Noch so ein Wortspiel: Staats-Theater. Als sich Politiker und Journalisten1 im November 2002 zum jährlichen Bundespresseball versammelten, wählten die Veranstalter bezeichnenderweise dieses Motto. „Staats-Theater“, so erklärte Tissy Bruns, „damit bringt die Bundespressekonferenz das Verhalten der Politik in diesem Wahljahr auf den Punkt“2. Bruns, damals noch Vorsitzende des Veranstaltervereins und Redakteurin der Tageszeitung Die Welt, hatte sich mehrfach in verschiedenen Aufsätzen und Interviews über das schwierige Verhältnis zwischen Politik und Medien beklagt. „Wir Journalisten hatten den Eindruck, die Politiker inszenieren sich vor den schönen Berliner Kulissen mit ein paar kurzen Statements, aber wenn die kritischen Fragen kommen, dann schlagen sie sich schnell zu den Hinterausgängen durch und verschwinden.“3 Vor allem der rasante Erfolg des Fernsehens habe dazu geführt, dass sich die Volksvertreter für das Publikum öffentlichkeitswirksam und kameragerecht in Szene setzen und dabei die politischen Inhalte verschleiern. „Es gibt kein politisches Ereignis mehr, das nicht zuallererst über das Fernsehen kommuniziert wird. Also über Bilder, und Bilder sind es auch, die maßgeblich darüber entscheiden, ob Spitzenpolitiker X oder Y beim Bürger glaub- und vertrauenswürdig ist“, so Bruns.4
Inhaltsverzeichnis
- Politik auf der Bühne
- Eine Zustandsbeschreibung
- Spielen wir nicht alle Theater?
- Forschungsfragen und Methoden
- Politische Inszenierung - ein alter Hut?
- Rituale und Symbole
- Königliche Image-Produktion
- Antrieb zur Inszenierung
- Politik und Gesellschaft im Wandel
- Medien im Wandel
- Die Ökonomie der Aufmerksamkeit
- Die Medienbühne
- Journalismus als Theater
- Die Inszenierungslogik des Printjournalismus
- Die Inszenierungslogik des Fernsehens
- Die politische Bühne
- Politik als Theater
- Politische Symbole – Symbolische Politik
- Event-Politik und die Inszenierung des Scheins
- Imagepolitik
- Die Inszenierung von Persönlichkeit
- Die Marginalisierung der Parteien
- Der Kanzler als Showstar - Politik und Unterhaltung
- Die Theatralik der Unterdrücker
- Geiseln oder Symbiosen?
- Eine erfundene Geschichte?
- Die Dependenzthese: Politik in den Fesseln der Medien
- Die Instrumentalisierungsthese: Die Medien als Geiseln der Politik
- Die Symbiose-These: Medien und Politik durchdringen sich gegenseitig
- Inszenierung als symbiotisches Handeln
- Das Theater um das Theater
- Die zweite Ebene politischer Inszenierung
- Gibt es Auswege?
- Kritik am politischen Theater
- „Krönungsmesse“ – Die Wahl Gerhard Schröders zum Kanzlerkandidaten
- „Legitimes Theater\" - Das Zuwanderungsgesetz-Votum im Bundesrat
- Kritik an der Inszenierung von Image
- „Rudolf bin Baden“ – Die Fotos des Verteidigungsministers in der Bunten
- Mediale Selbstreferenz bei Scharpings Inszenierung
- ,,Kaschmir-Kanzler“ – Gerhard Schröders Modefotos in Life & Style
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht das Phänomen der politischen Inszenierung in der Bundesrepublik Deutschland und hinterfragt den zunehmenden Einfluss von medialen Inszenierungen auf die Politik. Ziel ist es, den Wandel der Politik im Kontext der medialen Öffentlichkeit zu analysieren und die Rolle der Inszenierungskritik in diesem Prozess zu beleuchten.
- Der Wandel der Politik im Kontext der medialen Öffentlichkeit
- Die Rolle der Inszenierung in der Politik
- Der Einfluss von Medien auf politische Prozesse
- Die Beziehung zwischen Politik und Medien
- Die Bedeutung der Inszenierungskritik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Politik auf der Bühne stellt die These auf, dass Politik zunehmend als Theater verstanden werden kann. Die Zustandsbeschreibung zeigt, wie sich Politiker in der medialen Öffentlichkeit inszenieren, um Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihre Botschaften zu verbreiten.
- Kapitel 2: Politische Inszenierung - ein alter Hut? beleuchtet die historischen Wurzeln der politischen Inszenierung und untersucht die Rolle von Ritualen und Symbolen in der politischen Kommunikation.
- Kapitel 3: Antrieb zur Inszenierung analysiert die Faktoren, die den Wandel der Politik und die zunehmende Bedeutung von Inszenierungen befördern.
- Kapitel 4: Die Medienbühne fokussiert auf die Rolle der Medien in der politischen Inszenierung. Die Kapitel untersucht, wie Medien die Inszenierung von Politik beeinflussen und selbst zu Inszenierungen beitragen.
- Kapitel 5: Die politische Bühne beleuchtet die verschiedenen Formen politischer Inszenierung und analysiert die Inszenierung von Persönlichkeit, die Marginalisierung der Parteien und den Einfluss von Event-Politik.
- Kapitel 6: Geiseln oder Symbiosen? beschäftigt sich mit der komplexen Beziehung zwischen Politik und Medien. Die Kapitel untersucht verschiedene Thesen, die die Interdependenz zwischen Politik und Medien erklären, darunter die Dependenzthese, die Instrumentalisierungsthese und die Symbiose-These.
- Kapitel 7: Das Theater um das Theater betrachtet die zweite Ebene politischer Inszenierung, bei der Politiker sich mit den Erwartungen der Medien auseinandersetzen müssen.
- Kapitel 8: Kritik am politischen Theater beleuchtet die kritische Auseinandersetzung mit der Inszenierung von Politik. Die Kapitel analysiert verschiedene Beispiele für Inszenierungskritik in der medialen Öffentlichkeit.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit widmet sich dem Thema der politischen Inszenierung und beleuchtet die Rolle von Medien, Öffentlichkeit und Inszenierungskritik. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe umfassen: Politische Inszenierung, Medien, Öffentlichkeit, Inszenierungskritik, Theater, Symbol, Imagepolitik, Medienöffentlichkeit, Event-Politik, Dependenzthese, Instrumentalisierungsthese, Symbiose-These.
- Arbeit zitieren
- Ralf Geissler (Autor:in), 2003, Spektakel-Demokratie? Über politische Inszenierung und Inszenierungskritik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38188