Im Spätmittelalter kommt es zu einer "militärischen Revolution", genauer einer "Infanterierevolution", nämlich der Ablöse der gepanzerten Reiter als bestimmende und schlachtentscheidende Waffengattung durch Fußtruppen. Doch ist diese "Revolution" bedingt durch technologische Fortschritte in der Waffentechnik, speziell bei den Fernwaffen? Ist sie also "technologisch determiniert"? Oder gibt es andere Gründe für diese Entwicklung, die nur wenig mit der Effektivität einzelner Waffengattungen zu tun hatten? Die vorliegende Arbeit will versuchen, diese Fragen zu beantworten. Dabei nimmt sie speziell den Hundertjährigen Krieg in den Blick, ohne wichtige Entwicklungen auf anderen europäischen Schauplätzen ganz auszublenden. Schließlich war kein anderes Land im Spätmittelalter in der Lage, so viele wirtschaftliche Ressourcen zur Versorgung des Reiteradels zur Verfügung und ein vergleichbares Ritterheer ins Feld zu stellen wie Frankreich (bzw. Burgund). Folgerichtig wird die "Infanterierevolution" gerade von deren Nachbarn und Gegnern, nämlich England, Flandern und der Schweiz, forciert. Der in den großen Schlachten des Krieges die französischen Ritter dezimierende englische Langbogen wird Teil der nationalen Identität des Landes und prägt die englischen Militärgeschichtsschreibung. Auch die Frage, ob diese Fernwaffe tatsächlich so schlachtentscheidend war, wie der Mythos es behauptet, und wie sie im Vergleich zur Armbrust und den aufkommenden Feuerwaffen abschnitt, beantwortet diese Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Spätmittelalterliche Fern- und Schutzwaffen
- 2.1 Der Langbogen
- 2.2 Die Armbrust
- 2.3 Erste Handfeuerwaffen
- 2.4 Die Entwicklung der Schutzwaffen
- 3 Bewertung der Effektivität der Fernwaffen
- 3.1 Quellenproblematik
- 3.2 Archäologische Funde
- 3.3 Beschusstests
- 3.4 Beurteilung der historischen Entwicklung
- 4 Taktischer Einsatz von Fußtruppen gegen Berittene
- 5 Die Infanterierevolution des Mittelalters – ein technologischer Determinismus?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Rolle von Fernwaffen im Hundertjährigen Krieg und deren Einfluss auf die militärische Revolution des Spätmittelalters, insbesondere die Ablösung der berittenen Ritter durch Fußtruppen. Die Arbeit hinterfragt den Grad des technologischen Determinismus dieser Entwicklung.
- Analyse der Effektivität von Langbogen, Armbrust und frühen Handfeuerwaffen.
- Bewertung der Quellenlage und archäologischer Befunde.
- Untersuchung des taktischen Einsatzes von Fußtruppen gegen berittene Gegner.
- Diskussion der Rolle technologischer Fortschritte im Kontext der Infanterierevolution.
- Bewertung der historischen Darstellungen und Mythenbildung um Fernwaffen.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung skizziert die populäre Vorstellung vom Krieg im Spätmittelalter, in der Fernwaffen eine bedeutende Rolle spielen, und stellt die Forschungsfrage nach dem tatsächlichen Einfluss dieser Waffen auf die militärische und gesellschaftliche Entwicklung. Sie fokussiert den Hundertjährigen Krieg als zentralen Fallstudien, untersucht den Einfluss von Fernwaffen auf die Infanterierevolution und hinterfragt den Grad des technologischen Determinismus dieser Entwicklung. Die Arbeit verspricht eine Analyse von Langbogen, Armbrust und frühen Handfeuerwaffen, sowie eine Bewertung deren Effektivität basierend auf Quellenlage, archäologischen Funden und Beschusstests.
2 Spätmittelalterliche Fern- und Schutzwaffen: Dieses Kapitel beschreibt die drei wichtigsten Fernwaffen des Hundertjährigen Krieges: den Langbogen, die Armbrust und die ersten Handfeuerwaffen. Es werden deren jeweilige Vor- und Nachteile gegenübergestellt und die parallel dazu stattfindende Weiterentwicklung von Schutzwaffen wie Rüstungen, Helmen und Schilden skizziert. Die detaillierte Beschreibung der Waffen und ihrer Eigenschaften bildet die Grundlage für die spätere Bewertung ihrer Effektivität im Kampfgeschehen.
3 Bewertung der Effektivität der Fernwaffen: Dieses Kapitel analysiert die Effektivität der im vorherigen Kapitel beschriebenen Fernwaffen. Es thematisiert die Schwierigkeiten der Quelleninterpretation, berücksichtigt archäologische Funde und Ergebnisse von Beschusstests, um ein umfassendes Bild der Waffeneffektivität zu zeichnen. Die Analyse wird durch die Beurteilung der historischen Entwicklung und ihres Einflusses auf die Militärstrategie abgerundet. Die Kapitelteile befassen sich mit den Herausforderungen der Quellenanalyse im Kontext der Waffentechnik des Spätmittelalters.
4 Taktischer Einsatz von Fußtruppen gegen Berittene: Das Kapitel beschreibt den Wandel der Schlachtfeldtaktik im Hundertjährigen Krieg, der maßgeblich durch den Einsatz von Fernwaffen beeinflusst wurde. Es konzentriert sich auf den taktischen Umgang mit berittenen Truppen und die sich verändernde Rolle der Infanterie im Kampfgeschehen. Die Analyse beleuchtet, wie der verbesserte Fernkampf die Überlegenheit der berittenen Ritter auf dem Schlachtfeld beeinträchtigte.
5 Die Infanterierevolution des Mittelalters – ein technologischer Determinismus?: Dieses Kapitel diskutiert die zentrale Forschungsfrage der Arbeit, ob die Infanterierevolution des Spätmittelalters ein technologisch determinierter Prozess war. Es analysiert die Bedeutung von technologischen Fortschritten in der Waffentechnik im Kontext von anderen Faktoren, die zu diesem Wandel beigetragen haben. Es wird eine differenzierte Betrachtung der technologischen Fortschritte in Relation zu anderen gesellschaftlichen und militärischen Faktoren angeboten.
Schlüsselwörter
Hundertjähriger Krieg, Fernwaffen, Langbogen, Armbrust, Handfeuerwaffen, Infanterie, Ritter, Militärgeschichte, Spätmittelalter, Waffentechnik, Taktik, technologischer Determinismus, Quellenkritik, Archäologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Spätmittelalterliche Fernwaffen und die Infanterierevolution
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Rolle von Fernwaffen (Langbogen, Armbrust, frühe Handfeuerwaffen) im Hundertjährigen Krieg und deren Einfluss auf die militärische Revolution des Spätmittelalters, insbesondere die Ablösung der berittenen Ritter durch Fußtruppen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Frage nach dem technologischen Determinismus dieser Entwicklung.
Welche Fernwaffen werden im Detail betrachtet?
Die Arbeit analysiert den Langbogen, die Armbrust und die ersten Handfeuerwaffen des Spätmittelalters. Es werden ihre jeweiligen Vor- und Nachteile verglichen und ihre Entwicklung im Kontext der gleichzeitig stattfindenden Weiterentwicklung von Schutzwaffen beleuchtet.
Wie wird die Effektivität der Fernwaffen bewertet?
Die Bewertung der Effektivität basiert auf einer multiperspektivischen Analyse: Es werden die Quellenlage kritisch beleuchtet, archäologische Funde berücksichtigt und die Ergebnisse von Beschusstests eingearbeitet. Die historische Entwicklung und ihr Einfluss auf die Militärstrategie werden ebenfalls berücksichtigt.
Welche Rolle spielt die Quellenkritik in der Arbeit?
Die Quellenkritik spielt eine zentrale Rolle. Die Arbeit thematisiert die Schwierigkeiten der Quelleninterpretation im Kontext der Waffentechnik des Spätmittelalters und geht explizit auf die Herausforderungen der Quellenanalyse ein.
Wie wird der taktische Einsatz von Fußtruppen gegen berittene Gegner behandelt?
Die Arbeit beschreibt den Wandel der Schlachtfeldtaktik im Hundertjährigen Krieg, der durch den Einsatz von Fernwaffen beeinflusst wurde. Der Fokus liegt auf dem taktischen Umgang mit berittenen Truppen und der sich verändernden Rolle der Infanterie im Kampfgeschehen.
Was versteht man unter "technologischem Determinismus" in diesem Zusammenhang?
Die Arbeit untersucht die Frage, ob die Infanterierevolution des Spätmittelalters allein durch technologische Fortschritte (in der Waffentechnik) erklärt werden kann oder ob auch andere gesellschaftliche und militärische Faktoren eine entscheidende Rolle spielten. Die Arbeit bietet eine differenzierte Betrachtung der technologischen Fortschritte in Relation zu anderen Faktoren.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Spätmittelalterliche Fern- und Schutzwaffen, Bewertung der Effektivität der Fernwaffen, Taktischer Einsatz von Fußtruppen gegen Berittene und Die Infanterierevolution des Mittelalters – ein technologischer Determinismus?. Jedes Kapitel wird in der Arbeit detailliert zusammengefasst.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Hundertjähriger Krieg, Fernwaffen, Langbogen, Armbrust, Handfeuerwaffen, Infanterie, Ritter, Militärgeschichte, Spätmittelalter, Waffentechnik, Taktik, technologischer Determinismus, Quellenkritik, Archäologie.
Wo finde ich die detaillierten Kapitelzusammenfassungen?
Detaillierte Zusammenfassungen jedes Kapitels sind im HTML-Dokument enthalten.
- Quote paper
- Mag. rer. nat. Martin Thomaschütz (Author), 2017, Fernwaffen im Hundertjährigen Krieg. Langbogen, Armbrust und erste Handfeuerwaffen im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385567