Die neun Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation

Das große Fürstenlexikon Band 2


Fachbuch, 2017

116 Seiten


Leseprobe


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Inhalt
Einleitung: Die Kurfürsten im Gefüge des Reiches ... 3
1. Köln (795-1801) ... 5
2. Mainz (746-1813) ... 20
3. Trier (809-1803) ... 32
4. Bayern ... 42
5. Böhmen ... 66
6. Brandenburg/Preußen ... 73
7. Braunschweig-Lüneburg-Hannover (1692-1866) ... 86
8. Pfalz/bei Rhein ... 88
9. Sachsen ... 99
Bedeutung der in diesem Band behandelten Namen ... 115

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Einleitung: Die Kurfürsten im Gefüge des Reiches
Die sieben Kurfürsten bei der Wahl König Heinrichs VII. im Jahr 1308. Darstellung aus dem Balduineum des
Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg (1307-1354) von 1340.
1
Das Wort Kur oder Kür stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Wahl. Das Heilige
Römische Reich (Deutscher Nation) kannte zunächst sieben, dann neun und seit 1803, also
erst am Ende des Alten Reiches, zehn solcher Wahlfürsten. Diese hatten jedoch nicht nur
das Recht, den römischen König, wie der deutsche Herrscher hieß, zu wählen, sondern sie
trugen im Laufe der Zeit auch die Gesamtverantwortung für das Reich mit. Kurfürsten
waren
2
:
Fürst
Kurfürst seit
Reichsamt
Erzbischof von Köln
1356
Erzkanzler für Italien
Erzbischof von Mainz
1356
Erzkanzler für Deutschland
Erzbischof von Trier
1356
Erzkanzler für Burgund
König von Böhmen
1356
Erzmundschenk
Herzog von Sachsen
1356
Erzmarschall
Pfalzgraf bei Rhein
1356
Erztruchsess
Markgraf von Brandenburg
1356
Erzkämmerer
Herzog von Bayern
1623
Erzschatzmeister
Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Hannover
1692
Erzbannerträger
Dabei ist umstritten, wann dieses Wahlgremium entstand. Hier gibt es verschiedene Daten,
die für das Auftauchen der Kurfürsten in Frage kommen. Die Königswahl durch eine
bestimmte Gruppe von Fürsten, nämlich die Herzöge der einzelnen Stammesherzogtümer,
aus denen das 843 entstandene Ostfränkische Reich bestand (Sachsen, Franken, Bayern,
Lothringer, Schwaben), ist für das Jahr 911 verbürgt. Genannt wird aber auch das Jahr 1198,
1
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/51/Balduineum_Wahl_Heinrich_VII.jpg
2
Unberücksichtigt in dieser Aufzählung und in diesem Band bleiben jene vier Fürsten, die 1803 noch
zu Kurfürsten erklärt wurden: die Herzöge von Salzburg und von Württemberg sowie die Markgrafen
von Baden und die Landgrafen von Hessen-Kassel werden in Band 3
­
,,Deutsche Terr
itorien in
Auswahl" ­
behandelt. Dies deshalb, da sie nicht mehr als Wahlfürsten in Erscheinung traten.

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als sich aus der Doppelwahl des Staufers Philipp gegen den Welfen Otto IV. eine
verhängnisvolle und lang andauernde Reichskrise, der Deutsche Thronstreit (1198-1208),
entwickelte. Vielleicht leiteten die Kurfürsten ihr Wahlrecht aber schon früher aus ihren
Ämtern ab, die sie traditionell am Königshof innehatten (Erzmundschenk, Erzkämmerer,
Erzschatzmeister, Erzbannerträger sowie drei Erzkanzler für Deutschland, Italien und
Burgund). Hier spricht die Forschung dann von der so genannten ,,Erzämtertheorie". Als
drittes käme in Betracht, dass jene Fürsten ihr Recht zur Königswahl schlicht aus der
Vornehmheit ihrer eigenen Familie herleiteten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch,
dass der Begriff Kurfürst schon im 13. Jahrhundert im so genannten ,,Sachsenspiegel", dem
berühmten Rechtsbuch des Ritters Eike von Repgow, auftauchte.
Die Bedeutung der Kurfürsten stieg im 13. Jahrhundert ohnehin an. In der Zeit der
Gegenkönige und des Interregnums und auch danach trafen die Kurfürsten mit ihren Wahlen
teils folgenschwere Entscheidungen, indem sie nämlich in bewusster Absicht gerade ,,kleine"
Adlige in das Königsamt wählten, weil sie hofften, den Gewählten beeinflussen und ihm
sogar Rechte abnehmen zu können. Oftmals erwies sich der Kandidat hinterher dann nur
noch als bloßer Störenfried der Fürsten, weil er eben nicht das tat, was die Fürsten wollten
(Adolf von Nassau) oder konnte aus bescheidenen Anfängen durchaus eine Herrschaft
entwickeln, die lange im Gedächtnis blieb (Rudolf von Habsburg).
Wichtige Jahre in der Entwicklung der Kurfürsten als gemeinsam handelndes Kollegium
(auch über die Königswahl hinaus) waren zweifellos die Daten 1338 und 1356. Der vor allem
von Trierer Erzbischof initiierte Kurverein von Rhense positionierte sich nicht nur im Kampf
Papst gegen Kaiser und sprach sich für den Kaiser aus, sondern er formulierte auch
selbstbewusst Rechte und Aufgaben der Kurfürsten. Diese wurden dem Kollegium dann
endgültig 1356 in d
er ,,Goldenen Bulle" durch Kaiser Karl IV. verbrieft und bis 1806
festgeschrieben.
Das Gremium der Kurfürsten stellte nach innen und außen ein höchst heterogenes Gebilde
dar. Je nach Zeitpunkt und Umständen schwankte die Bedeutung der einzelnen Fürsten
erheblich. Für die Epoche des Mittelalters beispielsweise lässt sich sagen, dass die vier
rheinischen Kurfürsten (Köln, Mainz, Trier sowie die rheinischen Pfalzgrafen) reichspolitisch
besonders aktiv waren, von daher über viel Einfluss verfügten und viele Königswahlen nicht
nur initiierten, sondern auch ihren Kandidaten durchsetzten. In der frühen Neuzeit verschob
sich das Gewicht. Während des Dreißigjährigen Krieges zum Beispiel hatte allein das Haus
Wittelsbach die Kurstimmen Bayerns, der Pfalz und von Köln inne; zwar war die
Stimmenanhäufung innerhalb eines Hauses oder in der Hand eines Fürsten nicht gestattet,
jedoch war dies nun einmal eine Tatsache, und ohne das Haus Wittelsbach waren die
Wahlen nur schwer möglich. Andererseits war das Haus Habsburg, obwohl es doch
zwischen 1438-1740 alle Kaiser stellte, kaum länger im Kurfürstenkollegium vertreten.
Dessen Rolle ging, seit die Königs- und Kaiserkrone im Hause Habsburg erblich geworden
war (seit 1440) merklich zurück. Der Wahlakt, Hauptaufgabe der Fürsten, wurde ein rein
symbolischer Akt.

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1. Köln (795-1801)
(Erzkanzler des Reiches für Italien)
Vor 787-818:
Hildebold
1216-1225:
Engelbert I., der Heilige, von Berg
819-841:
Hadebald
1225-1238:
Heinrich I. von Molenark
850-864:
Gunthar
1238-1261:
Konrad I. von Are-Hochstaden
870-888:
Willibert
1261-1274:
Engelbert II. von Falkenburg
889-924:
Hermann I.
1275-1297:
Siegfried von Westerburg
924-953:
Wichfried
1297-1304:
Wigbold von Holte
953-965:
Brun I. von Sachsen
1305-1332:
Heinrich II. von Virneburg
965-969:
Folkmar
1332-1349:
Walram von Jülich
969-976:
Gero
1349-1362:
Wilhelm von Gennep
976-985:
Warin
1363-1364:
Adolf II. von Mark
985-999:
Everger
1364-1368:
Engelbert III. von Mark
999-1021:
Heribert
1370-1414:
Friedrich III. von Saarwerden
1021-1036:
Pilgrim
1414-1463:
Dietrich II. von Moers
1036-1056:
Hermann II.
1463-1480:
Ruprecht von der Pfalz
1056-1075:
Anno II.
1480-1508:
Hermann IV. von Hessen
1076-1078:
Hildolf
1508-1515:
Philipp II. von Daun-Oberstein
1078-1089:
Sigewin von Are
1515-1547:
Hermann V. von Wied
1089-1099:
Hermann III. von Hochstaden
1546-1556:
Adolf III. von Schauenburg
1100-1131:
Friedrich I. von Schwarzenburg
1556-1558:
Anton von Schauenburg
1131-1137:
Brun II. von Berg
1558-1562:
Johann Gebhard I. von Mansfeld
1137-1137:
Hugo von Sponheim
1562-1567:
Friedrich IV. von Wied
1138-1151:
Arnold I.
1567-1577:
Salentin von Isenburg
1151-1156:
Arnold II. von Wied
1577-1583:
Gebhard II. Truchsess von Waldburg
1156-1158:
Friedrich II. von Altena
1583-1612:
Ernst von Bayern
1159-1167:
Rainald von Dassel
1612-1650:
Ferdinand von Bayern
1167-1191:
Philipp I. von Heinsberg
1650-1688:
Maximilian Heinrich von Bayern
1191-1193:
Brun III. von Berg
1688-1723:
Joseph Clemens von Bayern
1193-1205:
Adolf I. von Altena
1723-1761:
Clemens August von Bayern
1205-1208:
Brun IV. von Sayn
1761-1784:
Max Friedr. von Königseck-Rothenfels
1208-1212:
Dietrich I. von Hengebach
1784-1801:
Maximilian Franz von Österreich
1212-1216:
Adolf I. von Altena
Hildebold,
Köln 3. 9. 8
18; Bischof (um 787-795) bzw. erster Erzbischof von Köln (795-
818). Daneben war er Abt verschiedener Klöster (Beispiel: Cassius-Stift zu Bonn). H. gehörte
zu den bedeutendsten Freunden und Ratgebern Kaiser Karls des Großen, auf dessen
Wunsch hin er 795 das Bistum Köln übernahm. Zudem war er Karls Kanzler und in der
Reichskanzlei tätig und übernahm diplomatische Missionen. In Köln baute er den Hildebold-
Dom aus und konnte auch nach Karls Tod (814) seinen Einfluss wahren. Seine letzte Ruhe
fand er in Sankt Gereon.
Hadebald,
841; Erzbischof von Köln (819
-841, seit 833 erkrankt). H. stammte aus dem
Rheinland, eine Verwan
dtschaft zu Erzbischof Hildebo
ld von Köln steht zu vermuten. Als
Erzbischof förderte er die Mission im Norden und weihte Kirchen. Ferner entstanden
Handschriften.
Gunthar (Gunther, Günther)
, 30. 6. nach 871 (873?); Erzbischof von Köln (850
-863). Der
mütterlicherseits aus der friesischen Herzogsfamilie stammende G. war unter anderem tätig
als Kaplan König Lothars II., als er 850 den Kölner Erzstuhl übernahm. Als Oberhaupt der
Kölner Kirche wachte er sorgsam über seine Rechte und förderte Wissenschaft, Literatur,
Kunst und Kultur. Das Ende seiner Karriere kam, als er 863 gemeinsam mit seinem
Amtsbruder aus Trier die neue Ehe König Lothars II. für rechtmäßig erklärte und die
Verstoßung der ersten Gattin billigte. G. wurde durch den Papst abgesetzt und versuchte in
den folgenden Jahren vergeblich, zu alter Stärke zurückzukehren.
Willibert,
11. 9. 889; Erzbis
chof von Köln (870-889). König Ludwig der Deutsche stand
hinter der Wahl W.s, die in Deutz stattfand und durch den Klerus des Stifts durchgeführt

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wurde. Als Erzbischof weihte er den Alten Dom, wo er auch begraben wurde, und hielt 887
eine Synode ab. Besonders prägend war jedoch der Überfall der Normannen auf Köln zu
Beginn der 880er Jahre, der nicht nur die Stadt erheblich in Mitleidenschaft zog, sondern die
gesamte Kirchenprovinz betraf.
Hermann I.,
924; Erzbischof von Köln (889/90
-924). Bis zu seiner Erhebung war H. mit
einer gewissen Gerberga verheiratet. 895 ernannte ihn König Zwentibold von Lothringen zu
seinem Kaplan, jedoch trat er reichspolitisch weniger in Erscheinung. Im Lütticher
Bistumsstreit (920/21) unterstützte er Giselbert. In Köln hatte er sich mit den Folgen des
Normanneneinfalls von 881/82 auseinanderzusetzen und besetzte das Stift in Düsseldorf-
Gerresheim neu. Gegenüber Hamburg-Bremen, das er als Suffragan Kölns betrachtete, blieb
er in diesem Anspruch hart, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Wichfried,
* um 900,
9. 7. 953; Erzbischof von Köln (924-953). W.s Vater war der Graf
Gerhard im Metzgau, mütterlicherseits war er mit dem ottonischen Kaiserhaus verwandt.
Dies ermöglichte ihm eine Karriere bei Hofe, wo er unter anderem als Erzkaplan und Kanzler
Ottos I., des Großen, amtierte, an dessen Krönung er auch mitwirkte (936). In Köln
unterstützte er Klöster durch Schenkungen. Sein Grab fand er ebd. zu Sankt Gereon.
Brun I. von Sachsen,
* Mai 925, (auf einer diplomatischen Reise) Reims 11. 10. 965;
Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen (953-965), für seinen Neffen Otto II. Regent
des Reiches (961-965). Daneben amtierte der jüngste Bruder Ottos I., des Großen, in den
Jahren 940-953 als dessen Kanzler. Schon früh für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt
B. eine profunde Ausbildung und entwickelte eine lebenslange Liebe zu Büchern. Nicht nur
am Hofe seines Bruders, wo er rasch an bestimmendem Einfluss gewann, nahm er gerne an
theologisch-philosophischen Disputationen teil. 953 zum Erzbischof von Köln gewählt und im
selben Jahr zum Herzog von Lothringen erhoben (demzufolge in zeitgenössischen Quellen
als ,,Erzherzog" bezeichnet), wurde der stets rastlose B. sowohl seinen weltlichen als auch
den geistlichen Pflichten seiner Ämter gut gerecht. Er förderte nachhaltig die Klosterreform
und gründete in Köln unter anderem Sankt Pantaleon, wo er auch begraben liegt. Die
Domschule zu Köln erlebte unter B. eine Blüte, und B. verknüpfte den Reichsklerus mit dem
König- und Kaisertum seines Bruders (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). 961 krönte
er seinen Neffen Otto II. in Aachen zum römischen König und übernahm gemeinsam mit
seinem Mainzer Amtsbruder Wilhelm für ihn die Regierung. B. starb 965 körperlich erschöpft.
Folkmar (Folcmar)
, 18. 7. 969; Erzbis
chof von Köln (965-969). Der Schüler Erzbischof
Bruns I. stammt wahrscheinlich aus dem Harzgau und hatte vor seiner Wahl
Domherrenstellen in Hildesheim und Köln und eine Propstei in Bonn inne.
Gero,
29. 6. 976; Erzbischof von Köln (969
-976). G. ist wohl ein Sohn des Grafen Christian
und in Sachsen geboren. Er nahm an verschiedenen wichtigen Synoden seiner Zeit teil und
gründete unter anderem das Kloster Gladbach. Nach dem Tode Kaiser Ottos I. (973) nahm
seine Bedeutung ab. G. gab das berühmte Gerokreuz im Dom in Auftrag. 972 führte er die
Mission an, die Kaiserin Theophanu mit ihrem Gatten Otto II. in Rom zusammenführte.
Warin,
21. 9. 985; Erzbischof von Köln (976
-985). Bekannt geworden ist dieser Erzbischof
vor allem als Erzieher Kaiser Ottos III., den er am Weihnachtstag 983 auch zum römischen
König krönte. Missverständnisse verbanden ihn mit dem Abt von Gladbach, den er zeitweilig
vertrieb und ersetzte. 984 gab er König Otto an den Herzog von Bayern ab.
Everger,
11. 6. 999; als Nachfolger Geros und vielleicht dur
ch Kaiserin Theophanu
Erzbischof von Köln (985-999). E. stand seit bereits 950 in Diensten der Kölner Kirche und
hatte brieflichen Kontakt zu Gelehrten seiner Zeit, unter ihnen Gerbert von Aurillac, der
nachmalige Papst Silvester II. Er war von einiger Bedeutung während der
Vormundschaftsregierung für den jungen Kaiser Otto III., was sich unter anderem daraus
ersehen lässt, dass der Kaiserhof des Öfteren in Köln zu Gast war und Kaiserin Theophanu

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ihr Grab in Sankt Pantaleon fand (991), das E. hatte ausbauen lassen. Nach 994 zog sich
der Erzbischof aus der Reichspolitik weitgehend zurück. Er förderte die Klosterreform und
die Kölner Malerschule.
Heribert,
* um 970, 16. 3. 1021; Erzbischof von Köln (999
-1021). Der unter anderem im
Kloster Gorze ausgebildete und aus einer Linie der Konradiner stammende H. war ein guter
Freund Kaiser Ottos III., der ihn zunächst für das Bistum Würzburg vorgesehen hatte (994).
H. begleitete Otto nach Italien und fungierte nicht nur als Erzkanzler für Deutschland,
sondern auch für Italien. Er förderte die Klosterreform und tat sich als Verwaltungsfachmann
hervor. Außerdem war ihm die Armenfürsorge ein wichtiges Anliegen. Unter Kaiser
Heinrich II. nahm sein Einfluss auf die Reichspolitik ab.
Pilgrim,
25. 8. 1036; Erzbischof von Köln (1021
-1036). Aus dem Geschlecht der Aribonen
stammend, wurde P. bei seinem Großonkel Hartwig von Ortenburg ausgebildet, der bis zu
seinem Tode (1023) als Erzbischof von Salzburg amtierte. Hartwig war es auch, der P. vor
1015 an die königliche Hofkapelle vermittelte, wo er rasch durch gute Arbeit auffiel. Dadurch
geriet er in das Blickfeld Kaiser Heinrichs II., der ihn in der Folgezeit mit politischen
Missionen in Deutschland und Italien betraute. Der Kaiser war es auch, der P. 1021 zum
Erzbischof von Köln berief. Als solchem war es ihm in der Folgezeit möglich, die
zunehmende Entfremdung zwischen Kaiser
Konrad II. und dem Erzbischof Aribo von
Mainz für den eigenen Aufstieg zu nutzen, nachdem er zunächst selbst mit Konrad
Meinungsverschiedenheiten bekommen hatte, da er Konrad bei der Königswahl (1024) nicht
unterstützt hatte. Zu Ostern 1028 fungierte P. als Koronator für den späteren Kaiser
Heinrich III. zum römischen König. 1031 berief Konrad ihn zum Erzkanzler für Italien, ein
Amt, das künftig mit dem Kölner Erzstuhl verbunden blieb. Was sein Erzbistum betrifft, so
konnte P. einige bauliche Akzente setzen, förderte unter anderem die Wirtschaftspolitik,
Kunst und Wissenschaft, und begründete das Apostelstift in Köln.
Hermann II.,
11. 2. 1056; Erzbischof von Köln (1036
-1056). H. war mütterlicherseits ein
Enkel Kaiser Ottos II. und damit mit dem ottonischen Kaiserhaus verwandt. Unter den
Kaisern Konrad II. und Heinrich III. verfügte er über beträchtlichen Einfluss, da er auch als
Kanzler für Italien amtierte. Er taufte den späteren Kaiser Heinrich IV. und krönte ihn 1054
zum römischen König und unterstützte den Kaiser im Aufstand Herzog Gottfrieds des
Bärtigen von Oberlothringen (1040er Jahre). Von der Kurie erhielt H. Unterstützung gegen
Vormachtsbestrebungen des Trierer Nachbarn.
Anno II. (Hanno II.)
, * um 1010, Köln 4. 12. 1075; Erzbischof von Köln (1056
-1075, ernannt
noch durch Kaiser Heinrich III.). A. entstammte einem schwäbischen Adelsgeschlecht und ist
vor allem bekannt geworden durch seine Tätigkeit als Ratgeber der Kaiserin-Regentin Agnes
von Poitou-Aquitanien und den Konkurrenzkampf mit seinem Amtsbruder aus Hamburg-
Bremen,
Adalbert I., um den größeren Einfluss bei Hof, in dessen Verlauf A. 1062 den
jungen König Heinrich IV. aus Kaiserswerth bei Düsseldorf entführte. Auf diese Weise wollte
der machtbewusste A. die alleinige Regentschaft für sich gewinnen, allerdings schlug der
Plan fehl, und A. wurde 1063 endgültig aus der Regierung gedrängt. In Köln provozierte A.s
harte Herrschaft den großen Aufstand der Kölner Bürger von 1074, in dessen Verlauf A.
kurzzeitig aus der Stadt nach Siegburg bei Bonn fliehen musste, Köln aber bereits nach vier
Tagen zurückerobern konnte. Auch sonst zeigte er sich in seiner Territorialpolitik eher
rücksichtslos, was ihn sehr unbeliebt machte. In Siegburg jedoch entwickelte sich bald aus
verschiedenen Gründen ein Heiligenkult um A. (unter anderem entstand das Annolied), der
1183 zu den Ehren der Altäre erhoben wurde
­
eine Tatsache, die in Köln auf Unverständnis
stieß. Sein Fest wird gefeiert am 4. Dezember.
Hildolf,
21. 7. 1078; Erzbischof von Köln (1076
-1078, da gebannt ohne päpstliche
Bestätigung). H. stammte aus dem Umkreis Kaiser Heinrichs IV., der ihn, der auch
Kanoniker in Goslar war, gegen den entschiedenen Widerstand der Kölner Bürger als

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Erzbischof durchsetzte. Als solcher förderte er unter anderem das Kloster Siegburg und hielt
eine Synode ab.
Sigewin von Are,
Köln 31. 5. 1089; Erzbischof von Köln (1078
-1089). S.s Herkunft lässt
sich bis heute nicht klären. Sicher ist nur, dass er seit 1076 als Domdekan in Köln wirkte und
ein treuer Gefolgsmann Kaiser Heinrichs IV. war, der ihn 1079 als Erzbischof bestätigte. Als
solcher bekämpfte er das Fehdewesen. In Köln baute er die Kirche Maria ad gradus wieder
auf und fungierte 1087 als Koronator König Konrads (III.).
Hermann III. von Hochstaden,
21. 11. 1099; Erzbischof von Köln (1089
-1099). H., aus
der Familie der Grafen von Hochstaden stammend, genoss die Förderung des Erzbischofs
Anno II. von Köln. Kaiser Heinrich IV. gab ihm 1085 das Amt des Kanzlers für
Deutschland, bis 1095 war er auch Kanzler für Italien, jedoch trat der Erzbischof
reichspolitisch kaum in Erscheinung, sondern konzentrierte sich vor allem auf die
Klosterreform in seinem Erzbistum.
Friedrich I. von Schwarzenburg, * um 1075,
auf Burg Wolkenburg 25. 10. 1131;
Erzbischof von Köln (1100-1131). F. entstammte der Familie der Grafen von Schwarzenburg
in Bayern. Seine familiären Verbindungen reichten bis nach Frankreich, wo er auch Studien
treiben konnte. Er war Kanoniker in Bamberg und Speyer und wurde 1100 durch Kaiser
Heinrich IV. als Erzbischof nach Köln berufen. Seit 1106 finden wir ihn auf Seiten Kaiser
Heinrichs V., zu welchem er allerdings seit etwa 1114 in Opposition geriet. So stand er in
jenem Jahr maßgeblich hinter dem antikaiserlichen Aufstand am Niederrhein. Auch zu Kaiser
Lothar III. stand F. in einem eher distanzierten Verhältnis, da beide ihren Einfluss in
Westfalen gesichert wissen wollten. Ebenfalls zweischneidig war F.s Verhältnis zur Stadt
Köln und zu den Päpsten in Rom. Dabei war F. bestrebt, den Machtbereich seines
Erzbistums zu erweitern, was ihn vielfach in Gegensatz zu seinen Nachbarn wie Berg
brachte. Er führte Reformen durch oder unterstützte sie. Ketzer wurden bekämpft.
Brun II. von Berg,
* um 1100, in Apulien 1137; Erzbischof von Köln (1131
-1137). B.
stammte aus der Familie der Grafen von Berg, die später
en Kölner Erzbischöfe Brun III.
und Friedrich II. waren seine Neffen. 1130 wurde B. zunächst zum Erzbischof von Trier
gewählt, doch lehnte er das Amt dort ab und übernahm stattdessen 1131 den Erzstuhl in
Köln. Er gehörte zu den Unterstützern Kaiser Lothars III., auch wenn es zeitweilig zu
Unstimmigkeiten kam. 1136/37 begleitete B. den Kaiser nach Italien, wo er starb und in Bari
begraben wurde.
Hugo von Sponheim (Spanheim)
, 1. 7. 1137; Erzbischof von Köln (Juni/Juli 1137). H.
gehörte in die Verwandts
chaft Konrads I. von Are
-Hochstaden und war seit wohl 1127
Domherr in Köln. Er begleitete Kaiser Lothar III. nach Italien und wurde dort zum Erzbischof
von Köln ernannt (Nachfolger Bruns II. von Berg), verstarb aber nach nur drei Wochen im
Amt und fand seine letzte Ruhe in Bari.
Arnold I.,
Köln 3. 4. 1151; Erzbischof von Köln (1137
-1151). A.s familiärer Hintergrund
lässt sich nicht vollständig erhellen, jedoch scheint er aus dem Rheinland zu stammen. Vor
seiner Wahl zum Erzbischof war er Propst an Sankt Andreas in Köln. Zu seinen ersten
Amtshandlungen nach der Wahl gehört die Wahl Konrads III. zum römischen König. In der
Umgebung Konrads, also am Königshof an sich, ist A. nur sehr unregelmäßig nachzuweisen.
Im Laufe der Jahre scheint A. zunehmend regierungsunfähig geworden zu sein, was zu
seiner Suspendierung durch den Papst führte. Zwar war A. bemüht, diese in Rom aufheben
zu lassen, jedoch gelang es ihm nicht. Seine Passivität führte zu einem Aufstand in Köln, an
welchem auch sein Nachfolger Arnol
d II. von Wied beteiligt war.
Arnold II. von Wied,
* um 1098, Xanten 14. 5. 1156; Erzbischof von Köln (1151
-1156) in
der Nachfolge des amtsunfähig gewordenen Arnold I. A. war ein Sohn des Grafen
Meffried von Wied. Seine geistliche Karriere brachte ihm Ämter in Limburg, Köln (dort seit

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1127) und Maastricht ein. König Konrad III. ernannte ihn zudem 1138 zu seinem Kanzler. Als
solcher war er vor allem mit Reichsitalien befasst, begleitete den König aber auch auf den
Zweiten Kreuzzug, von welchem er 1149 zurückkehrte und sich in Köln an der Opposition
gegen seinen Vorgänger beteiligte. Als Erzbischof (1152 bestätigt) war er nicht nur der
Koronator Kaiser Friedrichs I. in Aachen (1152), sondern ist auch häufig in dessen
Umgebung bezeugt. Der Kölner Kirche brachte er Stabilität, indem er verloren gegangenes
Terrain und Gut zurück gewann, und überwachte den Landfrieden in Westfalen.
Friedrich II. von Altena, * um 1120,
(Sturz vom Pferd) b. Pavia 15. 12. 1158; Erzbischof
von Köln (1156-1158). F. war ein Sohn des Grafen Adolf II. von Berg, einer seiner Brüder
war Erzbischof Bruno III.
von Köln. Früh hatte F. kirchliche Würden inne, konnte sich
allerdings als Kandidat für den Bischofsstuhl in Utrecht nicht durchsetzen und wurde 1156
zum Nachfolger Arnolds II. von Köln gewählt. Als solch
er war er treuer Anhänger des
Stauferkaisers Friedrich I., den er auch nach Italien begleitete. Sein Amt nutzte F. vor allem,
um seine Familie zu versorgen.
Rainald von Dassel,
* um 1120, Rom 14. 8. 1167; Erzbischof von Köln (1159
-1167). R.
war der Sohn des Grafen Rainold I. von Dassel, erhielt seine Ausbildung an der Domschule
zu Hildesheim und studierte in Paris. 1146 wurde er Subdiakon und Domkellermeister in
Hildesheim und reiste nach Rom. 1148/49 stieg er zum Hildesheimer Dompropst auf und
vertrat 1148 den Bischof Bernhard auf dem Reimser Konzil. Von seinem weiter steigenden
Einfluss zeugt die Tatsache, dass er 1153 maßgeblich die Hildesheimer Bischofswahl lenkte.
Im selben Jahr reiste er erneut nach Rom und wurde Propst sowohl des Petersbergstiftes zu
Goslar als auch zu Sankt Moritz in Hildesheim. Inzwischen war Kaiser Friedrich I.
Barbarossa auf R. aufmerksam geworden, der seinerseits früh mit wichtigen
Stauferanhängern in Kontakt gekommen war. Er machte ihn im Mai 1156 zu seinem Kanzler,
ernannte ihn 1158 zum Reichslegaten und ließ ihn im Mai oder Juni 1159 in Abwesenheit
zum Erzbischof von Köln wählen, außerdem erhielt er die Erzkanzlerschaft über Italien. R.
war der wichtigste Mitarbeiter des Kaisers, der seit 1157 die Auseinandersetzung mit dem
Papst unter anderem dadurch befeuerte, dass er in jenem Jahr auf dem Reichstag zu
Besançon den Begriff beneficium in einem päpstlichen Schreiben in Bezug auf das
Kaisertum nicht als ,,Wohltat", sondern als ,,Lehen" übersetzte und so für antipäpstliche
Empörung unter den anwesenden Fürsten sorgte. Im 1159 ausbrechenden Papstschisma
warb R. in Europa massiv für die gegen Papst Alexander III. aufgestellten kaiserlichen
Päpste, konnte aber beispielsweise Frankreich oder England nicht gewinnen. Erst 1165
erreichte der 1163 durch den Papst gebannte R. eine Eheverbindung zwischen dem Reich
und England, indem er mit dem englischen Hof die Heirat zwischen Herzog Heinrich dem
Löwen von Sachsen und Bayern und Prinzessin Mathilde verabredete, die 1168 in die Tat
umgesetzt wurde. Ebenfalls 1165 ließ er Kaiser Karl den Großen heilig sprechen. Obwohl R.
nur selten in Köln anzutreffen war und erst 1165 die Bischofsweihe erhielt, ließ er sein
Erzbistum nicht aus dem Blick. Unter anderem gelang ihm mit der Überführung der Gebeine
der Heiligen Drei Könige nach Köln ein wichtiger Prestigegewinn. Sowohl in Köln wie auch in
Hildesheim betätigte sich R. als reger Bauherr, territorialpolitisch richtete er sich unter
anderem sowohl gegen die Pfalzgrafen bei Rhein als auch gegen Herzog Heinrich den
Löwen. Er führte Reformen durch und förderte Klöster und Stifte. Alles in allem hinterließ er
seinem engen Mitarbeiter und Nachfolger im Erzbistum, Philipp I. von Heinsberg,
Grundlagen, auf denen aufgebaut werden konnte. R.s Politik im Namen des Kaisers war
konservativ und von einem starren Festhalten am einmal eingeschlagenen Weg geprägt.
Insgesamt gehört er zu den schillernden Persönlichkeiten der Stauferzeit.
: S. B
URKHARDT
: Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft
zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich (Mittelalter-
Forschungen, Band 22), Ostfildern 2008.
­
J. von F
ICKER
: Rainald von Dassel. Reichskanzler und
Erzbischof von Köln 1156-1167, Köln 1850 (Neudruck Aalen 1966).
­
R. K
NIPPING
: Regesten der
Erzbischöfe von Köln, Band 2, Bonn 1901, S. 110-162 (Neudruck 1985).

10
Philipp I. von Heinsberg, * um 1130,
vor Neapel 13. 8. 1191; Erzbischof von Köln (1167
-
1191) in der Nachfolge Rainalds von Dassel
, und Herzog von Westfalen (1180-1191). P.
stammte aus der Ehe zwischen Goswin II. von Heinsberg und Valkenburg und der Adelheid
von Sommerschenburg. Er erhielt seine Ausbildung in Köln und Reims, wo er den Grad des
Magisters erlangte. Später hatte er Ämter und Pfründen unter anderem in Köln und Lüttich
inne und arbeitete eng mit seinem Vorgänger auf dem Kölner Erzstuhl, Rainald von
Dassel, zusammen, der ihn förderte. Im Januar 1167 wurde P. Reichskanzler und im selben
Jahr Erzbischof. Er erwies sich als vortrefflicher Diplomat und wurde von Kaiser Friedrich I.
Barbarossa mit zahlreichen Missionen beauftragt. So vermittelte er die Ehe zwischen
Prinzessin Mathilde von England und Herzog Heinrich dem Löwen (1168), an dessen Sturz
(1180) er maßgeblich beteiligt war und der ihm das Herzogtum Westfalen einbrachte; ferner
vermittelte er im Dauerkonflikt zwischen England und Frankreich und war am
Friedensschluss zwischen Kaiser und Papst (1177) führend beteiligt. In Bezug auf Kurköln ist
festzuhalten, dass P. die Grundlagen legte für seine starke Position im Rheinland. Er
erreichte dies unter anderem durch den Bau und den Erwerb von Burgen und Gütern sowie
den Ausbau der Verwaltung. P.s zunehmende Machtkonzentration stieß allerdings auf den
Widerstand des Kaisers, der diese nicht gern sah. Er baute ein Gegengewicht im Rheinland
und im Westen des Reiches auf, dem unter anderem Luxemburg und Namur angehörten und
das P. in die Opposition zum Kaiser trieb (1184-1188). Erst die Vermittlung des späteren
Kaisers Heinrich VI. brachte den Frieden. P. gelang noch die Aussöhnung zwischen
Staufern und Welfen und die Vorbereitung von Heinrichs Kaiserkrönung, bevor er auf dessen
Italienzug verstarb.
Brun III. von Berg,
* vor 1140, 1200; Erzbischof von Köln und Herzog von Westfalen
(1191-1193). B. stammte aus der mächtigen Familie der Grafen von Berg, er war ein Neffe
des Erzbischofs Brun II., sein Bruder war Erzbischof Friedrich II. von Köln, Erzbischof
Engelbert I. war sein Neffe. Das Erzbischofsamt in Köln verdankte B. unter anderem dem
Einfluss seiner Familie, er selbst erwies sich jedoch als schon zu alt und überfordert, sodass
er bereits 1193 resignierte und sich ins Kloster Altenberg zurückzog. Nachfolger wurde sein
Neffe Adolf I. von Altena.
Adolf I. von Altena,
* um 1157, Neuss 15. 4. 1220; Erzbischof von Köln (1193
-1205 und
1212-1216). A. stammte aus der Ehe des Grafen Eberhard von Berg-Altena mit Adelheid von
Arnsberg. Bereits 1177 wurde er Domherr in Köln und wurde dort 1191 auch Dompropst.
1193 wurde er zum Nachfolger seines Onkels
Bruno II. von Berg gewählt. Im März 1194
erhielt A. die Weihe zum Bischof. Er mischte sich nicht nur aktiv in die Reichspolitik ein,
sondern erwies sich sogar bald als treibende Kraft. So stand er maßgeblich 1194 hinter der
Entlassung des englischen Königs Richard I. Löwenherz aus der Haft des Kaisers Heinrich
VI. Dessen Widerpart als Haupt der Fürstenopposition war A. auch, als er im Februar 1196
des Kaisers ,,Erbreichsplan" ablehnte. Der Wahl
von Heinrichs zweijährigem Sohn Friedrich
stimmte er zwar zu, bestritt später jedoch die Rechtmäßigkeit von Friedrichs Wahl mit der
Begründung, sie sei unter kaiserlichem Druck zustande gekommen. Im 1198
ausgebrochenen Deutschen Thronstreit zwischen Staufern und Welfen ergriff A. zunächst
die welfische Partei und stand hinter der Wahl Ottos von Braunschweig zum römischen
König am 12. 7. 1198 in Aachen. Die Entfremdung zwischen A. und Otto trat ein, da Otto
sich nicht an gegebene Versprechen hielt und, ganz im Sinne seiner staufischen Vorgänger,
eine eigenständige Italienpolitik zu betreiben begann. Seit 1204 näherte sich A. daher dem
staufischen König Philipp von Schwaben an. Vollständig zum Ausdruck kam A.s endgültiger
Parteiwechsel am 6. Januar 1205: In Aachen krönte er Philipp nochmals zum römischen
König. Als sich A. daraufhin bei Papst Innozenz III. zu rechtfertigen hatte, reagierte A. nicht,
was zur Folge hatte, dass Innozenz ihn am 19. 6. 1205 bannte und als Erzbischof absetzte.
Innozenz bedachte jedoch nicht, dass A.s Anhang im Rheinland noch relativ stark war und
man dort fest zu den Staufern stand. So entstand die Situation, dass A. offiziell zwar
abgesetzt war, er sich und gegen seinen päpstlichen Gegenkandidaten halten konnte,
sodass es im Kölner Erzbistum zum Schisma kam. A. reiste eigens nach Rom, um beim
Papst für seine Rechte einzutreten, doch die Ermordung König Philipps (1208) schuf neue

11
Tatsachen. A. unterwarf sich Innozenz III. und erkannte gegen eine Abfindung seinen
Gegner
Dietrich I. von Hengebach an. A.s Stunde war nochmals gekommen, als Dietrich
wegen Differenzen durch einen päpstlichen Legaten abgesetzt wurde (1212). Er wurde
erneut mit der Versehung der Amtsgeschäfte betraut, der Streit mit Dietrich wurde aber
erneut bis vor die Kurie nach Rom getragen. Das Urteil von 1216 verfügte eine völlig neue
Bischofswahl für Köln, Adolf blieb bis zu seinem Tode jedoch Weihbischof der Kölner Kirche.
Brun IV. von Sayn,
Blankenberg/Sieg 2. 11. 1208; Erzbischof von Köln (1205
-1208). Der
Sohn des Grafen Eberhard I. von Sayn hatte unter anderem kirchliche Ämter in Köln und
Koblenz inne und wurde 1205 Nachfolger des abgesetzten Kölner Erzbischofs Adolf I. von
Altena, der im Deutschen Thronstreit (1198-1208) auf die staufische Seite gewechselt war,
während B. die Welfen unterstützte. Da Adolf nicht wich, kam es zwischen ihm und B. zum
Streit und zum Kölner Schisma, das bis vor die Kurie nach Rom getragen wurde. In der
Schlacht von Wassenberg (27. Juli 1206) geriet B. in die Gefangenschaft des Stauferkönigs
Philipp von Schwaben, aus der er erst am 30. November 1207 wieder frei kam. Er starb,
ohne Adolf von Altena wirklich aus Köln verdrängt zu haben.
Dietrich I. von Hengebach (Theoderich von Heimbach), * um 1150, Todesjahr nicht
bekannt; Erzbischof von Köln (1208-1212). D. war der Sohn des Walter von Hengebach und
war seit bereits 1166 Propst von Sankt Aposteln in Köln. 1208 wurde er als Nachfolger
Bruns IV. zum Erzbischof gewählt, erhielt sowohl die Priester
- als auch die Bischofsweihe
aber erst im Frühjahr 1209. Auch er hatte sich mit dem 1205 abgesetzten, aber immer noch
starken Erzbischof Adolf I. von Altena auseinanderzusetzen, so wie überhaupt die
mächtigen Grafen von Berg seine Wahl nicht anerkannten. 1212 musste D. Adolf weichen,
doch lieferte er sich mit diesem einen jahrelangen teuren Prozess vor der Kurie in Rom, bis
schließlich beide 1215/16 für abgesetzt erklärt wurden und eine komplette Neuwahl
durchgeführt wurde.
Engelbert I., der Heilige, von Berg,
* um 1185/86, (ermordet) Gevelsberg zwisch
en
Hagen und Schwelm in Westfalen 7. 11. 1225; Erzbischof von Köln und Herzog von
Westfalen (1216-1225) sowie für König Heinrich (VII.) Regent des Reiches (1220-1225). E.
war der jüngste Sohn des Grafen Engelbert I. von Berg, der 1189 während des Dritten
Kreuzzugs gestorben war, und der Margarethe von Geldern. Durch seine Herkunft aus der
Familie der Grafen von Berg ergeben sich für E. verwandtschaftliche Beziehungen zu den
Kölner Erzbischöfen Adolf I., Brun II., Brun III. und Friedrich II. Er selb
st war früh
für den geistlichen Stand vorgesehen und erhielt dementsprechend seine Erziehung und
Ausbildung an der Domschule zu Köln. Schon früh, seit etwa 1198, sammelte er kirchliche
Ämter und Pfründen: Bis etwa 1215 hatte er die Funktion des Propstes an verschiedenen
Kirchen in Köln, Aachen, Deventer und Zutphen erworben, die Wahl zum Bischof von
Münster (1203) mit Hinweis auf seine Jugend allerdings abgelehnt. Politisch hatte er sich
während des Deutschen Thronstreits zwischen dem Welfen Otto IV. und dem Staufer Philipp
von Schwaben seinem Vetter Adolf I. von Köln angeschlossen und wurde 1206 durch Papst
Innozenz III. gebannt. 1208 wurde er begnadigt und hatte sich den Welfen angeschlossen,
bis er sich 1214 nach Kaiser Ottos Niederlage bei Bouvines endgültig für die Staufer
entschied. 1212 hatte er am Kreuzzug gegen die Albigenser teilgenommen. Seine
einstimmige Wahl zum Erzbischof von Köln (29. Februar 1216) beendete das Kölner
Schisma
zwischen seinem Vetter Adolf und Dietrich I. von Hengebach. Als Erzbischof
war es ihm ein Anliegen, sein Amt und dessen Ansehen wieder zu stabilisieren. Gegenüber
der Stadt Köln konnte er die erzbischöfliche Herrschaft über die Stadt wiedererlangen, indem
er die teils heftig ausgetragenen Streitigkeiten zwischen Schöffen und Zünften geschickt für
sich ausnutzte. Er gab Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung wichtige Impulse,
das Domkapitel wurde gestärkt und der Neubau des Kölner Doms angeregt. E. förderte
geistliche Orden wie die Zisterzienser und ließ Dominikaner und Franziskaner nach Köln.
Zuletzt war er um eine Ausweitung des kurkölnischen Einflussbereiches bemüht, provozierte
damit aber auch den Widerstand seiner direkten Nachbarn. 1220 schloss er mit Limburg und
Kleve einen Friedensvertrag, nachdem man sich jahrelang befehdet hatte. Seine Gegner

12
suchte er zudem durch Bündnisse mit Brabant (1217) und Namur (1223) in Schach zu halten
und erwarb und erbaute Burgen, um Kurköln nach außen abzusichern. Seit 1220 amtierte er
im Namen Kaiser Friedrichs II. für dessen Sohn Heinrich (VII.) als Regent nördlich der Alpen,
krönte Heinrich 1222 in Aachen zum römischen König, scheiterte allerdings mit seiner pro-
englischen Außenpolitik. In Zusammenhang mit Streitigkeiten um Vogteirechte für das Stift
Essen wurde E. im November 1225 von seinem Verwandten Friedrich von Isenberg (vor
1193-1226) nebst Verbündeten in einen Hinterhalt gelockt und nach heftiger Gegenwehr
seinerseits ermordet. Die Mordtat sorgte für großes Aufsehen und wurde auf verschiedene
Art und Weise verarbeitet, unter anderem durch die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff
(1797-1848). Der Mönch Cäsarius von Heisterbach (um 1180-1240) verfasste eine Biografie
(Leben, Leiden und Wunder des hl. Erzbischofs Engelbert von Köln [in: Die
Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit. Band 100, übersetzt von K. L
ANGOSCH
.
Münster/Köln 1955]), die angestrebte Heiligsprechung E.s kam allerdings nicht zustande.
Lediglich im Raum Köln wird er seit 1618 als Heiliger verehrt (Fest: 7. November).
: H. F
INGER
: Der gewaltsame Tod des Erzbischofs Engelbert und die Vorgeschichte, in: LWL-
Museum für Archäologie (Hrsg.): Ritter, Burgen und Intrigen. Aufruhr 1225! Das Mittelalter an Rhein
und Ruhr, Ausstellungskatalog, Mainz 2010, S. 21-33.
­
B. S
UERMANN
: Rücksichtsloser
Machtmensch? Verteidiger der Kirche? Kompromissbereiter Friedenswahrer? Ein Beitrag zur
Engelbert-Rezeption, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 103. Band, 2010
­
2011,
Neustadt an der Aisch 2012, S. 6-21.
­
W. S
TÜRNER
: 13. Jahrhundert (1198-1273), Gebhardt
Handbuch der Deutschen Geschichte, Band 6, Stuttgart,
10
2007, vor allem S. 213-217.
Heinrich I. von Müllenark (auch Molenark), * Ende des 12. Jahrhunderts,
Köln 26. 3.
1238; als Nachfolger des ermordeten Engelbert I. Erzbischof von Köln (1225
-1238). Seine
erste Aufgabe bestand darin, der Mörder Engelberts habhaft zu werden; dies gelang etwa
ein Jahr nach der Mordtat. Der Anführer Friedrich von Isenberg wurde am 14. November
1226 in Köln hingerichtet. Daneben war H. bemüht seine Stellung im Innern und nach Außen
zu festigen, was zu teilweise heftigen Konflikten mit dem eigenen Klerus und mit den
kurkölnischen Nachbarn führte. Er verlieh vielen Orten das Stadtrecht (Recklinghausen,
Rees, Xanten und anderen). 1233 wurde er aufgrund verschiedener juristischer
Verwicklungen gebannt, 1235 geleitete er die dritte Gemahlin Kaiser Friedrichs II., Isabella
von England nach Deutschland und über Köln nach Mainz. 1238 starb H., der als eher
schwacher Erzbischof gilt, hoch verschuldet.
Konrad I. von Are-Hochstaden,
* vor 1200, Köln 18. 9. 1261; in der Nachfolge
des
schwachen Heinrich I. von Müllenark Erzbischof von Köln und Herzog von Westfalen
(1238-1261). K. war ein jüngerer Sohn des Grafen Lothar I. von Are. Er studierte wohl um
1216 in Paris und war auf Vermittlung seines älteren Bruders Lothar Pfarrer in
Wevelinghoven (heute zu Grevenbroich). Seit um 1232 war er Propst zu Mariengraden in
Köln und lieferte sich seit 1233 eine Auseinandersetzung mit Konrad von Büren um dessen
Dompropststelle ebd., bei der K. durchaus nicht zimperlich vorging und 1237 durch den
Papst gebannt wurde. Dennoch wurde er am 30. April 1238 zum Erzbischof von Köln
gewählt, erhielt im August die Regalien und wurde im April 1239 durch den Papst im Amt
bestätigt. Im Kampf zwischen Kaiser- und Papsttum um die Vorherrschaft in der damaligen
Welt schloss sich K. in der Folgezeit dem Papst an. Im Zuge dieser Auseinandersetzung
geriet K. in die Gefangenschaft des Grafen von Jülich (1242) und stand maßgeblich hinter
den Wahlen der römischen Gegenkönige Wilhelm von Holland (1247), von dem K. sich aber
bald enttäuscht sah, und Richard von Cornwall (1257), der K. unter anderem zum
Reichsvikar für den Nordwesten des Reiches machte; 1259/60 amtierte er zudem als
päpstlicher Legat. Gegen seine zahllosen Gegner im Rheinland und in Westfalen konnte sich
K. gut behaupten und die Stellung Kurkölns ausbauen und festigen. Gleiches war sein Ziel
auch der Stadt Köln gegenüber (Großer und Kleiner Schied zwischen ihm und ihr
[1252/1258], vermittelt durch Albertus Magnus). 1259 verbündete er sich mit den Zünften
gegen die Patrizier in der Stadt und setzte deren Schöffen ab und ihm genehme neue
Schöffen ein. 1248 hatte er den Grundstein zum Neuen Dom gelegt. Insgesamt gilt K. bis
heute als kluger Machtpolitiker und Stratege, der über die nötige Portion Gerissenheit

13
verfügte, um seine Herrschaft zu einem Höhepunkt in der Geschichte Kurkölns werden zu
lassen.
: H. C
ARDAUNS
: Regesten des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden (1238-61), Köln 1880.
­
W. S
TÜRNER
: 13. Jahrhundert (1198-1273), Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte, Band 6,
Stuttgart,
10
2007, unter anderem S. 81f., 119ff., 265f. und öfter.
Engelbert II. von Falkenburg, * 1220,
20. 10. 1274; Erzbischof von Köln und Herzog von
Westfalen (1261-1274). E. war ein Sohn des Grafen Dietrich I. von Heinsberg und
Falkenburg und seinerseits ein Onkel der römischen Königin Beatrix von Falkenburg. Seit
1253 war er Erzdiakon in Lüttich und wurde 1257 Dompropst zu Köln. Daneben hatte er das
Amt eines päpstlichen Kapellan inne und ist als Kanoniker an Sankt Servatius in Maastricht
bezeugt. Am 2. Oktober 1261 wurde er als Nachfolger Konrads I. von Hochstaden zum
Kölner Erzbischof gewählt. Als solcher geriet er sehr bald in Konflikte mit der Stadt Köln, im
Streit zwischen den Patriziern, namentlich zwischen den Familien Overstolz und Weise,
ergriff er Partei für die Letzteren, die schließlich unterlagen und 1268 aus Köln vertrieben
wurden. Zu diesem Zeitpunkt saß E. bereits auf Burg Nideggen in der Gefangenschaft des
Grafen von Jülich, dem er im Oktober 1267 in der Schlacht bei Zülpich unterlegen war. Erst
1271 kam E. wieder frei, sein weiterer Kampf versus Köln blieb ergebnislos wie auch seine
Territorialpolitik und die durchgeführten Klosterreformen. Er unterstützte seinen
angeheirateten Neffen, den römischen König Richard von Cornwall, und krönte 1273 Rudolf
I. von Habsburg in Aachen zum römischen König. Sein Verhältnis zur Kurie war nicht
spannungsfrei, da er unter anderem in der Frage um die Besetzung der Stelle des
Dompropstes mit seinem Dienstherrn in Streit geriet.
Siegfried (Sifried) von Westerburg,
* um 1235, 7. 4. 1297; in der Nachfolge
Engelberts II. von Falkenburg Erzbischof von Köln (1275
-1297). Der aus einer unter
anderem im Westerwald begüterten Familie stammende S. war seit 1259 Dompropst in
Mainz und wurde 1275 trotz der Tatsache, dass eigentlich sein Konkurrent Konrad von Berg
die Wahl gewonnen hatte, Erzbischof von Köln; ermöglicht wurde dies durch die
Unterstützung Papst Gregors IX. und des römischen Königs Rudolf I. Relativ schnell gelang
es dem neuen Erzbischof, die komplizierte politische Lage am Niederrhein zu befrieden; mit
der Stadt Köln schloss er einen länger andauernden Frieden und konnte auch die
kurkölnischen Gegner in Rheinland und Westfalen in die Schranken weisen (1279). In den
folgenden Jahren konnte er durch verschiedene Erb- und Anwartschaften den Besitz
Kurkölns vergrößern und festigen. Seit 1282 komplizierte sich die Lage durch
Erbstreitigkeiten das Haus Limburg betreffend. S. kämpfte daraufhin im Limburgischen
Erbfolgekrieg unter anderem an der Seite Nassaus. Höhepunkt des Krieges war wohl die
Schlacht bei Worringen (5. Juni 1288), die S. mit seinen Verbündeten verlor, während die
Stadt Köln, die zu seinen Gegnern zählte, freie Reichsstadt wurde und sich von S.s
Herrschaft frei machen konnte, während der Ort Düsseldorf am 14. August 1288, als
bewusste Spitze gegen S., durch den Grafen von Berg zur Stadt erhoben wurde. 1292 stand
S. hinter der Wahl seines Verbündeten Adolf von Nassau zum römischen König, auch wenn
er in der Folgezeit von Adolf bitter enttäuscht wurde. Bis zu seinem Tod gelang es S. nicht
mehr, die Stadt Köln zu betreten, sodass er nach Bonn ausweichen musste. Sein Grab im
Bonner Münster ist erhalten, wurde aber 1652 durch Grabräuber geplündert. Trotz seiner
anfänglichen Erfolge gilt S. in der Gesamtschau als gescheiterter Erzbischof.
Wigbold von Holte,
Soest 26. 3. 1304; als Nachfolger Siegfrieds von Westerburg
Erzbischof von Köln (1297-1304). Der Domdechant und Greis W. wurde 1297 unter
Einflussnahme der Grafen von der Mark und des römischen Königs Adolf von Nassau in
Neuss zum Erzbischof von Köln gewählt. Von ihm heißt es, er sei diplomatisch versiert und
dem Geld zugeneigt gewesen.
Heinrich II. von Virneburg, * 1244/46,
6. 1. 1332; Erzbischof von Köln (1305
-1332). H.
stammte aus der Eifel und war seit 1288 Kanoniker an Sankt Gereon zu Köln, wurde 1292
Kaplan des römischen Königs Adolf von Nassau, der ihn entsprechend förderte. 1297

14
erfolgte die Amtsübernahme als Dompropst in Köln. Drei Jahre später wurde H. zum
Erzbischof von Trier gewählt, jedoch annullierte Papst Bonifatius VIII. die Wahl. 1304 wählte
ein Teil des Kölner Domkapitels H. zum neuen Erzbischof, hier setzte er sich gegen zwei
Mitbewerber durch und wurde 1305 durch den Papst im Amt bestätigt. Seit der Doppelwahl
von 1314 unterstützte er den Gegenkönig Friedrich den Schönen gegen Ludwig IV., den
Bayern, zu welchem er auch deshalb in Gegensatz stand, da er im Reich die Linie der Kurie
vertrat. Als Landesherr war H. keine druckvolle Territorialpolitik möglich, da er nicht über die
nötigen finanziellen Mittel verfügte. Er konnte zwar 1314 die Herrschaft Hülchrath erwerben,
verlor aber 1324 die Burg Volmarstein an die Grafen von der Mark. Ansonsten war er
gezwungen, Kurköln durch den Bau von Burgen und die Vergabe von Privilegien zu sichern.
Bei der Ämterbesetzung begünstigte er vor allem die eigene Verwandtschaft.
Walram von Jülich,
* um 1304, Paris 14. 8. 1349; Erzbischof von Köln (1332
-1349). W.s
Vater war Gerhard V. Graf von Jülich. Er konnte Studien in Frankreich treiben. Mit Hilfe
seines Bruder Wilhelm V. Graf von Jülich
gelangte er 1332 als Nachfolger Heinrichs II.
von Virneburg auf den Kölner Erzstuhl. So konnte nicht nur zwischen Kurköln und Jülich ein
Frieden hergestellt werden, sondern der Niederrheingegend insgesamt eine recht friedliche
Zeit beschert werden. Anders gestaltete sich die Situation im Herzogtum Westfalen: Hier
kam es zu einer schweren Fehde mit den Grafen von der Mark. W. musste erhebliche
finanzielle und militärische Mittel aufwenden, um seine Situation in Westfalen zu retten.
Ansonsten ist W. als Förderer der Kunst bekannt geworden (Glasfenster im Kloster Sankt
Clara zu Köln).
Wilhelm von Gennep,
Köln 15. 9. 1362; als Nachfolger Walrams von Jülich Erzbischof
und Kurfürst von Köln (1349-1362). Zum Erzbischof wurde er unter anderem mit
französischer Hilfe und gegen den Willen Kaiser Karls IV. gewählt. Der Papst bestätigte
jedoch seine Wahl. W. erwies sich als guter Regent: 1351 schloss er mit seinen Nachbarn
Brabant und Limburg sowie mit der Stadt Köln ein Bündnis zur Wahrung des Landfriedens in
der Rhein-Maas-Region. Auch in die Reichspolitik mischte sich W. kraftvoll ein und war unter
anderem beteiligt an der Abfassung der
,,Goldenen Bulle"
Kaiser Karls IV. (1356). Des
Weiteren unterhielt er intensive Verbindungen nach Westeuropa. In der Stadt Köln
unterstützte er den Bau des Doms.
Adolf II. von der Mark, erwählter Erzbischof und Kurfürst von Köln (1363-
1364), Adolf I.,
Graf von Kleve.
Engelbert III. von der Mark, * 1304/05,
1368; Kurfürst und Erzbischof von Köln (1364
-
1368), seit 1345 zudem Bischof von Lüttich. E. war ein Sohn Graf Engelberts II. von der
Mark. Er folgte 1345 seinem Onkel und Förderer Adolf II. als Bischof von Lüttich nach und
bewarb sich 1362, zunächst vergeblich, für den Erzstuhl in Köln. Erst als sein Verwandter
Adolf II. zurücktrat und in den weltlichen Stand wechselte, kam er zum Zuge. Allerdings
erwies sich seine Amtszeit vor allem als Enttäuschung: Seine finanzpolitischen
Entscheidungen stießen auf Ablehnung, die schließlich so groß wurde, dass E. gezwungen
war, sich einen Koadjutor an die Seite zu holen, nämlich den Trierer Erzbischof
Kuno von
Falkenstein, dem er den Großteil seiner Rechte überlassen musste (1366).
Friedrich III. von Saarwerden, * um 1348,
Poppelsdorf (heute zu Bonn) 9. 4. 1414;
Erzbischof und Kurfürst von Köln (1370-1414, Besteigung des Erzstuhls in Köln: 1372). Der
Spross der Grafen von Saarwerden war vielleicht schon seit 1368 Domherr in Köln und
wurde nachhaltig durch seinen Oheim
Kuno II. von Falkenstein gefördert, der als
Erzbischof in Trier amtierte. Als Erzbischof konnte F. die kölnischen Finanzen sanieren,
führte Reformen im Klerus seines Erzbistums durch und wachte eifersüchtig über seine
Rechte. Sein Verhältnis zur Stadt Köln und zur Kurie in Rom war nicht frei von Spannungen,
da er seine Schulden gegenüber Rom nicht zahlte. 1375-1377 kam es zw. F. und der Stadt
Köln zu kriegerischen Auseinandersetzungen um die Frage, inwieweit der Kölner Rat in die
Gerichtsbarkeit der Schöffen eingreifen dürfe; F. unterlag schließlich. 1380 wurden ihm die

15
Schulden bei der Kurie erlassen, da F. im Abendländischen Schisma sich klar für Rom
erklärte. Energisch setzte er sich gegen seine Nachbarn Berg und Kleve-Mark zur Wehr und
konnte für sein Territorium u. a. die Herrschaft Linn gewinnen.
Dietrich II. von Moers,
Zons 14. 2. 1463; Erzbischof und Kurfürst von Köln (1414
-1463) in
der Nachfolge seines Onkels Friedrich III. von Saarwerden, dessen Schwester Walpurga
D.s Mutter war, die den Grafen Friedrich von Moers geehelicht hatte. Seit 1415 war D. auch
Administrator des Bistums Paderborn (als D. III.). Er konnte in Heidelberg und Bologna
studieren und vertrat seinen Onkel Friedrich 1409 auf dem Konzil zu Pisa. Er war auch der
Wunschkandidat Friedrichs für die Nachfolge in Köln. Das Domkapitel wählte ihn im März
1414. Gegenüber seinem Gegenbischof Wilhelm von Berg konnte er sich im Anschluss
durchsetzen, allerdings hatte er sich dadurch die Gegnerschaft des Hauses Berg zugezogen
(vorübergehende Befriedung 1417). Ende August traf die päpstliche Bestätigung ein. Seine
erste große Amtshandlung war die Krönung des römischen Königs und späteren Kaisers
Sigismund am 8. November 1414 in Aachen. Mit der Zeit zeigte sich D. zunehmend
herrschsüchtig, verschwenderisch und politisch nur wenig brauchbar oder erfolgreich.
Kurköln und Moers standen im Mittelpunkt seines Handelns, und er entwickelte, verbunden
mit einer kriegerischen Veranlagung, eine äußerst aggressive Territorialpolitik auf Kosten
seiner Nachbarfürsten, was ihm erheblichen Ärger und Streit mit Kaiser Friedrich III., dem
Friedfertigen, eintrug. Ansonsten trat D. reichspolitisch kaum in Erscheinung und gehört, von
der Bedeutung her gesehen, wohl eher in die zweite Reihe der Reichsfürsten. Er war um ein
gutes Verhältnis zum Reichsoberhaupt bemüht. Persönlich führte er 1424/31 Züge gegen die
Hussiten an, musste hier jedoch Niederlagen hinnehmen. Sein Verhältnis zur Kurie war
zeitweise gespannt. Als D. nach fast 50jähriger Herrschaft starb, waren seine Territorien
völlig überschuldet.
Ruprecht von der Pfalz, * 27. 2. 1427,
16. 7. 1480; Erzbischof und Kurfürst von Köln
(1463-
1473/79). R. war der jüngste Sohn des Kurfürsten Ludwig III., des Bärtigen, von der
Pfalz und seiner Frau Mathilde von Sa
voyen. Kurfürst Friedrich I., der Siegreiche, war
sein älterer Bruder, der römische König Ruprecht von der Pfalz sein Großvater. Für die
geistliche Laufbahn bestimmt, studierte R. in Heidelberg und Köln, wo er auch kirchliche
Pfründen erhielt, ebenso in Würzburg 1463 wurde er ganz ohne Konkurrenz durch das
Kölner Domkapitel als Nachfolger des Dietrich II. von Moers zum Erzbischof gewählt, wohl
weil man sich ein Bündnis mit der Pfalz erhoffte, wo seit 1451 R.s Bruder Friedrich regierte.
Die päpstliche Bestätigung seiner Wahl erfolgte recht bald, die Regalien erhielt R. jedoch
erst 1471. Seine Herrschaft erwies sich als schwierig und bisweilen chaotisch, denn sie
wurde beschränkt 1.) durch die von Dietrich von Moers hinterlassenen immensen Schulden
und 2.) durch die so genannte Erblandesvereinigung aus den kölnischen Ständen, dem
Domkapitel, den Edelleuten, der Ritterschaft und den kurkölnischen Städten. 1467 schloss
R. selbst ein Bündnis mit Geldern, das sich gegen Kleve richtete. 1471 besetzte er Zons,
1472 scheiterte eine Belagerung der Stadt Neuss. In jenem Jahr wurde R. durch den Papst
gebannt, da er seine Schulden bei der Kurie nicht zahlte; das Domkapitel wandte sich jetzt
endgültig gegen ihn, was zu einer Stiftsfehde führte. 1473 wählte das Kapitel
Hermann
von Hessen gegen R. zum Administrator, während R. durch den Kaiser abgesetzt wurde und
trotzdem ein Bündnis mit dem Herzog von Burgund schloss und 1474/75 erneut und
vergeblich Neuss belagerte, ein Reichsheer vereitelte den Erfolg. Der Tod des pfälzischen
Bruders Friedrich (1476) beraubte R. einer wichtigen Unterstützung, zumal er in hessische
Gefangenschaft geriet (März 1478), aus der er nicht mehr freikam und innerhalb derer er zur
Abdankung gezwungen wurde, die er am 29. September 1479 vollzog. Territorialpolitisch
konnte R. nichts gegen den hohen Schuldenstand seines Territoriums tun, wohl aber gab er
der Klosterreform einige Impulse. Er war der erste Wittelsbacher auf dem Kölner Erzstuhl.
Hermann IV. von Hessen,
* um 1449/50, Poppelsorf (he
ute zu Bonn) 19. 10. 1508;
Erzbischof und Kurfürst von Köln (1480-1508). Der Sohn des Landgrafen Ludwig I. von
Hessen und seiner Frau Anna von Sachsen studierte seit 1462 in Köln und hatte mit der Zeit
kirchliche Ämter verschiedener Prägung in Fritzlar, Köln, Worms und Mainz inne. Er bewarb

16
sich auch um den Bischofsstuhl in Hildesheim, zog die Bewerbung jedoch zurück (1472).
1473 wurde er Stiftsverweser in Köln, als es zu Streitigkeiten zwischen Erzbischof
Ruprecht von der Pfalz und
der Stadt Köln gekommen war. Nachdem er 1474/75 die
Stadt Neuss während der oben erwähnten Auseinandersetzungen verteidigt hatte, wurde er
1475 an der Stelle Ruprechts Regent des Erzbistums und folgte ihm 1480 auch als
Erzbischof nach. 1496/98 wurde er auch Landesherr in Paderborn. 1486 krönte er
Maximilian I. zum römischen König. Als Erzbischof führte er unter anderem
Verwaltungsreformen durch und stritt sich mit der Stadt Köln um den Rheinzoll.
Philipp II. von Daun-Oberstein, * 1463,
Poppelsdorf (heu
te zu Bonn) 12. 2. 1515;
Erzbischof und Kurfürst von Köln (1508-1515). Für den geistlichen Stand bestimmt, erhielt
der Sohn des Wirich IV. von Daun-Oberstein die üblichen Ämter und Pfründen in Köln und
Trier. Bei der Wahl des Domkapitels von Köln setzte er sich gegen Erich II. von Lauenburg
durch. Als Erzbischof führte er unter anderem regelmäßige Synoden durch.
Hermann V. von Wied, * 14. 1. 1477,
Neuwied 15. 8. 1552; Erzbischof und Kurfürst von
Köln (1515-1547). Über die Jugend und den Bildungsweg dieses Erzbischofs sind wir kaum
unterrichtet, jedoch wurde er schon mit 13 Jahren Domherr zu Köln. H. war eher Verwalter
denn Geistlicher: Erst 1518 erhielt er die Bischofsweihe, hielt kaum Messen und konnte Köln
sogar erst 1522 betreten. 1520 hatte er in Aachen Karl V. zum römischen König gekrönt.
Ansonsten war er kaum in der Reichspolitik aktiv. Seit um 1537 wandte sich der Erzbischof
zunehmend dem Protestantismus zu und setzte sich zum Ziel, sein Erzbistum diesem
zuzuführen. Dafür zog er den Reformator Bucer zu Rate, der 1543 gemeinsam mit
Melanchthon eine Reformationsordnung ausarbeitete. H.s Vorhaben stieß bei den Kölnern
auf Ablehnung, jedoch erhielt er die Unterstützung der kurkölnischen Landstände. Jedoch
musste H. schließlich abdanken und sich zurückziehen, nachdem Kaiser Karl V. am Rhein
eingegriffen hatte.
Adolf III. von Schauenburg (Schaumburg),
* 19. 1. 1511, Brühl 20. 9. 1556; Erzbischof
und Kurfürst von Köln (1547-1556). A. stammte aus dem Geschlecht der Schauenburger und
konnte seit 1522 in Löwen studieren. Schon früh bekleidete er kirchliche Ämter (Domherr
und
­
propst in Lüttich, Domherr in Mainz u. a.). Seit 1533 amtierte er als Koadjutor im
Erzbistum Köln. In dieser Zeit entwarf er eine neue Hofordnung. Als Nachfolger Hermanns
V. von Wied, dem man einen Hang zum Protestantismus nachsagte, vertrat A. sehr stark die
Sache des Katholizismus. So verbot er jegliche protestantische Predigt in seiner Erzdiözese.
A. war aktiver Teilnehmer am Konzil in Trient.
Anton von Schauenburg (Schaumburg)
,
19. 6. 1558; Erzbischof von Köln (1556-1558,
Bestätigung erst 1558 in Frankfurt am Main). A. stammte aus der Familie der Grafen von
Schaumburg in Norddeutschland und war ein Sohn des Grafen Jobst I. Als jüngerer Sohn
schlug er die geistliche Laufbahn ein, er hatte unter anderem Pfründen in Lüttich inne und
war auch in Köln versorgt. Als Erzbischof war er der Nachfolger seines Bruders Adolf III.
von Schauenburg, trat jedoch kaum in Erscheinung. Unter anderem beengte die marode
finanzielle Situation seines Erzbistums, die er bekämpfte, seinen Spielraum.
Johann Gebhard I. von Mansfeld,
* 1524, Brühl 2. 11. 1562; Erzbischof und Kurfürst von
Köln (1558-1562). J. war eines der 22 Kinder des Grafen Ernst II. von Mansfeld zu Vorderort.
Er war früh mit Pfründen versorgt, war als Kölner Erzbischof und Kurfürst aber kaum tragbar
und aus geistlicher Sicht völlig ungeeignet, da er ein sehr weltliches und kräftezehrendes
und teures Leben führte, das ihn vor große finanzielle Probleme stellte. Zudem hielt er sich
völlig selbstverständlich eine Mätresse und hatte Kinder. Seine Wahl war umstritten, obwohl
er sich durchaus um eine kraftvolle Politik bemühte. Dies verhinderte jedoch nicht die
Abtrennung Utrechts von der Kirchenprovinz Köln. Er führte Verwaltungsreformen durch und
lehnte protestantische Tendenzen ab. Am Ende war er jedoch so überschuldet, dass kein
Grabmal errichtet werden konnte, seine Reformen verärgerten das Domkapitel, seine
Beziehung zu einer Frau isolierte ihn in der Stadt Köln.

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Friedrich IV. von Wied, * um 1518,
Köln 23. 12. 1568; Kurfürst und Erzbischof von Köln
(1562-1567). F.s Vater war der Graf Johann III. von Wied. Nachdem er einige Jahre eine
Propstei in Bonn inne gehabt hatte, wurde er 1537 Domherr in Köln und übernahm auch hier
wichtige Ämter. So wirkte er unter anderem als Chorbischof und als Vermögensverwalter.
Seit 1558 war er Domdechant. Seine Wahl zum Erzbischof von Köln im November 1562
erfolgte zwar mit deutlicher Mehrheit, jedoch verweigerte der Papst seine Zustimmung, da
wiederum F. es ablehnte, einen nach dem Trienter Konzil geforderten Eid abzulegen, der
nach seiner Ansicht seine Recht als Fürst beschnitten hätte. Obwohl er sorgsam mit seinen
Finanzen umging, kam es immer wieder zu Reibereien zwischen F. und dem Domkapitel in
Köln. Zudem wurde F. mehrfach verdächtigt, mit dem Protestantismus zu sympathisieren.
Schließlich zog sich der Erzbischof gesundheitlich geschwächt und amtsmüde zurück.
Salentin von Isenburg,
* 1532, 19. 3. 1610; Erzbischof und Kurfürst von Köln (1567
-
1577), Administrator des Bistums Paderborn (1574-1577) sowie Graf von Isenburg-Grenzau
(1577-1610). S.s Vater war Heinrich Graf von Isenburg-Grenzau. Schon als 16jähriger hatte
er eine Domherrenstelle in Mainz inne und studierte seit 1547 Theologie in Köln. Als
Erzbischof ebd. folgte er dem 1567 resignierten Friedrich IV. von Wied, die vom Papst
geforderte Bischofsweihe blieb allerdings aus. Mit Energie ging er in seinen Territorien, zu
denen seit 1574 auch das Bistum Paderborn zählte, Verwaltungsreformen an und erreichte
eine Gesundung der maroden Finanzsituation, auch eine Schulreform begann er. Nach zehn
Jahren im Amt resignierte er, da er um den Bestand seiner Familie fürchtete. Am 10.
Dezember 1577 ehelichte er Antonia Wilhelmina Gräfin von Arenberg, mit der er zwei Söhne
bekam. Er mischte weiterhin politisch mit: Er war beispielsweise an den kriegerischen
Auseinandersetzungen um seinen Nachfolger in Köln, Gebhard I. Truchsess von
Waldburg, beteiligt, den er stets abgelehnt hatte.
Gebhard II. Truchsess von Waldburg,
* Heiligenberg 10. 11. 1547, Straßburg 31. 5.
1601; Kurfürst und Erzbischof von Köln (1577-
1583). Der in Konkurrenz zu Ernst von
Bayern zum Erzbischof von Köln gewählte G. ist vor allem dadurch bekannt geworden, dass
er nicht nur plante, zu heiraten (er führte ein Verhältnis mit einer Stiftsdame in Düsseldorf-
Gerresheim), sondern auch vorhatte, sein Erzbistum auch dem Protestantismus zuzuführen.
Dies führte schließlich zu seiner Exkommunikation und Absetzung. Da G. nicht weichen
wollte, kam es bis 1587/88 zum Kölnischen Krieg gegen seinen Nachfolger Ernst von
Bayern, der ihn schließlich mit Hilfe spanischer und bayerischer Truppen bezwang, während
sich G. nach Straßburg zurückzog. Später war er als evangelischer Geistlicher am Hofe des
Herzogs von Württemberg tätig.
Ernst von Bayern,
* München 17. 12. 1554, Arnsber
g 17. 2. 1612; Kurfürst und Erzbischof
von Köln (1583-1612) und Inhaber zahlreicher weiterer Würden wie unter anderem:
Fürstbischof von Freising (seit 1566), von Hildesheim (seit 1573), von Lüttich (seit 1581) und
von Münster (seit 1584). Daneben amtierte E. seit 1581 als Fürstabt von Stablo und
Malmedy
. Er gehörte zu den Kindern des Herzogs Albrecht V., des Großmütigen, von
Bayern, und war früh für den geistlichen Stand bestimmt worden. Aus diesem Grunde erhielt
er eine profunde Ausbildung durch die Jesuiten. Nachdem er bereits im Alter von 12 Jahren
sein erstes Bischofsamt erhalten hatte, wurde er mit Zustimmung des Kaisers, Spaniens, des
Papstes und Bayerns am 23. Mai 1583 durch das Domkapitel als zweiter Wittelsbacher auch
zum Kurfürst und Erzbischof von Köln gewählt, nachdem er 1577 noch Gebhard
II. von
Waldburg unterlegen war und vergeblich nach Rom appelliert hatte. Allerdings dauerte es
tatsächlich noch bis 1587/88, bis er mit Hilfe bayerischer und spanischer Truppen seine
Herrschaft am Rhein durchgesetzt hatte (Kölnischer Krieg). Er war politisch und diplomatisch
begabt und geschickt, aber auch ungeduldig und zu Faul- und Trägheit neigend. An der
Religion kaum interessiert, sondern vor allem mit Musik, Kultur und Naturwissenschaften
befasst, wurde seine Arbeit teilweise durch päpstliche Gesandte kontrolliert. Seit 1595 wurde
er durch seinen Neffen Ferdinand von Bayern als Koadjutor unterstützt und entlastet. Als

18
Kölner Erzbischof blieb er relativ blass, in Lüttich hielt man ihn in besserer Erinnerung. Als
Reichsfürst blieb er stets auf kaiserlicher Linie und erfüllte die Erwartungen seiner Förderer.
Ferdinand von Bayern,
* München 6. 10. 1577, Arnsberg 13. 9. 1650; Koadjutor (1595
-
1612) und Kurfürst und Erzbischof von Köln (1612-1650) sowie Fürstbischof von Lüttich,
Hildesheim, Münster (jeweils 1612-1650) und Paderborn (1618-1650). Weitere Ämter waren:
Koadjutor von Berchtesgaden (1594-1650) und Fürstabt in Stablo und Malmedy (1612-
1650). F.s Eltern waren Herzog Wilhelm V., der Fromme, von Bayern und seine Frau
Elisabeth Renate von Lothringen, zu seinen Geschwistern gehörte Kurfürst Maximilian I.
von Bayern. Er war für den geistlichen Stand vorgesehen und unterstützte seinen Onkel
Ernst von Bayern seit 1595 als Koadjutor in Köln. Im Gegensatz zu diesem war F. mit
echtem religiösem Eifer ausgestattet, und seine Ämterhäufung schuf in Verbindung mit
Bayern einen starken katholischen Block im Nordwesten des Reiches. Er hielt viele Synoden
ab und unterstützte die Seelsorge durch die Förderung entsprechender Orden. Aus dem
1618 ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieg konnte F. seine Territorien zunächst
weitestgehend unbeschädigt heraushalten; erst seit den 1630er Jahren kam es zu
Plünderungen und Verwüstungen. Seit 1642 diente F. sein Neffe Maximilian Heinrich als
Koadjutor.
Maximilian Heinrich von Bayern,
* München 8. 12. 1621, Bonn 5. 6. 1688; Erzbischof
und Kurfürst von Köln sowie Fürstbischof von Lüttich und von Hildesheim (1650-1688), des
Weiteren Fürstbischof von Münster (1683-1688) und Inhaber weiterer kirchlicher Ämter und
Würden. Der aus der Linie von Bayern-Leuchtenberg des Hauses Wittelsbach stammende
M. war von echter Frömmigkeit und war vielseitig interessiert (unter anderem an der
Alchemie!), galt aber auch als entscheidungsschwach, kränklich und melancholisch. Seit
1673 lebte er einige Jahre zurückgezogen und mit geistlichen Übungen beschäftigt im
Kloster Sankt Pantaleon zu Köln. Unter seiner Ägide konnte ein Teil der kurkölnischen
Schulden beglichen werden, Verwaltungsreformen wurden angestoßen und Gesetze
erlassen (Bergordnung, Gerichtsordnung und ähnliches). Die letzten Jahre seiner Herrschaft
wurde M. durch seinen Koadjutor Egon von Fürstenberg unterstützt.
Joseph Clemens von Bayern,
* München 5. 12. 1671, Bonn 12. 11. 1723; Erzbischof und
Kurfürst von Köln (1688-1723) sowie Inhaber zahlreicher weiterer kirchlicher Würden. J. war
ein Sohn des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern, der nur widerwillig die geistliche
Laufbahn einschlug. Er nahm an der Seite Bayerns am Spanischen Erbfolgekrieg (1701-
1714) teil und verfiel ähnlich wie sein Bruder, Kurfürst
Maximilian Emanuel von Bayern,
1706 für seine Unterstützung Frankreichs der Reichsacht und wurde ins Exil (unter anderem
nach Belgien) getrieben. 1715 konnte er zurückkehren. Obwohl er in späteren Jahren eine
echte Religiosität entwickelte, genoss J. immer auch die weltlichen Freuden des Lebens. Er
hatte ein reges Interesse an Kunst, Kultur und Musik und tat sich als Bauherr hervor. Sein
teurer Lebensstil provozierte den Widerstand der kurkölnischen Landstände, seine
angestoßenen Reformen (Verwaltung) fruchteten kaum. Nachfolger wurde sein Neffe
Clemens August von Bayern.
Clemens August von Bayern,
* Brüssel 16. 8. 1700, Koblenz 6. 2. 1761; Kurfürst und
Erzbischof von Köln (1723-1761), daneben Inhaber zahlreicher weiterer Ämter, so unter
anderem: Fürstbischof von Münster und von Paderborn (1719-1761), Fürstbischof von
Hildesheim (1724-1761), Fürstbischof von Osnabrück (1728-1761) und Hochmeister des
Deutschen Ordens (1732-
1761). C. war ein Sohn des bayerischen Kurfürsten M
aximilian
II. Emanuel, Kaiser Karl VII. Albrecht war sein älterer Bruder. Durch die antikaiserliche und
pro-französische Politik seines Vaters wuchs C. nicht in Bayern auf, sondern geriet für einige
Jahre in österreichische Gefangenschaft. Nachdem sein Vater die Herrschaft in Bayern
wieder übernehmen konnte, war er bestrebt, seine Söhne zu versorgen. So erhielt C. eine
geistliche Würde nach der anderen, interessierte sich jedoch kaum für die Politik in seinen
Territorien, sondern lehnte sich stark an Bayern und Frankreich an, dies galt besonders für
die Zeit nach dem Sturz seines kurkölnischen Ministers Ferdinand von Plettenberg (1733),

19
allerdings entfernte er sich von Frankreich bald und näherte sich wieder Österreich an. Auch
später sollte C. des Öfteren zwischen den europäischen Mächten lavieren. Bekannt
geworden ist der letzte Kurfürst und Erzbischof von Köln aus dem Hause Wittelsbach vor
allem als Erbauer der Schlösser in Bonn-Poppelsdorf und Brühl bei Köln.
Maximilian Friedrich von Königseck-Rothenfels,
* Köln 13. 5. 1708, Bonn 15. 4. 1784;
Erzbischof von Köln (1761-1784), Bischof von Münster (1762-1784) und Administrator des
Bistums Osnabrück (1765-1784). Der Spross einer schwäbischen Adelsfamilie erhielt seine
Ausbildung bei den Jesuiten. 1761 als Nachfolger des Clemens August von Bayern zum
Erzbischof und Kurfürsten von Köln gewählt, war er in seinen Territorien ernsthaft um
Reformen bemüht (Wegeordnung, Brandversicherung und ähnliches), war jedoch nicht auf
allen Feldern wirklich erfolgreich. Dafür gründete er in Bonn und Münster Akademien
beziehungsweise die Universitäten. Darüber hinaus förderte er weitere Schulen und erlaubte
Zeitungen. Außenpolitisch blieb er zu Frankreich auf Distanz und näherte sich dafür
Österreich und den Niederlanden an. Auch als Bauherr ist dieser Erzbischof, der seine
geistlichen Pflichten nicht vernachlässigte, hervorgetreten (Fürstbischöfliches Schloss in
Münster).
Maximilian Franz von Österreich,
* Wien 8. 12. 1756, auf Schloss Hetzendorf bei Wien
27. 7. 1801; letzter Erzbischof und Kurfürst von Köln vor der Säkularisation (1784-1801),
Bischof von Münster (1784-1801) und Hochmeister des Deutschen Ordens (1780-1801). M.
war das letzte Kind aus der Ehe zwischen Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz I.
Stephan. Zu seinen 12 überlebenden Geschwistern zählen die Kaiser Joseph II. und Leopold
II. sowie die französische Königin Marie Antoinette. Ursprünglich für den Statthalterposten in
Ungarn vorgesehen, jedoch für den Militärdienst aus gesundheitlichen Gründen nicht
geeignet, übernahm M. schließlich die Bischofsstühle von Köln und Münster. Ähnlich wie
seine Brüder Joseph und Leopold war er Anhänger der Aufklärung und um Reformen in den
Bereichen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik bemüht. Außerdem ist er als Förderer des
jungen Ludwig van Beethoven (1770-1827) hervorgetreten. Die letzten Jahre seines Lebens
war M. schwer erkrankt.

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2. Mainz (746-1813)
(Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches bzw. für Deutschland)
746-754:
Bonifatius
1288-1305:
Gerhard II. von Eppstein
755-786:
Lullus
1306-1320:
Peter von Aspelt
787-813:
Richulf
1321-1328:
Matthias von Bucheck
813-825:
Haistulph
1328-1337:
Balduin von Luxemburg (Administrator)
826-847:
Otgar
1337-1353:
Heinrich III. von Virneburg
847-856:
Hrabanus Maurus
1353-1371:
Gerlach von Nassau
856-863:
Karl von Aquitanien
1371-1373:
Johann von Luxemburg-Ligny
863-889:
Liutbert
1374-1381:
Ludwig von Meißen
889-891:
Sunderold
1381-1390:
Adolf I. von Nassau
891-913:
Hatto I.
1390-1396:
Konrad II. von Weinsberg
913-927:
Heriger
1396-1397:
Gottfried von Leiningen
927-937:
Hildebert
1397-1419:
Johann II. von Nassau
937-954:
Friedrich
1419-1434:
Konrad III. von Dhaun
954-968:
Wilhelm
1434-1459:
Dietrich Schenk von Erbach
968-970:
Hatto II.
1459-1463:
Diether von Isenburg
970-975:
Ruprecht
1463-1475:
Adolf II. von Nassau
975-1011:
Willigis
1475-1482:
Diether von Isenburg
1011-1021:
Erkanbald
1482-1484:
Adalbert III. von Sachsen (Administr.)
1021-1031:
Aribo
1484-1504:
Berthold von Henneberg
1031-1051:
Bardo
1504-1508:
Jakob von Liebenstein
1051-1059:
Luitpold I.
1508-1514:
Uriel von Gemmingen
1059-1084:
Siegfried I.
1514-1545:
Albrecht von Brandenburg
1084-1088:
Wezilo
1545-1555:
Sebastian von Heusenstamm
1088-1109:
Ruthard
1555-1582:
Daniel Brendel von Homburg
1111-1137:
Adalbert I. von Saarbrücken
1582-1601:
Wolfgang von Dalberg
1138-1141:
Adalbert II. von Saarbrücken
1601-1604:
Johann Adam von Bicken
1141-1142:
Markolf
1604-1626:
Johann Schweikhard von Kronberg
1142-1153:
Heinrich I. von Wartenburg
1626-1629:
Georg Friedrich von Greifenklau
1153-1160:
Arnold von Seelenhofen
1629-1647:
Anselm Casimir Wambolt v. Umstadt
1160-1160:
Rudolf von Zähringen
1647-1673:
Johann Philipp von Schönborn
1160-1161:
Christian I. von Buch
1673-1675:
Lothar Friedrich von Metternich
1161-1165:
Konrad I. von Wittelsbach
1675-1678:
Damian Hartard von der Leyen
1165-1183:
Christian I. von Buch
1679-1679:
Karl Heinrich von Metternich
1183-1200:
Konrad I. von Wittelsbach
1679-1695:
Anselm Franz von Ingelheim
1200-1230:
Siegfried II. von Eppstein
1695-1729:
Lothar Franz von Schönborn
1200-1208:
Leopold II. von Schönfeld
1729-1732:
Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg
1230-1249:
Siegfried III. von Eppstein
1732-1743:
Philipp Karl von Eltz
1249-1251:
Christian II. von Bolanden
1743-1763:
Johann Friedrich Karl von Ostein
1251-1259:
Gerhard I. von Dhaun und Kyrburg
1763-1774:
Emmerich Joseph von Breidbach
1259-1284:
Werner von Eppstein
1774-1802:
Friedrich Karl Joseph von Erthal
1286-1288:
Heinrich II. von Isny
1802-1813:
Karl Theodor von Dalberg
Bonifatius (Winfried), Heiliger, * in Wessex 672/73
, Dokkum 5. 6. 754; genannt ,,Apostel
der Deutschen". Papst Gregor II. übertrug ihm 719 die Mission bei den Germanen.
Er
verbreitete das Christentum in Thüringen und Friesland (bis 721), dann in Hessen, wo er die
Klöster Amöneburg und Fritzlar gründete. 722 bekam er in Rom die Weihe zum Bischof und
wirkte sei 723 wieder in Hessen. 725 ließ er durch weitere Missionare auch Klöster in
Thüringen gründen. 732 wurde er zum Bischof von Rom ernannt. 737/38 gründete er in
Bayern die Bistümer Passau, Regensburg, Freising und Eichstätt (745). 741 kam es zur
Gründung der Bistümer Büraburg, Erfurt und Würzburg. Wohl seit 746 Bischof von Mainz
und wieder Missionar in Friesland, wo er den Märtyrertod starb. - Sein Fest wird am 5. Juni
gefeiert.
Lullus (Lul), Heiliger, * in Wessex um 710,
Hersfeld 16. 10. 786; Erzbischof von Mainz
(755-786, Bestätigung durch den Papst erst 781). Er war ein Freund und Anhänger des
Bonifatius, den er in Rom kennen gelernt hatte. Ihn unterstützte er auch tatkräftig bei der
Germanenmission sowie Karl den Großen bei der Christianisierung der Sachsen. Das

21
Erzbistum Mainz konnte er um die Bistümer Büraburg und Erfurt erweitern. Zwischen 769-
775 gründete er das Kloster Hersfeld.
Richulf (Richolf)
, Mainz 9. 8. 813; Erzbischof von M
ainz (787-813). R. war ein Schüler des
Gelehrten Alkuin und ist darüber hinaus dem engen Umkreis Karls des Großen zuzurechnen.
Der sehr fleißige R. konnte das Mainzer Erzbistum erweitern und unterstützte das
Bildungsprogramm Karls des Großen.
Haistulph,
28. 12. 825; Erzbischof von Mainz (813-825). H. war vielleicht Langobarde und
gehörte zu den Schülern des Lullus. Als Erzbischof stand er in engem Kontakt zum
Kloster Fulda. Weitere Klöster wurden durch ihn gefördert; auch regte er die Erstellung
verschiedener literarischer Werke und Predigtensammlungen an.
Otgar,
21. 4. 847; Erzbischof von Mainz (826
-847). O. war reichspolitisch äußerst aktiv.
So musste er 833 die Wache des gestürzten Kaisers Ludwig des Frommen übernehmen,
söhnte sich jedoch wieder mit ihm aus und unterstützte nach Ludwigs Tod dessen Sohn
Lothar ohne jeden Zweifel. Für sein Territorium konnte er wichtige Reliquien gewinnen.
Hrabanus Maurus, * in Mainz um 780,
Winkel (Rheingau, Hessen) 4. 2. 856; Erzbischof
von Mainz (847-856), zuvor Abt des Klosters Fulda (822-842). Seit 791 lebte H. im Kloster
Fulda und gehört wohl zu den wichtigsten Gestalten des deutschen und europäischen
Mittelalters. Er sammelte und edierte Handschriften und Bücher und kann als Vermittler
zwischen antiker und mittelalterlich-christlicher Welt gelten. Als Abt in Fulda erwies sich H.
als ausgezeichneter Verwaltungsfachmachmann, indem er bspw. die Archivführung und die
Führung der Totenannalen intensivierte. Ferner zog sein ausgezeichneter Ruf Mönche
sowohl aus Ost- als auch aus Westfranken an. Reichspolitisch war er u. a. in die
Auseinandersetzung zwischen Kaiser Ludwig dem Frommen und seinen Söhnen involviert,
auch mit Ludwig dem Deutschen verbanden ihn nicht immer nur freundschaftliche Bande.
Man versöhnte sich jedoch, und Ludwig berief H. 847 auf den Erzstuhl nach Mainz, nachdem
er seit seinem Rückzug als Abt von Fulda auf dem Petersberg nahe Fulda gelebt hatte. Er
hielt sofort und 852 wichtige Synoden ab und war involviert in verschiedene
religionspolitische Auseinandersetzungen seiner Zeit (z. B. den Streit um Erzbischof Ebbo
von Reims).
Karl von Aquitanien,
* um 825/30, 4. 6. 863; Erzbischof von Mainz (856
-863). K. gehörte
zu den Kindern König Pippins I. von Aquitanien und wurde als Entlaufener aus einem Kloster
durch König Ludwig den Deutschen 856 auf den Erzstuhl in Mainz berufen. Für seine
Amtszeit ist unter anderem eine Synode belegt, die er 857 abhielt.
Liutbert,
17. 2. 889; Erzbischof von Mainz (863
-889), zudem seit 870 und bis 882 als
erster Mainzer Erzbischof Erzkaplan und Erzkanzler des Reiches. Der aus Schwaben
stammende L. stand lange in den Diensten König Ludwigs des Deutschen und seiner
Nachfolger. Er war u. a. beteiligt an Verhandlungen mit Westfranken, die die Teilung des
Mittelreiches betrafen (870). Zum Dank erhielt er von Ludwig die Ämter des Erzkaplans und
des Erzkanzlers. Unter seiner persönlichen Führung wurden die Wikinger von Mainz
ferngehalten. 868 und 888 hielt er Synoden ab.
Sunderold,
26. 6. 891; Erzbischof von Mainz und
Erzkanzler des Reiches (889-891). S.
war zunächst Abt des Klosters Fulda und wurde auf Empfehlung des Markgrafen Poppo von
Thüringen Erzbischof von Mainz. Im Kampf gegen die Wikinger fand er den Tod.
Hatto I.,
* um 850, wohl Mainz 5. 5. 913; Erzbischof
von Mainz (891-913). Anhänger König
Arnulfs von Kärnten. 900-911 zusammen mit Salomon III. von Konstanz Leiter der
Reichsregierung. 911-913 Kanzler König Konrads I. 888-891 auf der Reichenau und in
Ellwangen tätig.

22
Heriger,
1. 12. 927; Erzbischof von Ma
inz (913-927). H. ist unbekannter Herkunft und war
als Erzbischof ebenso wie sein Vorgänger Hatto ein Unterstützer König Konrads I. 916 nahm
er an der bedeutenden Synode von Hohenaltheim und 919 an der Königserhebung Heinrichs
I. teil. Er wehrte einen Angriff Westfrankens ab und war auch in der Folgezeit aktiv im
Gefolge Heinrichs I. zu finden.
Hildebert,
Mainz 31. 5. 937; Erzbischof von Mainz (927
-937). H. wuchs im Kloster Fulda
auf, wo er schließlich auch als Abt diente. 927 nach Mainz berufen, präsidierte er 932 die
Synode von Erfurt und stritt sich vier Jahre später und letztlich erfolgreich mit seinen
Amtsbrüdern in Köln und Trier um das Krönungs- und Vortrittsrecht im Fall König Ottos I.,
des Großen, das letztlich bei Mainz verblieb.
Friedrich,
M
ainz 25. 10. 954; Erzbischof von Mainz (937-954). Über F.s Herkunft liegen
keine Informationen vor, jedoch wirkte er bis zu seiner kaiserlichen Berufung auf den
Mainzer Erzstuhl als Domherr in Hildesheim. Als Metropolit in Mainz wirkte er seelsorgerisch
und griff selbst in den Reimser Bistumsstreit ein. Sein Recht dazu leitete er aus seinem
Vikariat auch über Gallien ab. F.s Ziel war es, das geistliche Leben tief greifend zu
reformieren und zu beleben. Er gründete u. a. das Stift St. Peter in Mainz. Sein Verhältnis zu
König Otto I. war nicht immer ungetrübt. So wechselte er nach einem gescheiterten
Vermittlungsversuch zwischen Otto und Eberhard von Franken auf die Seite des Franken. In
den 940er Jahren besserte sich das Verhältnis dann wieder.
Wilhelm, * 92
9, Rottleberode (Südharz) 2. 3. 968; Erzbischof von Mainz (954
-968). W. war
ein außerehelicher Sohn des nachmaligen römischen Kaisers Otto I., des Großen, aus der
Beziehung mit einer Slawin. 954 zum Erzbischof gewählt, erhielt er auch die Würden des
Reichsvikars, war also der direkte Stellvertreter des Papstes im Reich, war Erzkapellan
(später Reichskanzler) und Gründer des Stifts St. Martin in Heiligenstadt in Thüringen. Er
lehnte die Errichtung eines Erzbistums Magdeburg strikt ab.
Hatto II.,
18. 1.
970; Erzbischof von Mainz (968-970). Vor seiner Erhebung war H. Abt des
Klosters Fulda. Als Erzbischof machte er den Weg frei für die Gründung eines Erzbistums
Magdeburg durch Kaiser Otto I., den Großen.
Ruprecht,
13. 1. 975; Erzbischof von Mainz (970
-975). Über die Regierung des Sachsen
R. in Mainz liegen nur einige gesicherte Informationen vor. So hielt er 972 und 973 zwei
Synoden in Ingelheim und Mainz ab.
Willigis,
* um 940 (?), 23. 2. 1011; Erzbischof von Mainz (975
-1011) und Erzkanzler. Er
war an der Vormundschaft für Otto III. beteiligt und verteidigte gekonnt die Rechte des
Königs auf die Krone gegen Bayern. W. ließ den Mainzer Dom bauen und gründete viele
Klöster.
Erkanbald,
17. 8. 1021; Erzbischof von Mainz (1011
-1021). Wie viele seiner Vorgänger
und Nachfolger war E. vor seiner Berufung nach Mainz Abt des Klosters Fulda.
Verwandtschaftliche Beziehungen verbanden ihn mit dem berühmten Bischof Bernward von
Hildesheim. Nach Mainz berufen wurde er durch Kaiser Heinrich II., dem Heiligen, dessen
enger Mitarbeiter er war.
Aribo,
* um 990 (?), Como 6. 4. 1031; Erzbischof von Mainz (1021
-31). Stand 1024 hinter
der Wahl Konrads II.; 1024-31 Erzkanzler für Italien; Leiter der Reichskanzlei.
Bardo, * Oppershofen (Rockersberg in der Wetterau, Hes
sen) um 980, Oberdorla in
Thüringen im Juni 1051; Erzbischof von Mainz (1031-1051). B. erhielt seine Ausbildung im
Kloster Fulda und wurde durch die Salierkaiser in seiner Karriere gefördert. Als Erzbischof
weihte er 1036 den Mainzer Dom und salbte 1043 Agnes von Poitou zur Königin. Die
Armenfürsorge war dem Erzbischof ein großes Anliegen.

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Luitpold I.,
1059; Erzbischof von Mainz (1051
-1059). In seiner Amtszeit stiftete L. mehrere
Klöster, hielt mehrere Synoden ab und gab eine Biografie über seinen Vo
rgänger Bardo in
Auftrag.
Siegfried I.,
16. 2. 1084; Erzbischof von Mainz (1060
-1084). S. stammte wohl vom
Mittelrhein, war Abt in Fulda und wurde 1060 durch Kaiserin Agnes zum Erzbischof von
Mainz berufen. Als solcher betrieb er eine Politik, die durchaus nicht frei von Widersprüchen
war. Zu Beginn des Investiturstreits noch dem kaiserlichen Lager angehörend, wechselte er
1076 auf die päpstliche Seite und unterstützte das Gegenkönigtum des Rudolf von
Rheinfelden und des Hermann von Salm, deren Koronator er 1077 und 1081 war. Als
Erzbischof von Mainz unterstützte er nachhaltig die Klosterreform und unternahm mehrere
Pilgerfahrten. Sein Grab fand S., dessen Einfluss zum Schluss stark zurückgegangen war, in
seiner Eigengründung, dem Kloster Hasungen.
Wezilo,
1088; Erzbischof von Mainz (1084
-1088). Durch Kaiser Heinrich IV. berufen,
vertrat W. mit Nachdruck die kaiserliche Sache.
Ruthard,
2. 5. 1109; Erzbischof von Mainz (1089
-1109). Auch dieser Erzbischof, Spross
einer Mainzer Ministerialenfamilie, war zunächst auf kaiserlicher Seite zu finden, bevor er ins
päpstliche Lager wechselte und 1105 maßgeblich an der Absetzung Kaiser Heinrichs IV.
mitwirkte. Dennoch war sein Verhältnis zu den Päpsten nicht immer spannungsfrei, da er
eigenmächtig Bischöfe investierte, wie der Fall Reinhard von Blankenburg für Halberstadt
bezeugt. Auch erschien er 1107 nicht, wie gefordert zu einer Synode, woraufhin ihn der
Papst zunächst suspendierte. Da er das Urteil vorbehaltlos akzeptierte, wurde R. bald wieder
als Erzbischof eingesetzt.
Adalbert I. von Saarbrücken, * um 1070,
Mainz 23. 6. 1137; Erzbischof von Mainz
(1109/11-1137). A. stammte aus der Familie der Grafen von Saarbrücken. Nachdem er
1106-1112 in hoher Gunst bei Kaiser Heinrich V. gestanden und diesen wohl gegen den
Vater Heinrich IV. unterstützt hatte, ließ der Kaiser ihn 1112-1115 auf der Burg Trifels
gefangen halten (hier saß 1192-1194 auch Richard I. Löwenherz von England gefangen).
Die Gründe für diesen Schritt sind heute nicht mehr ganz ersichtlich, anzunehmen ist jedoch,
dass der Bruch zwischen Erzbischof und Kaiser ohne vorherige Anzeichen geschah.
Zwischen 1112 und 1122 war A. Führer der kirchlichen Reformpartei am Hof und schloss mit
dem Kaiser 1122 das Wormser Konkordat. 1125 ließ er Lothar III. von Sachsen-
Süpplingenburg zum römischen König wählen.
Adalbert II. von Saarbrücken,
Erfurt 17. 7. 1141; Erzbischof von Mainz (1138-1141). A.
war ein Neffe Adalberts I., der in Mainz, Hildesheim, Paris und Montpellier seine
Ausbildung erhielt. Zu größeren politischen Aktivitäten kam es während seiner kurzen
Amtszeit nicht.
Markolf,
9. 6. 1142; Erzbischof von Mainz (1141
-1142). M. hatte lange wichtige Positionen
im Erzbistum Mainz inne, bevor er selbst zum Erzbischof gewählt wurde. Allerdings regierte
er zu kurz, als dass es zu größeren Aktivitäten hätte kommen können.
Heinrich I. von Wartenburg,
* zw. 1090 und 1100, Mainz 2. 9. 1153; Erzbischof von
Mainz (1142-1153). Vertreter Konrads III. im Reich (1147-1149). Er wurde 1153 durch den
Legaten des Papstes abgesetzt, weil er Kirchengut verschacherte.
Arnold von Seelenhofen,
* zwischen 1095 und 1100, (ermordet) 24. 6. 1160; Erzbischof
von Mainz (1153-1160). Vor seiner Berufung durch König Friedrich I. Barbarossa war A.
dessen Kanzler. Der König vollzog die Neubesetzung des Mainzer Erzstuhls ohne
Rücksprache mit dem dortigen Kapitel. A. nahm an den Italienfeldzügen des Herrschers teil,
es kam jedoch auch zu schweren Konflikten mit der Stadt Mainz und er hatte Aufstände und

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Unruhen unter seinen Kanonikern gegen seine Herrschaft auszustehen. Im Zuge eines
letzten Aufstandes 1159/60 wurde A. schließlich ermordet.
Rudolf von Zähringen,
* um 1135, Herdern bei Freiburg i. Br. 5. 8. 1191; durch die
Mainzer Bürger berufener und vom Kaiser nicht anerkannter Erzbischof von Mainz (nur
1160), seit 1167 Bischof von Lüttich. Als solcher begleitete er den Kaiser 1189 auf den
Dritten Kreuzzug und verstarb auf dem Rückweg.
Konrad I. von Wittelsbach,
* um 1120/25, Riedfeld bei Neustadt an der Aisch 25. 10.
1200; Erzbischof von Mainz (1161-1165 und 1183-1200) bzw. von Salzburg (1177-1183, dort
als K. III.) sowie Inhaber weiterer kirchlicher Würden. K. war ein Sohn des bayerischen
Pfalzgrafen Otto V. von Wittelsbach und ein jüngerer Bruder des bayerischen Herzogs
Otto I., des Rotkopfs. Er war 1160 kaiserlicher Kandidat bei der Neubesetzung des
Mainzer Erzstuhls, konnte sich jedoch gegen den Kandidaten des Domkapitels, Christian
I. von Buch, nicht halten. Erst in seiner zweiten Amtszeit anerkannt, erneuerte er die 1160
geschleifte Stadtmauer (Bestrafung der Mainzer Bürger nach der Ermordung des
Erzbischofs Arnold von Seelenhofen) und den Mainzer Dom. Unter K.s Herrschaft fanden
in Mainz weitere höchst bedeutende Ereignisse statt: das prächtige Mainzer Hoffest des
Kaisers (1184) und der Hoftag Jesu Christi (März 1188), auf dem der Kaider und viele
weitere Anwesende das Kreuz nahmen. 1197/98 nahm K. am Kreuzzug Kaiser Heinrichs VI.
teil und vermittelte im April 1200 noch einen kurzzeitigen Frieden zwischen Staufern und
Welfen im Deutschen Thronstreit.
Christian I. von Buch,
* um 1130, (am Sumpffieber) Tusculum bei Frascati 25. 8. 1183;
Erzbischof von Mainz (1165-1183). C., aus dem thüringischen Grafengeschlecht von Buch
stammend, gehört zu Recht zu den prägenden Protagonisten der Stauferzeit und war neben
seinem Kölner Amtsbruder Rainald von Dassel der engste Mitarbeiter Kaiser Friedrichs I.,
der ihn zunächst jedoch als Erzbischof für Mainz ablehnte und an seiner Statt Konrad von
Wittelsbach favorisierte. Erst als Friedrich von Konrad enttäuscht wurde, wandte er sich C.
zu und ließ ihn 1165 zum Erzbischof wählen. Sein Wirkungsschwerpunkt war allerdings nicht
sein Erzbistum Mainz, sondern Reichsitalien, wo er im Namen des Kaisers als Reichslegat
amtierte (seit 1171 war der Erzbischof ausschließlich dort zu finden). Er begleitete Friedrich
auf mehreren Italienzügen und war unter anderem maßgeblich beteiligt am
Zustandekommen am Frieden von Venedig zwischen Kaiser und Papst (1177). Dass er nicht
nur Freunde hatte, merkte man spätestens 1179/80, als er in die Gefangenschaft seiner
italienischen Gegner geriet. In seiner Politik für das Erzbistum Mainz war C. nicht ganz so
erfolgreich wie auf Reichsebene.
Leopold II. von Schönfeld,
Gegenerzbischof zu Siegfri
ed II. von Eppstein während des
Mainzer Schismas (1200-1208), das eng mit dem Deutschen Thronstreit verknüpft war.
Siegfried II. von Eppstein,
* um 1165 (?), 9. 9. 1230; Erzbischof von Mainz (1200
-1230).
S. war ein Sohn des Gottfried I. von Eppstein und wurde 1200 gegen den von König Philipp
von Schwaben gestützten Kandidaten Leopold II. von Schönfeld Bischof von Worms zum
Erzbischof von Mainz gewählt. Während des Deutschen Thronstreits (bis 1208) wechselte er
zwischen Welfen und Staufern und unterstützte seit 1210/11 den Staufer Friedrich II. Er
nahm am Laterankonzil (1215) und an der Kaiserkrönung Friedrichs II. teil (1220). Die
Städtepolitik König Heinrichs (VII.) bekämpfte er hingegen massiv. S. betrieb eine
eigenständige Politik für das Erzstift Mainz, indem er Burgen am Rhein und in Thüringen
sowie in Hessen erwarb. Im Diözesanstreit mit Hildesheim konnte S. sich nicht durchsetzen.
1228 erreichte er, dass das Krönungsrecht für den römischen König bei Mainz verblieb.
Siegfried III. von Eppstein, * um
1195 (?), Bingen 9. 3. 1249; in der Nachfol
ge seines
Onkels
Siegfried II. von Eppstein Erzbischof von Mainz (1230
-1249). Von Beginn seiner
Herrschaft war S. politisch involviert. Zunächst opponierte er gegen die Städtepolitik König
Heinrichs (VII.) und vermittelte mehrfach und vergeblich zwischen Kaiser und Papst. 1232
Ende der Leseprobe aus 116 Seiten

Details

Titel
Die neun Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation
Untertitel
Das große Fürstenlexikon Band 2
Autor
Jahr
2017
Seiten
116
Katalognummer
V384498
ISBN (eBook)
9783668622944
ISBN (Buch)
9783668622951
Dateigröße
2446 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kurfürstentümer, heiligen, römischen, reiches, deutscher, nation, fürstenlexikon, band
Arbeit zitieren
Konstantin Noack (Autor:in), 2017, Die neun Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384498

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