Einleitung
Im Wahlkampf 2002 lehnte Bundeskanzler Gerhard Schröder die Beteiligung deutscher Truppen an einem (damals noch) möglichen Krieg gegen den Irak prinzipiell ab. Bei öffentlichen Auftritten äußerte Gerhard Schröder immer wieder, dass es für ihn eine moralische, eine ethische Frage sei, ob deutsche Soldaten am Irak Krieg beteiligt sein sollen oder nicht. Und er entschied sich gegen ihre Beteiligung. Es ist jedoch fraglich, ob Gerhard Schröder sich aus wahltaktischen Gründen, die nichts als den Machterhalt im Auge haben, oder tatsächlich aus seiner inneren Überzeugung für ein solch klares „Nein“ entschied. Dies lässt sich nicht klären. Tatsache ist, dass Gerhard Schröder von den Wählern im Amt bestätigt wurde - auch, weil sie seine Überzeugung von einer Politik ohne Waffengewalt teilten, oder diese sie beeindruckte. Ob und wie Ethik und Moral in der Politik überhaupt eine Rolle spielen ist eine Frage, der sich bereits Max Weber in seiner Rede „Politik als Beruf“ und Robert Michels in „Masse, Führer, Intellektuelle. Politisch soziologische Aufsätze“ stellen. „Wie aber steht es mit der wirklichen Beziehung zwischen Ethik und Politik? Haben sie, wie man gelegentlich gesagt hat, gar nichts miteinander zu tun“? (Weber: 67). Ihre Antworten fallen unterschiedlich aus. So ist es Ziel dieser Arbeit, die unterschiedliche Bedeutung, die Max Weber und Robert Michels der Überzeugung eines Berufspolitikers von ethischen und moralischen Prinzipien beimessen, herauszuarbeiten. Hierzu bedarf es in einem einführenden Kapitel zunächst der abstrakten Begriffsklärung von Ethik und Moral, losgelöst von der Auffassung beider Wissenschaftler. Auch soll hier die Bedeutung der beiden Begriffe aus dem Bereich der Philosophie für politische Entscheidung geklärt werden. In den folgenden beiden Abschnitten dieser Arbeit werden die Betrachtungsweisen von Weber und Michels dargestellt. In einer Schlussbetrachtung werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst, und gegenübergestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung Ethik und Moral
3. Max Weber
3.1 Vorbemerkungen
3.2 Das Gebiet ethischer Fragen
3.3 Leidenschaft, Verantwortungsgefühl, Augenmaß vs. Eitelkeit
3.4. Ethos der Politik als Sache
3.5. Gesinnungsethiker vs. Verantwortungsethiker
3.6. Die ethischen Paradoxien der Politik
3.7. Zusammenfassung
4. Robert Michels
4.1 Vorbemerkungen
4.2 Ethik als Angriffswaffe
4.3 Das Wesen der politischen Kaste
4.4 Das Wesen der Organisation
4.5.Das Ethos der Führer und der Massen
4.6 Zusammenfassung
5. Schlussbetrachtung
5.1. Der Stellenwert guten und gerechten Handelns
6. Abstract / Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Wahlkampf 2002 lehnte Bundeskanzler Gerhard Schröder die Beteiligung deutscher Truppen an einem (damals noch) möglichen Krieg gegen den Irak prinzipiell ab. Bei öffentlichen Auftritten äußerte Gerhard Schröder immer wieder, dass es für ihn eine moralische, eine ethische Frage sei, ob deutsche Soldaten am Irak Krieg beteiligt sein sollen oder nicht. Und er entschied sich gegen ihre Beteiligung. Es ist jedoch fraglich, ob Gerhard Schröder sich aus wahltaktischen Gründen, die nichts als den Machterhalt im Auge haben, oder tatsächlich aus seiner inneren Überzeugung für ein solch klares „Nein“ entschied. Dies lässt sich nicht klären. Tatsache ist, dass Gerhard Schröder von den Wählern im Amt bestätigt wurde - auch, weil sie seine Überzeugung von einer Politik ohne Waffengewalt teilten, oder diese sie beeindruckte.
Ob und wie Ethik und Moral in der Politik überhaupt eine Rolle spielen ist eine Frage, der sich bereits Max Weber in seiner Rede „Politik als Beruf“ und Robert Michels in „Masse, Führer, Intellektuelle. Politisch soziologische Aufsätze“ stellen. „Wie aber steht es mit der wirklichen Beziehung zwischen Ethik und Politik? Haben sie, wie man gelegentlich gesagt hat, gar nichts miteinander zu tun“? (Weber: 67). Ihre Antworten fallen unterschiedlich aus. So ist es Ziel dieser Arbeit, die unterschiedliche Bedeutung, die Max Weber und Robert Michels der Überzeugung eines Berufspolitikers von ethischen und moralischen Prinzipien beimessen, herauszuarbeiten. Hierzu bedarf es in einem einführenden Kapitel zunächst der abstrakten Begriffsklärung von Ethik und Moral, losgelöst von der Auffassung beider Wissenschaftler. Auch soll hier die Bedeutung der beiden Begriffe aus dem Bereich der Philosophie für politische Entscheidung geklärt werden. In den folgenden beiden Abschnitten dieser Arbeit werden die Betrachtungsweisen von Weber und Michels dargestellt. In einer Schlussbetrachtung werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst, und gegenübergestellt.
2. Ethik und Moral – Begriffsklärung
Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, einen Überblick über die vielen verschiedenen bestehenden Ethiken und Moralvorstellungen zu liefern. Eine solche Arbeit wäre dem Gebiet der Philosophie zuzuordnen. Vielmehr soll in dieser Arbeit der Einfluss von Ethik und Moral auf das tägliche Wirken und Handeln eines Berufspolitikers allgemein erklärt werden. In diesem einführenden Teil dient ausschließlich der Begriffsklärung.
Die Ethik versucht festzustellen, was gutes, was schlechtes Handeln ist. Somit liefert die Ethik dem Menschen eine Handlungsmaxime für das tägliche Leben. Grundlage hierfür sind die menschlichen Werte, Normen und die allgemeine Moral. Zentrale Probleme der Ethik betreffen die Motive, die Methoden und die Folgen des menschlichen Handelns. Abhängig von der Gewichtung dieser drei Aspekte, sowie der Quelle der ethischen Normen ergeben sich sehr unterschiedliche Ethiken.
Während die Ethik auf absoluten Maßstäben aufzubauen sucht, hat Moral „teilweise faktische Ursprünge (Ekel, Hass, Angst)“[1]. Auch ist sie kultur- und gesellschaftsabhängig. So kann Ethik auch als ein Nachdenken über Moral verstanden werden.
Eine Teildisziplin der Ethik, die für eine politikwissenschaftliche Arbeit in Frage kommt, ist die politische Ethik. Sie untersucht Normen und Normensysteme sowie gutes und gerechtes ethisches Handeln in der Politik. Dies ist eine logische Verbindung (zweier Wissenschaften), bezeichnet Politik doch "Allgemein jegliche Art der Einflussnahme und Gestaltung sowie die Durchsetzung von Forderungen und Zielen, sei es in privaten oder in öffentlichen Bereichen" (Schubert/Klein: 2001).Gestaltet wird Politik hauptsächlich von Politikern. Da auch diese unter die Kategorie Mensch fallen, können sie – die in besonderer Abhängigkeit der Wertvorstellungen der Gesellschaft stehen - sich den Handlungsmaximen aus Ethik und Moral nicht entziehen. So kann man sagen, das ethische und moralische Wertvorstellungen bei jeglicher Art der Einflussnahme und Gestaltung sowie bei der Durchsetzung von Forderungen und Zielen zwingend eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen.
Sprechen nun Max Weber und Robert Michels von der Ethik oder Moral eines Berufspolitikers, so ist von der Bedeutung dieser beiden Wörter im oben genannten Sinne auszugehen. Dies als Grundlage der Betrachtung zu Hilfe nehmend, steht diese Arbeit unter dem Aspekt: Welchen Stellenwert hat eine Überzeugung von gutem und gerechtem Handeln für den Beruf des Politikers im Sinne der beiden Autoren?
3. Max Weber
3.1 Vorbemerkungen
Als ausschließliche Textgrundlage dient Max Webers in Textform gefasste Rede „Politik als Beruf“ aus dem Jahre 1919. Dies mag befremden, hat sich Max Weber doch mit dem Begriff der Ethik in mehreren seiner zahlreichen Werke befasst. Als Beispiel sei seine im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik erschienene Arbeit zur protestantischen Ethik und der Geist des Kapitalismus[2] angeführt. Beispiel deswegen, da bereits der Titel verrät, das es Weber hier nicht um Berufspolitiker und Tagespolitik gehen kann.
Dezidiert mit dieser Thematik beschäftigt er sich nur in Politik als Beruf. Es soll sich daher im Folgenden darauf beschränkt werden. Um den Lesefluss zu erleichtern, werden die aus diesem Werk zitierten Stellen nur mit den Seitenzahlen in Klammern angegeben. Auf weitere verwendete Texte wird in Fußnoten hingewiesen.
3.2 Das Gebiet ethischer Fragen
Spät betritt Weber „das Gebiet ethischer Fragen“ – auf Seite 61 in einem nur 80 Seiten „starken“ Werk. Er fragt, wer berechtigt sei, Macht und Verantwortung in den Händen zu tragen, denn: Politik gibt ein Gefühl von Macht und Einfluss, schafft ein Bewusstsein „von Einfluss auf Menschen, von Teilnahme an der Macht über sie, vor allem aber: das Gefühl, einen Nervenstrang historisch wichtigen Geschehens mit in den Händen zu halten, über den Alltag hinauszuheben“ (S.61).
Zentrale Kategorie Webers Betrachtung ist also der Umgang des Politikers mit Macht (oder dem Gefühl von Macht). Macht als einem „sehr spezifischen Mittel, hinter dem Gewaltsamkeit steht“(S.68). Der Umgang mit diesem Mittel unterscheidet Weber zufolge auch die Ethik, die sich ein Politiker zur Ausübung seiner Tätigkeit zu Nutzen machen sollte von der, die in anderen Bereichen des Lebens ihren Einfluss ihre Gültigkeit hat (S. 66ff).
Bereits im ersten Kapitel wurde allgemein geklärt – die Ethik hat sich zur Aufgabe gemacht, festzustellen, was Gutes und was schlechtes Handeln ist. Weber beschränkt sich nicht auf das Handeln. Er geht darüber hinaus und fragt: „Was für ein Mensch muss man sein, um seine Hand an die Speichen des Rades der Geschichte legen zu dürfen“(S.61ff).
3.3 Leidenschaft, Verantwortungsgefühl, Augenmaß vs. Eitelkeit
„Man kann sagen, dass drei Qualitäten vornehmlich entscheidend sind für den P sieht Weber die Leidenschaft im Sinne von Hingabe an eine Sache. Veranolitiker: Leidenschaft – Verantwortungsgefühl – Augenmaß. (S.62).
Sotwortungsgefühl versteht er als Verantwortlichkeit gegenüber dieser Sache als dem entscheidenden Leitstern des Politikers. Und schließlich das Augenmaß, das die Fähigkeit, „die Realitäten mit innerer Ruhe auf sich wirken zu lassen, also: der Distanz zu den Dingen und Menschen“ (S.62) beschreibt.
Der Besitz dieser Fähigkeiten ist nach Weber Grundlage für die Stärke einer politischen Persönlichkeit. Somit sind sie auch Grundlage für ein politisch „gutes Handeln“, also gutem Umgang mit Macht und der damit einhergehenden Gewalt. Einen „allzu menschlichen Feind“(S.63) hat der Politiker dabei zu überwinden: Die Eitelkeit.
Für Max Weber ist sie die „Todfeindin aller sachlichen Hingabe und Distanz“, vor allem aber „der Distanz zu sich selbst“ (S.63). Wieder nimmt Max Weber das Streben nach Macht als unvermeidlichem Mittel der Politik als Grundlage seiner Betrachtung. So kann die Eitelkeit, „das Bedürfnis selbst möglichst sichtbar in den Vordergrund zu treten“(S.64) zu den zwei Sünden der Politik führen: Unsachlichkeit und Verantwortungslosigkeit. Unsachlich und Verantwortungslos ist ein Politiker dann, wenn „dieses Machtstreben unsachlich und ein Gegenstand rein persönlicher Selbstberauschung “ (S.63) wird. Die Folgen: der Politiker läuft Gefahr, „sowohl zum Schauspieler zu werden wie die Verantwortung seines Tuns auf die leichte Schulter zu nehmen“ (S.64). Und weiter: „Seine Unsachlichkeit legt ihm nahe, den glänzenden Schein der Macht statt der wirklichen Macht zu erstreben, die Verantwortungslosigkeit aber: die Macht lediglich um ihrer selbst Willen, ohne inhaltlichen Zweck zu genießen“. (S.64) . Dies ist für Weber die verderblichste Verzerrung der politischen Kraft.
Die soeben angeführten Überlegungen zeigen, dass Max Weber ethisch richtiges Handeln in der Politik abhängig macht nicht nur von einer ethischen Überzeugung, sondern auch von der Persönlichkeit des Politikers. Nur wer die drei Qualitäten Leidenschaft, Augenmaß und Verantwortungsgefühl in sich trägt, ohne dabei den Kampf gegen die Eitelkeit (verstanden vor allem als Unsachlichkeit) zu verlieren, sollte Macht und Verantwortung übernehmen.
Auch wenn die Geschichte zeige, dass das schließliche Resultat politischen Handelns „geradezu regelmäßig“ in einem Missverhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn stehe, darf für Weber doch nicht der Dienst an der Sache fehlen. Denn: die Sache bietet inneren Halt.
Die Sache ist ein unpräziser, von Weber nicht genau umschriebener Begriff in seinem Werk. Und das bewusst, denn: „Wie die Politik auszusehen hat, in deren Dienst der Politiker Macht erstrebt und Macht verwendet, ist Glaubenssache “. Auch wenn der „richtige Glaube“ subjektiv ist – „immer muss irgendein Glaube da sein“.
3.4 Ethos der Politik als Sache
Weber stellt nun auf S. 65 die Frage, was das „Ethos[3] der Politik als Sache“ und welches der ethische Ort, an dem die Politik beheimatet sei.
Hierzu bedarf es erst der Befreiung einer „trivialen Verfälschung“. Denn das Ethos eines Politikers tritt nicht nur in einer sittlich hervorragenden, sondern kann auch in einer „sittlich fatalen Rolle“ (S. 65) auftreten. Dies ist dann der Fall, wenn die Ethik als Mittel des Rechthabens benutzt wird (S. 67).
Wenn Ethik in der Politik aber eine fatale Rolle spielen kann, haben Ethik und Politik dann überhaupt etwas gemein? Nun fragt Weber nach der wirklichen Beziehung zwischen Ethik und Politik. (S.67).
[...]
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Moral; letzter Abruf: 10.03.05
[2] Weber, Max 1905: Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus. In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 20. Bd., Heft 1, S. 1-54; 21. Bd. Heft 1, S. 1-110
[3] Ethos: Sitte, moralische Grundhaltung eines Einzelnen oder einer Gruppe. Aus: Meyers Großes Taschenlexikom, Band 6; 8. durchgesehene und aktualisierte Auflage; B.I. Taschenbuchverlag, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich
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