Rom und die Parther im 2. Jahrhundert nach Christus


Trabajo, 2005

26 Páginas, Calificación: sehr gut


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Partherkrieg zur Zeit Traians (114-116)
2.1 Krise und Kriegsausbruch
2.2 Traians Kampagne

3. Das parthisch-römische Verhältnis zur Zeit Hadrians und des Antoninus Pius (117-161)
3.1 Roms Defensivpolitik
3.2 Wahrung des Status quo

4. Der Partherkrieg zur Zeit des Lucius Verus (161-166)
4.1 Die parthische Offensive
4.2 Die Kampagne des Verus

5. Das parthisch-römische Nebeneinander zur Zeit Marc Aurels und des Commodus (165/166-192)

6. Die Partherpolitik des Septimius Severus (192-198)
6.1 Das Unternehmen gegen Niger und die östlichen
Kleinstaaten
6.2 Der Partherkrieg des Septimius Severus

7. Fazit und Ausblick

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wie einen Untergebenen behandelte Sulla den Gesandten der Parther, als die beiden Großmächte 96 v.Chr. erstmals offiziell aufeinander trafen. Rom war überzeugt, den Parthern politisch, kulturell und vor allem militärisch überlegen zu sein. Doch nachdem sie bei Carrhae eine vernichtende Niederlage erlitten hatten und die Rachepläne eines Caesar ebenso wie die tatsächlichen Revancheversuche eines Antonius fruchtlos geblieben waren, mussten die Römer einsehen, dass sie das Reich jenseits des Euphrat unterschätzt hatten. Augustus politische Maxime war es fortan, das römische Imperium in seinen Grenzen zu halten und auf weitere Eroberungszüge im Osten zu verzichten. Diese Vorstellung blieb im ersten Jahrhundert n.Chr. lange bestimmend, so dass die Beziehungen zwischen den Großmächten überwiegend friedlich waren. Nur unter Nero kam es zu offenen militärischen Auseinandersetzungen um das zwischen beiden Reichen gelegene Armenien. Man einigte sich schließlich auf einen Kompromiss, der den Interessen beider Seiten gerecht wurde: Armenien wurde ein Pufferstaat, dessen Herrscher aus Parthien stammen und von Rom gebilligt werden sollte.[1]

Im zweiten Jahrhundert, das hier im Mittelpunkt steht, erlebten die Beziehungen zwischen Rom und den Parthern eine gänzlich neue Dimension der Gewalt. In drei großen Kriegen traten die beiden Reiche gegeneinander an. Trotzdem hat es auch im zweiten Jahrhundert immer wieder längere Phasen der friedlichen Koexistenz gegeben. Diesen Entwicklungen geht die folgende Arbeit nach. Die unterschiedlichen Phasen von Krieg und Frieden zwischen Rom und den Parthern sollen ereignisgeschichtlich dargestellt und in bezug auf ihre Bedingungsfaktoren untersucht werden. Im Zentrum des Interesses wird dabei weniger die detailgetreue Rekonstruktion etwa einzelner Kriegszüge stehen. Hier soll eine eher schlaglichtartige Darstellung der Ereignisse genügen. Stärker in den Mittelpunkt gerückt werden dagegen die Ursachen und Anlässe von Konflikt und Kompromiss, die maßgeblichen politischen Konstellationen und besonders auch die handlungsleitenden Motive entscheidender politischer Akteure.

Die einseitige Quellenlage bringt es mit sich, dass über den römischen Part der Beziehungen deutlich mehr Informationen vorhanden sind als über den parthischen. Daher muss die Darstellung bisweilen aus überwiegend römischer Perspektive erfolgen. Auch die Gliederung dieser Arbeit folgt insoweit den Quellen (und auch den allermeisten modernen Darstellungen), als dass sie sich an den Regierungszeiten der römischen Kaiser orientiert. Da aber die großen militärischen Auseinandersetzungen ebenso wie die Phasen des friedlichen Nebeneinanders beider Mächte zumeist mit den politischen Zäsuren in Rom einhergehen, erscheint dieses Gliederungsprinzip durchaus gerechtfertigt. Trotzdem soll - wann immer dies möglich ist - auch die parthische Perspektive in die Überlegungen einbezogen werden.

2. Der Partherkrieg zur Zeit Traians (114-116)

2.1 Krise und Kriegsausbruch

Nachdem die römisch-parthischen Beziehungen am Anfang des zweiten Jahrhunderts zunächst friedlich verlaufen waren, kam es gegen Ende der Regierungszeit Traians (98-117) zur ersten der drei großen Auseinandersetzungen zwischen Rom und den Parthern, die in diesem Jahrhundert stattfinden sollten. Zum Auslöser dieses Krieges wurde der Thron Armeniens. Eigenmächtig hatte der parthische König Osroes den armenischen Herrscher Exederes abgesetzt und durch dessen Bruder Parthamasiris ersetzt. Damit brach Osroes das alte Abkommen zwischen Rom und dem Partherreich, wonach der König Armeniens zwar aus der parthischen Arsakidendynastie stammen, sein Diadem – und damit das Symbol seiner Herrschaft – aber aus der Hand des römischen Kaisers empfangen sollte. Offenbar waren die Parther mit der Regelung unzufrieden, da sich einige der armenischen Klientelkönige als Hörige Roms entpuppten, so dass sie ihre Interessen in der Region nicht mehr gewahrt sahen.[2] Inwieweit die Parther bei der Intervention in Armenien einen militärischen Konflikt mit Rom einkalkulierten, ist unklar. Die Tatsache, dass sie später – angesichts der realen militärischen Bedrohung durch die römischen Legionen - den Kaiser um Frieden baten, deutet aber darauf hin, dass sie das Risiko seinerzeit nicht allzu hoch eingeschätzt haben.

Traian seinerseits nutzte den diplomatischen Affront zu einem Feldzug: zunächst gegen Armenien, dann gegen das Partherreich selbst.[3] Bei Cassius Dio heißt es, Traian habe die außenpolitische Krise als Vorwand genutzt, um sich durch territoriale Expansion Ruhm zu erwerben.[4] Möglicherweise wollte er seine jüngst in Dakien errungenen Erfolge auf die Spitze treiben, indem er das römische Reich jetzt auch noch an seiner Ostgrenze erweiterte.[5] Neben dem Streben nach persönlichem Ruhm könnten dabei auch wirtschaftliche und militärisch-strategische Motive eine Rolle gespielt haben.[6] Ob es sich bei Trajans Angriff auf das Partherreich um die Realisierung eines schon länger gehegten Vorhabens[7] oder um eine spontane Aktion angesichts einer günstigen Gelegenheit handelte, lässt sich indes nicht mit letzter Gewissheit sagen.

Wann auch immer Traian seine Entscheidung gefällt haben mag – als sie einmal getroffen war, ließ er sich durch nichts von ihr abbringen. Traians unbedingten Willen, diesen Krieg zu führen, verdeutlicht eine Episode aus Athen: an der Spitze seines Heereszuges gen Osten machte der Kaiser dort Station, als ihn eine Gesandtschaft der Parther erreichte. Die Gesandten brachten Geschenke, baten um Frieden und bemühten sich, die Absetzung des armenischen Königs von Seiten der Parther zu rechtfertigen. Traian lehnte die Geschenke ab und antwortete lediglich, Freundschaft lasse sich nicht durch Worte, sondern nur durch Taten beurteilen. Er werde alle Maßnahmen treffen, die er für geeignet halte.[8] Angesichts der militärischen Drohung scheint ein Einlenken der Parther in bezug auf die Inthronisierung des armenischen Königs von Roms Gnaden nicht abwegig. Wahrscheinlich haben die Parther sogar mehrmals vergeblich versucht, Traian zu konstruktiven Verhandlungen zu bewegen.[9] Nach der schroffen Zurückweisung der ersten Gesandtschaft scheint Traian einer späteren Delegation für die Parther unannehmbare Bedingungen gestellt zu haben, darunter vielleicht sogar die völlige Unterwerfung des Partherreiches.[10] Durch dieses Verhalten machte Traian deutlich, dass er an einer realistischen diplomatischen Lösung des Konflikts kein besonderes Interesse hatte.[11] Es ging ihm offenbar nicht primär darum, den römischen Einfluss auf das armenische Königshaus wiederherzustellen und zu sichern, sondern vor allem darum, seine weiter reichenden Angriffspläne im Osten zu realisieren.

Später, nachdem er größere Teile des Partherreiches unterworfen hatte, erreichte Traian den persischen Golf. Dort verspürte er Sehnsucht nach Indien, preiste Alexander den Großen und wähnte gar, noch weiter als dieser vorgestoßen zu sein.[12] Wie stark und vor allem wann sich die Vorstellung, auf den Spuren Alexanders zu wandeln, in Traians Denken festgesetzt hat, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Möglicherweise hat dieses Bild erst ex post angesichts seines großen militärischen Erfolgs von Traian Besitz ergriffen. Denkbar ist aber auch, dass das Bewusstsein von dem historischen Ruhm, den Alexander sich durch seinen Perserzug errungen hat, schon früher ein handlungsleitendes Motiv in Traians Vorstellungswelt dargestellt hat.[13]

2.2 Traians Kampagne

Nachdem er Kleinasien durchquert hatte, gelangte Traian zunächst nach Antiochia[14][15], zog dann nach Norden in die Stadt Satala und stieß von dort aus im folgenden Frühjahr mit einer gewaltigen Streitmacht[16] nach Armenien vor. In der armenischen Stadt Elegeia kam es zu einem Treffen zwischen dem römischen Kaiser und dem von den Parthern auf dem armenischen Thron gesetzten Parthamasiris. Dieser erwartete offenbar, Traian durch eine Geste der Demut zur Billigung seiner Herrschaft über Armenien bewegen zu können. Parthamasiris legte dem Kaiser sein Königsdiadem zu Füßen, in der Hoffnung, er werde es sogleich zurückerhalten und so in seiner Stellung bestätigt werden.[17] Traians Antwort war eindeutig: er bezeichnete Armenien als römischen Besitz und kündigte an, der Region einen römischen Statthalter zu bestellen.[18] Parthamasiris wurde zunächst ziehen gelassen[19], musste schließlich aber doch sterben.[20] Spätestens hier – bei der Provinzialisierung Armeniens (114) - wird deutlich, dass Traian die alte Regelung der armenischen Frage zwischen Rom und dem Partherreich als nicht mehr gültig betrachtete und seine Interessen in der Region künftig statt mit Diplomatie mit Waffengewalt und militärischem Druck durchzusetzen gedachte.

Diesem Druck scheinen sich bald auch die Fürsten einiger Kleinkönigtümer in der Region Mesopotamien gebeugt zu haben. Manche davon unterwarfen sich freiwillig, andere erst nach einigem Widerstand, wobei es aber nicht zu größeren Kämpfen gekommen zu sein scheint.[21] In Edessa traf Traian beispielsweise Abgaros, den König des Kleinkönigtums Osrhoene, der angesichts der römischen Militärmaschine nicht neutral bleiben konnte und Traian mit einem Gastmahl seine Aufwartung machte. In Mesopotamien empfing der Kaiser auch Gesandte des Manisaros, der Teile Mesopotamiens und Armeniens besetzt hielt. Manisaros ließ die Gesandten um Frieden bitten und bot Traian sogar die Verfügung über sein Territorium an, da der Partherkönig Osroes gegen ihn zu Felde ziehe.[22] Im folgenden Frühling ging Traian in die Offensive[23]: Auf einer aus Booten gezimmerten Brücke überquerten die Römer den Tigris und eroberten zunächst Adiabene[24], ein parthisches Vasallenkönigreich[25]. Nach der Überwinterung in Antiochia zog Traian gen Süden bis vor die Tore Babylons, ohne dabei auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, da die Parther mit Bürgerkrieg und inneren Zwistigkeiten zu tun hatten.[26] Anschließend überquerte der Kaiser erneut den Tigris und nahm im Kern des Feindeslandes die parthische Reichshauptstadt Ktesiphon ein. Auch die Stadt Seleukia scheint zu dieser Zeit an die Römer gefallen zu sein.[27] Die Siegertitulatur „Parthicus“ war Traian schon früher zugesprochen worden,[28] jetzt aber schien der Titel erst vollends gerechtfertigt. Als weitere Ehrung gewährte der Senat Traian das Recht, beliebig viele Triumphe zu feiern.[29] Den entkommenen Partherkönig Osroes demütigten die Römer, in dem sie dessen Tochter gefangennahmen und den parthischen Thronsessel raubten.[30]

[...]


[1] Zum Überblick über die römisch-parthischen Beziehungen bis zum 2. Jahrhundert n.Chr. vgl. etwa Winter, Engelbert: Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz. Berlin 2001. S.25-31.

[2] Vgl. Schmitt, Marcelo Tilmann: Die römische Außenpolitik des 2. Jahrhunderts nach Christus. Stuttgart 1997. S.56.

[3] Cass. Dio 68,17.

[4] Ebd. 68,17,1.

[5] Vgl. Bennett, Julian: Trajan. Optimus Princeps. A Life and Times. London 1997. S.189.

[6] Vgl. Schippmann, Klaus: Grundzüge der parthischen Geschichte. Darmstadt 1980. S.60.

Die beiden letztgenannten Motive werden in den Quellen nicht explizit erwähnt und sind insofern spekulativer Natur.

[7] Vgl. Bennett, S.183-190; Bennett postuliert die These, dass Trajan bereits im Jahr 111 oder 112 konkrete Angriffspläne gegen das Partherreich hegte.

[8] Cass. Dio 68,17,2f.

[9] Front., Principia Historiae 15.

[10] Vgl. Ziegler, Karl-Heinz: Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts. Wiesbaden 1964. S.99f. So interpretiert Ziegler ein Arrian-Fragment, in dem es heißt, der Kaiser habe alles versucht, den Partherkönig von den berechtigten römischen Forderungen zu überzeugen.

[11] Vgl. Campbell, Brian: War and diplomacy. Rome and Parthia, 31 BC - AD 235. In: Rich, J./Shipley (Hg.): War and Society in the Roman World. London 1993. S.213-240. “This was a warning that some of the usual diplomatic channels were not open.” S.234f

[12] Cass. Dio 68,29,1; Fest. 20,3.

[13] Zudem identifizierte Trajan sich selbst mit den Göttern Zeus/Jupiter und Herakles/Hercules, von den Alexander seine Herkunft abgeleitet hatte; vgl. Bennett, S.189.

[14] Eine recht detaillierte Rekonstruktion von Traians Feldzug liefert Lightfoot, C.S.: Trajans´s Parthian war and the fourth-century perspective. In: JRS, 80, 1990. S.115-126. Danach hat es in den Jahren 114-116 offenbar in jeder “Kriegssaison” eine römische Kampagne gegeben: 114 nach Armenien, 115 nach Adiabene östlich des Tigris, 116 schließlich entlang des Euphrats gen Süden ins parthische Kernland.

[15] Cass. Dio 68,18,1.

[16] Vgl. Bennett, S.192f; Bennett schätzt die Truppenstärke der Römer auf 80.000 Mann.

[17] Cass. Dio 68,19,2,f.

[18] Ebd. 68,20,3.

[19] Ebd. 68,20,4.

[20] Eutr. 8,3,1; Front., Principia Historiae 16.

[21] Cass. Dio 68,18,2f.

[22] Ebd. 68,21f.

[23] Dass er dabei einem drohenden Gegenschlag der Parther zuvorkommen wollte (vgl. Schmitt, S.60), ist sehr spekulativ.

[24] Cass. Dio 68,26.

[25] Als solches identifiziert es Ziegler, S.102.

[26] Cass. Dio 26,4; von einer Eroberung der Stadt Babylon ist in den Quellen indes nicht die Rede.

[27] Eutr. 8,3,1.

[28] Cass. Dio 68,23,2.

[29] Ebd. 68,28,2f.

[30] HA, Hadrianus 13,8.

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Rom und die Parther im 2. Jahrhundert nach Christus
Universidad
Humboldt-University of Berlin  (Institut für Geschichtswissenschaften)
Curso
Gibbon und die römische Kaiserzeit
Calificación
sehr gut
Autor
Año
2005
Páginas
26
No. de catálogo
V38302
ISBN (Ebook)
9783638374026
Tamaño de fichero
517 KB
Idioma
Alemán
Notas
Die Hauptseminararbeit untersucht die Beziehungen zwischen dem römischen und dem parthischen Reich im zweiten nachchristlichen Jahrhundert. Unter Bezugnahme auf die antiken Quellen wie auch auf die moderne Forschung werden die Phasen von Krieg und Frieden zwischen den Großmächten nachgezeichnet. Neben der ereignisgeschichtlichen Darstellung werden dabei auch immer wieder die Ursachen, Anlässe und pol. Motivationen für Konflikt und Kompromiss reflektiert.
Palabras clave
Parther, Jahrhundert, Christus, Gibbon, Kaiserzeit
Citar trabajo
Torben Waleczek (Autor), 2005, Rom und die Parther im 2. Jahrhundert nach Christus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38302

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