Homosexualität zwischen Akzeptanz und Ausgrenzung. Ein Erklärungsversuch mit Norbert Elias


Trabajo Escrito, 2014

20 Páginas, Calificación: 1,9

Anónimo


Extracto


Inhalt

1. Einleitung und Fragestellung

2. Begriffserklärungen
2.1. Stigmatisierung
2.2. Außenseiter
2.3. Diskriminierung

3. Ursachen für die Diskriminierung Homosexueller

4. Norbert Elias: Über die Gesellschaft der Individuen
4.1. Prozess- und Figurationssoziologie
4.2. Anwendung von Winston Parva auf Homophobie

5. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

Ausgrenzung und Anfeindung, sogar Mobbing und Diskriminierung sind keine Seltenheiten an Orten, an denen unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu Diskriminierung führen können: Religionszugehörigkeit, soziale Status, äußerliche Merkmale und spezifische Gruppenzugehörigkeit sind einige von diesen.

Einer in Deutschland im Jahr 2010 durchgeführten Umfrage zufolge sind 54,8 % der Befragten der Meinung, dass es in ihrer unmittelbaren Umgebung nicht genügend Menschen gebe, die sie so akzeptieren, wie sie sind (vgl. USUMA 2010).

Von den genannten Ursachen möchte ich in der folgenden Arbeit näher auf die Ausgrenzung und Diskriminierung aufgrund von Homosexualität in der Gesellschaft im 21. Jahrhundert eingehen. Laut einer Umfrage halten 36 % der Deutschen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung für verbreitet (vgl. TNS Infratest 2009). In einem Interview der Zeitschriftenreihe „Schüler“ berichtet ein homosexueller Junge von seinen Erfahrungen in der Schule wie folgt: „Unser Jahrgangsstufenleiter hatte das Mobbing mitbekommen, bat mich zum Gespräch und fragte, was los wäre, warum ich Außenseiter wäre. Ich habe ihm dann den Grund gesagt.Er guckt mich an und meinte, aus tiefster Überzeugung: ,Ja, da bist du selbst schuld, das hat eine Schwuchtel nicht anders verdient´“ (Schüler 2010: 40). Beschimpfungen der Mitschüler wie „dumme Schwuchtel,verzieh dich“ (ebd.) seien, laut Aussage des Jungens, ebenfalls Teil seines Alltags.

Eine weitere Umfrage zeigt, dass im Alter von 11 bis 17 Jahren für 53 % der Jungen und 48 % der Mädchen, die befragt wurden,gleichgeschlechtliche Liebe nicht nachvollziehbar sei. Im Gegenzug dazu finden nur 8 % der Mädchen und nur 1 % der Jungen gleichgeschlechtliche Liebe schön (vgl. Iconkids & Youth 2009).

Auch in der Politik gibt es Unstimmigkeiten über die vollkommene Gleichstellung homosexueller Paare. CDU Chefin Angela Merkel stimmt dem Adoptionsrecht bislang nicht zu. In der Sendung „ARD Wahlarena“ äußert sie sich wie folgt: "Ich sage Ihnen ganz ehrlich, das [sic] ich mich schwer tue mit vollständiger Gleichstellung" (Sueddeutsche Zeitung 2013).Sie fügt außerdem hinzu, dass sie bei dem Kindeswohl bedenken hätte (vgl. ebd.).

Dem Zitat zufolge stelle ich die These auf, dass Homosexualität in vielen Teilen der Gesellschaft in Deutschland als nicht der Norm entsprechend und entgegen der Natur gehend gilt. Dabei verfolge ich die These, dass die Ursache in der konservativen Einstellung vieler Deutschen liegt.

In meiner Arbeit werde ich deshalb untersuchen, inwieweit Homosexualität in Deutschland im 21. Jahrhundert von der Gesellschaft akzeptiert wird und ob Diskriminierungen und Ausgrenzungen homosexueller Paare stattfindet. Um meine Fragen beantworten zu können, werde ich zunächst die Ursachen für Diskriminierung gegenüber Homosexuellen darlegen.Daraufhin versuche ich dies mithilfe des Theoretikers Norbert Elias anhand seines Modells Winston Parva zu verdeutlichen, welches er in seinem Werk „Etabliert und Außenseiter“ (Elias 1990) beschreibt.

2. Begriffserklärungen

Um sich mit dem Thema auseinandersetzen zu können, sind im Vorfeld einige, wichtige Begriffe zu definieren.

2.1. Stigmatisierung

Unter Stigmatisierung versteht man in Anlehnung an den Soziologen Erving Goffman eine soziale Isolation oder Verachtung einer Person seitens der Gesellschaft, da sie sich durch ein physisches, psychisches oder soziales Merkmal von den anderen unterscheidet (vgl. Karl Heinz Hillmann 2007: 864).

2.2. Außenseiter

In Anlehnung an den Soziologen Howard S. Becker werden Personen mit abweichendem Verhalten vielerorts als Außenseiter bezeichnet. Ursachen für unbewusstes oder bewusstes abweichendes Verhalten können eigene Entscheidungen, Fremdeinwirkungen oder objektive Zwänge sein. Der Außenseiter verletze laut Howard S. Becker mit dem abweichenden Verhalten die allgemein verbindlich geltenden Normen und enttäusche somit andere. Außenseiter können jedoch auch den Zusammenhalt einer Gruppe festigen, da auf ihnen Spannungen abgeladen werden können (vgl. ebd.: 59).

2.3. Diskriminierung

Diskriminierung bezeichnet laut G.E. Simpson die Ungleichbehandlung anderer Menschen, die bestimmten Wertvorstellungen nicht entsprechen. Diskriminierung diene im engeren Sinne der Erringung von Herrschaftspositionen und werde als soziale Ausgrenzung anderer genutzt. In der Regel werden soziale Minderheiten diskriminiert, es können jedoch auch größere Teile der Gesellschaft aufgrund von unterschiedlich festgelegten Machtpositionen diskriminiert werden (vgl. ebd.: 155).

3. Ursachen für die Diskriminierung Homosexueller

Es gibt verschiedene Ursachen für die Diskriminierung oder Ausgrenzung von Homosexuellen. Die Herausstellung der verschiedenen Ursachen soll der Beantwortung meiner Leitfrage, inwieweit Homosexualität in der Gesellschaft akzeptiert ist, dienen.

In dem Heft „Soziale Passagen“ (Nave-Herz 2012) diskutiert die Soziologin Rosemarie Nave-Herz die Einführung des Fremdadoptionsrechts für homosexuelle Lebenspartnerschaften. Sie beschreibt, dass gleichgeschlechtliche Partner zwar eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen können, diese differenziere sich aber von der Ehe zwischen heterosexuellen Paaren. Für homosexuelle Paare sei dies eine Form der Diskriminierung. Auch die Fremdadoption bleibe ihnen verwehrt (vgl. ebd.: 264). Laut Nave-Herz gibt es bislang keine empirische Untersuchung, die zeigt, dass homosexuelle Eltern ihre Kinder nicht genauso liebevoll erziehen können wie heterosexuelle Paare. Sie warnt jedoch vor Diskriminierungserfahrungen, die Kinder in homosexuellen Familienformen machen. In einer Studie von Rupp wurde fast jedes zweite Kind mit gleichgeschlechtlichen Eltern diskriminiert, gehänselt und beschimpft (vgl. ebd.: 265). Eine Umfrage von 2010 zeigt, dass 63 % für das Adoptionsrecht gestimmt haben, 30% waren jedoch dagegen (vgl. Focus 2011). Ob eine Gleichstellung im Gesetz etwas an der gesellschaftlichen Einstellung ändere, ist laut Nave-Herz fraglich (vgl. ebd.: 265). Dieser Gesichtspunkt zeigt jedoch, dass Homosexualität in der Politik noch nicht bedingungslos gleichgesetzt ist.

Auch in der Schule werden Homosexuelle teilweise von ihren Mitschülern ausgegrenzt, weil sie nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechen (vgl. Timmermanns 2003: 9). Dies ist eine weitere Ursache für die Diskriminierung Homosexueller. Dr. Rudolf Klimmer macht allerdings deutlich, dass es in der Natur eine weit gefächerte Bandbreit von unterschiedlichen Erscheinungen gibt. Für viele Menschen sei jedoch das, was am häufigsten vorkomme, als Norm anzusehen. Dadurch komme es zu Benachteiligung von Minderheiten. (vgl. Klimmer 1965: 77). So schreibt auch Kinsey, ein amerikanischer Sexualforscher, dass Homosexualität für viele Menschen anormal sei. Dieser Ausdruck des Anormalen lasse jedoch eine moralische Wertung mit einfließen, denn es gäbe keine wissenschaftliche Ursache dafür, manche Sexualpraktiken als normal oder anormal zu benennen (vgl. ebd.: 74). Bovet fordert die genauere Definition des Begriffs „Natur“. Hier müsse man zwischen dem biologisch Sinnvollen und dem, was nach dem Gewissen mancher Personen Gültigkeit habe, unterscheiden. Ersteres ist für viele Menschen die Begründung ihrer Ablehnung gegen Homosexualität, da in einer homosexuellen Partnerschaft keine Fortpflanzung stattfinde könne (vgl. ebd.: 78).

Die Einstellung gegenüber Homosexualität ist laut Timmermanns dadurch beeinflusst, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt, welchen Bildungsgrad und welches Alter man hat. In der Stadt sei man toleranter als auf dem Land. Auch ein höherer Bildungsgrad sei ein Anzeichen für eine höhere Toleranz (vgl. Timmermanns 2003: 16ff). Jugendliche seien dem Thema aufgeschlossener gegenüber als ihre Eltern oder Lehrer. Studierende im Alter zwischen 18 und 30 Jahren seien der toleranteste und liberalste Bevölkerungsteil (vgl. ebd.: 15). Die altersspezifische Toleranz kann auch anhand einer durchgeführten Umfrage von 2013 gezeigt werden. Es wurde die Frage gestellt, ob gleichgeschlechtliche

eingetragene Lebenspartnerschaften in allen rechtlichen und steuerrechtlichen Fragen genauso behandelt werden sollen wie die Ehe zwischen Mann und Frau. Die Umfrage ergab, dass die 18 bis 29-jährigen mit 77% Zustimmung die toleranteste Gruppe war und es dem Alter entsprechend bis zu einer Zustimmung von nur 53% der über 60-jährigen abfällt (vgl. ARD, Infratest dimap 2013).

Eine weitere Ursache sind, laut Timmermanns, häufige Gedanken des Ekels und der Perversion, die sich in der Bevölkerung bei dem Thema Homosexualität verbreiten (vgl. ebd.: 16). Klimmer präzisiert, dass Vorurteile, Unwissenheit und Ignoranz ebenfalls Ursachen für Ausgrenzungen darstellen. Was als „gesund“ gilt, wird meist von dem Empfinden der Mehrheitsgesellschaft bestimmt. Dieses Empfinden setze sich jedoch oft aus Unwissenheit zusammen (vgl. Klimmer 1965: 295). Klimmer schreibt: „Verständnis setzt Wissen voraus. Wie kann das Volk objektiv oder gesund urteilen über Dinge, die es nicht versteht, manchmal kaum kennt“ (ebd.: 295ff). Wie Hereks Studie zeigt, stehen diejenigen Homosexuellen toleranter gegenüber, die einen homosexuellen Freund oder eine homosexuelle Freundin haben (vgl. Timmermanns 2003: 16ff).

Eine weitere Ursache für Diskriminierung Homosexueller liegt laut Klimmer im christlichen Glauben begründet. Hier gelte der sexuelle Akt, der nicht zur Fortpflanzung diene, als Sünde. So wurde dieser als bloße Arterhaltung verstanden. Die Ablehnung gegenüber Homosexualität hat sich laut Klimmer durch den jahrtausendlangen Einfluss der Bibel im Unterbewusstsein der christlichen Bevölkerung verankert (vgl. Klimmer 1965: 289ff). Er schreibt diesbezüglich: „Woran Ahnen, Urväter und Väter geglaubt haben, ist stärker als alle Logik aufgeklärter Enkel“ (ebd.: 296). Das Zitat zeigt, dass es nicht einfach sei, eine jahrhundertealte Tradition mit rationalen Gründen auszutreiben (ebd.).

Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass Kirchenmitglieder aufgeschlossener als die Kirche selbst zu sein scheinen, so befürworten laut einer Studie 75 % die gleichgeschlechtliche Ehe (vgl. Irle 2014: 102).

[...]

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Homosexualität zwischen Akzeptanz und Ausgrenzung. Ein Erklärungsversuch mit Norbert Elias
Universidad
University of Marburg
Calificación
1,9
Año
2014
Páginas
20
No. de catálogo
V383699
ISBN (Ebook)
9783668590618
ISBN (Libro)
9783668590625
Tamaño de fichero
546 KB
Idioma
Alemán
Notas
Bitte anonym
Palabras clave
homosexualität, akzeptanz, ausgrenzung, erklärungsversuch, norbert, elias
Citar trabajo
Anónimo, 2014, Homosexualität zwischen Akzeptanz und Ausgrenzung. Ein Erklärungsversuch mit Norbert Elias, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383699

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