Die Geschichte der Medizin und Gesundheitspolitik im Dritten Reich war zweifelsohne geprägt von Menschenverachtung und einem gar irrationalen Leistungsgedanken. Das gesamte Gesundheitssystem wurde gerade deswegen auf eine Volksgemeinschaft zugeschnitten, deren Pflicht es war, die ökonomische Konkurrenzfähigkeit des deutschen Reiches aufrecht zu erhalten und dessen Arbeitsressourcen völlig auszuschöpfen.
Dazu ist die Arbeitsphysiologie wahrscheinlich einer der anschaulichsten Beispiele, das zeigt, wie der deutsche Volkskörper und mehrere Millionen Zwangsarbeiter zu einer beispiellosen "Leistungsmaschine" umfunktioniert wurde. Mit der Umsetzung des Vierjahresplanes ab 1936, der Deutschland binnen vier Jahren wirtschaftlich und militärisch kriegstauglich machen sollte, stieg die Nachfrage an leistungsfähigen Arbeitskräften an und erforderte eine gesundheitspolitische und forschungstechnische Verschärfung.
Politisch kontrollierten die Nationalsozialisten die Gesundheitspolitik mit der Einführung des "Betriebsärztlichen Systems", während sie ihre medizinischen Forschungsschwerpunkte von der herkömmlichen „Arbeitsmedizin“ auf die eigens erschaffene "Leistungsmedizin" verlagerten. Um die wissenschaftlichen und politischen Entwicklungsparallelen aufzuzeigen, folgt nun eine Analyse beider Ebenen, die letztendlich beide durch die Ideologie des nationalsozialistischen Regimes gesteuert wurden. Es gilt also, sowohl die Entwicklung der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin anhand medizinischer Forschungen zu skizzieren, als auch den gesundheitspolitischen Gesamtkontext zu erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Entwicklung der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin
- 2.1. Arbeitsmedizinische Forschung der DINTA
- 2.2. Arbeitsphysiologische Forschung des KWIfA
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin im Dritten Reich zu analysieren und die Parallelen zur nationalsozialistischen Gesundheitspolitik aufzuzeigen. Es soll gezeigt werden, wie die wissenschaftliche Forschung im Bereich der Arbeitsphysiologie mit der politischen Agenda der Nationalsozialisten verschmolzen ist.
- Die Transformation der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin im Dritten Reich
- Die Rolle der wissenschaftlichen Forschung in der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik
- Der Einfluss der Ideologie auf die Entwicklung der Arbeitsphysiologie
- Die Nutzung von Arbeitsphysiologie zur Steigerung der Arbeitskraft im Kontext der Kriegswirtschaft
- Die Rolle des Deutschen Instituts für technische Arbeitsschulung (DINTA) und des Kaiser Wilhelm Instituts für Arbeitsphysiologie (KWIfA) in der Entwicklung der Arbeitsmedizin und Leistungsmedizin
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Kontext der Medizin und Gesundheitspolitik im Dritten Reich. Sie skizziert die Ziele und Schwerpunkte der Arbeit, welche die Entwicklung der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin im Kontext der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik analysieren soll.
2. Entwicklung der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin
Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Arbeitsphysiologischen Forschung von der Arbeitsmedizin zur Leistungsmedizin im Dritten Reich. Es stellt den Unterschied zwischen beiden Bereichen heraus und zeigt, wie die Arbeitsmedizin zur Steigerung der Arbeitskraft für den nationalsozialistischen Staat umfunktioniert wurde.
2.1. Arbeitsmedizinische Forschung der DINTA
Dieser Abschnitt beleuchtet die arbeitsmedizinische Forschung des Deutschen Instituts für technische Arbeitsschulung (DINTA) vor 1936. Es werden die Ziele der Arbeitsmedizin, die Forschungsschwerpunkte und die Integrationsbemühungen des Arbeiters in ein soziales Umfeld vorgestellt.
2.2. Arbeitsphysiologische Forschung des KWIfA
Dieser Abschnitt fokussiert auf die Arbeitsphysiologische Forschung des Kaiser Wilhelm Instituts für Arbeitsphysiologie (KWIfA) ab 1936. Es wird gezeigt, wie das Institut im Zuge der nationalsozialistischen "Arbeitseinsatzpolitik" zu einem Instrument für die Leistungsmedizin wurde und wie die Forschung an die Ziele der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik angepasst wurde.
Schlüsselwörter
Arbeitsmedizin, Leistungsmedizin, Arbeitsphysiologie, Nationalsozialismus, Gesundheitspolitik, DINTA, KWIfA, Arbeitseinsatzpolitik, Kriegswirtschaft, Ernährungsphysiologie, Ermüdung, Arbeitsleistung, Volksgemeinschaft.
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- Ann-Kristin Götz (Autor), 2016, Arbeitsmedizin und Leistungsmedizin in Deutschland zu Zeiten des Nationalsozialismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383846