubig betonen (zitiert nach Jäger 2002, S.1), ambivalent diskutiert und eine Antwort hierauf kann und soll im Rahmen dieser Arbeit weder gesucht noch gefunden werden.
Das Thema dieser Arbeit „Ganzheitliches Wissensmanagement als neues Managementkonzept - eine strukturationstheoretische Analyse“ lenkt den Blick vielmehr auf Konzepte und Ansätze mit denen insbesondere das betriebliche Management, aber auch Wissenschafts- und Forschungsdisziplinen, sich der mittlerweile unstrittigen, zunehmenden Bedeutung von Wissen in der modernen Gesellschaft anzunähern versuchen.
Die Gründe für die besondere Bedeutung des Wissens in der Gesellschaft allgemein und speziell in Unternehmen, werden in der Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien ebenso gesehen wie in der zunehmenden Relevanz des tertiären Sektors in quantitativer und qualitativer Hinsicht (wenn eine Unterscheidung in primären, sekundären und tertiären Sektor überhaupt noch Sinn macht, da Wissen alle Sektoren durchdringt). Als weitere Gründe werden Globalisierung, Liberalisierung und auch Internationalisierung genannt, womit eine Intensivierung des Wettbewerbs vonstatten geht, der die Unternehmen zu steigenden Wirtschaftsleistungen und einer Beschleunigung von technologischen und produktbezogenen Innovationen zwingt - mit anderen Worten - dazu, strategisch wertvolle, einzigartige und schwer zu imitierende Ressourcen bzw. Kernkompetenz aufzubauen und ausfindig zu machen (vgl. Zimmer 2003; Bullinger/Wörner/Pieto 1997; Langenbacher 2001).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Aufbau der Arbeit
- 2. Terminologische Grundlegungen zum Thema Wissensmanagement
- 2.1 Der Begriff Wissen in soziologischer Perspektive
- 2.1.1 Das Verständnis von Wissen im Rahmen dieser Arbeit
- 2.1.2 Unterschiedliche Wissensarten und die Herausforderung der Wissenskollektivierung
- 2.2 Wissen managen
- 2.2.1 Das Managementverständnis im Rahmen dieser Arbeit
- 2.2.2 Neue Anforderungen an das Management von Wissen
- 2.3 Wissensmanagement: Terminologische Klärung und Systematisierungsversuch
- 2.3.1 Das vorläufige Verständnis von Wissensmanagement im Rahmen dieser Arbeit
- 2.3.2 Systematisierungsansätze und konzeptionelle Grundrichtungen zum Thema Wissensmanagement
- 3. Ganzheitliches Wissensmanagement als neues Managementkonzept
- 3.1 Implikationen und Ziele des Ganzheitlichen Wissensmanagements
- 3.2 Bausteine des Ganzheitlichen Wissensmanagements
- 3.2.1 ,,Äußerer Kreislauf"
- 3.2.2 Innerer Kreislauf"
- 3.3 Gestaltungsdimensionen des Ganzheitlichen Wissensmanagements
- 3.3.1 Organisation
- 3.3.2 Human Ressource Management (Mensch)
- 3.3.3 Technologie
- 3.3.4 (Unternehmens)Kultur
- 3.4 Integrationsversuch: Drei-dimensionaler Modellansatz
- 3.5 Kritik am Ganzheitlichen Wissensmanagement aus (arbeits)soziologischer Perspektive
- 3.5 1 Kritikansätze aus Wissenschaft und Praxis
- 3.5.2. Ganzheitliches Wissensmanagement, Unternehmenskultur und Organisationales Lernen – tatsächlich unterschiedliche Konzeptionen?
- 3.5.3 Grundsätzliche Kritik an neuen Managementkonzepten
- 3.6 Fazit und Bilanz zum Ganzheitlichen Wissensmanagement als neues Managementkonzept
- 4. Giddens' Theorie der Strukturation als Metatheorie zur Analyse von Ganzheitlichem Wissensmanagement
- 4.1 Gründe für die Bezugnahme auf Giddens' Theorie der Strukturation im Kontext von Ganzheitlichem Wissensmanagement
- 4.2 Grundannahmen der Strukturationstheorie
- 4.2.1 Handlungen und Handelnde
- 4.2.2 Der Strukturbegriff bei Giddens
- 4.2.3 Dimensionen des Sozialen
- 4.2.4 Struktur und Handlung -,,the duality of structure"
- 4.4 Inhaltliche und formale Kritik an Giddens' Strukturationstheorie
- 5. Ganzheitliches Wissensmanagement und die Theorie der Strukturation: Relevanz und Nutzen
- 5.1 Die Strukturationstheorie im Kontext Organisation – bestehende Anwendungen
- 5.1.1 Organisation als „,reflexive Strukturation\" - ein Ansatz von Ortmann, Sydow und Windeler
- 5.1.2 Strukturationstheoretische Analyse eines wissensintensiven Netzwerkes -ein empirischer Ansatz von Sydow und van Well
- 5.1.3 Strukturationstheorie und Organisation – ein zusammenfassender Überblick vorliegender Studien
- 5.2 Strukturationstheoretische Betrachtung von Ganzheitlichem Wissensmanagement
- 5.2.1 Wissen, Ganzheitliches Wissensmanagement und Strukturation
- 5.2.2 Human Ressource Management und Wissensarbeiter in strukturationstheoretischer Perspektive
- 5.2.3 Ganzheitliches Wissensmanagement als Organisation von Wissen
- 5.2.4 Informations- und Kommunikationstechnikeinsatz als Strukturation
- 5.2.5 Bausteine des Ganzheitlichen Wissensmanagements in strukturationstheoretischer Perspektive
- 5.3 Möglichkeiten und Grenzen des Giddens'schen Ansatzes im Kontext von Ganzheitlichem Wissensmanagement
- 6. Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Konzept des Ganzheitlichen Wissensmanagements aus (arbeits)soziologischer Perspektive. Ihr Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieses Konzepts zu entwickeln, seine Relevanz und Daseinsberechtigung in theoretischer Hinsicht zu beleuchten und dabei kritisch auf seine Praxisrelevanz einzugehen. Die Arbeit analysiert die Bedeutung von Wissen in der modernen Gesellschaft und die Herausforderungen, die sich für Unternehmen durch den wachsenden Wettbewerb und die zunehmenden Anforderungen an Innovationen ergeben.
- Die Rolle von Wissen in der modernen Gesellschaft und die Bedeutung des Wissensmanagements
- Das Konzept des Ganzheitlichen Wissensmanagements und seine Implikationen für Unternehmen
- Die Kritik an Ganzheitlichem Wissensmanagement aus (arbeits)soziologischer Sicht
- Die Anwendung der Strukturationstheorie von Anthony Giddens zur Analyse von Ganzheitlichem Wissensmanagement
- Möglichkeiten und Grenzen der Strukturationstheorie im Kontext von Ganzheitlichem Wissensmanagement
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung und Aufbau der Arbeit: Das Kapitel führt in die Thematik des Ganzheitlichen Wissensmanagements ein und erläutert die zentrale Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit. Es wird die Bedeutung von Wissen in der modernen Gesellschaft und der Einfluss von Informations- und Kommunikationstechnologien auf Unternehmen hervorgehoben.
- Kapitel 2: Terminologische Grundlegungen zum Thema Wissensmanagement: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition von Wissen in soziologischer Perspektive und untersucht verschiedene Wissensarten. Es beleuchtet das Managementverständnis im Kontext der Arbeit und analysiert die neuen Anforderungen an das Management von Wissen.
- Kapitel 3: Ganzheitliches Wissensmanagement als neues Managementkonzept: In diesem Kapitel wird das Konzept des Ganzheitlichen Wissensmanagements vorgestellt und seine Implikationen und Ziele für Unternehmen erläutert. Es werden die Bausteine und Gestaltungsdimensionen des Konzepts analysiert, darunter Organisation, Human Ressource Management, Technologie und Unternehmenskultur. Außerdem werden Kritikpunkte am Ganzheitlichen Wissensmanagement aus (arbeits)soziologischer Perspektive aufgezeigt.
- Kapitel 4: Giddens' Theorie der Strukturation als Metatheorie zur Analyse von Ganzheitlichem Wissensmanagement: Dieses Kapitel stellt Giddens' Strukturationstheorie als Metatheorie zur Analyse von Ganzheitlichem Wissensmanagement vor. Es werden die Grundannahmen der Theorie, die Struktur-Handlungs-Dualität und die Kritik an der Theorie erörtert.
- Kapitel 5: Ganzheitliches Wissensmanagement und die Theorie der Strukturation: Relevanz und Nutzen: In diesem Kapitel wird die Relevanz der Strukturationstheorie im Kontext von Organisation beleuchtet und bestehende Anwendungen der Theorie vorgestellt. Es wird gezeigt, wie sich die Strukturationstheorie zur Analyse von Ganzheitlichem Wissensmanagement nutzen lässt und wie sich die einzelnen Bausteine des Konzepts in dieser Perspektive betrachten lassen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem Thema Ganzheitliches Wissensmanagement, einem neuen Managementkonzept, das in der modernen Wissensgesellschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Im Zentrum der Analyse stehen die Bedeutung von Wissen in der Gesellschaft und die Herausforderungen, die sich für Unternehmen durch die Digitalisierung und den wachsenden Wettbewerb ergeben. Weitere wichtige Begriffe sind: Strukturationstheorie, Anthony Giddens, (arbeits)soziologische Perspektive, Wissensmanagement, Unternehmenskultur, Organisation, Human Ressource Management, Informations- und Kommunikationstechnologie, Kritik, Relevanz, Nutzen.
- Arbeit zitieren
- Julia Kutz (Autor:in), 2004, Ganzheitliches Wissensmanagement als neues Managementkonzept. Eine strukturationstheoretische Analyse., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38047