Fixpunkt dieser Arbeit soll die Beantwortung einer zentralen Frage innerhalb des großen Spektrums der Fabeltheorie sein: Ob und inwieweit wird die als typisch angenommene prototypische Rollensemantik der Fabeltiere durchbrochen? Die Gattung der Fabel wird bis heute – ganz oberflächlich ausgedrückt – mit Tieren verbunden, die wie Menschen agieren. Das Bild der Fabel war und ist geprägt von stereotypen Tierfiguren, denen eindeutig bestimmte Verhaltenscodizes zugeordnet werden konnten. Doch darf dies so einfach behauptet werden? Gibt es Abweichungen, und wenn ja, warum?
Die Fabeltexte, die die Basis der Untersuchungen bilden, entstammen dem Magdeburger Prosa-Äsop, einer mittelniederdeutschen Übersetzung der Fabelsammlung Esopus von Heinrich Steinhöwel , die wiederum eine Übersetzung der griechischen-lateinischen äsopischen Fabeln ist. Ein interessantes, weil in großer charakterlicher und damit diskussionswürdiger Bandbreite in Fabeln agierendes Beispiel ist der Hund, ein Tier, das bis heute mit dem Wesenszug der Treue in Verbindung gebracht wird. Fünf Fabeln aus dem Magdeburger Prosa-Äsop, in denen ein Hund eine führende Rolle spielt, sollen aufzeigen, dass das Bild, das uns von diesem anthropomorphen Fabeltier geboten wird, nicht einfach akzeptiert werden kann, sondern hinterfragt werden muss – denn etwaige Abweichungen vom Credo der prototypischen Rollensemantik erlaubten interessante Rückschlüsse auf das Wesen der Fabel insgesamt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Fragestellung
- 2. Allgemeines
- 2.1. Zum „Magdeburger Prosa-Äsop“
- 2.2. Gattungsdeterminanten und Theorie der Fabel
- 3. Fünf Fabeln
- 3.1. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch II Fabel III: Die Fabel vom Hund und dem Dieb
- 3.2. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch II Fabel VII: Die Fabel vom alten Hund und seinem Herrn
- 3.3. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch I Fabel IX: Die Fabel vom Hund, der gebären wollte
- 3.4. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch I Fabel V: Die Fabel vom Hund und dem Stück Fleisch
- 3.5. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch I Fabel IV: Die Fabel vom Hund und dem Schaf
- 3.6. Zusammenfassung und Kontextualisierung
- 4. Ergebnis
- 5. Literatur
- 5.1. Primärliteratur
- 5.2. Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der prototypischen Rollensemantik anthropomorpher Konturwesen im Kontext der Charakterzeichnung des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln des Magdeburger Prosa-Äsops. Sie untersucht, ob und inwieweit die als typisch angenommene Rollensemantik der Fabeltiere durchbrochen wird.
- Die gattungsgeschichtlichen und theoretischen Grundlagen der Fabel.
- Die Besonderheiten des "Magdeburger Prosa-Äsops" als mittelniederdeutscher Übersetzung des Steinhöwelschen "Esopus".
- Die Analyse der Rolle des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln des "Magdeburger Prosa-Äsops".
- Die Untersuchung von möglichen Abweichungen von der prototypischen Rollensemantik des Hundes.
- Die Relevanz dieser Abweichungen für das Verständnis der Fabel insgesamt.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Forschungsfrage nach der prototypischen Rollensemantik der Fabeltiere, speziell des Hundes, in den Mittelpunkt. Kapitel 2 bietet einen Überblick über den "Magdeburger Prosa-Äsop" und die gattungsgeschichtlichen und theoretischen Grundlagen der Fabel. Kapitel 3 analysiert die Rolle des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln, indem es auf die Handlung, die Figuren und die sprachliche Gestaltung eingeht. Kapitel 4 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen und diskutiert die Relevanz der Ergebnisse für das Verständnis der Fabel insgesamt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Fabel, "Magdeburger Prosa-Äsop", Rollensemantik, Anthropomorphie, Hund, Charakterzeichnung, Abweichungen, prototypisch.
- Arbeit zitieren
- Niels Menzel (Autor:in), 2014, Charakterzeichnung des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln aus dem "Magdeburger Prosa-Äsop". Zum Bedeutungshorizont der Abweichungen der prototypischen Rollensemantik anthropomorpher Konturwesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383381