Mehrsprachigkeit in Mexiko. Exemplarische Einblicke in sprach- und kulturpolitische "Bottom-up" und "Top-down" Maßnahmen


Hausarbeit, 2017

24 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Definitionsversuch Indigener digitaler Aktivismus

2. Sprachensituation in Mexiko
2.1 Bilinguismus und Multilinguismus
2.2 Funktionen der Sprache: Fishmans Domäne Theorie
2.2.1 Bi- und multilingualer Diglossiebegriff

3. Vitalität und Revitalisierung: Sprachwechsel und -erhalt

4. Einstellungen

5. Sprachervitalisierungsmaßnahmen: Multimedia-Methode

6. Politisches Kapital der mexikanischen Sprach- und Bildungspolitik
6.1 Sprachstatusplanung (‚Top Down’)
6.2 Sprachkorpusplanung (‚Top-down’)
6.3 Sprachprestigeplanung (‚Bottom-up’)

7. Internationale Organisationen und Top-Down Maßnahmen: INALI und CDI

8.Analyse
8.1 Bi- und multilingualer Diglossiebegriff
8.2 Die Multimedia-Methode
8.3 Sprachstatusplanung (‚Top-down’) am Beispiel der INALI und CDI
8.4 Sprachprestigeplanung (‚Bottom-up’) am Beispiel der ALMG und Rising Voices
8.5 Das Netzwerkkonzept

9. Schlussbemerkungen

10. Literaturverzeichnis

Einleitung

„La protección y promoción de la diversidad lingüística es una labor que nos interesa y que es responsabilidad de todos“. Dieses Statement seitens der INALI zeigt, dass der Mehrsprachigkeitskontext in Mexiko nicht nur regional oder national, sondern transnational von Bedeutung ist. Die ‚lenguas ancestrales’ gelten als menschliches kulturelles und linguistisches Erbe.

Außerdem hat jeder Mensch das Recht darauf, in allen Lebensbereichen, öffentlich sowie privat, seine Sprache verwenden zu dürfen und zu können, vor allem auch das Recht auf ein bilinguales Bildungssystem.

Die bisher repressiven asymmetrischen Machtverhältnisse und die Homogenisierung der Kultur und Sprache haben einen enormen Sprachrückganz hervor gerufen und zur Akkulturation und Adaption an die dominante Kultur, das Spanische, geführt, was durch globale Tendenzen noch zusätzlich forciert wird.

Dieser Verlust weist die Dringlichkeit der sozialen und politischen Stärkung des Sprachbewusstseins, als auch von Revitalisierungsmaßnahmen ‚von oben’ und ‚von unten’.

Die vorliegende Arbeit bietet daher einen Einblick in die sprachliche und politische Mehrsprachigkeitssituation und der Sprachplanung in Mexiko.

Zu Beginn wird das definitorische Problem der ‚Indigenität’ behandelt und der historische Situationskontext wird näher erläutert. Gegenstand des nächsten Kapitels ist die Darstellung der Mehrsprachigkeitssituation mit einer Einführung in die Termini der Diglossie und des Bilinguismus und deren Differenzierung. Als nächstes wird auf die Vitalität und Revitalisierung einer Sprache und dem damit verbundenen Sprachwechsel- oder –erhalt eingegangen. Die nächsten Kapitel beschäftigen sich mit den Einstellungen und der Vorstellung der Revitalisierungsmaßnahme der Multimedia-Methode. Die nächste Textpassage befasst sich mit der ‚Top-down’ und ‚Bottom-up’ Sprachplanung und der Vorstellung der internationalen Organisationen der INALI und CDI. Zuletzt erfolgt die Analyse des Mehrsprachigkeitskontext, als auch der offiziellen (CDI, INALI) und inoffiziellen (NGOs wie Global Rising Voices) Sprachplanung am Beispiel des Internets.

1. Definitionsversuch Indigener digitaler Aktivismus

Den Begriff Indigenismus/Indigenität zu definieren ist problematisch, da dieser Terminus ein großes Spektrum der Bevölkerung anvisiert und damit eine kulturelle und sprachliche Pluralität generalisiert, obwohl große interne Differenzen existieren. Es gibt verschiedene Auffassungen über die Bedeutungen von Indigenität, welche von der Selbstidentifizierung als „Indio“ abhängt.

„Die Kategorie Indigenität existiert, laut Guillermo Bonfil Batalla, nur in Relation zum Staat. Vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer gab es keine gemeinsame Basis und keine Notwendigkeit für eine übergreifende, ethnische Identität der Bevölkerung und sich gemeinsam zu organisieren“ (Dobler 2010:17).

Der Begriff geht von einer historischen, kollektiven Identitätskonstruktion aus, „eine gemeinsame Basis aufgrund geteilter Erfahrungen“ (Dobler 2010:17). Demnach stellt die Kolonisierung und die damit einhergehende Propagierung einer Nationalsprache, sozialen Misere und Diskriminierung, politischen, sprachlichen und kulturellen Repressionen, externe Autoritäten und asymmetrische Dominanzverhältnisse u.v.m. Ausgangspunkt für indigene Bewegungen dar mit dem Ziel der politischen Legitimation und Implementierung indigenistischer Forderungen zum Beispiel im Sinne der sprachlichen und kulturellen subnationalen Autonomie, der Selbstbestimmung und einer Gleichberechtigung, zu forcieren. Die Gemeinsamkeit dieser ethnisch distinkten Gruppen besteht in den geteilten Forderungen und Anliegen und in der bewussten externen Abgrenzung zur dominanten Kultur und internen Verbindung.

Indigene Organisationen sind also das Resultat dieser historischen Ereignisse, der sozialpolitischen Exklusion und der Resistenz gegen sprachliche und kulturelle Assimilation und Homogenisierung.

Laut Ronald Niezen „ist Indigenismus ein junges, globales Phänomen und eine wachsende Form des Aktivismus, das als transnationales Netzwerk indigener Organisationen und Gruppen als Quelle für Ideen, Identität, Legitimität und finanzielle Mittel agiert“ (Dobler 2010:28f).

Das Internet fungiert als Mittel zur Durchsetzung der Ziele. Viele indigene Web-Sites reflektieren das aktive und kooperative Verhalten distinkter Organisationen und Institutionen. Das Internet spielt dabei eine zentrale Rolle, denn nie zuvor war es möglich so schnell und kostengünstig Informationen über geographische und sprachliche Grenzen hinweg zu verbreiten, sich zu koordinieren und zur Mobilisation aufzurufen.

2. Sprachensituation in Mexiko

Obwohl Spanisch die offizielle Sprache ist, weist Mexiko eine große kulturelle und sprachliche Diversität mit offiziell 68 Sprachen aus 11 Sprachfamilien auf, die sich in 364 Varietäten ausspalten/unterteilen/differenzieren lassen (cf.: Montemayor 2017 : 25).

Diese sprachlich-kulturelle Heterogenität lässt sich bereits vor der Kolonisierung aufweisen, welche durch konstante Kulturkontakte markiert ist.

Allerdings gibt es einen dramatischen Sprachrückgang aufgrund der politischen, ökonomischen und sozialen Dominanz des Spanischen und „ein beachtlicher Anteil der mexikanischen indigenen Sprachen ist in seiner Existenz bedroht“ (Montemayor 2017:25). Der Großteil der Bevölkerung favorisiert (mehr oder weniger obligatorisch) oder adaptiert das Spanische aufgrund seiner sozioökonomischen Relevanz und Chancen, des asymmetrischen Machtverhältnisses und der oft mit der indigenen Sprachen assoziierten Stigmatisierung und Marginalisierung.

Das Resultat ist eine instabile gesellschaftliche Diglossie-Situation, die mit unterschiedlichen bilingualen Sprachkompetenz und „vielfältigen Formen des Sprachkontakts und der Sprachmischung auf individueller Ebene einhergehen“ (Montemayor 2017:25).

2.1 Bilinguismus und Multilinguismus

Bilinguismus wird als „variables, weitverbreitetes und multidimensionales Konzept verstanden“ (Montemayor 2017:15.) und bezeichnet generell die Beherrschung von zwei Sprachen, dabei variiert meistens die Sprachkompetenz von einer zur anderen Sprache. Heute wird die Mehrsprachigkeit positiv konnotiert, im Gegensatz zu früher, als die kulturelle und sprachliche Homogenisierung intendiert wurde als Zeichen des Nationalismus und der Expansion, nach dem „Einsprachigkeit der natürliche gottgewollte und/ oder politische legitime Zustand des Menschen sei. Der 〈ideale〉 Mensch ist einsprachig“ (Montemayor 2017:15).

Einen Sprecher als bi- oder multilingual zu kategorisieren ist problematisch, da das Konzept des Multilinguismus von seiner „Sprachkompetenz und Performanz abhängt“ (Montemayor 2017:15). „Funktional mehrsprachig ist, ≪wer sich irgendwann in seinem Leben im Alltag regelmäßig zweier oder mehrerer Sprachvarietäten bedient und auch von der einen in die andere wechseln kann, wenn dies die Umstände erforderlich machen, aber unabhängig von der Symmetrie der Sprachkompetenz, von der Erwerbsmodalitäten und von der Distanz zwischen den beteiligten Sprachen≫“ (Montemayor 2017:16).

Es wird dabei zwischen institutioneller, individueller und gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit differenziert, welche eine Interdependenz aufweisen, da sich der individuelle Mensch in der Regel seiner sozialen Umwelt, also der Majorität, adaptiert (oder adaptieren ‚muss’, vor allem aus sozioökonomischer Sicht).

Die individuelle Mehrsprachigkeit wird im sozialen (z.B. Schule) oder familiären, also privatem, Umfeld erworben. Diese kann unterschiedliche Formen annehmen, meistens in Abhängigkeit zur Kongruenz und sozioökonomischen Stellung (Ideolekt, Soziolekt, Regiolekt) (cf.: Montemayor 2017:16). Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, welche die individuelle Mehrsprachigkeit beeinflussen, u.a. die „geografische Mobilität“ (Montemayor 2017:16), die Urbanisierung, etc.

Eine Institution, Verwaltung oder Regierung ist mehrsprachig, wenn sie ihre Dienste in mehreren Sprachen anbietet (cf.: Montemayor 2017:17.), wie beispielsweise die INALI. Durch die Globalisierung und Modernisierung (vor allem die Digitalisierung) wird viel mehr auf die Sprachbedrohung und die Notwendigkeit der Bewusstseinsstärkung und Revitalisierung hingewiesen, da kulturelle und sprachliche Diversität verloren geht als menschliches Erbe. Viele internationale Organisationen wie die INALI oder UNESCO unterstützen und engagieren sich für die Durchsetzung indigener Rechte und Forderungen. Gerade diese forcieren die Verabschiedung der Gesetze und geben die entscheidenden Impulse für deren Durchsetzung.

Bei gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit koexistieren mehrere Sprachen in einem determiniertem Territorium, wobei diese in der Regel durch ein hierarchisches Dominanzverhältnis in Bezug auf die Funktionalität und den Gebrauch der Sprachen markiert sind. Diese funktionale Aufteilung ist abhängig von der sozialen Stellung der Sprache, also dem Prestige oder der Stigmatisierung.

2.2 Funktionen der Sprache: Fishmans Domäne Theorie

Im Gegensatz zur dominanten Sprache, die meistens praktisch alle Domänen des öffentlichen Lebens (Verwaltung, Bildungssystem, usw.) okkupiert, wird die traditionelle Minoritätssprache in der Familie und in der regionalen Gemeinde zurück gedrängt bis sie intergenerationell nicht mehr weitergegeben wird und zur Sprachmischung, -wechsel oder –tod führen kann (cf.: Montemayor 2017:20).

Fishman unterbreitet die Domäne Theorie, die besagt dass „if a strict domain separation becomes institutionalized so that each language is associated with a number of important but distinct domains, bilingualism may well become both universal and stabilized even though an entire population consists of bilinguals interacting with bilinguals“ (Tsunoda 2005:15).

Ein stabiler Bilingualismus und die funktionelle Separation der Domänen bilden also das Fundament für den Spracherhalt.

Ein stabiler Bilingualismus setzt ein relativ große Sprechergruppe und einen höheren Prestigestatus beider Sprache voraus, oft in einer diglossischen Situation. Die dominante „high prestige functions“ Sprache wird für offizielle, verwaltungstechnische und kirchliche Zwecke genutzt, die dominierte „low Prestige functions“ Sprache für persönliche / private und intime Zwecke (Grinevald/Bert 2011:15).

Die funktionale und räumliche Verteilung der Sprache beeinflusst die komplementäre Selektion des Codes und das Alternieren zwischen den Sprachen. Daraus resultieren verschiedene Sprachverhaltensdomänen. Diese werden mit den jeweiligen Sprachen assoziiert (cf.: Grinevald/Bert 2011:16). Domänen „sind nach Fishman (1972a, 451) Konstrukte höherer Ordnung die von konkreten sozialen Situationen abstrahieren, gleichzeitig aber mit ihnen in Beziehung steht. [...] [Mithilfe der Domäne sollten] die größeren institutionellen Rollenkontexte [definiert werden] in denen die komplementären Sprachgebrauchsmuster einer diglossischen Gesellschaft lokalisiert sind.“ Grinevald/Bert 2011:17).

Die Rollenbeziehungen, die Intentionen, gesellschaftlichen Normen, Instrumentalität (verschiedenen linguistische Varietäten und Kanäle) und miteinhergehend die Kongruenz (soziokulturelle spatio-temporale Situation) der jeweiligen Interaktionsteilnehmer determinieren die Code-Selektion der Sprecher.

Da die L-Variety meistens weder kodifiziert und standardisiert ist noch einen offiziellen privilegierten Status genießt, erfolgt eine „Hierarchisierung der sprachlichen Wertzuweisungen.“ (Grinevald/Bert 2011:18)

2.2.1 Bi- und multilingualer Diglossiebegriff

Der Terminus Diglossie wurde von Ferguson in der Soziolinguistik eingeführt und beschreibt Kontaktsituationen, in denen zwei Dialekte derselben Sprache eine funktionale Aufteilung erfahren, d.h. „unterschiedliche soziale Funktionen erfüllt“ (Montemayor 2017:18).

Fishman hat das Konzept Fergusons modifiziert und expandiert auf bi- und multilinguale Kontexte, in denen auch genetisch nicht verwandte Sprachen koexistieren und verschiedene Funktionen erfüllen (cf.: Montemayor 2017:18). Er„definiert Diglossie als die gesellschaftliche Dimension der Zweisprachigkeit“ (Grinevald/Bert 2011:22).

So hat er ein Vierfelderschema etabliert und den Terminus „Bilinguismus als psychologische im Individuum verankerte Kategorie dem Konzept der Diglossie als gesellschaftliche Dimension der Zweisprachigkeit gegenübergestellt“ (Montemayor 2017:18f.).

Bilinguismus mit Diglossie liegt vor, wenn ein beachtlicher Teil der Bevölkerung bilingual ist und es eine „klare institutionelle Regelung für die unterschiedlichen Gebrauchsdomänen“ (Montemayor 2017:19.) gibt.

Es liegt Bilinguismus ohne Diglossie vor, wenn es einen plötzlichen Sprachkontakt gibt aufgrund von Migrationsbewegungen oder eines „raschen sozialen Wandels“ (Montemayor 2017:19.) und die Mitglieder der Sprachgemeinschaft de facto bilingual sind ohne, dass die Sprachgebrauchsdomänen aufgeteilt oder rechtlich implementiert sind.

Diglossie ohne Bilinguismus findet in Kontaktsituationen statt, in denen „sprachen unter politischer Steuerung nach dem Territorialprinzip verteilt sind“ (Montemayor 2017:19.), die Mehrheit der Bevölkerung jedoch die L-Varietät erworben hat und verwendet. Hier findet sich lediglich individuelle Zweisprachigkeit wieder.

Sprachsituationen ohne Präsenz von Diglossie und Bilinguismus sind sehr rar und meint Gesellschaften, die „sprachlich strikt homogen sind“ (Montemayor 2017:19.), welche heute faste inexistent sind aufgrund von globalen Phänomenen wie Migration, Globalisierung, Urbanisierung, Modernisierung usw.

In der Regel sind Kontaktsituationen die Bilinguismus und Diglossie involvieren problematisch, da diese dynamisch, instabil und daher schwer zu erfassen sind. Dieses asymmetrische Verhältnis führt oft zu Konflikten und einer vorrübergehenden Bilingualität, da bestimmte Gruppen die lokale Sprache favorisieren und erhalten , während andere sich der dominanten Sprache adaptieren (meistens aufgrund sozioökonomischer Vorteile). Die oben genannten Konstellationen sind „Idealtypen“ (Montemayor 2017:19.) und können sich in der Praxis anders manifestieren. Häufig gibt es eine „rückläufige funktionale Verwendung“ (Montemayor 2017:20.) der L-Varietät, was in einer „Monolingualisierung“ (Montemayor 2017:20.) der Sprecher resultieren kann.

Allerdings ist die neue Domäne des Internets in der Lage andere Medien und Domänen zu affektieren, wenn die Präsenz der Sprache groß genug ist. Dies gelingt, da die Domäne des Internets mittlerweile gegenüber vielen anderen dominiert.

3. Vitalität und Revitalisierung: Sprachwechsel und -erhalt

Unter Vitalität wird die „Lebens- und Widerstandskraft sowie die Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit [von rezessiven Sprachen in Konkurrenz zu dominanten Sprachen] in multilingualen Gesellschaften“ (Montemayor 2017:45.) verstanden. Sprachen können demnach, „wie Organismen, also biologischen Ökosystemen“(Montemayor 2017:45.), auf Veränderungen im sozialen Milieu oder Sphäre, wie Sprachkontakt (heute Globalisierung, Migration, usw.) reagieren, mit denen sie in enger Relation stehen.

Der Permanenz einer Sprache kann durch die Koexistenz einer anderen beeinträchtigt werden, insbesondere, wenn auf eine Sprache politische Repression ausgeübt wird. Infolgedessen gibt es eine „Sprachverschiebung, -verlagerung, -bedrohung, -wechsel oder –umstellung (language shift Fishman)“ (Montemayor 2017:46).

„Wenn der diachrone Prozess der Sprachverlagerung“ (Montemayor 2017:47.) relativiert werden kann, spricht man von Spracherhaltung oder –bewahrung (language maintenance). Wird die synchronen Sprachsituation in Form von Revitalisierung reversiert, spricht man von „reversing language shift“ (Montemayor 2017:47).

Die Intention von Revitalisierungsmaßnahmen ist die Augmentation der Sprecherzahl und der Expansion der Domänen, während Sprachbewahrung die Protektion aktueller Sprachkompetenzen und Sprachgebrauchsdomänen anvisiert. Die Revitalisierung erfordert eine Alternation in Bezug auf die internen Attitüden der Sprachgemeinschaft, während die Sprachbewahrung die Auferlegung und Protektion vor externen Wertungen sucht (cf.: Montemayor 2017:17).

Der Prozess des Sprachtods und der Sprachverschiebung sind graduell, d.h. „es geht eine Phase der Mehr- oder Zweisprachigkeit voraus, in der insbesondere jüngere Generationen zwei- oder mehrsprachig sind“ (Montemayor 2017:47). Bei wandelinduziertem Bi- oder Multilinguismus ist die Sprachensituation in der Regel instabil. Oftmals resultiert daraus der Sprachverfall der rezessiven Sprache, welcher markiert ist durch starke unilaterale Interferenzen aus der prävalenten Sprache (Montemayor 2017:48). Sprachkontakt kann in Sprachwandelprozessen resultieren in Form von Code-Switching oder Entlehnungen, welche „als Ausdruck stetiger, natürlicher, dynamischer, innovativer und kreativer Adaptionsprozesse lebendiger Sprachen [...] auftreten und sogar zum Fortbestand einer Sprache beitragen“ (Montemayor 2017:48).

4. Einstellungen

Die Attitüden „als Meinungen und Wertungen“ (Montemayor 2017:68.) gegenüber einer Sprache manifestieren sich in der individuellen, gesellschaftlichen und institutionellen Sprachverwendung und –verhalten.

Einstellungen werden als „gesellschaftlich gewachsene und in der Sozialisation erworbene Bewertungsstrukturen verstanden, die sich in verschiedenen Formen ausprägen und eine handlungsleitende Funktion haben“ (Montemayor 2017:68f.) definiert. Einstellungen werden als „multikomponentiell strukturierte, in sozialen Situationen eingebettete und von diesen beeinflussbare und damit kontextgebundene Vorstellungen“ (Montemayor 2017:70.) dargestellt.

Sprachattitüden bezeichnen „wertende Dispositionen von Individuen oder Gruppen gegenüber sprachlichen Erscheinungen. Diese [internen als auch externen] Haltungen werden i.d.R. kollektiv geteilt“ (Montemayor 2017:70).

Hier wird der Einbezug außersprachlicher Faktoren relevant, da das soziale Umfeld (Familie, Freunde, Arbeit, Bildungsstand, usw.) direkten Einfluss auf die Attitüden der einzelnen Sprecher nehmen (cf: Montemayor 2017:70.) und der individuelle Sprecher sich adaptiert, was oft eine Akkulturation zur Folge hat. Die Soziolinguistik orientiert sich daher an dem mentalistisch-kognitiven Prinzip, welches Einstellungen explizit durch Verhalten oder „sprachliche Äußerungen“ (Montemayor 2017:75.), als auch implizit durch „Introspektion“ und durch „nicht direkt beobachtbarer innerer Prozesse“ (Montemayor 2017:70) erfasst. So werden durch Einstellungen „Rückschlüsse auf deren Ursachen gezogen“ (Montemayor 2017:75).

Diese Attitüden können sich in positiven, negativen oder neutralen Haltungen manifestieren.

Allerdings werden oftmals Attitüden und Vorurteile gegenüber einer Sprache auf die Sprecher transferiert (Montemayor 2017:70).

Einstellungen haben eine „kognitive Wissens- und Ökonomiefunktion“ (Montemayor 2017:76.), d.h. diese basieren auf einer Reflektion der sozialen Realität (cf.: Montemayor 2017:76).

5. Sprachervitalisierungsmaßnahmen: Multimedia-Methode

Da Sprache und Kultur untrennbar miteinander verbunden sind, wird eine Inklusion traditioneller Kultur und kultureller Aktivitäten propagiert zum Beispiel tanzen, singen usw.

Das hilft dabei sprachliche Barrieren zu umgehen und ist deutlich leichter als die Sprache zu lernen. Auch wird die jeweilige Internetseite mit interessante Bildern und Videos gestaltet und animiert die Leute dazu, sich dies anzuschauen.

Die neuen Medien helfen dabei, den Spracherwerb interessanter zu gestalten und den Adressatenkreis zu erweitern. Vor allem junge Leute werden angesprochen, welche ja auch in erster Linie die Zieladressatengruppe darstellt. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie die fehlende Präsenz von bilingualen Lehrern in Schulen zum Teil kompensiert. Die Unterrichtseinheiten sind im Internet verfügbar, was vorteilhaft ist, da man die Möglichkeit der Revision, Kopieren und Teilen hat (Tsunoda 2005:174). Das Internet könnte eine wesentliche Ressource zur Konservierung und Distribution von sprachlichem und kulturellem Material darstellen.

Auch die sozialen Netzwerke und Video Channels wie YouTube bieten den klaren Vorteil der Reproduzierbarkeit an. Da mittlerweile fast alle Internetseiten mit Sozialen Netzwerken verlinkt sind, kann man (Lern-)Videos, Artikel und alles mögliche direkt in den sozialen Netzwerken mit seinem eigenen online Beziehungsnetzwerk (Familie, Freunde, Fans, in einer Gruppe,...) teilen, mit einem minimalen Zeit-und (in der Regel keinem) finanziellen Aufwand.

Allerdings fehlt in vielen Haushalten ein Computer und der Zugang zum Internet. Auch die Schulen sind nicht allzu gut ausgestattet, da es einfach an finanziellen Mitteln fehlt.

Oft sind diese Internetprogramme auch unzureichend ausgebaut und decken nicht den Unterrichtsstoff der dominanten Sprache ab. Die Kommunikations- und Informationstechnologien sind also (noch) keine Alternative zur Schule.

6. Politisches Kapital der mexikanischen Sprach- und Bildungspolitik

Das politische Kapital nimmt Bezug auf die „Präsenz einer Sprache in Regierung und Verwaltung und auf das Potential zur Durchsetzung der sie betreffenden (sprach-) politischen“ (Montemayor 2017:283.) Ziele und Anforderungen.

Die Termini Sprach- und Sprachenpolitik nehmen Bezug auf die gegenseitige Beeinflussung und die Korrelation zwischen „politischen Inhalten und sprachlichen Gegebenheiten“ (Montemayor 2017:283). Eine Abgrenzung ist schwer, da sich diese sehr überschneiden.

Sprachpolitik wirkt nach innen und ist das „gesteuerte Einwirken“ (Montemayor 2017:284.) auf das Sprachsystem, also auf Struktur, Vokabular, Syntax, etc. Sie ist die „bewusste, absichtliche und methodische Regulierung, Veränderung, Verbesserung und/ oder den Ausbau sprachlicher Systeme“ (Montemayor 2017:285). Sprachpolitik inkludiert „Sprachkultur, -kritik, -pflege und –management.“ (Montemayor 2017:285). Diese werden in der Regel von Institutionen oder Organisationen dirigiert.

Sprachenpolitik nimmt Bezug auf den Status und die gesellschaftliche und funktionale Verwendung der Sprache in den Sprachgebrauchsdomänen und wirkt nach außen. Diese setzt die politische Implementierung der Sprache und des Gebrauchs durch (cf.: Montemayor 2017:285).

In Verbindung zur Sprach- und Sprachenpolitik steht die Sprachplanung, welche zwischen Sprachkorpus- und Sprachstatusplanung differenziert.

Mit Sprachplanung ist die „bewusste, absichtliche und methodische Regulierung, Veränderung, Verbesserung und/ oder der Ausbau sprachlicher Systeme“ (Montemayor 2017:285.) gemeint. Diese werden in der Regel von Institutionen oder Organisationen dirigiert.

6.1 Sprachstatusplanung (‚Top Down’)

Status Planung bezieht sich auf den „rechtlichen, politischen und gesellschaftlichen Status von Sprachen, die Funktionen, das Prestige, sowie die Stellung in einer Sprachgemeinschaft“ (Montemayor 2017:285). Es wird versucht offizielle politische Autonomie und Anerkennung zu erlangen und eine Modifizierung im sozialen Milieu oder Atmosphäre vorzunehmen. Das inkludiert auch die Expansion von Domänen und des Sprachgebrauchs, was eine Expansion des Wortschatzes und eine gewisse Adaption an die Modernisierung benötigt.

Man versucht eine gewisse Autonomie zu erreichen und die jeweilige Sprache in den neuen Massenmedien zu etablieren. Auch eine Finanzierung wird gefordert, um andere Sprachplanungs-Aktivitäten unterhalten zu können.

Der Fokus liegt also darauf die Sprache zu promoten. Die Sprache ist ein Symbol ethnischer und nationaler Identität. Wird die Minoritätssprache durch die Majorität stigmatisiert, werden folglich auch dessen Sprecher diskriminiert. Sich von anderen linguistisch und kulturell differenzieren zu können ist eine wichtige Komponente, die zur Identitätskonstruktion beiträgt (Sallabank 2011:280f).

Langfristig ist die politische und ökonomische Unterstützung essentiell für den Spracherhalt und deren –förderung, denn der Staat kann mehr Ressourcen bieten als private Gruppen oder Sponsoren.

Die offizielle oder öffentliche Anerkennung der Sprache kann zur Revidierung und Modifizierung bisheriger Attitüden und Werthaltungen und zur Reevaluation der bisher prestigelosen Sprache Leider mangelt es an der Durchsetzung der Gesetze und der Autonomie, was zur Resignation und Passivität der Sprecher und der Sprache führt. Oft hat diese Anerkennung jedoch eine symbolische Funktion.

6.2 Sprachkorpusplanung (‚Top-down’)

Sprachpolitik überschneidet sich mit der Korpusplanung, welche Modifizierungen des Sprachsystems vornimmt. Diese inkludiert somit auch sprachliche „Kodifizierung, Elaborierung und Kultivierung“ (Montemayor 2017:285.), Sprachdokumentation, Verschriftlichung, Orthografie, Aufbereitung von Wörterbüchern usw., welche die Basis bilden für die Sprachbildungsplanung, da es oftmals keine unifizierte Standardform gibt, sondern die Varietäten regional fragmentiert sind.

Oft resultiert das im Verlust der oralen Tradition und in einer gewissen Divergenz zwischen der Jugendsprache und der Sprache der Alten. Die jüngere Generation lernt die purifizierte Sprachform, während die ältere Generation die authentische Form beherrscht.

6.3 Sprachprestigeplanung (‚Bottom-up’)

Die Prestige Planung bezieht sich auf Aktivitäten mit dem Ziel der positiven Einschät- zung, Akzeptanz und Toleranz der Sprache und Kultur. Die Konzentration liegt also darauf den Enthusiasmus für die Sprache zu wecken.

Es wird versucht die Attitüden und Haltungen gegenüber einer Sprache positiv zu affektieren, sowohl intern (innerhalb der Sprachgemeinschaft) als auch extern (transnationales Publikum). Damit versucht man der Stigmatisierung und der daraus resultierenden Negierung der Sprache und Akkulturation entgegenzuwirken und somit die Erhaltung und Identifikation mit der Sprache zu forcieren.

Dabei ist der Inhalt der Aktivitäten genauso wichtig wie die Reaktionen der Sprecher und der Sprachgemeinschaft auf die offiziellen Bemühungen, d.h., ob sich die Sprecher engagieren oder das Konzept ablehnen. Diese Initiative kommt meistens von außen.

Ager führt ein weiteres Konzept ein, das der Sprachimageplanung. Hier wird die Augmentation des Selbstvertrauens der Sprecher und der Sprache anvisiert (Vgl.: Montemayor 2017:283).

7. Internationale Organisationen und Top-Down Maßnahmen: INALI und CDI

2003 wurde die Ley General de Derechos Lingüísticos zusammen mit der Ley General de Educación erlassen, welche die Gründung der Institución Nacional de Lenguas Indígenas und der Comisión Nacional para el Desarollo de los Pueblos Indígenas (CDI) (ehemals Instituto Nacional Indigenista (INI)) inkludierte (cf.: Montemayor 2017:294).

Beispielsweise besagt Artikel der 9. Artikel der Ley General de Derechos Lingüísticos, dass jeder Mexikaner das Grundrecht haben soll, seine Muttersprache im öffentlichen Bereich zu erwerben und zu verwenden oder Artikel 11, welcher „festlegt, dass jeder Mexikaner das Recht auf Bildung in seiner Sprache und deren Verwendung in Bildungskontexten“ (Montemayor 2017:294.) zur Förderung, Ermutigung und Unterstützung indigener Sprachgemeinschaften.

Allerdings mangelt es an Ressourcen „im Bereich der finanziellen und infrastrukturellen Ausstattung“ (Montemayor 2017:295.), welche die Umsetzung der bilingualen Bildung erschwert.

Allerdings wird die Nichtumsetzung der Gesetze nicht sanktioniert, deswegen werden diese in der Praxis nicht so eingehalten wie ursprünglich geplant: „The case of Mexico shows the limited effect of language revitalization policies based on top-down initiatives such as language legislation, especially when laws have no binding force and stand in a subordinate position within the larger juridical framework oft he nation-state“ (Montemayor 2017:295f).

Dies internationalen Organisationen sind (u.a.) im Internet verbunden, z.B. durch Hyperlinks und auch durch Intertextualität und Kooperation. Es wird auch auf kulturelle Aktivitäten oder anderen Engagements von der jeweils anderen Institution verwiesen welche also als Netzwerke fungieren. Die „soziolinguistischen Netzwerke definieren sich im allgemeinen als soziogeographische Einheiten, die sich durch bestimmte Rollenbeziehungen und gemeinsame Hauptinteraktionen auszeichnen“ (Schjerve 1996:280).

Das Netzwerkkonzept basiert auf dem Grundgedanken, dass „sozial interagierende Individuen ihre persönliche Gemeinschaft und mit ihr einen bedeutungsvollen rahmen bilden, der ihnen hilft, ihre Probleme zu lösen“ (Schjerve 1996:280).

Das Netzwerk der Sprachgemeinschaft wiederrum ist in größere soziale, ökonomische und politische Rollenkontexte eingeflochten.

Nach einer Zeit der zielgerichteten Interaktion und Zusammenarbeit im Netzwerk teilen die Interakteure kollektive Erfahrungen, „die die Basis für die Entwicklung unterschiedlicher linguistischer Konventionen und Bedeutungen abgeben“(Schjerve 1996:281).

Netzwerke fungieren als „Normverstärker“ (Schjerve 1996:281.) in Relation zum Sprachgebrauch und auch zu den Attitüden und Wertungen gegenüber der Sprache.

Je integrierter der Sprecher im Netzwerk ist, desto geschlossener ist sein Netzwerk und desto mehr setzt er sich dem normativen Assimilationsdruck aus, umgekehrt entzieht er sich dem Druck (Schjerve 1996:281).

Auch wird das Netzwerk zu einem Identifikationsmerkmal für die Sprecher. Über das Prinzip der Ein- und Ausgrenzung wird die Zugehörigkeit meistens durch typische kulturspezifische Erscheinungsmerkmale markiert, beispielsweise durch Kleidung.

8.Analyse

8.1 Bi- und multilingualer Diglossiebegriff (Abbildung 1-4)

Die Institutionen CDI und INALI bieten ihre Dienste beispielsweise in mehreren Sprachen an, zum Teil. Diese institutionelle Mehrsprachigkeit affektiert die gesellschaftliche und individuelle Mehrsprachigkeit. Allerdings wird schnell deutlich, dass das Spanische zu Verständigungszwecken deutlich dominiert. Im Vergleich dazu ist nur ein geringer Anteil auf einer indigenen Sprache verfasst (einzelne Sätze oder Eigennamen), was die momentane Sprachsituation (auch in Bezug auf die Gesetzgebung) und die Gebrauchsdomänen reflektiert. Die Kongruenz determiniert also die Code-Selektion des Spanischen.

Auch scheint es als gäbe es eine steigende Tendenz der Protektion der ethnischen Identität und eine Augmentation des Sprachbewusstseins. Vor allem scheint das Bewusstsein der Notwendigkeit von Bemühungen zur Rettung der Sprache und der eigenen Identität in jungen Generationen präsent zu sein. Auffällig ist, dass die Hauptakteure und Protagonisten oft Jugendliche und junge Erwachsene sind. Die wachsende Präsenz indigener Sprachen in der vom individuellen Bürger beeinflussbaren Domäne unterstreicht ebenfalls die Attitüdenänderung auf allen Ebenen.

Es wird versucht die L-Varietät institutionell zu etablieren auf nationaler Dimension.

Es herrscht „Diglossie (nach Ferguson) mit instrumentellem Bilinguismus (nachFishman) auf der einen Seite und einhergehendes Fehlen von Sprachtreue und negativer Einstellung und Einschätzung der Sprecher zur indigenen Sprache auf der anderen Seite“ vor (Montemayor 2017:25f). Es kann nur von einer begrenzten institutionellen Mehrsprachigkeit gesprochen werden.

8.2 Die Multimedia-Methode (Abbildung 5-10)

Bei YouTube existieren ganze Unterrichtseinheiten bis zu einzelnen simplen Lektionen mit bilingualen Lehrern. Die Unterrichtssprache ist Spanisch. Die verschiedenen Bedeutungen von Idiomen und Phrasen werden erklärt und erscheinen visuell auf dem Bildschirm. Das heißt man sieht das orthografische Abbild des Morphems, des Satzes oder des Idioms und hört gleichzeitig die phonetische Realisierung.

Das Video ist jederzeit abspielbar und reproduzierbar, indem man es weiterleiten oder teilen kann in allen verlinkten sozialen Netzwerken. Sogar auf die INALI Website beinhaltet YouTube-Videos und ist mit der Podcast-Seite verlinkt.

Ein weiterer Vorteil ist, dass bei YouTube ähnliche Videos vorgeschlagen und angezeigt werden und so entsteht wieder ein internes Netzwerk.

Auch gibt es Videos von indigenen Liedern und Gesängen, die spielend zum Lernen beitragen und die Möglichkeit sich Wörterbücher runterzuladen.

8.3 Sprachstatusplanung (‚Top-down’) am Beispiel der INALI und CDI (Abbildung 11-22)

Die Aktivitäten der Sprachstatusplanung sind von transnationaler Bedeutung. Das ‚Posten’ und Verweisen auf kulturelle und sprachliche Revitalisierungsmaßnahmen, Projekten und anderen Plänen und die Distribution von wichtigen Informationen wie z.B. über die aktuelle Gesetzeslage gilt als Förderung und Unterstützung des individuellen Bürgers und der Gesellschaft, da diese sich kostenfrei und zeitlich unaufwändig danach erkundigen können. Auch ist es möglich mit der Regierung in Kontakt zu treten.

Es wird auch deutlich, dass die Konzentration auf die Revitalisierung der Kultur liegt, welche dann unweigerlich zur Konfrontation mit der Sprache führt. Das könnte eine Strategie sein, um mehr Publikum anzulocken und zu animieren.

Der Artikel Agenda en los estados para el día de la lengua materna 2016 beispielsweise appelliert an die Mitglieder der Sprachgemeinschaften (und deren Nachkommen) die Sprache zu erwerben, da sie als „herramienta de pensamiento para su desarrollo personal, comunitario y nacional“ gilt. Die Sprache soll gestärkt werden und Ziel ist es, auf den Sprachrückgang und der (langsam verloren gehende) linguistische Diversität aufmerksam zu machen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, sodass die Attitüden affektiert werden.

Die Koordinierung und Organisierung ist wesentlich einfacher über das Internet. Das ermutigt die Mitglieder der Sprachgemeinschaft zur Partizipation, auch wenn diese nur passiv ist, z.B. durch ‚Folgen’ der jeweiligen Seiten auf sozialen Netzwerken. Es wird versucht politische Autonomie und Anerkennung zu erlangen, was den Sprechern eine gewisse Sicherheit verschafft und Vertrauen erweckt. Auch die Möglichkeit der Kontaktaufnahme mit der Regierung gibt dem individuellen Sprecher das Gefühl wahrgenommen zu werden, was in einer zumindest sozialen Prestigesteigerung resultiert.

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Mehrsprachigkeit in Mexiko. Exemplarische Einblicke in sprach- und kulturpolitische "Bottom-up" und "Top-down" Maßnahmen
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2017
Seiten
24
Katalognummer
V384557
ISBN (eBook)
9783668597761
ISBN (Buch)
9783668597778
Dateigröße
588 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Indigenität, Bilinguismus, Diglossie, Mehrsprachigkeit, Sprachwissenschaft
Arbeit zitieren
Andrea Santos (Autor:in), 2017, Mehrsprachigkeit in Mexiko. Exemplarische Einblicke in sprach- und kulturpolitische "Bottom-up" und "Top-down" Maßnahmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384557

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Titel: Mehrsprachigkeit in Mexiko. Exemplarische Einblicke in sprach- und kulturpolitische "Bottom-up" und "Top-down" Maßnahmen



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