Die Literatur des Mittelalters bietet ein faszinierendes Panoptikum an fabulösen, monströsen und dämonischen Wesen. Besonders der Drache ist in diesem Zusammenhang ein beliebtes literarisches Motiv, um einem Ritter die Möglichkeit zu bieten, seine heldenhafte Tapferkeit unter Beweis zu stellen und durch die Drachentötung seinen Anspruch auf königliche Macht und Herrschaft zu legitimieren. Überhöht wird dieses Motiv, indem der Drache als Inkarnation des Teufels stilisiert wird und all seine dämonischen Kräfte dazu nutzt, dem gottestreuen Helden zu schaden.
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit werden zwei Beispiele dieser Omnipräsenz des Drachen untersucht, zum einen der „Tristan“ Gottfrieds von Strassburg, zum anderen der „Wigalois“ Wirnts von Grafenberg. Nach einer ausführlichen Betrachtung der Herkunft und der Bedeutungsgeschichte des Fabelwesens ausgehend von der Antike bis hin zur Entstehungszeit beider Werke Anfang des 13. Jahrhunderts steht der literarische Drachenkampf selbst jeweils im Fokus der Betrachtungen. Es wird analysiert, welche Funktion er innerhalb der Versromane einnimmt und wie er die Geschichte weiter beeinflusst. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang neben dem Aussehen des Drachen vor allem die christliche Dimension der Kämpfe und ihre Auswirkungen auf das Bewusstsein des Ritters. In einem abschließenden Vergleich beider Werke wird der Frage nachgegangen, ob Drachenkämpfen in der Literatur eine übergeordnete Funktion zukommt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mythos Drache: Herkunft und Bedeutung des Fabelwesens
- Wirnt von Grafenberg: „Wigalois“
- Aussendung des auserwählten Kämpfers in das teuflische Korntin
- Der Drache Pfetan, des „tievles bot“
- Die Ohnmacht des christlichen Streiters
- Gottfried von Strassburg: „Tristan“
- Die intrigante Brautwerbungsfahrt
- Der Drache, des „tiuveles kint“
- Die Ohnmacht des listigen Helden
- Vergleich der Symbolik beider Drachenkämpfe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Analyse der Drachenkampfsymbolik in der mittelhochdeutschen Literatur am Beispiel von Wirnts von Grafenbergs „Wigalois“ und Gottfrieds von Strassburgs „Tristan“. Sie untersucht die Herkunft und Bedeutung des Drachenmythos, die Rolle des Drachenkampfes in den beiden Werken sowie die Auswirkungen auf die jeweiligen Helden und die christliche Dimension der Kämpfe. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die übergeordnete Funktion von Drachenkämpfen in der Literatur zu beleuchten.
- Herkunft und Bedeutung des Drachenmythos in der Antike und im Mittelalter
- Funktion des Drachenkampfes in den Werken „Wigalois“ und „Tristan“
- Die christliche Dimension des Drachenkampfes und seine Auswirkungen auf das Bewusstsein des Ritters
- Vergleich der Drachenkampfsymbolik in beiden Werken
- Die übergeordnete Funktion von Drachenkämpfen in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel liefert eine Einleitung in das Thema Drachenkämpfe in der mittelhochdeutschen Literatur. Es wird die Relevanz des Drachenmythos für die Ritterkultur des Mittelalters hervorgehoben und die beiden zu untersuchenden Werke, „Wigalois“ und „Tristan“, vorgestellt.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Herkunft und Bedeutung des Drachenmythos, angefangen von der Antike bis hin zum Mittelalter. Es werden die optischen Merkmale und die widersprüchliche Symbolik des Drachenwesens dargestellt.
- Kapitel drei analysiert die Rolle des Drachenkampfes in Wirnts von Grafenbergs „Wigalois“. Es werden die Aussendung des Helden, die Begegnung mit dem Drachen Pfetan und die Ohnmacht des Ritters im Kampf analysiert.
- Kapitel vier befasst sich mit dem Drachenkampf in Gottfrieds von Strassburgs „Tristan“. Die Brautwerbungsfahrt, der Kampf gegen den Drachen und die Ohnmacht des listigen Helden werden untersucht.
- Kapitel fünf bietet einen Vergleich der Drachenkampfsymbolik in den beiden Werken „Wigalois“ und „Tristan“. Es werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Bezug auf die Darstellung des Drachen, die christliche Dimension der Kämpfe und die Auswirkungen auf die Helden herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Drachenkampf, Drachenmythos, Mittelhochdeutsche Literatur, Wirnt von Grafenberg, Gottfried von Strassburg, „Wigalois“, „Tristan“, christliche Symbolik, Ritterkultur, Heldentaten, Fabelwesen, teuflische Inkarnation, Ohnmacht, Vergleich, Symbolik, Bedeutung, Funktion.
- Quote paper
- Anna Kuhlmann (Author), 2012, Motiv und Intention von Drachenkämpfen in der mittelhochdeutschen Literatur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383623