In schwärmerischen Tönen beschreibt Mechtild von Magdeburg ihr sehnsüchtiges Verlangen nach ihrem Geliebten, in ihrem Werk "Das fließende Licht der Gottheit". In diesem um etwa 1250 erschienen Buch schildert Mechtild ihre mystischen Erfahrungen, die Vereinigung ihrer Seele mit Gott, als einen höchst erotischen Akt.
Doch handelt es sich hierbei um Worte beeindruckender poetischer Schönheit oder sind es die Äußerungen einer blasphemischen Verrückten? Im Folgenden sollen einerseits die Problematiken der Bildersprache Mechtilds thematisiert, andererseits aber auch ein Versuch unternommen werden, den Wert dieses Werkes zu beurteilen. Um die Einzigartigkeit der Bildersprache Mechtilds verstehen zu können, ist es zunächst notwendig, die historischen Gegebenheiten dieser Zeit nachzuvollziehen.
Das Frühmittelalter stand ganz im Zeichen der eschatologischen Naherwartung Gottes, der Apokalypse. Gläubige Christen erwarteten in naher Zukunft den Anbruch eines neuen Zeitalters, das mit Ängsten vor dem Jüngsten Gericht, einer Verurteilung zu einem Leben im Fegefeuer oder gar der Verdammnis in die Hölle einherging. Es dominierten Vorstellungen von Gott als ein unnahbarer, strafender Herrscher, ein allmächtiger, gefürchteter Gott, die Vorstellung eines "rex tremendus".
Inhaltsverzeichnis
- Feuriges Verlangen und zärtliche Liebesschwüre - Zur Problematik der Bildersprache in Mechtild von Magdeburgs „Das fließende Licht der Gottheit“
- Die historische Situation im Früh- und Hochmittelalter
- Die Problematiken der Bildersprache Mechtilds
- Die Originalitätsbarriere
- Die Mentalitätsbarriere
- Die Sprachbarriere
- Die unio mystica
- Bedeutung der Bildersprache in der unio mystica
- Die Funktion der Bildersprache und die Gotteserfahrung
- Die Überwindung der Grenzen zwischen Gott und Mensch
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay setzt sich mit der Bildersprache in Mechtild von Magdeburgs Werk „Das fließende Licht der Gottheit“ auseinander. Er untersucht die Problematiken, die mit der Verwendung von erotischen und emotionalen Bildern in der Beschreibung der mystischen Vereinigung mit Gott einhergehen, und möchte gleichzeitig den Wert dieses Werkes beurteilen.
- Die historischen und kulturellen Einflüsse auf Mechtilds Werk
- Die Herausforderungen, die die Bildersprache Mechtilds für den modernen Leser stellt
- Die Bedeutung der unio mystica und die Rolle von Erotik und Leidenschaft in Mechtilds Darstellung
- Die Funktion der Bildersprache in der Vermittlung der Gotteserfahrung
- Die Kritik an Mechtilds Werk und die Relevanz ihres Werkes für ein zeitgenössisches Verständnis von Mystik
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer kurzen Einführung in die historische Situation im Früh- und Hochmittelalter. Er beleuchtet die unterschiedlichen Vorstellungen von Gott und dem Menschen in diesen Epochen und zeigt, wie sich der Glaube an die Naherwartung Christi zu einem ausgeprägten Individualitätsbewusstsein und einer neuen Sensibilität in der Beziehung zwischen Mensch und Gott entwickelte.
Im Anschluss werden die Problematiken der Bildersprache Mechtilds beleuchtet. Es werden drei große Kategorien von Schwierigkeiten aufgezeigt: die Originalitätsbarriere, die Mentalitätsbarriere und die Sprachbarriere. Die Originalitätsbarriere beschreibt die Schwierigkeit, mystische Erfahrungen in der modernen Welt zu verstehen und anzuerkennen. Die Mentalitätsbarriere verdeutlicht, wie schwer es ist, sich in die zeitlichen Umstände des Mittelalters hineinzuversetzen. Die Sprachbarriere schließlich thematisiert die Herausforderungen, die sich aus dem Wandel der Sprache und der Schwierigkeit ergeben, das Unsagbare der Gotteserfahrung in Worte zu fassen.
Das Herzstück des Essays liegt in der Analyse der unio mystica, die Mechtild als einen leidenschaftlichen und erotischen Akt beschreibt. Die Kritik an Mechtilds Bildersprache wird diskutiert und ihre Funktion, die Gotteserfahrung zu vermitteln, wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Mystik, Mechtild von Magdeburg, „Das fließende Licht der Gottheit“, Bildersprache, unio mystica, Erotik, Gotteserfahrung, Originalitätsbarriere, Mentalitätsbarriere, Sprachbarriere, mittelalterliche Kultur, Hochmittelalter, Individualitätsbewusstsein, Kritik.
- Arbeit zitieren
- Anna Kuhlmann (Autor:in), 2010, Feuriges Verlangen und zärtliche Liebesschwüre. Zur Problematik der Bildersprache in "Das fließende Licht der Gottheit" von Mechtild von Magdeburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383626