Die Rolle des Theaters in der Kulturindustrie


Hausarbeit, 2017

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Kulturindustrie
2.2 Kulturindustrie und Theater

3. Methodische Konzeption und Leitfrageninterview

5. Interview Partner

6. Interview

7. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wie der Titel: „Warum Kunst die Macht hat, Menschen zu verändern“ aus der Ausgabe der „Zeit“ des 21.12.2016 zeigt, ist die Frage nach der Wirkung von Kunst und Kultur auf den Menschen und auf die Gesellschaft ein aktuelles Thema. Der Frage inwiefern sich Kultur und Gesellschaft gegenseitig bedingen, hat sich auch Theodor W. Adorno in seinem 1947 erschienenem Werk Dialektik der Aufklärung angenommen. Adorno beschreibt in diesem, in einer kritischen Analyse, die Integration der Kultur in den kapitalistischen Verwertungsprozess und zeigt auf, welche Folgen durch diese entstehen. Außerdem stellt er heraus, inwiefern die Güter, welche in der Kulturindustrie beständig sind, aktiv auf die Konsumenten zugeschnitten werden um Bedürfnisse und spezifische Neigungen, sowie Präferenzen zu befriedigen (vgl. Gebur 2002, s.408). Die von Adorno beschriebene Kulturindustrie stellt somit eine interessante Beobachtung dar, die unsere heutige Gesellschaft und den damit verbundenen Konsum kritisch hinterfragt.

Im Folgenden soll vor allem anhand eines Interviews herausgearbeitet werden inwiefern das Theater als Institution Formen der Kulturindustrie aufweist. Dabei soll der Fokus insbesondere auf den Einfluss von ökonomischen Interessen auf die Kunst, sowie die Angleichung selbiger und die Frage, ob das Theater auch die Tendenz zu einer Unterhaltungsindustrie aufweist gelegt werden.

Zunächst soll die Begrifflichkeit der Kulturindustrie unter Adorno genauer erläutert werden, um anschließend Hintergründe und Zusammenhänge zu der Institution des Theaters herzustellen. Des Weiteren soll auf das Methodische Konzept des anschließenden Leitfrageninterviews eingegangen werden. An dieser Stelle soll deutlich gemacht werden welche Fragen dem Interview als Rahmenkonstrukt dienlich sein sollen und welche Methoden angewendet werden. Den Abschluss der Hausarbeit bildet das Fazit, welches eine Analyse des Interviews beinhaltet. Außerdem soll anhand des Interviews herausgearbeitet werden, inwiefern das Theater im Sinne Adornos als ein Teil der Kulturindustrie gesehen werden kann und somit ein weiteres Produkt der Unterhaltungsindustrie darstellt.

2. Theoretischer Hintergrund

Der die Kulturindustrie betreffende Aufsatz entstand aus dem Bedürfnis, auf den wachsenden Einfluss von Unterhaltungsindustrie, sowie die Vereinheitlichung und Kommerzialisierung von Kunst zu reagieren. Das von Adorno und Horkheimer beobachtete Phänomen wurde somit in der Begrifflichkeit der Kulturindustrie festgehalten und fand hohe Popularität im Diskurs der 1960er Jahre (vgl. Balme 2013, s.37). Im Folgenden soll der Begriff der Kulturindustrie, wie er unter Adorno verwendet wurde, herausgearbeitet werden um ihn anschließend in den Zusammenhang mit der Institution des Theaters zu bringen.

2.1 Kulturindustrie

Der Begriff der Kulturindustrie wurde erstmalig von Adorno und Horkheimer verwendet und ging aus dem Begriff der Massenkultur hervor (vgl. Adorno 1963, s.337). Gegensätzlich zu dem Begriff der Massenkultur sollte nun in Form der Kulturindustrie herausgearbeitet werden, dass es sich nicht um eine von der Masse generierte Kultur handelt, sondern um eine Art von Industrie, welche auf den Konsum von Massen zugeschnitten ist und diesen auch maßgeblich beeinflusst (vgl. ebd.). Die beschriebenen Güter der Kulturindustrie werden somit zu Produkten mit denen Handel betrieben wird. Die Folgen der Kommodifizierung von Kulturgütern haben ein ähnliches Resultat wie bei Karl Marx die Ware. In Marx Analyse der Warenzirkulation wird der Ware ein Gebrauchswert zugesprochen, welcher im Späteren durch den Tauschwert ersetzt wird (vgl. Marx 1983, s.104). Es entsteht somit nicht nur ein Tauschwert, der den Wert eines (Kultur)Gutes maßgeblich bestimmt, es wird dadurch auch eine Grundstruktur der Verwertung und des Konsums geschaffen, die die Basis für die Kulturindustrie bildet (vgl. Adorno 1965, s.17 f.) Die so erzeugten Kulturgüter verlieren an Authentizität und der höchste Wert des Gutes wird der Profit selbst (vgl. Gebur 2002, s.407). Dieser Prozess geht soweit, dass „[...] Geistige

Gebilde kulturindustriellen Stils nicht länger auch Waren [sind]“ (Adorno 1963, s.338), sondern voll und ganz zu Ware werden. Die sich so entwickelnde Kunst gibt mit ihrer Entwicklung nicht nur das Authentische an sich selbst frei, sondern auch eine politisch kritische Stimme, da die autonome Stellung vom Markt nicht weiter aufrecht gewahrt werden kann (vgl. Gebur 2002, s.407). Im Weiteren erläutert Adorno, dass der Begriff der Industrie die Standardisierung der Güter aus der Kulturindustrie zum Ausdruck bringen soll (Adorno 1963, s.338). Die sich so immer weiter angleichenden Güter, werden als individuelle Erzeugnisse angepriesen, welches den Versuch darstellt, die Verdinglichung und Gleichheit der Selbigen zu überdecken (vgl. ebd.). Das Resultat des beschriebenen bezeichnet Adorno letztlich als eine „Anti-Aufklärung“ (Adorno 1963, s.340), die die Bildung von kritischen und autonom handelnden Individuen in der Gesellschaft entgegen gesetzt ist (vgl. ebd.).

2.2 Kulturindustrie und das deutsche Theater

Es stellt sich nun die Frage, inwiefern der von Adorno beschriebene Begriff der Kulturindustrie Anwendung auf das Theater findet. Obwohl sich die Kulturindustrie vorrangig in der populären Musik, Film und Fernsehindustrie beobachten lässt, können ähnliche Strukturen auch in den darstellenden Künsten auftreten (Balme 2013, s.37). Zunächst stellt sich die Frage nach der Kommerzialisierung von Kunst und ob diese zwangsläufig zu einer „[...] [e]ntkunstung der Kunst“ (Gebur 2002, s.408) führt. Hierzu hat die UNESCO 1982 eine ausführliche Publikation herausgegeben mit dem Titel „Cultural Industries. A Challange for the Future of Culture“. In dieser wird der Begriff der Kulturindustrie aufgenommen und kontroverse unter dem Wahrzeichen des Fortschrittes diskutiert. Ein Kernargument für die positive Entwicklung durch eine Kulturindustrie wird in der einfachen Verbreitung von kulturellen Gütern, sowie der schnellen Wachstumsmöglichkeiten derer aufgezeigt (vgl. UNESCO 1982, s.24 ff.). Diese Betrachtungsweise kann durchaus als ein Gegenentwurf zu Adornos dystopischer Analyse von Kulturindustrie gewertet werden und stellt somit ein Interessantes Forschungspotenzial für

ein Interview dar. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es immer wieder Kontroversen über den Status des Theaters als Dienstleistungsgewerbe (vgl. Balme 2013, s.40). Letztlich wurde 1869 im Norddeutschen Bund eine Gewährung der Gewerbefreiheit beschlossen, was in erster Linie in einer Autonomie der Theater, befreit von der Abhängigkeit des fürstlichen Patentes mündete (vgl. Marx 2013, s.59). Heute setzt sich die Theaterlandschaft aus staatlich subventionierten, sowie privaten Theatern zusammen (vgl. Balme 2013, s.51). Dies wiederum wirft die Frage auf, inwiefern es einen Unterschied in Bezug auf authentische Kunst gibt und wie diese mit den beiden Formen des Theaters korreliert ist. Neben der Reduktion auf Profit und die daraus hervorgehenden Folgen nennt Adorno außerdem die Standardisierung, sowie eine reine Unterhaltungskultur die den Rezipienten nicht anstrengen, sondern auf trivialen Niveau bespaßen soll (vgl. Gebur 2002, s.410). Dan Rebellato, ein englischer Autor, nimmt als erstes das Phänomen der Standardisierung von Theaterproduktionen, sowie die Vermarktung von Werbeartikeln, die letztlich mehr Profit abwerfen als die Aufführung selbst auf und nennt dieses „McTheatre“ (vgl. Balme 2013, s.46). Rebellato beschreibt vor allem private Theater

insbesondere Musicals die international in gleicher Besetzung aufgeführt werden und den Umsatz durch etliche Formen von Werbeprodukten in die Höhe treiben (vgl. ebd. , s.47). In dieser Form könnte man das „McTheater“ durch die gegebenen Formen der Standardisierung sowie der Kommerzialisierung der Kulturindustrie zuordnen. Inwiefern trotz dessen authentische Kunst geschaffen wird und ob diese Kunst nicht trotzdem auch kritisch sein kann, soll im Folgenden Interview weiter beleuchtet werden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Frage inwiefern Theater als Institution der Kulturindustrie gewertet werden kann, nicht direkt zu beantworten ist. Der Fokus im Interview soll somit auf die Fragen nach der Möglichkeit für authentische Kunst, sowie der Möglichkeit für eine kritische Stimme in Bezugnahme auf staatliche Theater mit Subventionen zum einen und gewinnorientierten Privattheatern auf der anderen Seite. Weitergehend, um es in Adornos Worten auszudrücken, soll herausgefunden werden ob „[...] Geistige Gebilde kulturindustriellen Stils nicht länger auch Waren“ (Adorno 1963, s.338), sondern sogar durch und durch Waren in einer Industrie der Kultur geworden sind.

3. Methodische Konzeption und Leitfrageninterview

Anhand eines Interviews soll der Sachverhalt und die zuvor aufgeworfenen Fragen genauer erläutert werden. Zu diesem Zweck sollen offene Fragen gestellt werden, um ein möglichst hohes Maß an Erzähltem zu generieren (vgl. Haas, Koschel, Brosius 2012, s. 86). Statt einem narrativen Interview wurde ein Leitfrageninterview für diesen Zweck gewählt, da dieses einige Vorteile in dem vorliegenden Fall aufweist. Im Gegensatz zu einem narrativen Interview, dass sich bei Biografie Arbeiten anbietet, wird das Leitfrageninterview dazu genutzt, einen konkreten Sachverhalt genauer zu beleuchten und innerhalb dessen qualitative Daten zu erheben (vgl. Mayer 2008, s. 37). Das Interview erfolgt „Face-to-Face“, da dies einerseits zu höheren Authentizität führt und andererseits auch direkte zwischenmenschliche Emotionen wahrgenommen werden können, anders als bei einer telefonischen Befragung (vgl. Haas, Koschel, Brosius 2012, s. 109). Der Leitfragen, der aus vorher festgelegten Fragen besteht, dient an dieser Stelle als eine Art Gerüst um die Struktur des Interviews zu wahren (vgl. Mayer 2008, s. 37). Dabei spielt die Reihenfolge der vorher festgelegten Fragen keine Rolle und kann je nach Wendung des Interviews angepasst werden (vgl. ebd.). Hierbei ist es wichtig eine konstante Abgleichung zwischen den Leitfragen und dem schon gesagten durchzuführen um einen optimalen Ablauf zu gewährleisten ohne unangenehme Pausen die verunsichernd wirken können (Flick 1999, s. 113). Dabei ist es außerdem wichtig ein ausgewogenes Verhältnis der Redeanteile zu schaffen indem man zu interviewenden Sprachraum gewährt jedoch gleichermaßen irrelevante Informationen ausselektiert indem man das Gespräch wieder zu der zu interessierenden Essenz zurück bringt (vgl. Mayer 2008, s. 38). Der zu Befragende repräsentiert an dieser Stelle nur bedingt eine Privatperson, sondern stellt durch seine Privilegien „[...] zu Informationen über Personengruppen oder Entscheidungsprozesse [...]“ (Meuser, Nagel 1991 in Mayer 2008, s.38) einen Experten innerhalb eines bestimmten Bereiches dar. Es wird also versucht eine übergreifenden Zusammenhang herzustellen. Das Interview wird anonymisiert durchgeführt, was am Anfang des Interviews offenkundig angesagt wird, um eine ungezwungene Unterhaltung zu gewährleisten (vgl. Mayer 2008, s. 45)

Der Begriff der Kulturindustrie soll während des Interviews nicht explizit erklärt werden, stattdessen soll versucht werden, diesen zu operationalisieren. Hierzu soll es spezifische Fragen geben, die sich einerseits auf die ökonomische Beeinflussung von Kunst und andererseits auf das authentische Empfinden der Kunst selbst, sowie über das kritisch politische Potenzial von Theater beziehen.

Das Interview soll nach begrüßenden Worten mit der Frage einleiten, welchen Werdegang der Befragte im Bereich des Theaters durchlaufen hat um eine genauere Vorstellung zu bekommen in welche Bereiche dieser innerhalb seiner Laufbahn Einblick gewinnen konnte. Anschließend soll ermittelt werden inwiefern ökonomische Interessen des Theaters die künstlerische Entfaltung beeinflussen. Die dritte Frage soll sich auf Theater als Produkt oder Dienstleistung beziehen. Hier soll es primär darum gehen, ob Theater immer noch eine kritische und politische Stimme innewohnt, oder durch und durch als Ware betrachtet werden kann. In Bezug darauf soll die Frage anknüpfen inwiefern es Differenzen zwischen staatlich subventionierten und privaten Theatern gibt. Abschließend soll gefragt werden ob und wo man Parallelen des Theaters zu einer Industrie erkennen kann.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Rolle des Theaters in der Kulturindustrie
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V381071
ISBN (eBook)
9783668595903
ISBN (Buch)
9783668595910
Dateigröße
484 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rolle, theaters, kulturindustrie
Arbeit zitieren
Paul Weinheimer (Autor:in), 2017, Die Rolle des Theaters in der Kulturindustrie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381071

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