Diagnostik aus der Sprache am Beispiel der Angstskala der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse


Hausarbeit, 2001

20 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse
Grundannahmen
Anwendungsbereiche des Verfahrens
Gütekriterien
Reliabilität:
Validität:
Objektivität:

Die Angstskala
Das Verfahren
Textgewinnung
Bestimmung der Wortzahl (WZ)
Die Codierung der Texte
Indexberechnung
Eigenheiten:
Nachteile des Verfahrens
Computerunterstützte Ansätze

Das Dresdner Angstwörterbuch (DAW)
Ziele und Anwendungsbereiche des DAW
Entwicklung
Das Verfahren
Aktuelle Gütekriterien

Schlußbemerkungen

Literaturverzeichnis

Einleitung

Im folgenden Text befasse ich mich mit dem diagnostischen Verfahren der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse. Es handelt sich hierbei um eine quantitative Analysenmethode, die mit Hilfe von Sprachproben die Intensität aktuell vorhandener bewußter und unbewußter Affekte erfaßt. In einigen empirischen Untersuchungen wurde die Methode aber auch zur Erfassung überdauernder Persönlichkeitseigenschaften verwendet.

Louis A. Gottschalk und Goldine C. Gleser haben dieses Verfahren in den 60er Jahren in USA entwickelt, intensiv erprobt und beschrieben. In den 70er Jahren wurde es vom Sonderforschungsbereich 115 der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Hamburg unter Leitung von A. E. Meyer für die deutsche Sprache übersetzt und teilweise modifiziert[1]. Bei den untersuchten Affekten handelte es sich zunächst um Angst und Aggression. Inzwischen gibt es die Skalen: soziale Entfremdung, persönliche Desorganisation, zwischenmenschliche Beziehungen, Leistungsstreben, Hoffnung, kognitive und intellektuelle Beeinträchtigungen und Depression[2].

Zunächst beschreibe ich kurz die allgemeinen Grundannahmen, Anwendungsbereiche und Gütekriterien der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanaly­se. Schwerpunkt dieser Arbeit liegt jedoch auf der Darstellung der deutschen Angstskala, wobei ich auch auf deren computerunterstützte Anwendung – das Dresdner Angstwörterbuch (DAW) – eingehen möchte. Das DAW wird seit 1997 am Institut für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie der TU Dresden entwickelt und erprobt.

Literaturquellen für diese Arbeit waren hauptsächlich Schöfer (1980)1, Langenmayr (1997)2 und die Internetseiten von Berth[3].

Die Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse

Grundannahmen

Gottschalk und Gleser gehen davon aus, daß nicht nur Sekundär- sondern auch Primärprozesse – also auch unterdrückte und verdrängte Affekte – in die Sprache einer Person mit einfließen und mit Hilfe von Sprachproben gemessen werden können. Anhaltspunkte für Primärprozesse sind das Ausmaß der Direktheit von Äußerungen und das Ausmaß der darin enthaltenen Selbstbeteiligung. Abwehrmechanismen zeigen sich in der Sprache durch Projektion, Verschiebung, Verneinung, Verleugnung und Rationalisierung. Gottschalk und Gleser übernehmen damit eine Auffassung der psychoanalytischen Theorie.

Die Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse wurde entwickelt, um die Intensität plötzlich auftretender Affekte anhand der gesprochenen Sprache meßbar zu machen. Dabei unterscheiden Gottschalk und Gleser Affekte, Stimmungen und Emotionen:

„Affekte sind Gefühlszustände, die qualitative und quantitative Attribute besitzen. Affekte haben reine psychologische Anteile ebenso wie physiologische, biochemische und verhaltensmäßige Begleiterscheinungen. Es gibt beständige Affektmischungen von relativ langer Dauer, und sie werden gewöhnlich als Stimmung bezeichnet. Auf einem Stimmungshintergrund können sich Gefühlszustände von großer Intensität und Veränderlichkeit abspielen, diese werden im allgemeinen Emotionen genannt. Relativ kleinere Anflüge von Gefühlszuständen, die unregelmäßig auftreten, werden manchmal auch als Affekte im engeren Sinne bezeichnet.“[4]

Die relative Größe eines Affektes sei dabei direkt proportional zu der Häufigkeit des Auftretens bestimmter Inhalte einer Sprachprobe, dem Ausmaß der Direktheit (Deutlichkeit der Aussage) und dem Ausmaß persönlicher Beteiligung. Durch ein mathematisches Verfahren wird ein Index (Score) für die Affektstärke des jeweils untersuchten Affekts ermittelt. Dieser Score kann dann interpretiert und ausgewertet werden. Entsprechende Normwerte gibt es bisher jedoch nur für die englische Version.

Anwendungsbereiche des Verfahrens

Mögliche Anwendungsbereiche gibt es in der Psychodiagnostik, der psycho­somatischen, -therapeutischen, -pharmakologischen und -physiologischen Forschung sowie in der vergleichenden Sprach- und Literaturforschung. Die folgende Tabelle zeigt zusammenfassend die Inhalte der Studien, die zwischen 1985 und 1995 mit dem Verfahren durchgeführt wurden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Gottschalk 1995 In Hendrik Berth, Idee und Grundlagen des DAW – Anwendung des Verfahrens, http://rcswww.urz.tu-dresden.de/daw/eng/eda.html, Datum des Zugriffs: 14.04.2001

Gütekriterien

Die Ergebnisse umfangreicher psycho- und physiologischer Studien, waren überwiegend positiv.[5] Es ist daher anzunehmen, daß tatsächlich die beabsichtigten Affekte erfaßt werden.

Reliabilität:

Fehlerquellen sind menschliche Fehlleistungen bei der Codierung der Texte und mehrdeutige Formulierungen der Kategorien. Eine gute Ausbildung der Rater[6] und die ständige Kontrolle des Ratingdesigns können diese Fehler minimieren. Untersuchungen zur Reliabilität der Angstskala ergaben für den Gesamtindex bei zwei Codierungen einen durchschnittlichen Reliabilitätskoeffizienten von 0,84 und 0,90. Die Fehlervarianz lag zwischen 0,03 und 0,10. Die Generalisierungsfähigkeit der Gesamtscores betrug bei einem Rater 0,80 und bei zwei unabhängigen Ratern 0,90[7] .

Validität:

Studien mit dem Verfahren, bei denen zusätzlich non-verbale und/oder paralinguistische Botschaften berücksichtigt wurden, ergaben im Vergleich, daß die Information über den Affekt dadurch verbessert werden konnte. Die Ergebnisse der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse liefern aber auch ohne die Erfassung dieser Größen gut verwertbares Material.

Koch und Schöfer überprüften die Angst- und Aggressionsskala und bemängelten eine häufig auftretende linksschiefe Verteilung, die einer Überrepräsentation besonders niedriger Affektscores entspricht. Eine Normalverteilung sei noch am ehesten für die Gesamtscores nachzuweisen. Sie raten deshalb zur Verwendung non-parametrischer Statistikverfahren.[8]

Objektivität:

Um die Objektivität der Rater zu prüfen, wurden die Inter- und Intraraterübereinstimmungen untersucht. Die Untersuchungen ergaben bei beiden Korrelationskoeffizienten von über 0,80. Dies gilt als ausreichend.[9]

[...]


[1] vgl. Gert Schöfer (Hrsg.), Gottschalk-Gleser Sprachinhaltsanalyse Beltz Verlag Weinheim 1980

[2] vgl. Arnold Langenmayr, Sprachpsychologie, Hogrefe-Verlag Göttingen 1997, S. 285

[3] Hendrik Berth, Idee und Grundlagen des DAW, http://rcswww.urz.tu-dresden.de/daw/eng/eda.html, Datum des Zugriffs: 14.04.2001

[4] L.A. Gottschalk und Goldine C. Gleser Spezifische Aspekte unseres sprachinhaltsanalytischen Ansatzes. In Gert Schöfer (Hrsg) Gottschalk-Gleser Sprachinhaltsanalyse, Beltz Verlag Weinheim 1980, S. 17

[5] vgl. Arnold Langenmayr, Sprachpsychologie, Hogrefe-Verlag Göttingen 1997, S. 286 ff.

[6] Rater: Personen, die die Sprachproben codieren und die entsprechenden Werte berechnen

[7] vgl. Reliability Research, http://www.gb-software.com/reliable.htm, Datum des Zugriffs: 14.01.2001

[8] ebd., S. 289

[9] ebd.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Diagnostik aus der Sprache am Beispiel der Angstskala der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse
Hochschule
Hochschule Zittau/Görlitz; Standort Görlitz
Veranstaltung
Sprach- und Denkpsychologie
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V38348
ISBN (eBook)
9783638374385
ISBN (Buch)
9783638799331
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diagnostik, Sprache, Beispiel, Angstskala, Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse, Sprach-, Denkpsychologie
Arbeit zitieren
Dipl.-Kommunikationpsychologin Petra Bühler (Autor:in), 2001, Diagnostik aus der Sprache am Beispiel der Angstskala der Gottschalk-Gleser-Sprachinhaltsanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38348

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