Charakterzeichnung des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln aus dem "Magdeburger Prosa-Äsop". Zum Bedeutungshorizont der Abweichungen der prototypischen Rollensemantik anthropomorpher Konturwesen


Seminararbeit, 2014

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung und Fragestellung

2. Allgemeines
2.1. Zum „Magdeburger Prosa-Äsop“
2.2. Gattungsdeterminanten und Theorie der Fabel

3. Fünf Fabeln
3.1. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch II Fabel III: Die Fabel vom Hund und dem Dieb.
3.2. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch II Fabel VII: Die Fabel vom alten Hund und seinem Herrn
3.3. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch I Fabel IX: Die Fabel vom Hund, der gebären wollte.
3.4. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch I Fabel V: Die Fabel vom Hund und dem Stück Fleisch.
3.5. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch I Fabel IV: Die Fabel vom Hund und dem Schaf.
3.6. Zusammenfassung und Kontextualisierung

4. Ergebnis

5. Literatur
5.1. Primärliteratur
5.2. Sekundärliteratur

1. Einleitung und Fragestellung

Kunst ist Ausdruck und Ergebnis der Zeit, aus der sie stammt. Ähnlich verhält es sich mit der Interpretation von Kunst, die von Epoche zu Epoche variiert. Der Trend, die Betrachtung der Kunst längst vergangener Tage einem Zeitgeist unterzuordnen, lässt sich unter anderem an der Herderschen Bestrebung ablesen, den deutschen kulturellen Hinterlassenschaften der frühen Neuzeit und des Mittelalters nachträglich eine ihnen allen innewohnende und sie vereinende (Volks-)Seele zu unterstellen. Andere, zeitlich gegenwärtigere Strömungen, die sich auch an vor ihrer Zeit entstandenen Kunstwerken ergingen, waren die Psychoanalyse, deren Vertreter vielen Künstlern oder ihren Figuren Komplexe und Neurosen nachwiesen, oder der Diskurs der 1960er- und 1970er-Jahre, der bis dato unbeachtet gebliebene Aussagen in Kunstwerken unter dem Eindruck eines freiheitsorientierten und geschlechterfixierten Grundkonsens offenbarte. – So unlauter und verfälschend eine im Zeitgeist verhaftete Interpretation auch wirken mag, so sehr sind es doch gerade diese zeitgemäßen Interpretationen, die den Gehalt altertümlicher Werke bewahren.

Das beginnende 21. Jahrhundert, eine Ära der Ungewissheit, Globalisierung, Umweltzerstörung, Kapitalismuskritik und sozialer Ungerechtigkeit, hat nichts gemein mit der Antike, in der die äsopischen Ursprungsfabeln entstanden, oder mit dem 15. Jahrhundert, in dem die Fabeltexte ins Frühneuhochdeutsche und Mittelniederdeutsche übersetzt wurden. Klaus Doderer nennt es den „internationalen Habitus“[1] einer Fabel, der den Leser trotz der großen Distanz Ort und Zeit vergessen ließe: Er versteht Fabeln als zeitlose Konstrukte, die immer wieder Grundsatzdebatten evozierten.[2] Daher erschiene es vermessen, jetzt oder am Ende dieser Arbeit eine finale Feststellung wagen zu wollen, was der Sinn und Wert einer Fabel ist, dazumal vergangene Generationen von Geisteswissenschaftlern diesen Disput nicht klären, geschweige denn beenden konnten.[3]

Fixpunkt dieser Arbeit soll dann auch vielmehr die Beantwortung einer Frage innerhalb des großen Spektrums der Fabeltheorie sein: Ob und inwieweit wird die als typisch angenommene prototypische Rollensemantik der Fabeltiere durchbrochen? Die Gattung der Fabel wird bis heute – ganz oberflächlich ausgedrückt – mit Tieren verbunden, die wie Menschen agieren. Das Bild der Fabel war und ist geprägt von stereotypen Tierfiguren, denen eindeutig bestimmte Verhaltenscodizes zugeordnet werden konnten. Doch darf dies so einfach behauptet werden? Gibt es Abweichungen, und wenn ja, warum?

Die Fabeltexte, die die Basis der Untersuchungen bilden, entstammen dem „Magdeburger Prosa-Äsop“[4], einer mittelniederdeutschen Übersetzung der Fabelsammlung „Esopus“ von Heinrich Steinhöwel[5], die wiederum eine Übersetzung der griechischen-lateinischen äsopischen Fabeln ist.[6] Ein interessantes, weil in großer charakterlicher und damit diskussionswürdiger Bandbreite in Fabeln agierendes Beispiel ist der Hund, ein Tier, das bis heute mit dem Wesenszug der Treue in Verbindung gebracht wird. Fünf Fabeln aus dem „Magdeburger Prosa-Äsop“, in denen ein Hund eine führende Rolle spielt, sollen aufzeigen, dass das Bild, das uns von diesem anthropomorphen Fabeltier geboten wird, nicht einfach akzeptiert werden kann, sondern hinterfragt werden muss – denn etwaige Abweichungen vom Credo der prototypischen Rollensemantik erlaubten interessante Rückschlüsse auf das Wesen der Fabel insgesamt.

2. Allgemeines

2.1. Zum „Magdeburger Prosa-Äsop“

1476 erschien die frühneuhochdeutsche Übersetzung griechisch-lateinischer äsopischer Fabeln des Arztes und Juristen Heinrich Steinhöwel.[7] Diese Sammlung bedeutete, so Arno Schirokauer, den Beginn des mehr als „hundertjährigen Siegeslauf[s] der humanistisch schwankfreudigen und vernunftgläubigen Fabel durch die europäische[] Sprachenlandschaft[]“.[8] Bemerkenswert ist eine 1593 vorgenommene Übersetzung durch Jesuiten ins Japanische, die den missionarischen Stellenwert äsopischer Fabeln neben der Bibel verdeutlicht.[9] Heute liegt der Steinhöwelsche „Esopus“, auch genannt „Ulmer Äsop“, in einer Veröffentlichung Hermann Österleys vor.[10] Steinhöwel übersetzt, wie er selbst ausführt, „[n]it wort uß wort, sunder sin uß sin“.[11] Die mittelniederdeutsche Übersetzung ist deutlich erzählfreudiger und ausgeschmückter formuliert. Überdies ist bereits in der die Motivation und Umsetzungsweise erklärenden Vorrede eine Fokussierung auf die geistliche Moral der Fabeltexte zu erkennen. – Die mittelniederdeutsche Bearbeitung wurde um 1492 von einem anonymen Übersetzer verfasst[12] und 1978 im Rahmen seiner Forschungen zur mittelniederdeutschen Literatur durch Hartmut Beckers „entdeckt“ und mit dem Namen „Magdeburger Prosa-Äsop“ versehen.[13] Aufgrund der deutlichen inhaltlichen und formalen Unterschiede zu anderen Textvarianten wird dem „Magdeburger Prosa-Äsop“ der Stellenwert eines „selbständigen Denkmals“ zuerkannt.[14]

2.2. Gattungsdeterminanten und Theorie der Fabel

Klaus Grubmüller bemängelt eine prinzipielle, bis heute anhaltende fehlende „Präzision mittelalterlicher Gattungsbegriffe und auch mittelalterlichen Gattungsbewusstseins“.[15] Dieser Mangel ändert allerdings nichts an den umfangreichen Bestrebungen der Germanisten vieler Generationen, mittelalterliche Fabeln theoretisch auszudeuten.[16] Da wäre als erstes die unendlich ergiebige Systemfrage: Was will die Fabel eigentlich sein? Politisch, exemplarisch, rhetorisch, illustrativ, belehrend, moralisch, unterhaltend?[17]

Besonders die Kunst der Literatur besitzt einen Schwachpunkt, der ihrem abstrakten, unnatürlichen Instrumentarium, der Schrift, entspringt: Die Intention eines Autors ist – erst einmal schriftlich ausgedrückt – in die Welt entlassen und auf die Rezeption der Leser angewiesen, die sie entweder akzeptieren oder ablehnen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Jean-Paul Sartre in seiner littérature engagée neben aller gesellschaftlichen und ideologischen Verantwortung des Schriftstellers dem Rezipienten moralische Verantwortung auferlegt: „Wenn ich als Lesender schaffe und an der Existenz einer ungerechten Welt festhalte, dann kann ich das nicht tun, ohne mich für sie verantwortlich zu machen. […] [Ich bin] für das Universum verantwortlich.“[18] Sartre, ein existenzialistischer Philosoph und moderner Theoretiker, benennt ein Phänomen, das uralt ist: Engagierte Literatur als eine schriftstellerische Arbeit, die politisches, soziales, religiöses oder ideologisches Engagement erkennen lässt.

Im Hinblick auf die Gegebenheiten des Mittelalters erscheint es anfangs abenteuerlich, Fabel und Exempel als klare Vertreter der Engagierten Literatur zu definieren. Erst mit dem Ende des 18. Jahrhunderts begann das Zeitalter der Revolution – die Entscheidungsfreiheit der Bürger einer Nation, ihre Herrschaft selbst zu bestimmen, wäre den Menschen des Mittelalters zutiefst fremd gewesen. Für sie war die Infragestellung der Autorität schlichtweg undenkbar, und es war unmöglich, sich vom Untertan zum Herrn zu erheben, geschweige denn, derartige Ansätze literarisch zu verbreiten. Die Macht des Adels war alternativlos und – gepaart mit der gottgewollten Macht des Klerus – eine unerschütterliche Selbstverständlichkeit, die nicht nur den Alltag und die Politik, sondern auch die Kunst prägte. Fabeln sind Schöpfungen einer Welt der Polarität, und das drücken ihre Figurenkonstellationen und Geschichten auch aus. Gleichwohl fallen durchaus Momente ins Auge, die Fabeln das Gepräge der Engagierten Literatur zuerkennen. Denn Erzähler bedienten sich der Instanz der Fabel, um über den Willen zur Unterhaltsamkeit hinaus belehrend, aufklärend und moralisierend zu wirken.

Klaus Grubmüller untersucht in umfangreichen Abhandlungen die Balancierung von Gegensätzen in Fabeln.[19] Wie zu vermuten war, werden zeitlose Gegensätze wie „Armut und Reichtum“, „Macht und Ohnmacht“, „Gut und Böse“ in mittelalterlichen Fabeln in aller gebotenen Einfachheit, gleichzeitig aber auch unvergesslicher Schärfe ausgedrückt. Theophil Spoerri resümiert, jede der eben genannten Polaritäten werde in Fabeln spätestens in der Pointe umgekehrt; das uralte Motiv der „Überlegenheit des Unterdrückten“[20], das bis heute z. B. in Trickfilmen umgesetzt wird, liege jeder Fabel zugrunde.

Der Konfliktreichtum der menschlichen Gesellschaft findet eine verfremdete Darstellung in der Welt der Fabel, in der einfach angelegte und vorausschaubar handelnde, allerdings einzigartige anthropomorphisierte Tierfiguren eine Moral insinuieren, die bis in die Realität hinein zu wirken vermag. Neid, Geiz, Dummheit, falsche Freundschaft, Ungerechtigkeit und Enttäuschung sind alte, ewige Motive, die mittels Fabeln endgültig durchschaubar gemacht werden. Die klaren Konsequenzen, auf die der Rezipient zubewegt wird, ergeben sich nicht aus einer psychologisch-realistischen Annäherung oder gar Auseinandersetzung des Autors der Fabel mit seinen Figuren, vielmehr sind die Figuren für ihn abstrakte Demonstrationsobjekte für eine weitaus komplexere Realitätsdimension.

Der Anstoß für diese Arbeit resultiert aus der Erkenntnis, dass einige, um nicht zu sagen viele Tiere des Figureninventars der Fabel abweichend agieren, also die simplen kanonischen Muster, die dem simplen kanonischen Ziel entsprechen, negieren. Was ist der Grund für den Ausbruch aus dem Rollenschema?

3. Fünf Fabeln

Die Annäherung an fünf ausgewählte Fabeln soll helfen zu verstehen, ob, wann und warum der in ihnen handelnde Hund vom gemeinhin erwarteten Rollenklischee abweicht. Aus kurzen Inhaltswiedergaben der Primärtexte ergeben sich nachfolgend jeweils Schlussfolgerungen, die die am Anfang dieser Arbeit formulierte Fragestellung beantworten.[21]

3.1. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch II Fabel III: Die Fabel vom Hund und dem Dieb

Die Fabel vom Dieb und dem Hund entspricht[22] rudimentär genau der Vorstellung, die man heute gemeinhin mit dem Charakter des Hundes in der Fabelwelt in Verbindung bringt: Der Wachhund, der in Treue zu seinem Besitzer hält, einem Dieb nicht vertraut, die Gefahr für das Gut seines Herrn erkennt und feststellt: „Ik bekenne dine werke unde dine weghe, dat du de dusternisse lef hefst.“[23] Seine Erkenntnis, es beim Dieb mit einem unehrlichen Menschen zu tun zu haben (der ihm, sollte er ihm helfen, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht danken wird), und die Rücksichtnahme auf seinen Besitzer, der ihn jahrelang gut behandelte, führen zu einer Stellungnahme des Hundes: „Hyr umme is dat beter, dat ik loven holde mineme heren unde bewaren in sundheit, de mi in tucht up getagen heft, unde vorschulde mit miner wachte dat brot, dat ik aldus langhe vorteret hebbe, wen dat ik umme en brod minen heren unde alle sin gud di vorkofte.“[24] Zwischen Dieb und Hund entspinnt sich nach einem ersten kurzen Wortwechsel kein Gespräch, sondern der Hund legt monologisch seine Beweggründe dar. Die Treue, die der Hund seinem Herrn beweist, trägt einen Zug Opportunismus in sich, was explizit in der Moral verdeutlicht wird: „Dit merken de ghenne, de vakene umme ene maltid vorkopen unde vorlesen ere ghud unde enes anderen mede.“[25] Die Sorge, sich selbst der Sicherheit zu berauben, indem man die Sicherheit eines anderen (anvertrauten) Menschen gefährdet, beeinflusst das eigene Handeln. So ist Treue dann doch kein altruistischer Wesenszug, kein bloßer Dank und keine einfache Liebe, sondern bequemes Schutzbedürfnis, Eigennutz und Voraussicht. Insoweit ähnelt diese Fabel der Fabel vom alten Hund und seinem Herrn, in der der geschmähte Hund seinen Besitzer darauf hinweist, was er in der Vergangenheit alles für ihn getan hat.[26]

Der geistliche Sinn dieser Fabel erscheint anfänglich grob, aufgezwungen und altertümlich, weil er den Protagonisten im Nachhinein Funktionen zuschreibt, die mit der Situation auf den ersten Blick nichts zu tun haben: „De def is de boseghest. De werd des huses is de minsche. De hund is de preker.“[27] Die Gleichsetzung des Hundes mit einem Prediger – und überhaupt sein Ins-Feld-Führen – erscheint als Appell, die treusorgende, mühevolle Rolle der Geistlichen als Beschützer der Seelen der Menschen zu wertschätzen: „De predeker schal nicht aflaten to bellende. […] [D]at brod, dat is de werlike wollust, up dat he aflate to wernende den sunder.“[28] Zum Schutz der Menschen darf und will der Prediger nicht davon ablassen, vor dem Bösen zu warnen; und damit er (wie jene, die er zu beschützen hat) nicht in Versuchung gerät, hat er selbst und haben andere in Treue für ihn zu sorgen. Bemerkenswert ist dabei, dass der Hund in seiner zugeschriebenen Rolle als Prediger nicht mehr den pflichtschuldigen Treuepart inne hat, sondern auch der Empfänger der Treue ist: Sein im geistlichen Sinn zum Christenmenschen mutierter Besitzer hat die Mühen des Predigers anzuerkennen. Diese Umkehr des „Absenders“ der Treue (des Hundes) zum „Empfänger“ selbiger (des Predigers) steht der prototypischen Rollensemantik des Hundes nicht entgegen – im Gegenteil wird die wechselseitig enge Verbindung von Mensch und Hund in ihrem Wert verdoppelt, indem das einzige anthropomorphe Fabelwesen in dieser Libistice zum Geistlichen, zum Gegenpart des Teufels, erhoben wird – der Beweis einer großen, über die Fabelwelt hinausgehenden Wertschätzung.

3.2. MPÄ, Romulus-Fabeln, Buch II Fabel VII: Die Fabel vom alten Hund und seinem Herrn

In einer weiteren libyschen[29] Fabel spielt Treue, dieses Mal deutlicher gepaart mit gleichzeitiger Verantwortung, eine Rolle: Ein alter Hund wird schwach und krank an seinen Zähnen, weswegen er seinem Besitzer nicht mehr zur Jagd dienen kann: „Des grep he enen hasen, de entlep em in deme velde unde vormodede den hund, wente he hadde de macht nycht, dat ene konde holden.“[30] Die Schwäche lässt seinen Herrn zornig werden. Er schlägt das Tier, das sich deswegen dazu veranlasst sieht, seinem Besitzer die Vergangenheit in Erinnerung zu rufen: „Betrachte, wat ghewesen hebbe unde wat ghedan hebbe […].“[31] Dass Treue also mit Treue und Verantwortung vergolten werden muss, wird im weltlichen Sinn deutlich: „[M]en late en geneten der woldad, de he in der joghet gedan heft.“[32] Diese Moral ist ein Verweis darauf, dass gute Taten nicht verjähren (sollten), was jedoch gemeinhin gern vergessen wird. Die gute Hilfe, die der Hund seinem Besitzer im Lauf der Zeit leistete, muss dem Besitzer erst in Erinnerung gerufen werden, und erst diese Mahnung führt den Mann dazu, weit mehr als ein nutzlos gewordenes Vieh vor sich zu sehen.

Auch in dieser Fabel verkörpert der Hund das Idealbild des Fabeltiers Hund, dazumal er unverschuldet in eine Opferrolle gerät: als in jahrelanger Treue dienender Jagdhund ist er der logischen Konsequenz seiner Aufopferung – Schwäche und Krankheit – schutzlos ausgeliefert. Einzig die Einforderung anständiger Pflege unter Berücksichtigung geleisteter Arbeit kann ihm helfen.

[...]


[1] Doderer, Klaus: Fabeln. Formen, Figuren, Lehren. München 1977. Hier S. 8. Nachfolgend Doderer Fabeln.

[2] Zusammenfassung folgt Doderer Fabeln, S. 8.

[3] Der Germanist Klaus Grubmüller (geb. 1938) lehnt es genau wie sein Kollege Wilhelm Voßkamp (geb. 1936) ab, den seit Jahrhunderten schwelenden Streit um die Beantwortung des Sinns und Werts der Fabel beenden zu wollen oder zu können. Siehe dazu: Grubmüller, Klaus: Fabel. Exempel. Allegorese. Über Sinnbildungswege und Verwendungszusammen-hänge. In Haug, Walter (Hrsg.): Fortuna vitrea 2. Exempel und Exempelsammlungen (1991). S. 58-76. Hier S. 63. Nachfolgend Grubmüller Fabel. – Auf S. 63 erwähnt Grubmüller die Meinung Voßkamps, der seine Thesen ausführt in: Voßkamp, Wilhelm: Gattungen als literarisch-soziale Institutionen. Zu Problemen sozial- und funktionsgeschichtlich orientierter Gattungstheorie und -historie. In Hinck, Walter (Hrsg.): Textsortenlehre – Gattungs-geschichte. Heidelberg 1977. S. 27-44. Die bekannteste Diskussion zur Fabeltheorie wurde von Johann Gottfried Herder (1744-1803) und Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) geführt, die ihre Fragen um Wesen und Moral der Fabel nicht entscheiden konnten. Sie scheiterten, wie Hugo Kuhn resümiert, eventuell deswegen an einem zufriedenstellenden Fazit, weil gerade in Fabeln „Funktionen […] polymorph [und] Gestalten […] multifunktional“ sind. Zitat und zu Lessing und Herder in: Kuhn, Hugo: Determinanten der Minne. In Walliczek, Wolfgang (Hrsg.): Liebe und Gesellschaft. Kleine Schriften Band 3. Stuttgart 1980. S. 52-59. Hier S. 55.

[4] Der Magdeburger Prosa-Äsop wurde 1978 von Hartmut Beckers „entdeckt“ bzw. als Variante des Esopus‘ Steinhöwels identifiziert. Er unterschätzte indes den selbständigen Charakter der mittelniederdeutschen Übersetzung, die er Magdeburger Prosa-Äsop nannte. Vgl. Derendorf, Brigitte: Der Magdeburger Prosa-Äsop. Eine mittelniederdeutsche Bearbeitung von Heinrich Steinhöwels „Esopus“ und Niklas van Wyles „Guiscard und Sigismunda“. Text und Untersuchungen. Niederdeutsche Studien, Band 35. Köln, Weimar und Wien 1996. Nachfolgend MPÄ. Hier S. 1. Der mittelniederdeutsche Volltext des MPÄ ist Bestandteil einer Dissertation Brigitte Derendorfs, die umfangreiche Untersuchungen zur Texttradition durchführte. S. 247-489.

[5] Der frühneuhochdeutsche Volltext des Esopus Heinrich Steinhöwels liegt mit einer Veröffentlichung von 1873 vor: Österley, Hermann (Hrsg.): Steinhöwels Äsop. Tübingen 1873. Nachfolgend SÄ.

[6] Äsop (um 600 v. Chr.) war ein griechischer Dichter und alten Sagen zufolge ein Sklave, vermutlich jedoch ein einfacher Bürger. Die erste Sammlung äsopischer Fabeln soll auf den Griechen Demetrios von Phaleron (ca. 350 v. Chr.- 280 v. Chr.) zurückgehen. Die heute bekannten Sammlungen sind metrische Bearbeitungen des Griechen Babrios (ca. spätes 1. Jh. n. Chr.), des Römers Phaedrus (ca. 15 v. Chr.- ca. 60 n. Chr.) und des Römers Avianus (ca. 400 n. Chr.) sein. Eine Sammlung der Originaltexte und Übersetzungen siehe Hausrath, August (Hrsg.): Äsopische Fabeln. Griechisch-Deutsch. Leipzig 1970.

[7] Heinrich Steinhöwel wurde etwa 1412 in Weil der Stadt in Württemberg geboren und starb 1482 in Ulm. Er trat auch als Übersetzer und Bearbeiter anderer südländischer Werke u.a. von Gottfried von Viterbo, Petrarca und Giovanni Boccaccio hervor.

[8] Schirokauer, Arno: Die Stellung Äsops in der Literatur des Mittelalters. In: Festschrift für Wolfgang Stammler zu seinem 65. Geburtstag. Berlin 1953. S. 179-191. Hier S. 189. Nachfolgend Schirokauer Mittelalter.

[9] Schirokauer Mittelalter, S. 189.

[10] Eine kompakte Darstellung der Geschichte und Theorie der Fabeln in Ehrismann, Otfrid: Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden im Mittelalter. Darmstadt 2011. Insbesondere S. 30ff.

[11] SÄ, S. 4.

[12] vgl. Derendorf, Brigitte und Dicke, Gerd: Magdeburger Prosa-Äsop. In Ruh, Kurt (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Band 5. Zweite Auflage. Berlin und New York 1985. Spalte 1130-1132. Hier Spalte 1130. Nachfolgend Verfasserlexikon.

[13] MPÄ, S. 1.

[14] Verfasserlexikon, Spalte 1131.

[15] Grubmüller Fabel, S. 61.

[16] Zu den Problemen der Gattungsanalyse siehe Kuhn, Hugo: Gattungsprobleme der mittelhochdeutschen Literatur. In ders. (Hrsg.): Dichtung und Welt im Mittelalter. Stuttgart 1959. S. 41-61.

[17] Ablehnung einer klaren Beantwortung in Briegel-Florig, Waltraud: Geschichte der Fabelforschung in Deutschland. Dissertation. Freiburg im Breisgau 1965. Erwähnt in Grubmüller Fabel, S. 63.

[18] Sartre, Jean-Paul: Warum schreiben? In ders.: Gesammelte Werke. Band 2: Was ist Literatur? Reinbek bei Hamburg 1981. Hier: S. 39.

[19] vgl. Grubmüller, Klaus: Meister Esopus. Zürich 1977. Die genannten Untersuchungen befinden sich vor allem auf S. 183-228.

[20] Spoerri, Theophil: Der Aufstand der Fabel. In Trivium I. Schweizerische Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Stilkritik. Zürich 1942. S. 31-63. Hier S. 34.

[21] Ein Überblick über die Fabeln, in denen Hunde auftreten, siehe Dicke, Gerd und Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Neuzeit. Ein Katalog der deutschen Versionen und ihrer lateinischen Entsprechungen. Band 60 der Reihe Münsterscher Mittelalterschriften. München 1987. S. 334-374.

[22] MPÄ, S. 312f. „De iii. fabule van deme deve unde van deme hunde. De uns leret, dat wi scholen uns huden vor de bedreghers unde en nicht loven“

[23] ebd.

[24] MPÄ, S. 313.

[25] ebd.

[26] ebd., S. 316f., siehe Kapitel 3.2. dieser Arbeit.

[27] ebd., S. 313.

[28] MPÄ, S. 313.

[29] ebd., S. 316f. „De vii. fabule van eneme olden hunde unde van syneme heren. De uns leret, dat men den olden nicht schal vorsman, ok to neneme werke dwinghen, men schal de werke syner joghet betrachten“

[30] ebd., S. 317.

[31] MPÄ, S. 317.

[32] ebd.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Charakterzeichnung des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln aus dem "Magdeburger Prosa-Äsop". Zum Bedeutungshorizont der Abweichungen der prototypischen Rollensemantik anthropomorpher Konturwesen
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
22
Katalognummer
V383381
ISBN (eBook)
9783668588813
ISBN (Buch)
9783668588820
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
charakterzeichnung, hundes, fabeln, magdeburger, prosa-äsop, bedeutungshorizont, abweichungen, rollensemantik, konturwesen
Arbeit zitieren
Niels Menzel (Autor:in), 2014, Charakterzeichnung des Hundes in fünf ausgewählten Fabeln aus dem "Magdeburger Prosa-Äsop". Zum Bedeutungshorizont der Abweichungen der prototypischen Rollensemantik anthropomorpher Konturwesen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383381

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