Warum haben Frauen in Deutschland Schwierigkeiten in der Politik zu partizipieren?

Gründe für deren Unterrepräsentation und Zielvorstellungen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

14 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition von Partizipation

3. Entwicklung der politischen Partizipation von Frauen in Deutschland

4. Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in der Politik

5. Demokratietheorie nach Barbara Holland- Cunz
5.1. Feministische Demokratietheorie - Sieben Thesen
5.2. Betrachtung der feministischen Demokratietheorie an Angela Merkel

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1

„Kann- di- dat? - Der Kanz.“1

Diesen Werbeslogan entwarf der Werbetexter Manfred Bissinger im Wahlkampf zur Bundeskanzlerwahl 2005. Hier kandidierte Angela Merkel als erste Frau für das Amt der Bundeskanzlerin. Das „Di“ in dem Slogan, ist auf Merkel bezogen und hinterfragt in wie weit sie in der Lage ist, dieses politisches Amt auszuführen. Hinter dieser Frage steckt aber noch mehr, denn das „Di“ war nicht nur auf Angela Merkel, sondern auch auf das weibliches Geschlecht bezogen und damit auf die Frage, ob Frauen die Eigenschaften und Fähigkeiten besitzen, um Führungspositionen in der Politik zu übernehmen. Denn obwohl Frauen in Deutschland seit mehr als 90 Jahren das aktive und passive Wahlrecht haben, sind sie in der Politik unterrepräsentiert.2

Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich daher auf die politische Partizipation der Frauen in Deutschland eingehen und feststellen, warum diese Schwierigkeiten haben sich politisch zu beteiligen.

Zuerst wird demnach der Begriff Partizipation definiert und anschließend die Entwicklung der politischen Partizipation der Frauen in Deutschland dargestellt, um aufzuzeigen, welche Schritte nötig waren, um eine Partizipation der Frauen zu ermöglichen. Im nächsten Schritt werden Ursachen und Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in der Politik dargestellt, um somit die Situation der Frauen besser nachvollziehen zu können.

Weiterführend werde ich die Demokratietheorie von Barbara Holland-Cunz behandeln, um aufzuzeigen, welche Leitmerkmale die feministische Demokratietheorie beinhaltet und welche Ziele angestrebt werden.

Die Kriterien der feministischen Demokratietheorie nach Barbara Holland-Cunz werde ich anschließend am Beispiel Angela Merkel messen, um diese greifbar zu machen. Abschließend wird ein Fazit gezogen, wie die Situation der Partizipation der Frauen in der Politik heute aussieht.

2. Definition von Partizipation

Der Begriff Partizipation geht auf das lateinische Wort „particeps“(=teilnehmend) zurück. Er bezeichnet daher im Bereich des Politischen die aktive, freiwillige Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger an gemeinsamen politischen Angelegenheiten, die die „polity“ (institutionelle Form), die „policy“ (den politischen Inhalt) und die „politics“ (den Prozess der politischen Gestaltung), betreffen.3 Darunter fallen die Teilhabe an politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen, wie zum Beispiel den Wahlen, aber auch eine im rechtlichen Sinne zu betrachtende Teilhabe an Verwaltungsentscheidungen.4

Es gibt unterschiedliche Definitionen von Partizipation. Neben den klassischen Formen der politischen Partizipation, wie den Wahlen oder einer Parteimitgliedschaft, gibt es auch noch weitere Aktivitäten, die unter den Begriff politische Partizipation fallen. Diese sind zum Beispiel die Teilnahme an Demonstrationen oder ein Mitwirken in Bürgerinitiativen. Die politische Partizipation der Bürgerinnen und Bürger wird als wichtige Voraussetzung, Bestandteil und wesentliches Merkmal einer Demokratie angesehen.5

3. Entwicklung der politischen Partizipation von Frauen in Deutschland

Das Frauenwahlrecht wurde erst 1918, neunzig Jahre später als das der Männer, in Deutschland eingeführt. Bis zum ersten Wahlgang der Frauen war es ein langer Weg, der durch herausragende Frauenrechtlerinnen, wie zum Beispiel Hedwig Dohm, geprägt wurde. Laut § 8 des preußischen Vereinsgesetzes waren „[…] Frauenpersonen, Geisteskranken, Schülern und Lehrlingen […]“ die Teilnahme an politischen Versammlungen und eine Mitgliedschaft in politischen Vereinen verboten.6 Männer trafen Entscheidungen für die ganze Familie. Hedwig Dohm war in diesem Zusammenhang die Einzige, die durch ihr Buch „Der Frauen Natur und Recht“ aus dem Jahre 1986 ihre Meinung zum Ausdruck bringt. Diese Kritik am bestehenden System, hat zunächst bei den Männern auf Spott gestoßen. 1888 wird jedoch die Organisation „Frauenwohl“ gegründet, welche die politischen Rechte von Frauen einfordert.7 Hier ist Hedwig Dohm neben Anita Augspurg und Helene Stöcker eine der wichtigsten Vertreterinnen. Die erste internationale Frauenkonferenz fand schließlich 1896 in Berlin statt. Im Jahr 1899 folgt dann die Gründung des Verbands „fortschrittlicher Frauenvereine“ und 1902 wurde der erste „Deutsche Verein für Frauenstimmrecht“ gegründet. Beide Vereine setzten sich vor allem mit dem Stimmrecht der Frauen auseinander. Die „radikale Frauenbewegung“ trat damit in eine neue Phase ein.8

Ein deutlicher Schritt in Richtung Gleichberechtigung wurde 1904 durch die Gründung des „Weltbundes für Frauenstimmrecht“ gemacht. Die Leitung dieses Bundes hatten Carrie Chapmann-Chat und Anita Augspurg als Stellvertreterin inne. Die Frauenstimmbewegung gewann dadurch immer mehr Zulauf. Bei den Reichstagswahlen 1912 kamen hunderte Frauen in die Wahlbüros der großen Städte und überreichten Erklärungen mit nachfolgendem Inhalt: „Ich protestiere gegen meinen Ausschluss von der Reichstagswahl, da ich als deutsche Staatsangehörige über 25 Jahre aufgrund der bestehenden Verfassung wahlberechtigt bin. Wir Frauen wollen nicht nur die Pflichten dem Reiche gegenüber erfüllen, nämlich ihm die Bürger schenken, arbeiten und Steuern zahlen, wir fordern als Staatsangehörige auch unsere Rechte, nämlich die volle politische Gleichberechtigung.“9 Diese Protestaktion zeigte große Wirkung, denn einigen Frauen wurde daraufhin ein Wahlschein ausgehändigt und auch zahlreiche Männer setzten sich ab diesem Zeitpunkt für das Frauenwahlrecht ein.

Durch anschließende Frauenwahlrechtsfahrten erfuhren immer mehr Männer, dass die Frauen für ihre Rechte kämpfen. Dadurch gab es allerdings Gegenstimmen, zum Beispiel seitens der Kirche, die behauptet, dass Frauen ihren Beruf verfehlen würden, wenn sie an der Gesetzgebung teilhaben möchten.10

Die Frauenbewegung wurde durch den ersten Weltkrieg geschwächt, da die Frauen die Arbeitsplätze der Männer besetzen mussten. 1915 gab es sogar mehr erwerbstätige Frauen als Männer, sodass am 17. Januar 1916 der Reichstag das Frauenwahlrecht nach Ende des Krieges forcierte. Dies war jedoch nur ein kleiner Erfolg. Im Jahre 1918 wurde deutlich, dass ein Frauenwahlrecht nur umsetzbar ist, wenn das gesamte politische System verändert wird. Mit der Abdankung des Kaisers in der Novemberrevolution wurde dies erreicht. Am 12. November 1918 wurde in Berlin das aktive und passive Wahlrecht der Frau ab dem 20. Lebensjahr beschlossen.11 Als erste Frau durfte Marie Juchacz eine Rede im Parlament halten und es gingen siebeneinhalb Millionen Frauen am 19. Januar 1919 an die Wahlurnen.12

Die Erlangung des Frauenwahlrechts war der Grundstein der politischen Partizipation der Frauen in Deutschland. 1949 wurde schließlich die uneingeschränkte rechtliche Gleichberechtigung der Frauen im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert. In den 1960er und 1970er Jahren spielten Frauen in der Politik aber nur eine marginale Rolle. Der Bundestag war immer noch ein „Männerparlament.“13

Die ab diesem Zeitpunkt bestehenden gleichen politischen Rechte zogen somit nicht automatisch eine Änderung der männlich dominierten politischen Welt nach sich. Dies fand sich auch in der DDR wieder, wo Politik eine männliche Domäne blieb. Bis in die 1970er Jahre hinein waren Frauen „Fremde“ in der Politik der Bundesrepublik Deutschland.14 Frauen beteiligten sich immer noch seltener am politischen Geschehen als Männer.

Erst die Kämpfe der neuen Frauenbewegung, der wachsende Bildungsgrad und die Erwerbsbeteiligung von Frauen führten seit Mitte der 1970er Jahre zu einer steigenden Integration von Frauen in die Politik.

4. Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in der Politik

Repräsentative Umfragen machen deutlich, dass Frauen weniger Interesse an Politik haben, als Männer. Nach einer Umfrage des Allensbacher Instituts sind nur 39 Prozent der Frauen und 59 Prozent der Männer an Politik interessiert.15

[...]


1 Westle/Bieber 2012, 20.

2 Vgl. Ebd.

3 URL: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/politiklexikon/18017/politics [02.08.2015]

4 Vgl. URL: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202091/politische- beteiligung-politische-partizipation [02.08.2015]

5 Vgl. Lenz/Ruchlak 2001, Artikel Partizipation.

6 Streubel 2009, 42.

7 Vgl. Schwarzer 2008, 188.

8 Vgl. Louis 2008, 196.

9 Ebd., 201.

10 Vgl. Ebd., 202.

11 Vgl. Ebd., 168-207.

12 Vgl. Streubel 2008, 43-44.

13 Hoecker 2007, 56.

14 Schoeler-Macher 1994, 11.

15 Vgl. URL: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauen-in-deutschland/49362/frauen-in-der-politik [01.08.2015]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Warum haben Frauen in Deutschland Schwierigkeiten in der Politik zu partizipieren?
Untertitel
Gründe für deren Unterrepräsentation und Zielvorstellungen
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
1,8
Autor
Jahr
2015
Seiten
14
Katalognummer
V381143
ISBN (eBook)
9783668579736
ISBN (Buch)
9783668579743
Dateigröße
540 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
warum, frauen, deutschland, schwierigkeiten, politik, gründe, unterrepräsentation, zielvorstellungen
Arbeit zitieren
Johanna Lauer (Autor:in), 2015, Warum haben Frauen in Deutschland Schwierigkeiten in der Politik zu partizipieren?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381143

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