Extrait
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kulturökologie
3. Historische Ökologie
3.1 Zentrale Thesen und Ziele
3.2 Abgrenzung zu adaptionistischen Theorien
3.3 Amazonien und Historische Ökologie
4. Terra Preta
4.1 Eigenschaften, Vorkommen und Entstehung
4.2 Bedeutung aus Sicht der Historischen Ökologie
5. Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Veränderungen der Umwelt und daraus resultierende Gefährdungen stehen gegenwärtig besonders im Interesse der globalen Gemeinschaft. Bezeichnungen wie der „anthropogene Klimawandel“ implizieren einen Zusammenhang zwischen diesen klimatischen Veränderungen und menschlichen Aktivitäten. Die Anthropologin und Archäologin Carole L. Crumley merkt an, dass in der Wissenschaft zwar komplexe Fragen zu dem Zusammenhang zwischen klimabeeinflussenden Elementen und solchen, die vom Klima beeinflusst werden, gestellt worden seien, jedoch seien dabei nur selten Informationen miteinbezogen worden, wie menschliche Aktivitäten die Umwelt beeinflusst haben und umgekehrt, wie Veränderungen der Umwelt sich auf das menschliche Verhalten auswirken (vgl. Crumley 2009, 1).
Im Fokus dieser Arbeit stehen die Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt in Amazonien aus zwei unterschiedlichen Ansätzen der Anthropologie betrachtet: der Kulturökologie und der Historischen Ökologie. Die Kulturökologie, die sich vorwiegend mit den menschlichen Anpassungen an die Umwelt befasst, wird im zweiten Kapitel erläutert. Als Grundlage dienen dabei der Ansatz von Julian H. Steward sowie Überlegungen von Betty Meggers. Im dritten Kapitel wird die Historische Ökologie vorgestellt, die sich auf den Einfluss menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt konzentriert. Anschließend werden beide Theorien einander gegenübergestellt, um zu zeigen, dass die grundlegend verschiedenen Ansätze auch sehr unterschiedliche Vorstellungen zu den Mensch-Umwelt-Beziehungen im Amazonasgebiet hervorbringen.
Zu den Vorstellungen, die “westliche” Gesellschaften oftmals von Amazonien haben, schreibt der Ethnologe Clark L. Erickson: „When one thinks of Amazonia, images of large towering trees, dark und humid forests, brightly colored frogs and smiling native people decorated in paint and feathers come to mind” (Erickson 2008, 157)
Dabei wird die Beziehung indigener Gruppen zu der sie umgebenden Umwelt als positiver angenommen als die der eigenen Kultur zu ihrer Umwelt. Der romantischen Vorstellung, die Bewohner des Amazonasgebietes lebten in „Einklang“ oder „Harmonie“ mit der Natur, stellt die Historische Ökologie die These entgegen, dass es diese „unberührten“ Lebensräume nicht gibt und der Mensch durch verschiedene Aktivitäten Spuren in der Landschaft hinterlässt. Erickson merkt an, dass Amazonien ohne die Erkenntnisse der Historischen Ökologie leicht (falsch) als unberührte Wildnis interpretiert werde (vgl. Erickson 2008, 162). Ziel dieser Arbeit ist es, diese zentrale Annahme der historischen Ökologie zu belegen und zu zeigen, dass das Amazonasgebiet sehr wohl von menschlichen Aktivitäten gekennzeichnet ist.
Konkreter sollen die Thesen der Historischen Ökologie im vierten Kapitel am Beispiel der Terra Preta, der Amazonas-Schwarzerde, genauer erläutert werden. Zunächst wird dabei auf ihre Eigenschaften, Vorkommen und Entstehung der Terra Preta eingegangen, bevor die Wechselbeziehung zwischen Mensch und Umwelt im Fokus stehen. Besonders soll in Abgrenzung zur Kulturökologie gezeigt werden, dass nicht nur die Umwelt Einfluss auf die Kultur nimmt, sondern umgekehrt menschliche Tätigkeiten auf die sie umgebende Natur zurückwirken, wofür Terra Preta ein gutes Beispiel ist.
2. Kulturökologie
Der Begriff Cultural Ecology[1] geht zurück auf den Ethnologen Julian H. Steward, der „Kulturen als Adaptionen an die natürlichen Biome der Erde zu verstehen versucht“ (Finke 2008, 399). Ausgehend von der Adaption des Menschen an seine jeweilige Umwelt soll mit der Kulturökologie als Methode herausgestellt werden, inwiefern diese Anpassung erfolgt und welche Veränderungen möglicherweise daraus resultieren (vgl. Steward 1972, 42).
Von älteren umweltdeterministischen Theorien grenzt sich Steward ab, indem er kulturelle Handlungsweisen nicht als genetisch vorherbestimmt betrachtet: „Cul- ture, rather than genetic potential for adaption, accommodation, and survival, explains the nature of human societies“ (ebd., 31f.). Zur Methode der Kulturökologie merkt Steward ferner an:
„If, therefore, the nature of human communities is the objective analysis, explanations will be found through the use of cultural historical concepts and methods rather than biological concepts, although, as we shall show, historical methods alone are insufficient.” (Steward 1972, 32)
Die Kulturökologie nach Steward verfolgt daher nicht das Ziel, universelle Regeln für die Adaption des Menschen an die Umwelt aufzustellen, vielmehr soll untersucht werden, inwiefern Kulturen Technologien auf unterschiedliche Art und Weise einsetzen. Diese unterschiedliche Nutzung von Technologien führt nach Steward zu unterschiedlichen sozialen Ordnungen (vgl. ebd., 38). Die Entwicklung von Kulturen hängt demnach mit vielfältigen Mensch-Umwelt-Adaptionen zusammen, die neben verschiedenen physischen Gegebenheiten auch von der Kultur selbst mitbestimmt werden, was Steward mit dem Konzept des Cultural Core erklärt.
Demnach setzen sich Kulturen aus einem Kulturkern und sekundären Merkmalen zusammen. Der Kulturkern umfasst soziale, politische und religiöse Strukturen sowie Aspekte, die eng mit Subsistenzaktivitäten und technologischen Anpassungen in Verbindung stehen (vgl. Steward 1972, 37). Die sekundären Merkmale sind weiter vom Kulturkern entfernte Bereiche, die kulturhistorisch geprägt sind und beispielsweise durch „zufällige Erfindungen“ oder Verbreitung kultureller Elemente bestimmt werden. Die sekundären Merkmale sind daher nach Steward sehr variabel und erklären, weshalb sich Kulturen unter ähnlichen Umweltbedingungen unterschiedlich entwickeln (vgl. ebd.). Hingegen haben die jeweiligen Umweltbedingungen und die damit einhergehende technische Anpassung einen starken Einfluss auf den Kulturkern. Kulturen entwickeln sich folglich nicht unilinear, sondern können je nach der Form der Adaption, die in der jeweiligen sozialen Ordnung kulturhistorisch geprägt ist, variieren.
Die Thesen Stewards greift die Archäologin Betty Meggers in ihren Überlegungen auf, wobei sie Bezug auf die Mensch-Umwelt-Beziehungen in Amazonien nimmt. Nach Meggers hängt die Entwicklung von Kulturen davon ab, wie sehr die von ihnen bewohnte Umwelt sich zum Betreiben von Landwirtschaft eignet: „Differences in soil fertility, climate and other elements determine the productivity of agriculture, which in turn, regulates population size and concentration and through this influences the sociopolitical and even the technological development of the culture.” (Meggers 1954, 803)
Wie bei Steward ist auch in Meggers Überlegungen eine umweltdeterministische Komponente vorhanden, gleichzeitig berücksichtigt sie dabei aber auch, dass Kul- turen sich multilinear entwickeln können. Nach dem „agrarwirtschaftlichen Potenzial“ unterscheidet Meggers vier Umweltformen, denen sie unterschiedliche agrarwirtschaftliche und kulturelle Attribute zuordnet. Während der erste Typ keine Agrarwirtschaft zulässt, nimmt das Potenzial bis zum vierten Typen zu, der unbegrenzte Ausübung landwirtschaftlicher Aktivitäten zulässt (vgl. ebd.).
Die Region des Amazonasbeckens ordnet Meggers den ersten Typ zu, der überhaupt keine landwirtschaftliche Nutzung zulässt. Die kulturelle Entwicklung ist durch die natürlichen Gegebenheiten stark eingeschränkt: „Since the culture is in such intimate relationship with the environment, it is logical to look for an explanation from this source. The evidence suggests that the environment exerts and unsurmountable limiting effect on the cultures it supports as long as it permits only a hunting and gathering subsistence pattern, and that this limitation extends to all areas of the culture, even those that seem remotely or not at all related to the subsistence requirements.” (Meggers 1954, 807)
Folglich sieht Meggers die kulturelle Entwicklung des tropischen Regenwaldes allein durch seine physischen Voraussetzungen auf ein bestimmtes „Level“ beschränkt, dass sie als „Tropical Forest Level“ bezeichnet und dass durch kulturelle Muster des Regenwaldes repräsentiert werde (vgl. ebd., 809). Die Entwicklung der Kultur ist dabei nicht von den Bestrebungen einer Kultur, sondern allein von den sie umgebenden Umweltbedingungen abhängig.
Die Kulturökologie nach Steward stellt aus Sicht des Anthropologen Neil Whitehead eine „Erweiterung“ und „Verfeinerung“ des Evolutionsparadigmas dar (vgl. Whitehead 1998, 34). Zwar geht Steward ebenfalls von der Anpassung des Menschen an die Umwelt aus, berücksichtigt dabei jedoch, dass Gesellschaften sich multilinear entwickeln können (vgl. ebd.). Meggers arbeitet Stewards Grundgedanken aus und entwickelt daraus einen Ansatz, der besonders das landwirtschaftliche Potenzial physischer Lebensräume berücksichtigt. Zentral ist für beide Ansätze eine evolutionistische und umweltdeterministische Komponente, die im nächsten Kapitel der Historischen Ökologie gegenübergestellt werden soll.
3. Historische Ökologie
Die Historische Ökologie ist ein umweltanthropologischer Ansatz, der sich auf die Mensch-Umwelt-Beziehungen über einen langen Zeitraum konzentriert und sich stark von älteren, umweltdeterministischen Konzepten abgrenzt. Wichtige Vertreter sind unter anderem die Anthropologen William Balée und Clark L. Erickson, deren Überlegungen im folgenden Abschnitt besonders berücksichtigt werden sollen. Bevor die Historische Ökologie der Kulturökologie gegenübergestellt wird, sollen zunächst die zentralen Thesen und Ziele des historisch-ökologischen Ansatzes vorgestellt werden.
3.1 Zentrale Thesen und Ziele
Die Historische Ökologie, die sich vor allem seit den 1970er Jahren herausgebildet hat, geht davon aus, dass nicht Umweltbedingungen die Entwicklung von Kulturen bestimmen, sondern Mensch und Umwelt in einem dialektischen Verhältnis zueinander stehen: „Historical ecology concerns itself with interrelationships between human beings and the biosphere, that part of the earth suffused with life“ (Balée 1998, 13). Im Zentrum stehen dabei die langfristigen Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt (vgl. Erickson 2008, 158).
Balée und Erickson (Balée/Erickson 2006, 1) beschreiben die Historische Ökologie als einen interdisziplinären Ansatz, in dessen Fokus die historische Landschaft steht. Landschaften stellen demnach das „Produkt der Kollision“ zwischen Natur und Kultur dar sowie den Ort, an dem Mensch und Umwelt als „Totalität“ gesehen werden können (vgl. ebd., 2). Diese „multidimensionale physikalische Einheit“ ist sowohl durch räumliche als auch durch zeitliche Merkmale gekennzeichnet und wurde durch menschliche Aktivitäten modifiziert: „Culture is physically embedded and inscribed in the landscape as nonrandom patterning“ (ebd.).
Ferner geht die Historische Ökologie davon aus, dass der größte Teil, wenn nicht sogar die gesamte Biosphäre von menschlichen Aktivitäten beeinflusst wurde (vgl. Balée 1998, 14). Dabei können Landschaften durch unbewusste oder intentionale Aktivitäten entstehen, wobei die Historische Ökologie sich vorwiegend auf letztere konzentriert (vgl. Erickson 2008, 158). Erickson verwendet die Bezeichnung kulturelle oder anthropogene Landschaften, um physische Räume zu bezeichnen, die von menschlicher Aktivität geprägt wurden. Wie stark sie vom Menschen beeinflusst sind, kann dabei variieren: „The cultural or anthropogenic landscapes range from subtle (often confused with ,natural‘ or ,pristine’) to com- pletely engineered” (ebd.). Gleichzeitig weist Erickson auf die in der Historischen Ökologie verbreitete Annahme hin, dass es keine unberührte bzw. ursprüngliche Natur gibt, welche bereits zu Beginn dieser Arbeit erläutert wurde.
Bevor auf die Betrachtungsweise der Mensch-Umwelt-Beziehungen in Amazonien aus Sicht der Historischen Ökologie eingegangen wird, sollen zunächst die grundlegenden Unterschiede zwischen Historischer Ökologie und Kulturökologie bzw. anderen adaptionistischen Theorien herausgestellt werden.
3.2 Abgrenzung zu adaptionistischen Theorien
Die Historische Ökologie unterscheidet sich in ihren Grundannahmen wesentlich von der Kulturökologie. Während die Kulturökologie annimmt, dass evolutionäre Begebenheiten zu Veränderungen der Mensch-Umwelt-Beziehungen führen, geht die Historische Ökologie von historischen Ereignissen aus (vgl. Balée 1998, 13). Sie steht dabei vor allem dem Umweltdeterminismus gegenüber, der in der Kulturökologie zumindest teilweise vorhanden ist:
„What historical ecology harbors as an explicit proposal is that the human species is itself a principal mechanism of change in the natural world, a mechanism qualitatively as significant as natural selection.“ (Balée / Erickson 2006, 5) Im Fokus der Historischen Ökologie steht der Einfluss des Menschen auf die Umwelt, der in der Kulturökologie, die sich auf das adaptive Verhalten des Menschen konzentriert, gänzlich außer Acht gelassen wird.
Balée und Erickson kritisieren, dass die Kulturökologie und andere Konzepte von Ökosystemen negieren, der Mensch könne seine Umgebung langfristig positiv beeinflussen. Die Historische Ökologie hingegen ist der Auffassung, dass menschliche „Störungen“, beispielsweise durch Brände, Abholzung oder Ansiedlung, die Biodiversität eines Ökosystems nicht notwendigerweise verringern, sondern sogar erhöhen können (vgl. Erickson 2008, 160).
Ferner kritisiert Balée das grundlegende Verhältnis zwischen Kultur und Umwelt aus Sicht der Kulturökologie: „In cultural ecology, culture and environment become alienated subject and object; environmental ‘limiting factors’ constrain the development of culture - the more ‘primitive’ the culture, the more rigorous the environment” (Balée 1994,1)
Diese Annahme wurde im zweiten Kapitel bereits anhand von Meggers Überlegungen zu Amazonien erläutert, in ähnlicher Form ist sie auch bei Steward zu finden: „Relevant environmental features depend upon culture. The simpler cultures are more directly conditioned by the environment than advanced ones. (Steward 1972, 40). Während die Kulturökologie die Natur als einen - je nach geographischer Region mehr oder weniger - einschränkenden Faktor betrachtet, der die Entwicklung von Kulturen „hemmt“, geht die Historische Ökologie davon aus, dass auch Umwelten sich gewissermaßen an die jeweiligen soziokulturellen und politischen Systeme anpassen, neben denen sie bestehen (vgl. Balée / Erickson 2006, 4).
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Historische Ökologie sich sowohl in ihren Grundannahmen als auch in ihrer Herangehensweise von der Kulturökologie unterscheidet. Während die Kulturökologie eher eine umweltdeterministische sowie evolutionistische Tendenz zeigt, ist die Historische Ökologie stärker anthropozentrisch ausgerichtet. Die Bedeutung dieser unterschiedlichen Ansätze für das Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehungen in Amazonien wird im vierten Kapitel noch einmal aufgegriffen. Zunächst soll ein kurzer Überblick über zentrale Betrachtungen zum Verhältnis von Mensch und Umwelt im Amazonasgebiet aus Sicht der Historischen Ökologie gegeben werden.
3.3 Amazonien und Historische Ökologie
Im Gegensatz zu der in vielen Disziplinen verbreiteten Ansicht, der Regenwald des Amazonasgebietes sei ein ursprünglicher, unberührter Naturraum, geht die Historische Ökologie davon aus, dass diese Landschaften ebenfalls von Menschen modifiziert wurden, was Erickson mit dem Begriff Domesticated Landscapes bezeichnet (vgl. Erickson 2008, 158). Diese „domestizierten“ Landschaften versteht er als Ergebnis der durchdachten Generierung von Ressourcen und merkt an:
„Through the perspective of historical ecology, however, we see that nature in Amazonia more closely resembles a garden than a pristine, natural wilderness. Rather than ‘adapt to’ or be ‘limited by’ the Amazonian environment, humans created, transformed, and managed cultural or anthropogenic (human-made) landscapes that suited their purposes.” (ebd.)
Die Historische Ökologie argumentiert zum einen gegen die Vorstellung, das Amazonasgebiet seit nur spärlich besiedelt gewesen und Indigene hätten in einer derart „harmonischen“ Beziehung mit ihrer Umwelt gelebt, dass sie keinen Einfluss auf die Natur genommen hätten („Myth of the Pristine Environmenť‘)(vgl. Erickson 2008, 161). Erickson verweist auf die Ergebnisse archäologischer Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Amazonien von „dichten Populationen urbani- sierter Gesellschaften“ besiedelt war. Zum anderen widerspricht die Historische Ökologie der Annahme, Indigene hätten in Harmonie mit der Natur gelebt, bis Europäer den südamerikanischen Kontinent erreicht und neue Systeme mitgebracht haben („Myth of the Noble Savage)(vgl. ebd.).
Die ursprünglich weit verbreitete Ansicht, die Regenwälder Amazoniens seien vom Menschen unberührt, ist laut Balée mittlerweile umstritten:
„Recently, however, many scholars have questioned that assumption, based on their growing awareness that the population of Amazonia before the arrival of the Europeans was much larger and that agriculture was much older and more widespread than had been thought.” (Balée 2013, 127)
Zu den menschlichen Aktivitäten, die die Landschaft im Amazonasgebiet gestalteten und transformierten, zählt Erickson beispielsweise anthropogene Feuer, Siedlungen, anthropogene Regenwaldinseln sowie die Schwarzerde Amazoniens („AmazonianDarkEarth2) (vgl. Erickson 2008, 165).
Die zentralen Annahmen der Historischen Ökologie sollen im folgenden Kapitel am Beispiel der Terra Preta konkreter erläutert werden. Dabei soll vor allem auf das Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehungen eingegangen werden.
4. Terra Prêta
Die Archäologin Elizabeth Graham bezeichnet die Studien zur Amazonian Dark Earth als wichtigsten wissenschaftlichen Beitrag dazu, den menschlichen Einfluss auf die Umwelt über einen langen Zeitraum zu verstehen (vgl. Graham 2006, 57). Bevor dieser Einfluss genauer betrachtet wird, werden im folgenden Abschnitt zunächst die Eigenschaften der ADE genauer beschrieben.
4.1 Eigenschaften, Vorkommen und Entstehung
Als Terra Preta wird eine fruchtbare Bodenart bezeichnet, die in Form von kleinen Inseln im Amazonasgebiet vorkommt (vgl. Glaser 2006, 187). Der Name geht 2 Im weiteren Verlauf der Arbeit wird Amazonian Dark Earth zum einen mit ADE abgekürzt, zum anderen wird synonym die portugiesische Bezeichnung Terra Prêta verwendet. dabei zurück auf ihre dunkle Farbe. Das Vorkommen von Terra Preta im Amazonasbecken wird auf etwa 6000 bis 600.000 Quadratkilometer geschätzt (vgl. Erickson 2008, 171). Terra Preta unterscheidet sich von den sie umgebenden Böden nicht nur durch ihre Farbe und Fruchtbarkeit, sondern auch dadurch, dass sie große Mengen an Kohle und anderen organischen Resten enthält (vgl. ebd.). Archäologische Studien weisen darauf hin, dass bereits 7000 bis 500 v. Chr. ADEs entstanden sind und diese präkolumbischen Ursprungs sind (vgl. Glaser 2006, 187). Neben einem hohen Anteil an Kohle enthält die ADE Exkremente von Menschen und Tieren, Abfälle (darunter Knochen von Fischen und Säugetieren), Überbleibsel von Asche und pflanzliche Biomasse. Da der Anteil an Kohle nicht primär für die hohe Fruchtbarkeit der Schwarzerde verantwortlich gemacht werden kann, könnten die übrigen Bestandteile eine mögliche Erklärung dafür liefern (vgl. ebd., 189)
[...]
[1] Der Begriff Cultural Ecology wird im Weiteren synonym mit dem Begriff Kulturökologie verwendet.
- Citation du texte
- Laura Horst (Auteur), 2015, Domesticated Landscapes. Mensch-Umwelt-Beziehungen in Amazonien anhand der Amazonas-Schwarzerde "Terra Preta", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383021
Devenir un auteur
Commentaires