Einleitung
Die Ukraine, ein Land im Umbruch. „The 2004 presidential elections may be seen as the key for the development of democracy.”1 Durch den Sieg des als demokratisch geltenden Oppositionsführers Victor Juschtschenko im dritten Anlauf scheint diese Entwicklung in eine positive Richtung zu gehen. In der vorangegangenen Stichwahl zwischen Juschtschenko und dem bisherigen Premierminister Janukowitsch kam es allerdings zu massiven Wahlfälschungen, die die Ukraine in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gebracht hatten. Erst durch Massenproteste der Oppositionsbewegung in Kiev wurden Neuwahlen erzwungen. Dieser bedeutende Schritt in Richtung Demokratie sollte allerdings nicht über die Defizite der Ukraine hinwegtäuschen. Die Wahlfälschungen, die Machtkompetenz des Präsidenten, die ungeschriebenen Regeln einer Clanwirtschaft und die eingeschränkte Pressefreiheit sind nur einige Indizien für die Schwäche dieser noch jungen Demokratie.2 Die noch unter dem alten Präsidenten Leonid Kutschma durchgeführten Verfassungsänderungen, lassen Tendenz in Richtung eines Autokratismus russischer Prägung erkennen. Ähnlich wie ihre Nachbarn Russland und Belarus befindet sich die Ukraine irgendwo zwischen einer liberalen Demokratie und einem autoritären Präsidialregime in einem Zustand der Richtungslosigkeit. Aus diesen Gründen eignet sich die Ukraine besonders gut für eine Demokratiemessung, da sie nicht in eindeutigen Bereichen anzusiedeln ist. Vielmehr lassen sich an einem solchen Land konstruierte Demokratie-Indikatoren testen. Wo steht die Ukraine also derzeit? Um diese Frage zu beantworten, soll die Ukraine an einem Idealtypus der Demokratie gemessen werden. Welche Indikatoren Demokratie anzeigen ist auch in der Forschung umstritten. In dieser Arbeit soll ein Idealtypus konstruiert werden, der sich besonders für Postkommunistische Staaten eignet. Diese Arbeit wird sich dabei ausschließlich auf den derzeitigen Zustand der Ukraine und die momentan vorherrschende Verfassung stützen, da zukünftigen Änderungen zwar zum Teil bereits beschlossen sind, aber noch nicht in Kraft treten konnten. 3 Der Forschungsschwerpunkt richtet sich dabei an zwei Leitfragen aus, zum einen: Welche Wesensmerkmale (Indikatoren) können einen demokratischen Idealtypus definieren? Zum anderen: Wie demokratisch ist die Ukraine, gemessen anhand dieser Kriterien? Um den Demokratisierungsgrad zu messen ist es unabdingbar die vorherrschende Verfassungswirklichkeit zu betrachten...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Idealtypus der Demokratie
- Einordnung vorhandener Typologien
- Kategorien nach Merkel
- Institutionelle Garantien nach Dahl
- Autoritäre Präsidialregime bei Luchterhand
- Sozio-Strukturelle Demokratisierungsgrundlagen nach Lipset/Vanhanen
- Der Bertelsmann-Transformatios-Index (BTI)
- Auswahl der Kategorien
- Systemanalyse der Ukraine
- Das Stufensystem
- Die Systemanalyse der Ukraine
- Legitimation
- Kontrolle
- Freier Wettbewerb
- Pluralistisch demokratische Gesellschaft
- Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Demokratisierungsgrad der Ukraine anhand eines idealtypischen Messverfahrens. Ziel ist es, die Ukraine anhand verschiedener Kriterien zu analysieren und zu bewerten, wie weit sie den Anforderungen eines liberalen, modernen Demokratiemodells entspricht. Dabei werden die wesentlichen Merkmale eines demokratischen Idealtyps definiert und auf ihre Anwendbarkeit im postkommunistischen Kontext überprüft.
- Definition eines idealtypischen Demokratiemodells
- Analyse der Ukraine im Hinblick auf die definierten Kriterien
- Bewertung des Demokratisierungsgrads der Ukraine
- Diskussion der Verwendbarkeit des idealtypischen Messverfahrens
- Herausarbeitung der Schwächen und Grenzen von Demokratieindikatoren
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie demokratisch die Ukraine ist und stellt die Ukraine als ein Land im Umbruch dar. Es werden einige Indizien für die Schwäche der noch jungen Demokratie aufgezeigt und die Ukraine als geeignetes Beispiel für die Anwendung eines idealtypischen Demokratie-Messverfahrens vorgestellt. Außerdem werden die beiden Leitfragen der Arbeit definiert: Wie definieren sich die Wesensmerkmale eines demokratischen Idealtyps und wie demokratisch ist die Ukraine anhand dieser Kriterien?
- Idealtypus der Demokratie: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, was eine "perfekte" Demokratie ausmacht und definiert den Begriff "Demokratie". Es wird auf die ideengeschichtliche Entwicklung des Demokratiebegriffs und die Bedeutung von Konzepten wie Gewaltenteilung, Menschenrechte und Rechtsstaat eingegangen. Die Arbeit stellt verschiedene Typologien zur Demokratiedefinition vor, darunter die Ansätze von Wolfgang Merkel und Robert Dahl. Darüber hinaus werden Ansätze zur Demokratiemessung, insbesondere die von Vanhanen, Lipset und dem Bertelsmann Index, beleuchtet.
- Systemanalyse der Ukraine: Hier werden die Zustände in der Ukraine anhand der ausgewählten Kategorien gemessen und die Ergebnisse dargestellt. Die einzelnen Kriterien werden behandelt, wobei der Fokus auf die Legitimation, Kontrolle, den freien Wettbewerb und die pluralistisch demokratische Gesellschaft gelegt wird.
Schlüsselwörter
Demokratie, Idealtypus, Ukraine, Demokratisierung, Postkommunismus, Typologie, Messverfahren, Indikatoren, Legitimation, Kontrolle, Wettbewerb, Pluralismus.
- Citar trabajo
- Robert Huber (Autor), 2005, Demokratieindikatoren. Ein idealtyp-orientiertes Messverfahren am Fallbeispiel der Ukraine, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38173