Diese Seminararbeit möchte die Macht und Wirkung von Bildern anhand von fotografischen Darstellungen der Flüchtlingskrise in den Medien seit dem Frühjahr 2015 genauer unter die Lupe nehmen. Welche Bilder werden im Zusammenhang mit den Ereignissen gezeigt und aus welchen Gründen? Welche Auswirkungen haben die jeweiligen Repräsentationen auf die Betrachter? Welches Bild von Flüchtlingen und ihren Erfahrungen wird der westlichen Gesellschaft vermittelt und wie viel hat das mit der Realität der Betroffenen zu tun?
Im Rahmen dieser Auseinandersetzung werde ich, vor allem in Bezug auf die deutschen Berichterstatter und unter Einbeziehung deutscher Studien zum Thema, zunächst die gängigen Repräsentationsformen von Flüchtlingen in den Medien beleuchten. Dies führt zu einer Auseinandersetzung mit dem symbolträchtigen Foto des ertrunkenen Jungen Aylan Kurdi und der Beschäftigung mit dem Phänomen von ikonischen Bildern im Allgemeinen, der Repräsentation von Leid und Schrecken im Speziellen. Das Siegerfoto des World Press Photo Awards, welches ebenfalls im Rahmen der Fluchtbewegungen aufgenommen wurde, stellt einen Teil meiner Arbeit dar.
In Anlehnung an Susan Sontags Aufsatzsammlung „Das Leiden anderer betrachten“ geht es im weiteren Verlauf um die Macht und Ohnmacht, welche von berührenden oder schockierenden Bildern ausgelöst werden können. Die Bedeutung von Bildern nimmt seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rapide zu. Neben den „Bildphänomenen der Alltagskultur“, also den unüberschaubaren digitalen Bilderfluten in der Mediengesellschaft, wird hier vor allem eine neue kulturwissenschaftliche Bildaufmerksamkeit ausgelöst. In Verbindung mit Erkenntnis- und Sprachkritik wird im Rahmen des iconic turns auf eine visuelle Kompetenz hingearbeitet, die in unserer Gesellschaft leider noch nicht ausreichend vorhanden ist. Die Sprachdominanz war in den westlichen Kulturwissenschaften lange Zeit vorherrschend. Vor diesem Hintergrund beleuchte ich verschiedene ethische, philosophische und theoretische Standpunkte im Hinblick auf die Bilderflut, der wir täglich ausgesetzt sind und möchte versuchen, mich an einen Ausblick in Richtung möglicher Strategien oder Perspektiven für den Umgang damit heranzutasten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Flüchtlingsdebatte in den Medien
- Aylan Kurdi und die Symbolträchtigkeit von Fotos
- Bildikonen als Nonplusultra der Dokumentarfotografie
- Ethische Diskurse und die Bedeutung des Kontexts
- Abstumpfung oder Emotionalisierung - die Auswirkungen der Bilderflut
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Macht und Wirkung von Bildern im Kontext der Flüchtlingskrise in den Medien seit dem Frühjahr 2015. Sie fokussiert auf die Art und Weise, wie die Medien die Fluchtbewegungen von Menschen aus der arabischen Welt nach Europa repräsentieren und welche Auswirkungen diese Repräsentationen auf die Betrachter haben.
- Repräsentation von Flüchtlingen in den Medien
- Die Symbolkraft von Bildern und das Beispiel Aylan Kurdi
- Die ethische Dimension von Bildern im Kontext von Leid und Schrecken
- Die Auswirkungen der Bilderflut auf die Betrachter
- Die Rolle der visuellen Kompetenz in der heutigen Medienlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik der Flüchtlingskrise in den Medien vor und erläutert die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Macht der Bilder. Sie definiert den Fokus der Arbeit und skizziert die wichtigsten Themenbereiche.
- Die Flüchtlingsdebatte in den Medien: Dieses Kapitel untersucht die Art und Weise, wie die Medien die Ankunft von Flüchtlingen in Deutschland im September 2015 repräsentieren. Es wird die Euphorie und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung hervorgehoben, gleichzeitig aber auch die Gefahr einer romantisierenden Darstellung kritisiert, die die tatsächlichen Herausforderungen der Flüchtlinge in den Hintergrund drängt.
- Aylan Kurdi und die Symbolträchtigkeit von Fotos: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Foto des ertrunkenen Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi und seiner symbolischen Bedeutung. Es analysiert die Rolle von Fotos in der öffentlichen Meinungsbildung und die Auswirkungen von emotionalen Bildern auf die Betrachter.
- Bildikonen als Nonplusultra der Dokumentarfotografie: Das Kapitel diskutiert die Bedeutung von Bildern in der Dokumentarfotografie und beleuchtet das Phänomen von Bildikonen. Es wird die Frage gestellt, inwieweit Bilder in der Lage sind, die Realität abzubilden und welche ethischen Herausforderungen sich im Zusammenhang mit der Darstellung von Leid und Schrecken stellen.
- Ethische Diskurse und die Bedeutung des Kontexts: Dieses Kapitel betrachtet die ethischen Aspekte der Bildproduktion und -rezeption. Es werden verschiedene Standpunkte im Hinblick auf die Bilderflut diskutiert und der Frage nachgegangen, wie man mit den emotionalen und moralischen Herausforderungen von Bildern umgehen kann.
Schlüsselwörter
Flüchtlingskrise, Medienrepräsentation, Bildsprache, Symbolträchtigkeit, Fotojournalismus, Dokumentarfotografie, Aylan Kurdi, Ethische Diskurse, Bilderflut, Visuelle Kompetenz, Iconic Turn, Sprachdominanz, Mikropolitik der Betroffenheit.
- Citar trabajo
- BA Katharina Hofmann (Autor), 2017, Macht und Wirkung der visuellen Darstellung von Leid. Die fotografische Repräsentation von Flüchtlingen in den Medien, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385674