Die Welt der griechischen Antike und eines großen Teils außereuropäischer Kulturen ist unberechenbar von ergreifenden Atmosphären durchzogen. Diesem Gedanken folge ich mit den mythischen Protagonisten Odysseus und Kassandra. Meine Studie greift die Thematik leiblich spürbarer Atmosphären auf, deren Autorität für jeden den Gipfel unbedingten Ernstes erreicht. Der Gipfel des unbedingten Ernstes ist die charismatische Autorität des Göttlichen, der sich der Mensch, trotz seines Vermögens sich zu distanzieren und Kritik zu üben, bewusst unterwirft.
Mythen beruhen auf der Erfahrung der Wirkung göttlicher Kräfte auf den Menschen, auf der Nutzbarmachung der damit verbundenen Energien durch ihn. Sie zeugen vom Gespräch mit den Göttern. Begegnungen dieser Art erlebt der Mensch als emotional ergreifend und numinos; die Auseinandersetzung mit seiner Ergriffenheit führt den sinnsuchenden Menschen zur mythischen Gestaltung und unterscheidet diese von rein dichterischer Phantasie und Fiktion. Das hinweisende Sprechen der Mythen hat allerdings konjunktivischen Charakter – es verweist allein auf die jeweils mögliche eigene Erfahrung mit dem Göttlichen.
Nur gemessen an solchen Erfahrungen gewinnen mythische Erzählungen sinn- und identitätsstiftende Glaubwürdigkeit und Legitimität, stabilisieren sie die Weltanschauung einer Gemeinschaft. Den Mythos richtig aufgefasst bedeutet allerdings das Zugeständnis, dass die Götter Voraussetzung, nicht nur Gegenstand der mythischen Rede sind. Übersinnliche Erfahrungen müssen erst gemacht werden, Göttern muss man erst begegnen, bevor von ihnen erzählt werden kann. Der Mythos endet da, wo unmittelbare atmosphärische Erfahrungen nicht mehr stattfinden, wo eine dogmatische Theologie nach dem An-Sich-Sein mythischer Protagonisten fragt, wo starre Theorie an die Stelle dynamischer Erfahrung tritt.
Inhaltsverzeichnis
- Antike Mythen und moderne Gegenwart
- Die Ergriffenheit durch Atmosphären…......
- Ewige Ideen, Archetypen und morphogenetische Felder
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Bedeutung antiker Mythen in der modernen Welt und zeigt auf, wie diese Symbole und Bilder trotz der Entwicklung des Rationalismus und der modernen Wissenschaften weiterhin relevant sind. Sie beleuchtet den Übergang vom mythologischen Denken zum logisch-kausalen Denken und die Folgen dieser Zäsur für die menschliche Psyche und Kultur.
- Der Einfluss antiker Mythen auf die moderne Kultur
- Der Wandel des Denkens vom Mythos zum Logos
- Die Bedeutung von Bildern und Symbolen für die menschliche Erfahrung
- Die Kritik an der einseitigen rationalistischen Weltsicht
- Die Bedeutung von Phantasie und Imagination für die Entwicklung des Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet den Einfluss antiker Mythen auf die moderne Welt und stellt die These auf, dass die moderne Zivilisation die ursprüngliche Symbolik der Mythologie entehrt hat. Die Arbeit beginnt mit einer Diskussion über die Rolle des Mythos in der antiken griechischen Kultur und stellt Sokrates als denjenigen dar, der sich vom Mythos als Ausdruck der kosmischen Ordnung abwendet.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Übergang vom mythologischen Denken zum logisch-kausalen Denken und stellt die Rolle des Sokrates und Aristoteles als Geburtshelfer des Denkens heraus. Es zeigt auf, wie dieser Wandel einen Bruch mit dem traditionellen Denken und eine neue Sichtweise auf die Welt einleitete.
- Das dritte Kapitel untersucht die Bedeutung von Mythen und Symbolen für die menschliche Erfahrung und argumentiert, dass diese weiterhin eine wichtige Rolle für den Menschen spielen, der dem Zwiespalt zwischen Bild und Begriff, Fühlen und Denken ausgesetzt ist.
Schlüsselwörter
Antike Mythen, Mythos, Logos, Rationalismus, Symbolik, Bilder, Phantasie, Imagination, Traditionen, Moderne, Kultur, Entwicklung, Psyche, Bewusstsein, Spiritualität, Materialismus, Medien, Entfremdung, Selbstinszenierung
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- Dr. Herbert W. Jardner (Author), 2001, Die Psychologie in der Mythologie der Antike. Odysseus, Kassandra und der Heilige Geist, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381286