Onlinejournalismus, aus Redaktions- und Verlegersicht, wurde von Beginn an als problematisch angesehen. Denn mit dem Aufkommen des Internetjournalismus fühlten sich zahlreiche Zeitungen unter Druck gesetzt. Angst, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein, schlich sich in die Köpfe der Redakteure und Geschäftsführer. Die Unwissenheit, wie sich eine solche Form des Journalismus finanziert und der vorherrschende Zeitdruck, führten zu zahlreichen Kurzschlussreaktionen. Viele Verleger fürchteten um ihren Alleinstellungscharakter.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Charakteristika des Internets
3. Onlinejournalismus vor der Wende?
4. Finanzierung des Onlinejournalismus am Beispiel „netzpolitik.org“
5. Erklärung und geschichtliche Entwicklung der Paywall
1. Einleitung
„Hier im Online-Universum wird auch der Journalismus heimgesucht von etwas, das die einen für eine fundamentale Neuordnung halten, andere für eine Katastrophe. Die altgedienten Moleküle, zu denen Kulturprodukte zuvor verbunden waren, zerfallen in Folge der Digitalisierung wieder in ihre Atome.“ 1
Onlinejournalismus, aus Redaktions- und Verlegersicht, wurde von Beginn an als problematisch angesehen. Denn mit dem Aufkommen des Internetjournalismus fühlten sich zahlreiche Zeitungen unter Druck gesetzt. Angst, nicht mehr konkurrenzfähig zu sein, schlich sich in die Köpfe der Redakteure und Geschäftsführer. Die Unwissenheit, wie sich eine solche Form des Journalismus finanziert und der vorherrschende Zeitdruck, führten zu zahlreichen Kurzschlussreaktionen. Viele Verleger fürchteten um ihren Alleinstellungscharakter.
2. Charakteristika des Internets
Seit dem Populärwerden des Internets, steht es für Freiheit, Anonymität und Grenzenlosigkeit. Daher stellt das Internet an sich nicht das Hauptproblem der Finanzierung von Onlinejournalismus dar, viel eher dessen Charakterzüge. Denn jeder Nutzer hat Zugriff auf alle Medieninhalte, es scheint keine Hürden zu geben, nicht einmal finanzielle.
Um Informationen aus einer gedruckten Zeitung herauszunehmen, bedarf es dem Kauf dieser. Doch eine Vielzahl der Menschen versuchen zunehmend ihre, für sie wichtigen Informationen, aus dem Internet zu erhalten. Um diese abwandernde Leserschaft erneut abzuholen, reagierten viele Verleger und Redakteure übereilt und bieteten Online-Ableger ihrer Zeitungen, zumeist kostenfrei, an. Damit entstand jedoch der entscheidende Fehler, denn während sie sich mit der Publikmachung der Onlinevariante beschäftigten, blieb eine ausreichende Recherche bezüglich der Finanzierung aus. Somit fielen Einnahmen bei den Albverkäufen der Online-Ableger aus.
Eine gesunde Finanzierung, welche zu einem Drittel aus den Verkaufserlösen und zu zwei Dritteln aus Werbeerlösen besteht, war damals nicht gegeben und auch heute sind noch viele Online-Ableger von Tageszeitungen wirtschaftlich gesehen ein Minusgeschäft. Lediglich reichweitenstarke Onlineseiten, wie beispielsweise BILD online und Spiegel online, erreichen hohe Einnahmen durch Werbeerlöse.
3. Onlinejournalismus vor der Wende?
Zahlreiche bisherige Versuche, einer soliden Finanzierung des Onlinejournalismus, verliefen sich im Sand. Tageszeitungen versuchten vergeblich eine Methode zu entwickeln, für die die Leser bereit waren zu zahlen. Ein Minusgeschäft, welches kaum aufzuhalten war. Mit einem jedoch positiven Beispiel geht die BILDzeitung hervor. Ihr gelang der Schritt in die Paid-Content-Modelle dadurch, dass BILD+ die Rechte für die Bundesliga kaufte. Somit hat diese Onlinezeitung nun das Monopol live vom Geschehen in der Bundesliga zu berichten, Live-Ticker einzurichten und die Nutzer sekundenschnell mit neuen Informationen zu versorgen und zu erreichen. Im ersten Monat zahlen die Nutzer und Leser 00,99€ um einen unbeschränkten Zugriff auf die Inhalte der BILD+ zu erhalten. Ein Abo im Folgemonat beläuft sich auf 04,99€ bis 14,99€, je nach Anzahl der gewünschten Pakete. Darunter versteht man Rubriken wie Sport, Politik, Boulevard und tagesaktuelle Themen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die Internetnutzer bereit sind diese Geldsummen zu bezahlen, vor allem in Anbetracht dessen, dass viele dieser Informationen wenig zeitversetzt im Free-TV zu sehen sind. 2
4. Finanzierung des Onlinejournalismus am Beispiel „netzpolitik.org“
Netzpolitik.org ist ein deutschsprachiger Blog über Themen der digitalen Gesellschaft, unter anderem staatliche Überwachung, Open-Source-Software, Telekommunikationsgesetze und eine freie Wissensgesellschaft. Gegründet wurde diese Seite im Jahre 2002 von Markus Beckedahl, der diese auch heute noch betreibt. Doch auch dieser Onlinejournalismus verbraucht mehr Geld, als er einnehmen kann. Recherchentätigkeit, etwaige Reisen und intensive Quellensuche wollen bezahlt werden, doch die Seite sträubt sich gegen eine Bezahlschranke, denn ihre Seite steht für Offenheit und suggeriert, jeder hat das Recht an gleiche Informationen zu gelangen. Vor allem war das Ziel von Markus Beckedahl nicht nur die Arbeit der angestellten Journalisten zu halten, sondern diese auch auszubauen. Die Journalisten sollten die Möglichkeit haben ihren Ideenreichtum auszubauen, doch auf Grund der schlechten Finanzierungsmöglichkeiten, muss dieser vorerst geheim bleiben.
Nun stellte sich die Seite netzpolitik.org die Frage, welche verschiedenen Methoden es gibt, um freie Journalisten zu halten, um diese bezahlen und um ihre Seite weiterhin mit brisanten, aktuellen und gut recherchierten Beiträgen füllen zu können. Eine der ersten Maßnahmen die Markus Beckedahl in den Sinn kamen, war die Verkleinerung der Redaktion. Eine kleinere Redaktion bedeutet weniger Einnahmen, gleichzeitig aber auch weniger Ausgaben. Weniger Journalisten die beschäftigt, besoldet werden müssen, mehr Arbeit für die übrig gebliebenen. Andererseits sinkt dadurch natürlich auch der Output. Die Hintergrundrecherche würde leiden, die Berichterstattung hätten damit nicht mehr die nötige Tiefe und Leser würden gegebenenfalls abspringen. Als Resultat dieser Kausalkette, würde die Redaktion noch weniger Geld einnehmen und somit ist der Gedanke, die Radaktion zu verkleinern, verworfen worden. Eine weitere Möglichkeit wäre es weniger aufwendige, zeit- und kostenintensive Themen zu behandeln. Härtere und kontrovers diskutierte Themen benötigen mehr Zeit in der Recherche, also mehr Zeit die einem Journalisten bezahlt wird, ohne dass dieser etwas veröffentlicht. Berichterstattungen über Anhörungen in Parlamenten und Ausschüssen oder andere Veranstaltungen benötigen Anreisezeit, Vor- und Nachbereitungszeit. Investigative Recherchen sind angewiesen auf teilweise tage- und wochenlanges Nachfragen bei verantwortlichen Stellen. Dieser Zeitaufwand ist jedoch sich nicht immer erfolgreich und erreicht auch nicht immer die gewünschte Aufmerksamkeit beziehungsweise die erhofften Klickzahlen. Mit Sicherheit ist es simpler lustige politiker-Versprecher zu veröffentlichen. Sie sind einfacher zusammenzuschneiden, lassen sich schnell und aktuell hochladen und bringen viele Klicks, doch ist das nicht das Ziel, welches eine politisch anerkannte Onlinezeitschrift, wie netzpolik.org, verfolgt. Eine dritte Möglichkeit wäre das Verzichten auf Informationsfreiheitsgesetzes - Anfragen. Dabei geht es darum, dass Journalisten auf Plattformen wie FragDenStaat aber auch direkt, den Verwaltungen auf die Finger schauen können. Diese Informationsquelle dient als überaus nützliches Rechercheelement. Jedoch wird einem Journalisten oder einer Zeitung für jede Anfrage eine Rechnung gestellt. Auf diese Anfragen könnte netzpolizik.org nun verzichten und die Rechnungen damit einsparen. Der Nachteil wäre jedoch dabei, dass ein wichtiges, politisch wertvolles Rechercheelement wegfallen würde. Eines auf das nur wenige politisch renommierte Plattformen verzichten würden. Um dem Konkurrenzkampf nun stand zu halten, ist die Seite, rund um Markus Beckedahl, praktisch gezwungen diese Rechnungen weiterhin zu begleichen. Eine zugegeben sehr waghalsige Methode der Finanzierung wäre das Crowdfunding über freiwillige Abonnements. Somit würde netzpolitik.org weiterhin möglichst unabhängig bleiben und könnte die derzeit geleistete Arbeit unbekümmert fortführen. Alle produzierten Inhalte blieben weiterhin kostenfrei für jedermann zugänglich und die Leser können anonym und freiwillig entscheiden, ob sie für die gerade gelesene Seite, oder bestimmte Artikel etwas spenden wollen. Eine Verpflichtung besteht dabei nicht. Diese Möglichkeit birgt jedoch den Nachteil, dass mit keinem beständigen Geld gearbeitet werden kann und es den Charakter des „Jemand anders wird schon spenden“ fördert. Natürlich könnten die angestellten Journalisten auch für andere Medien arbeiten und schreiben. Anfragen gibt es, für Freischaffende, genug. Diese könnten sich damit frei entfalten und verwirklichen, vielleicht auch andere Zielgruppen erreichen und mehr Geld verdienen. Jedoch kommen tiefgründige Berichterstattungen für den deutschsprachigen politischen Blog zu kurz. Die Journalisten hätten weniger Zeit ihre Leidenschaft dem Berichten für netzpolitik.org zu widmen. Langfristig gesehen ist dies also nicht die Lösung des finanziellen Problems. Die sechste Möglichkeit wäre, dass sich Markus Beckedahl ein großes Unternehmen oder einen Lobbyverband mit eigenen netzpolitischen Ambitionen als Sponsor sucht. Der Vorteil dabei wäre, dass kontinuierlich Geld in die Seite fließen würde, welches für die Refinanzierung und den Ausbau der Redaktion genutzt werden könnte. Nachteilig betrachtet wäre der Verlust der Unabhängigkeit. Geldgeber haben Mitspracherecht und somit könnte netzpolitik.org seine Autonomie verlieren. Eine andere Möglichkeit der Finanzierung des Onlinejournalismus wäre eine Vergrößerte Werbefläche auf der Seite. Durch den Ausbau der Werbefläche könnte netzpolitik.org selbstverständlich mehr Einnahmen machen, da mehr Firmen als derzeit ihre Werbung dort schalten könnten. Die Gefahr, wie eine Dauerwerbesendung, beziehungsweise eine Leuchtreklame zu wirken, ist jedoch hoch. Vor allem besteht die Gefahr der Unfairness, denn Leser, welche einen Abblocker installiert haben, blieben von diesem Wandel verschont. Eine sehr naheliegende Lösung des finanziellen Problems wäre die Einführung einer Paywall. Diese würde die Leser daran hindern, alle Inhalte des politischen Blogs kostenfrei lesen zu können. Wer bestimmt Informationen erhalten möchte, der muss dafür bezahlen. Wenn 1000 Leser monatlich nur jeweils 5€ bezahlen würden, wären die bisherigen, laufenden Kosten von netzpolitik.org bereits gedeckt. Diese Variante stößt jedoch noch auf Widerworte in der Redaktion, denn die Seite, rund um Markus Beckedahl, steht für Offenheit, für gut recherchierte, politisch korrekte Berichterstattung für jedermann.
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1 http://www.spiegel.de/netzwelt/web/peter-glaser-essay-zur-entwicklung-des- onlinejournalismus-a-1000682.html (22.06.2015)
2 http://www.interface-medien.de/blog/finanzierung-von-onlinejournalismus/ (22.06.2015)
- Quote paper
- Lisa Höhne (Author), Christoph Senf (Author), 2015, Finanzierung des Onlinejournalismus. Onlinejournalismus vor der Wende. Geschichtliche Entwicklung der Paywall, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381441
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