In den letzten zwanzig Jahren wird in den Sozialwissenschaften ein "practical turn" in den Theorien der Sozialwissenschaften beobachtet und diskutiert. Dieser Paradigmenwechsel zeichnet sich durch ein hohes Maß an Heterogenität bezüglich verschiedener praxeologischer Ansätze aus. Reckwitz hat eine Übersicht der Entwicklungen soziologischer Theorien herausgearbeitet und zwar entlang der Frage, was das "Soziale" in den Theorien ist. Grundsätzlich gibt es vier elementare Strömungen: Strukturtheoretische, ökonomisch-individualistische Ansätze, normativistische und kulturtheoretische Ansätze.
Trotz der unterschiedlichen Ausrichtungen geht aus der Darstellung der Kulturtheorien hervor, dass es ein verbindendes Element gibt: und zwar die Annahme, dass soziale Phänomene, wie individuelles Verhalten, kollektive Aktivitäten oder nachhaltige Prozesse, weder mit Individualismus (wie rational choice theory) noch mit strukturalistischen oder normativen Ansätzen erklärt werden können. Stattdessen treten Praktiken als grundlegende Einheiten in den Mittelpunkt der Forschung. In dieser Arbeit werde ich mich vorwiegend auf neuere Strömungen der Praxistheorie beziehen.
Es werden zuerst praxistheoretische Ansätze der Nachhaltigkeitsforschung und anschließend die Transformationsforschung mittels der vorgegebenen Fragen vorgestellt. Zum Schluss werden die Stärken und Schwächen beider Ansätze gemeinsam diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- Praxeologischer Ansatz
- In welchem historischen Kontext lässt sich der Ansatz einordnen?
- Welche Rolle spielen Akteure/Agenten hinsichtlich sozialen Wandels?
- Wer/Was ist der Motor, die treibende Kraft des Wandels?
- Transformationsforschung
- Welche Rolle spielen die Regime und Herrschaftsverhältnisse?
- Prognostische Leistung der Transformationsforschung?
- Kritische Auseinandersetzung mit vorherrschender Nachhaltigkeitsforschung
- Stärken und Schwächen der beiden Ansätze im Vergleich
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Thema des sozialen Wandels und untersucht, wie sich Gesellschaften verändern. Dabei werden zwei wichtige Ansätze aus Theorie und Forschung beleuchtet: der praxeologische Ansatz und die Transformationsforschung. Die Arbeit analysiert die jeweiligen Stärken und Schwächen der beiden Ansätze und beleuchtet, wie sie sich im Kontext von Nachhaltigkeitspolitik und -forschung einsetzen lassen.
- Der „practical turn“ in den Sozialwissenschaften und die Bedeutung von Praktiken für das Verständnis von sozialem Wandel
- Die Rolle von AkteurInnen und AgentInnen in praxeologischen Ansätzen und die Kritik an den gängigen ABC-Paradigmen in der Nachhaltigkeitsforschung
- Die Bedeutung von Regimen und Herrschaftsverhältnissen in der Transformationsforschung und die Analyse von Transformationsprozessen
- Die vergleichende Analyse der beiden Ansätze hinsichtlich ihrer prognostischen Leistung und ihrer Fähigkeit, kritisch mit bestehenden Modellen der Nachhaltigkeitsforschung umzugehen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Praxeologischer Ansatz
Das erste Kapitel analysiert den praxeologischen Ansatz in der Nachhaltigkeitsforschung und betrachtet dessen historischen Kontext. Es werden verschiedene Strömungen der Praxistheorie vorgestellt, darunter Pierre Bourdieus strukturalistische Ansätze und Anthony Giddens akteurtheoretische Überlegungen. Die Arbeit geht auf die Definitionen von Praktiken ein und beleuchtet die Rolle von AkteurInnen in diesen Ansätzen. Insbesondere wird die Kritik am ABC-Paradigma und die Abgrenzung von individuellen Handlungsmöglichkeiten im Kontext von Praktiken diskutiert.
Schlüsselwörter
Praxeologie, Transformationsforschung, Sozialer Wandel, Nachhaltigkeit, Praktiken, Akteure, Regime, Herrschaftsverhältnisse, Nachhaltigkeitspolitik, ABC-Paradigma, Kulturtheorie, Strukturtheorie, Individualismus, Praktischer Sinn, Soziomaterialität, Diskurse, Subjektkulturen, Transformationsforschung, Regime, Herrschaftsverhältnisse, Prognostische Leistung, Kritik.
- Quote paper
- Sarah Brunner (Author), 2016, Nachhaltigkeitsforschung. Wie verändern sich Gesellschaften?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383526