Reden, die aus der heutigen Perspektive als historisch bedeutsam eingestuft werden, gibt es viele und sie stammen aus den verschiedensten Zeiten und Kontexten. Reihenweise Bücher beschäftigen sich - wissenschaftlich wie populärwissenschaftlich - mit dem Thema oder versammeln geschichtsträchtige Reden schlicht, ohne sie in einen historischen Kontext einzubetten. Dann haben diese Reden nur noch einen gemeinsamen Nenner: Aus der gegenwärtigen Perspektive werden sie als historisch bedeutsam wahrgenommen bzw. sind sie als solche im kollektiven Gedächtnis abgespeichert. Oftmals werden solche Reden auf ihre besondere Rhetorik hin untersucht, in einigen Fällen werden sie aber auch ‚nur‘ durch die besonderen geschichtlichen Umstände zu großen Reden oder dadurch, dass sie aus den Mündern großer Männer kamen.
Thema dieser Arbeit ist die Berichterstattung über die Rede ‚A More Perfect Union‘, die der Senator Barack Obama am 18. März 2008 im National Constitution Center in Philadelphia, Pennsylvania, hielt. Diese Rede ist gerade deshalb so interessant, weil sich viele unterschiedliche Medien einig in der Bewertung waren, sie also als 'historisch' bezeichneten.
Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf den Erklärungsmustern, die Journalisten verwendeten, um die Bedeutsamkeit von ‚A More Perfect Union‘ im öffentlichen Diskurs Deutschlands zu beschreiben. Was genau macht diese Rede historisch und außergewöhnlich bedeutsam? Anhand von Artikeln überregionaler Tageszeitungen wird untersucht, wie in Deutschland über das Ereignis berichtet wurde, welche Formulierungen genutzt und welche Quellen herangezogen wurden.
Dafür werden zunächst in Kapitel 2 der theoretische Hintergrund sowie die gewählte Methode skizziert. Die Umstände, in denen die Rede gehalten wurde, werden als eine der zentralen Erklärungen für die außerordentliche Bedeutsamkeit herangezogen. Daher folgt in Kapitel 3 eine Beschreibung des historisch-politischen Rahmens, wie es für diskursanalytische Untersuchungen typisch und unerlässlich ist. Kapitel 4 liefert einen kurzen Überblick über das verwendete Material, bevor die Analyse der Artikel und die Bündelung in die verschiedenen Erklärungsmuster folgen. In Kapitel 5 schließlich werden die Ergebnisse diskutiert und in den übergeordneten Diskurs einsortiert, sowie Ideen zu einer Vertiefung dieses Diskurs-Themenstrangs gegeben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Methodischer Rahmen
- 3. Historisch-politischer Rahmen
- 3.1 Der Vorwahlkampf der demokratischen Präsidentschaftskandidaten
- 3.2 Die Jeremiah Wright Kontroverse
- 3.3 Umstände und Inhalt der Rede
- 4. Das Medienecho: Konstruktion eines Konzepts „historische Rede“
- 4.1 Material
- 4.2 Erklärungsmuster
- 4.2.1 Die Situation ist brenzlig: Bedrohung durch die Wright-Kontroverse
- 4.2.2 Die Brisanz des Themas: Eine Grundsatzrede über die Probleme der USA
- 4.2.3 Entgegen den Erwartungen: Eine ungewöhnliche Rede
- 4.2.5 Das Historische im Kontext: Vergleiche mit Lincoln und Kennedy
- 4.2.6 Quellen und Verweise: Expertenstimmen und Rekursion auf den Diskurs
- 5. Zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Berichterstattung über Barack Obamas Rede „A More Perfect Union" in deutschen Tageszeitungen. Ziel ist es, die Erklärungsmuster aufzudecken, die Journalisten verwendeten, um die historische Bedeutsamkeit dieser Rede im öffentlichen Diskurs Deutschlands zu beschreiben. Die Arbeit fragt nach den konkreten Faktoren, die die Rede zu einem historischen Ereignis machen, und untersucht, wie diese in der deutschen Medienlandschaft dargestellt wurden.
- Die Rolle der Medien bei der Konstruktion historischer Ereignisse
- Die Analyse von Erklärungsmustern in der Berichterstattung über „A More Perfect Union“
- Der Vergleich von Obamas Rede mit historischen Reden von Lincoln und Kennedy
- Die Rezeption der Rede im deutschen Kontext
- Der Einfluss des historischen und politischen Rahmens auf die mediale Darstellung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung von Reden im historischen Kontext. Kapitel 2 skizziert den methodischen Rahmen der Arbeit, der sich auf eine linguistische Medienanalyse und eine an Foucault orientierte Diskursanalyse stützt. Kapitel 3 analysiert den historischen und politischen Hintergrund der Rede, in dem die Jeremiah Wright Kontroverse und die besondere Bedeutung der Rede für den Präsidentschaftswahlkampf beleuchtet werden.
Kapitel 4 befasst sich mit der medialen Rezeption der Rede. Anhand von Artikeln überregionaler Tageszeitungen werden die Erklärungsmuster analysiert, die zur Konstruktion des Konzepts „historische Rede“ genutzt wurden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Medienanalyse, Diskursanalyse und historischen Rezeption. Wichtige Schlüsselwörter sind „historische Rede“, „Medienecho“, „Erklärungsmuster“, „‚A More Perfect Union‘“, „Barack Obama“, „Präsidentschaftswahlkampf“, „Jeremiah Wright Kontroverse“, „Lincoln“, „Kennedy“ und „deutscher Diskurs“.
- Arbeit zitieren
- Anna Koschinski (Autor:in), 2016, Barack Obamas "historische" Rede. Berichterstattung über "A More Perfect Union" in deutschen Tageszeitungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/382795