Antisemitismus ist kein Problem der Neuzeit. Er ist ebenso alt wie das jüdische Volk. Weiterhin ist Antisemitismus nicht nur ein deutsches Phänomen. Doch gerade in den Gebieten des heutigen Deutschlands gelangte er bereits vor der Katastrophe des Holocausts zu einer überdurchschnittlich radikalen Ausprägung. Die vorliegende Arbeit stellt sich nun die Frage in welchen Formen und Ausprägungen der mittelalterliche Antisemitismus seit Beginn des deutschen Reiches zum Ausdruck kam. Hierbei sollen jedoch nicht nur äußerliche Phä nomene betrachtet und untersucht werden. Vielmehr sollen auch die Ursachen in den Mittelpunkt des Fokus rücken. Dabei soll auf die Verfolgungen und Hetze gegen Juden eingegangen werden, welche in unterschiedlichen Epochen unterschiedlich stark in Erscheinung traten. Unabdingbar dafür erweist sich die Betrachtung der rechtlichen Stellung der Juden im deutschen Mittelalter, ohne dessen Kenntnis etliche Vorgänge kaum zu erklären sind. Ein weiteres zentrales Thema stellen dann die Vorwürfe gegenüber Juden dar, welche nach ihren Ursprüngen und Berechtigungen hin untersucht werden. Ziel der Arbeit wird es sein, einen tieferen Blick auf die Judenfeindlichkeit im deutschen Reich des Mittelalters zu werfen, Ursprünge desselben aufzuspüren um den damals herrschenden Antisemitismus vielleicht nicht erklären, zumindest aber einschätzen und unter Umständen Denkansätze hinsichtlich der weiteren deutschen (antisemitischen) Geschichte geben zu können. Die Literaturlage zum Thema gestaltet sich recht großzügig, sodass eine Auswahl unvermeidlich war. Zu beachten gilt, dass eine Arbeit diesen Umfanges ein solches Thema nie erschöpfend behandeln kann. Es soll ein Überblick über ältere Formen des deutschen, spezifischer des mittelalterlich-deutschen, Antisemitismus gegeben werden, wobei die Arbeit notwendigerweise einführender Natur bleiben muss. Als Folge dessen müssen leider viele Gedanken im Ansatz stecken bleiben und erreichen manchmal nicht die dem Thema eigentlich angemessene Tiefe. So muss die Monographie Joshua Trachtenbergs „The Devil an the Jews“ leider zum größten Teil außer Acht gelassen werden, da es sich um eine sehr spezialisierte Darstellung handelt und dementsprechend nur angerissen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die rechtliche Stellung der Juden in ihrer mittelalterlichen Umwelt
- Zur ursprünglichen Rechtsstellung der Juden
- Die Kammerknechtschaft – zwischen Judenschutz und Judenausbeutung
- Lügen, Vorwürfe und Klischees gegenüber Juden
- Die Blutbeschuldigung
- Hostienschändung
- Die Juden - die Wucherer
- Hetze, Verfolgung und Vertreibung
- Zu den Kreuzzügen
- Vom 1. Kreuzzug bis zum Auftreten der Pest
- Der schwarze Tod
- Die Vertreibung aus den urbanen Zentren
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem mittelalterlichen Antisemitismus im deutschen Reich. Sie untersucht die Formen und Ausprägungen dieses Phänomens und analysiert seine Ursachen. Dabei werden die rechtliche Stellung der Juden, die gegen sie erhobenen Vorwürfe und die daraus resultierenden Verfolgungen und Vertreibungen beleuchtet. Die Arbeit strebt danach, einen tieferen Einblick in die Judenfeindlichkeit des Mittelalters zu gewinnen und Denkansätze für die weitere deutsche Geschichte zu liefern.
- Rechtliche Stellung der Juden im mittelalterlichen Reich
- Vorwürfe und Klischees gegenüber Juden
- Verfolgungen und Vertreibungen von Juden
- Ursachen des mittelalterlichen Antisemitismus
- Entwicklungen und Zusammenhänge zur weiteren deutschen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des mittelalterlichen Antisemitismus ein und stellt die Forschungsfrage nach den Formen und Ursachen dieses Phänomens. Kapitel 2 beleuchtet die rechtliche Stellung der Juden im mittelalterlichen Reich. Es geht dabei auf die ursprüngliche Rechtsstellung der Juden als „Schutzlose“ ein und analysiert die Entwicklung zur Kammerknechtschaft, die den Juden ihren Status als Freie nahm und sie zur Willkür des Königs auslieferte. Kapitel 3 untersucht die gegen Juden erhobenen Vorwürfe, wie die Blutbeschuldigung, Hostienschändung und das Klischee vom „Wucherer“. Kapitel 4 behandelt die Hetze, Verfolgung und Vertreibung von Juden, insbesondere im Zusammenhang mit den Kreuzzügen und der Pest.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, Mittelalter, Deutsches Reich, Rechtliche Stellung, Juden, Vorwürfe, Klischees, Verfolgung, Vertreibung, Kreuzzüge, Pest, Kammerknechtschaft, Blutbeschuldigung, Hostienschändung, Wucher.
- Arbeit zitieren
- Martin Röw (Autor:in), 2003, Formen des mittelalterlichen Antisemitismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38205