Probleme im Alltag für Menschen mit speziellen Handicaps

Trisomie 21, Sehbehinderungen und körperliche Handicaps


Trabajo de Seminario, 2016

21 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


3
Inhaltsverzeichnis
1.
Einführung
2.
Hauptteil
a) Genetisch bedingtes Handicap: Was bedeutet Trisomie 21 und
welche Herausforderungen sind damit verbunden
b) Blindheit und Sehbehinderung: Welche Arten von Blindheit gibt
es und wie drücken sich die Probleme im Alltag aus
c)Körperliches Handicap ­ Der Umgang mit dem Rollstuhl und
seine Herausforderungen
3.
Fazit
4.
Literaturverzeichnis

4
1.
Einführung
,,Die Menschlichkeit einer Gesellschaft zeigt sich nicht zuletzt daran, wie sie mit den
schwächsten Mitgliedern umgeht." ­ Helmut Kohl
Im Rahmen des Seminares ,,Mikrosoziologie-Interaktionen und ihre Körper",
beschäftigen wir uns mit den Herausforderungen und Problemen im Alltag von
Menschen mit speziellen Handicaps. Wir sind sehr oft in Kontakt mit Personen mit den
verschiedensten Handicaps und haben uns speziell in diesem Semester mit den
Schwierigkeiten von diesen Menschen beschäftigt. Wir haben dabei nicht nur
beobachtet, sondern auch zwei Selbstversuche durchgeführt. Dazu waren wir in einem
Kaffee der Lebenshilfe, haben einem Jungen mit Trisomie 21 beim Gitarre spielen
zugesehen, waren unterwegs mit einem Blinden, haben einen Selbstversuch gemacht,
wie es ist, beim Essen und Laufen nichts zu sehen und wir haben uns einen Rollstuhl
ausgeliehen, um damit selbst durch die Stadt zu fahren. Dabei haben wir einiges dazu
gelernt, durften aber auch erfahren, welche Schwierigkeiten damit verbunden sind,
nicht sehen oder gehen zu können.
In dieser Seminararbeit möchten wir jene Herausforderungen und tägliche Probleme
für Menschen mit Handicaps aufzeigen. Wir haben in unserer Seminararbeit häufiger
das Wort ,,Handicap" anstatt das Wort ,,Behinderung" verwendet. Das Wort Handicap
wird in Deutschland oft als Beschönigung, beziehungsweise euphemistisch benutzt
und ersetzt das Wort ,,behindert". Mit dem Begriff ,,Handicap" löst man sich jedoch von
der ,,sozialen Bedeutung", die das Wort ,,behindert" beinhaltet. Das Wort ,,Behinderung"
umfasst nämlich nicht nur körperliche Dimensionen sondern auch soziale. Der soziale
Aspekt meint dabei, dass Barrieren behindern und ausgliedern, beziehungsweise
ausschließen, es liegt also nicht nur an der körperlichen (Un-)Fähigkeit, sondern auch
an der Umgebung. Zusätzlich gibt es weitere Begriffe, mit denen wir Menschen mit
Handicaps beschreiben können, dazu gehören unter anderem die körperliche
Beschränkung, Beeinträchtigung und viele mehr. Die Begriffe sind umstritten. Im
normalen Sprachgebrauch ist es jedoch nicht diskriminierend, ,,Mensch mit
Behinderungen" zu sagen obwohl dieser Begriff teilweise negativ konnotiert ist.
1
Definiert wird die Bezeichnung ,,Mensch mit Behinderung" unter anderem in Art. 1 II
1
Vgl. Leitmedien.de. (2012). ,,Begriffe über Behinderung Von A Bis Z - Leidmedien.de.". Abgerufen von
http://leidmedien.de/journalistische-tipps/begriffe-von-a-bis-z/

5
der UN-Behindertenrechtskonvention: Dem Artikel zufolge bezieht sich der Begriff auf
jene Menschen, die ,,langfristige körperliche, seelische, geistige oder
Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen
Barrieren an der vollen wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der
Gesellschaft hindern können".
2
Aber wie stellen sich Menschen mit speziellen
Handicaps den Herausforderungen und Problemen in ihrem Alltag?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, werden wir in dieser Seminararbeit auf die
drei Arten von Handicap eingehen, die wir persönlich im Feld untersucht haben und
die Herausforderungen und Probleme dieses Handicaps näher erläutern. Um den
Begriff Trisomie 21 besser zu erklären, gehen wir zuerst noch auf die Ursachen dieses
Gendefektes ein und verknüpfen dies dann mit den Handlungsschwierigkeiten der
Personen mit diesem genetisch bedingten Handicap. Darauf folgend werden wir näher
auf die Blindheit eingehen, welche verschiedenen Ausprägungen sie hat, wie sie
zustande kommt und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind. Im letzten Teil
gehen wir anschließend auf die Hürden ein, die Menschen im Rollstuhl zu bewältigen
haben und welche Verbesserungen denkbar wären, um den Rollstuhlfahrern den
Alltag zu erleichtern.
Zum Ende fassen wir in einem Fazit die wichtigsten Informationen unserer
Seminararbeit zusammen und zeigen unsere Sicht auf die Zukunft für Menschen mit
speziellen Handicaps im Alltag auf. Des Weiteren möchten wir kurz schildern, wie
schwierig es uns fiel sich in die Menschen mit Behinderung hinein zu versetzen und
deren Gefühlslage richtig zu interpretieren.
Noch zu erwähnen ist, dass wir uns auf die Texte ,,Stigma" (2003) von Goffman
3
und
,,Trying out the wheelchair"(2006) von Myriam Winance stützen und diese mit unserem
Seminarthema verknüpfen werden. Der Begriff des ,,Stigma" welches in Goffmans
gleichbenannten Text vorkommt, ist ein Verweis auf ein körperliches Zeichen und wird
mit etwas ,,Schlechtem" in Verbindung gebracht. ,,Stigmatisierte" Menschen sind quasi
gebrandmarkt und dadurch schafft die Gesellschaft ihre Außenseiter. Diese
Außenseiter grenzen sich also von den ,,Normalen" ab durch dieses ,,Stigma". Eine
Eigenschaft eines Menschen ist aber erst dann ,,stigmatisiert", wenn sie als
2
,,Vgl. Menschen mit Behinderungen". (o.D.). Abgerufen von
http://www.behindertenrechtskonvention.info/menschen-mit-behinderungen-3755/
3
Vgl. Finzen, A. S. M. U. S. Prof. Dr. Med.. (o.D.). Goffman Wiedergelesen: Goffmans Stigma-50 Jahre Danach.
Abgerufen von
http://www.finzen.de/pdf-dateien/goffmann%20stigma.pdf

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Abweichung von der Norm gilt, sei es bei Rollstuhlfahrern , dass sie nicht gehen
können aufgrund ihrer Beine, die nichtmehr einwandfrei funktionieren oder bei Blinden,
die nicht sehen können aufgrund ihres verlorenen oder nie vorhandenen Augenlichts.
Durch dieses ,,Stigma" reduziert man die Menschen auf das, was sie aufgrund ihrer
Eigenschaften sind, beziehungsweise zu sein scheinen. Goffman stellt sich in diesem
Bezug die Frage, ob die Menschen mit Handicap ihre Krankheit eher verheimlichen
sollen, um nicht diskriminiert zu werden (insofern dies möglich ist) oder sie sich lieber
zu dieser Krankheit bekennen sollen um gegen die Vorurteile anzukämpfen. Ihm
zufolge ist dieses ,,Stigma" also mit Diskriminierung und Vorurteilen besetzt. In ,,Trying
out the wheelchair" von Myriam Winance
4
geht es um die Interaktionen von drei
verschiedenen Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen und deren Rollstühlen.
Die Autorin beschreibt, dass durch die lange und harte Arbeit eine Beziehung zwischen
Entitäten (ob menschliche oder unmenschliche) möglich wird und sie dadurch auch
verändert werden. Nach Myriam Winance sei dies ein Prozess der Anpassung. Im Text
haben die drei verschiedenen Menschen, mit den neuromuskulären Erkrankungen,
alle Bedarf nach einem Rollstuhl. Sie haben alle einen Körper, der aber auf Hilfe
angewiesen ist und ohne diese Hilfe nicht einwandfrei funktioniert. Durch die
Anpassung des Rollstuhls an ihre Bedürfnisse und durch die Anpassung von den
Menschen mit dem Handicap an den Rollstuhl, gehen die beiden Entitäten eine
Beziehung miteinander ein. Die Menschen mit den neuromuskulären Krankheiten
profitieren dadurch und können sich somit ohne eine andere zusätzliche Hilfe
fortbewegen. Der Rollstuhl und die Person mit Handicap stellen somit einen ganz
neuen, zusammengesetzten Körper dar, welcher aus zwei (Einzel-)Teilen besteht, die
sich ohne einander nicht fortbewegen können.
4
Vgl.
M.Winance(2006) Trying Out the Wheelchair: The Mutual Shaping of People and Devices through
Adjustment

7
2.
Hauptteil
a) Genetisch bedingtes Handicap: Was bedeutet Trisomie 21 und welche
Herausforderungen sind damit verbunden
Im folgenden Abschnitt werden wir genauer auf das Krankheitsbild der Trisomie 21
eingehen und versuchen zu beschreiben, wie die Betroffenen ihren Alltag erleben.
Zunächst stellt sich die Frage, wie sich dieses Krankheitsbild im Detail äußert und was
man darunter verstehen kann.
Down-Syndrom ist ein weit verbreitetes, angeborenes Syndrom, welches man überall
auf der Welt und bei allen ethnischen Gruppen und Bevölkerungsschichten vorfinden
kann. Im Jahre 1959 entdeckte der Wissenschaftler Jérome Lejeune in Paris, dass
Kinder mit Trisomie 21 in jeder Zelle statt 46, 47 Chromosomen haben und das 21.
Chromosom dreifach in jeder Zelle vorzufinden ist, statt zweimal. Das Down-Syndrom
ist eine genetisch bedingte und nicht veränderbare Veranlagung, folglich ist es keine
Krankheit. Zu den typischen Merkmalen der Trisomie 21 zählt vor allem das Aussehen.
Sie unterscheide sich in Größe, Gewicht, Auffälligkeiten im Bereich der Kopfform, der
Augen und der Ohren. Zudem können oftmals auch organische Schäden wie
Herzfehler oder Magen- und Darmstörungen auftreten. Die Fähigkeiten der Kinder mit
dem sogenannten Down-Syndrom sind vielfältig. Manche weisen schwere
Behinderungen auf, andere sind durchschnittlich intelligent, dies ist zusätzlich bedingt
durch die Förderung der Eltern und Gesellschaft. Die Kinder mit einem Down-Syndrom
besitzen ein außerordentliches Nachahmungstalent, welches man nutzen kann, um
ihnen praktisches Wissen näher zu bringen. In den meisten Fällen besitzen die Kinder
die Fähigkeit, sprechen zu lernen. Zusätzlich kann die undeutliche Aussprache durch
Übungen verbessert werden, zum Beispiel mit der Hilfe von Zungengymnastik. Mithilfe
von liebevoller Zuwendung, Geduld, Phantasie und Begleitung kann die
Intelligenzentwicklung der Kinder verbessert werden. Durch die Zunahme der
pränatalen Diagnostik, bei der festgestellt werden kann, dass ein Kind im Mutterleib
an Trisomie 21 erkrankt ist, entstehen jedoch vermehrt Schwangerschaftsabbrüche.

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Dies kann man in Verbindung bringen, dass viele Eltern Angst davor haben, der
Herausforderung nicht gewachsen zu sein
5
.
Protokollantin 1 und Protokollantin 2 waren für ihre erste Feldbeobachtung zusammen
in einem Kaffee für Menschen mit und ohne Handicap, welches sich ,,Kaffeehäusle"
nennt. Dabei beobachteten sie einen jungen Mann, mit der Veranlagung Trisomie 21,
welcher in dem genannten Kaffee angestellt war. Beide Protokollantinnen hatten ihre
Bestellung bereits getätigt. Der junge Mann ist gerade dabei, den Protokollantinnen
ihre Bestellung zu übergeben. Dieser Vorgang wird im folgenden Abschnitt so von
Protokollantin 1 beschrieben:
,,Der junge Mann, mit dem ersichtlichen Handicap, bringt uns unsere Getränke. Seine Schritte sind sehr
klein, weshalb er nur sehr langsam vorankommt. Er sagt etwas sehr unverständliches zu uns. Er hantiert
unbeholfen mit dem Tablett, weshalb ich ihm das Getränk abnehme. Er läuft erneut zu der Theke und
holt die heiße Schokolade. Er kommt zurück zu uns. Ich warte ab, ob er mir dieses Mal das Getränk
selbst gibt. Auch er wartet und schaut mich an. Also nehme ich ihm dieses Getränk ebenfalls ab. Wir
bedanken uns bei ihm. Er geht wieder zurück an die Theke (dieses Mal aber etwas schneller) und redet
dort mit seinen Kollegen."
Der junge Mann, ist dieser Beobachtung zufolge etwas unsicher, er schreitet nur mit
langsamen Schritten voran und bringt den Kundinnen erst nur ein Getränk, geht dann
nochmal zur Theke und bringt ihnen anschließend das zweite Getränk. Dies könnte
darauf hinweisen, dass er es nicht riskieren möchte etwas auszuschütten oder er
vielleicht schon einmal in der Vergangenheit versucht hat mehrere Getränke mit einem
Tablett zum Kunden zu bringen und ihm dabei etwas herunter- oder umgefallen ist.
Ein anderer Grund dafür, dass der junge Mann uns erst nur ein Getränk gebracht hat,
könnte auch sein, dass man ihm vielleicht schon vorher gesagt hat, er solle vielleicht
besser zweimal laufen und ein Getränk nach dem anderen zum Kunden zu bringen,
als das etwas herunterfalle. Die Unsicherheit des Mannes mit dem Handicap trägt
auch dazu bei, dass ihm die Protokollantin das Getränk abnimmt, als er an deren Tisch
steht. In anderen Kaffees ist es üblich, dass die Getränke direkt vom Kellner dem
Kunden übergeben werden. Als dieser Kellner mit dem Handicap dann schlussendlich
mit dem zweiten Getränk an den Tisch der Protokollantinnen kommt, wartet
Protokollantin 1 erst ob von ihm dieses Mal erst die Reaktion kommt und er ihr das
Getränk unmittelbar übergibt. Gegen ihrer Erwartungen wartet auch er erst auf ihre
5
Vgl. DS-InfoCenter. (o.D.). Down-Syndrom ­ Was Ist Das? Abgerufen von https://www.ds-
infocenter.de/html/dswasistdas.html
Final del extracto de 21 páginas

Detalles

Título
Probleme im Alltag für Menschen mit speziellen Handicaps
Subtítulo
Trisomie 21, Sehbehinderungen und körperliche Handicaps
Universidad
University of Tubingen
Calificación
2,7
Autor
Año
2016
Páginas
21
No. de catálogo
V384359
ISBN (Ebook)
9783668622661
ISBN (Libro)
9783668622678
Tamaño de fichero
934 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
probleme, alltag, menschen, handicaps, trisomie, sehbehinderungen
Citar trabajo
Gina-Marie Müller (Autor), 2016, Probleme im Alltag für Menschen mit speziellen Handicaps, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384359

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