Frank Gehry. Der Architekt als Choreograph der Baukörper


Trabajo, 2017

12 Páginas, Calificación: 1,3

Anónimo


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Raum, Zeit und Bewegung

II. Die Krümmung des Raumes

III. Der Architekt als Choreograf des Zufalls

Fazit

Literatur

Anhang

Einleitung

Am Horizont wirkt die Architektur von Frank Gehry wie ein roher Felsbrocken, völligsouverän und losgelöst von ihrer Umgebung. Der Betrachter kann ihr nicht aus dem Weggehen, da sie sich unumgänglich vor ihm auftürmt. Die Baukörper sind sehr verdichtet undhalten einen scheinbar schwebenden Moment fest. Fast erwecken sie den Eindruck einesgelandeten Ufos auf der Erde. Mit der gängigen Architektur haben die Gebäude von FrankGehry wenig gemeinsam. Seine Gebäude sind verfremdet und zeigen noch nie dageweseneFormen und Konfigurationen. Der Architekt versteht sich als Forscher, der in seinenExperimenten das Spektrum dessen auszumessen sucht, dass sich aus keiner Norm oderRegel ableiten lässt. Er hat sich für eine Architektur entschieden, die er mit seinen eigenenHänden formen kann. Die Gebäude sind aus geometrischen Körpern zusammengesetzt. Ofterwecken sie den Anschein, sie seien unfertig und könnten unendlich erweitert werden.Betrachtet man den Architekten beim Entwurf einer Skizze, wirkt er wie ein Choreograph,der seine Baukörper wie Tänzer in Bewegung bringt. Seine schnellen, schwungvollenLinien, wie in der Skizze auf dem Deckblatt zu sehen ist, lassen nur in groben Zügenerahnen, wie das Gebäude am Ende aussehen soll. Es scheint fast so, als würden dieeinzelnen Baukörper wahllos aneinandergesetzt und aus diesem Grund dem Gesamtkomplexbesondere Vitalität verleihen.

In der nachfolgenden Arbeit soll die Frage geklärt werden, wie die einzelnen Körper in derArchitektur von Frank Gehry untereinander in Beziehung stehen. In einem ersten Kapitelwird am Beispiel des „Dancing House“ in Prag gezeigt, welche Rolle Raum, Zeit undBewegung spielen. Im Anschluss daran, soll die Krümmung des Raumes, anhand desGuggenheim Museums in Bilbao verdeutlicht werden. In einem letzten Kapitel wird dieWalt Disney Concert Hall in Los Angeles genauer beleuchtet. Sie gilt als Meisterwerk seinesbisherigen Wirkens als Architekt.

Als Grundlage für die Hausarbeit dient der umfassende Katalog von Francesco Dal Co, Kurt Forster und Hadley Soutter Arnold zum Gesamtwerk von Frank Gehry, der aus dem Englischen übersetzt wurde.[1] Darüber hinaus wird die „Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts“ von Jürgen Pahl als Literatur genutzt.[2] Diese Theoriegeschichte der Architektur verleiht einen guten Einblick in die verschiedenen Strömungen und Besonderheiten unterschiedlicher Raumkonzepte in dieser Epoche.

I. Raum, Zeit und Bewegung

Zu Beginn soll zunächst eine frühe Architektur vonFrank Gehry genauer analysiert werden. DerSpitzname „Dancing House“ einer Architektur inder Tschechien Republik, die 1996 fertiggestelltwurde, ist bezeichnend für die Wirkung desGebäudes. Neben den barocken und gotischenHäusern in der Altstadt Prags erweckt es großesAufsehen. Der rechte Teil des Gebäudekomplexeswirkt angespannt und der linke Teil scheint sichentspannt daran anzulehnen. Als Inspiration galt die Darbietung einer Choreografie von denTänzern Fred Astair und Ginger Rogers, die 1943

https://www.pragueexperience.com/places.asp? PlaceID=651

in „Top Hat“ so mühelos wie eine Improvisation wirkte. Schon in der klassischen Antike hatman bestimmte Architekturteile mit dem menschlichen Körper und seinen Gliedmaßenverglichen, wie zum Beispiel der Balken, der von menschlichen Armen gehalten wird. Sowie die beiden Tänzer in der Erinnerung bestehen bleiben, scheinen auch die beidenGebäude in der Tanzbewegung gefangen zu sein. Die Frau im gläsernen Faltenkleidschmiegt sich an den stilvoll gekleideten Mann mit Zylinder. Im Anhang der Ausarbeitungfindet sich ein Bild der beiden Tänzer. Die Analogie zwischen Architektur und Menscherfasst auch den leeren Raum zwischen den Körpern und die Vibration der beiden Gebäudeist fast körperlich spürbar. Für die beiden Architekten Frank Gehry und den tschechischen

Architekt Vlado Milunić

symbolisierten die Gebäude darüberhinaus einen Dialog zwischen demtotalitären vertikalen Konzept auf dereinen Seite und dem dynamischengesellschaftlichen Umbruch in derTschechien Republik auf der anderenSeite. [3]

Bereits an diesem ersten Beispiel wird

https://www.askideas.com/details-of-the-windows-of-the-

dancing-house/

deutlich, welche Eigenarten der

Architektur von Frank Gehry zu Grunde liegen. Er verfolgt das Ziel, Bewegung in starre

Formen zu bringen. Das beengte Grundstück liegt am Ufer der Moldau und ist vom NationalTheater und anderen bedeutenden kulturellen Einrichtungen der Stadt nur unweit entfernt.Im Erdgeschoss des Gebäudes befinden sich ein Café und mehrere kleine Geschäfte. In denfünf Obergeschossen liegen Büros und ein Restaurant mit einer weiten Aussicht über dieStadt Prag. Die Hauptfassade ist zum Fluss hin orientiert und spiegelt mit den versetztangeordneten Fenstern und den horizontalen Linien das Muster der Wellen in der Moldau.Aber nicht nur die Anordnung der Fenster stellt eine Besonderheit dar. Die Fenster scheinenauf der Fassade aufzuliegen und sind individuell gestaltet. Konvex oder konkav in der Formund ohne erkennbare Ordnung der Holzverstrebungen unterstützen sie die wellenförmigen

Bewegungen der Fassadenlinien.

Betrachtet man die dreidimensionale

Computerdarstellung des

Gebäudekomplexes, so fällt auf, welchefortschrittlichen Möglichkeiten demArchitekten zu Verfügung standen.Konkrete dreidimensionale Modelle mit

komplizierten, irrationalen und

unregelmäßigen Geometrien konnten am

Computer entwickelt werden. So wurde

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es möglich auch neue Formen in derRealität verwirklichen zu können und das

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kleine Grundstück am Besten nutzen zu können. Das Abbauen vertrauter baulicher Elementeund ihr Wiederaufbauen in veränderter ungewisser Bedeutung wird in der Architekturtheorieals Dekonstruktion der Gebäude oder Dekonstruktivismus bezeichnet.[4] Wie an dennachfolgenden Architekturbeispielen von Frank Gehry gezeigt werden soll, steht hinterdiesem Begriff oft ein Rückgriff auf einfache geometrische Körper und eine Bauweise,welche die Gebäude oft instabil und unfertig aussehen lässt. Wie in „Dancing House“ gezeigtwurde spielt dabei die Bewegung eine sehr bedeutende Rolle. Obwohl dieses Bauwerklediglich als Vorläufer der späteren Arbeiten von Frank Gehry verstanden werden muss,wird doch deutlich, welche Intension sich aus dieser Idee entwickelte. Im Anschluss soll nundas Guggenheim Museum in Bilbao, Spanien im Mittelpunkt der Hausarbeit stehen.

II. Die Krümmung des Raumes

Das Guggenheim Museum in Bilbao,Spanien ist ein Museum für Moderne Kunstmit einer ständigen Sammlung und Räumen für Wechselausstellungen, Büros der

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Verwaltung und einem Auditorium mit ca. q=tbn:ANd9GcTK5ydOxuJ4nm53Nxx2VGE- 300 Sitzplätzen. Es wurde im Herbst 1997 uHWxhsEya2xMzAD_eC4fQ2lvTRh9 fertiggestellt und liegt nur unweit von Geschäftsvierteln und der historischen Altstadt Bilbao entfernt. Das Projekt erstreckt sich über eine Fläche von 24 000 Quadratmetern und kostete ca. 100 Millionen Dollar. Es ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der Baskischen Regionalverwaltung, die als Eigentümer das Projekt finanziert, und der Salomon Guggenheim Foundation, welche das Museum betriebt und den Kernbestand der Kunstsammlung zur Verfügung stellt. Das Museum ist nur eines der zahlreichen Sanierungsprojekte, welche die baskische Stadt aus Anlass des siebenhundertjährigen Jubiläums ihrer Gründung im Jahr 2000 durchführte.[5]

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gebäude wie eine überdimensionale Plastik. In der Formerinnert es an ein riesiges Schiff mit großen Segeln, welches gerade in den Hafen eingelaufenist. Möglich ist jedoch auch eine Assoziation mit einem riesigen Fischkörper, der in denArbeiten von Frank Gehry eine besondere Stellung einnimmt.[6] Es scheint so, als wärenwahllos geschwungene Körper zusammengesetzt und der Gesamtkomplex wirkt auf den

Betrachter merkwürdig und

unfertig. Es fehlt der gewohnteAusdruck von Stabilität und derräumlichen Ordnung in demGebäude. Die einzelnen Formenvermitteln eher den Eindruck vonTeilen eines riesigen Flugzeuges

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oder Schiffskörpers. Die Baukörper sind sehrunterschiedlich gestaltet, einige

sind einfache Quader, andere sind kurvenförmig und alle haben eine unterschiedliche

Linienführung. Große silberne Flächen reflektieren das Licht und lassen nicht zu, dass manvon Außen den Innenraum erkennen kann. Die imposante Wirkung wird vor allem durch dieenorme Größe erzielt. Auf der riesigen freien Fläche wirkt es unabhängig von den anderenGebäuden. Der Haupteingang erfolgt durch ein großes Atrium, in dem viele Treppen,Aufzüge und Brücken drei Ebenen miteinander verbinden. Das Dach lässt viel Sonnenlichteinfallen, sodass die großen weißen Flächen im Innenraum sehr hell erleuchtet sind. Dierechteckigen Gebäudeteile des Museums sind außen mit Kalkstein verkleidet und dieplastisch gestalteten Formen mit Paneelen aus Titanzink. Die Innenwände der Galerie sindverputzt und die Räume sind stützenfrei, sodass großformatige Kunstwerke ausgehangenwerden können.

Betrachtetet man die untenstehende Fotografie, so fällt auf, dass die Paneele auch imInnenraum Verwendung findet. Bei diesem Gebäude gehen Innenraum und Außenraumineinander über und sind nicht klar voneinander zu trennen. Rechte Winkel und klardefinierte, gerade Flächen werden mit fließenden Formen ersetzt. Die gekrümmten Räumewären auch in diesem Fall nicht ohne die Fortschritte im Computer-Aided Designrealisierbar. Erst die dreidimensionalen Darstellungen am Computer machen diese neuenRaumkonzepte glaubhaft. Die Architektur zeigt ein neues Bild der Zeit. Als Bild derglobalisierten und vernetzten Welt dient das Internet als flüssiges Medium, dass in Strömenum den Erdball kreist. Dieser Informationsfluss zeigt seine Auswirkungen auf dieArchitektur. Nichtlineare Strukturen und fließende Formen unterscheiden sich deutlich vonder Kultur des rechten Winkels und der klaren Formstrenge.[7] Der unbebaute Abschnitt amUfer von Bilbao besteht selbst aus einem unregelmäßig geformten Gelände. Der Standort imurbanen Stadtviertel ist heruntergekommen und von vielen Verkehrswegen durchschnitten.

Es ist zu vermuten, dass die

ungünstigen Gelände-

bedingungen die Idee fürdie Form des Gebäudesverstärkten. Die bedeutende

Architektur veränderte

maßgeblich die weitere

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Entwicklung der Stadt.

III. Der Architekt als Choreograf des Zufalls

David Smith gehörte zu den amerikanischenKünstlern, die einen besonderen Einfluss auf FrankGehry während der Ausbildungszeit ausübten. Erwar expressionistischer Maler und abstrakter

Bildhauer und wurde vor allem durch seine großen http://www.davidsmithestate.org/bio_files/3_cubis.jpgStahlskulpturen bekannt. Die Eisenplastiken, die in der Serie „Cubes“ entstanden sind,vermitteln einen eigenen Eindruck von Bewegung. Aufstrebende und hinabstürzendeBündel von Körpern scheinen sich durch die angedeutete Bewegung zu drehen. Dieeinzelnen Teile der Skulpturen scheinen wahllos zusammengesetzt zu sein scheinen undwirken als ob sie jeden Moment zusammenbrechen würden. Es ist verwunderlich, dass siestabil stehen, da keine Verbindungselemente der Einzelteile zu erkennen sind. Durch diesichtbare Spannung der einzelnen Teile zueinander, festigte sich bei Gehry der Wunsch,Gebäude aus beweglichen Teilen zu formen, welche die Grenzen des herkömmlichenRaumgefühls überschreiten.

Ähnlich wie das Guggenheim Museum in Bilbao sollte auch die Walt Disney Konzerthallein Los Angeles das Stadtbild maßgeblich beeinflussen: „Die Walt Disney Concert Hall sollfür die Stadt werden, was das Opernhaus für Sydney und der Eiffelturm für Paris ist: einWahrzeichen, das es in seiner ikonografischen Kraft mit dem Hollywood-Schriftzugüber Beverly Hills aufnehmen kann.“[8] Die Wirkung, welche von der Konzerthalle ausgeht,ist tatsächlich ähnlich wie die des Guggenheim-Museums in Bilbao. Völlig souverän undohne räumlichen Bezug zu den umliegenden Wolkenkratzern liegt das Gebäude an einer großen Straßenkreuzung. Auf den ersten Eindruck erinnert es an eineBlume. Das Gebäude ausrostfreiem Stahl könnte auch dieForm eines großen Segelschiffesmit gebogenen und gewelltenUmrissen haben. Der Bau der Konzerthalle auf dem Hügel von

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Bunker Hill ist auf eine

[...]


[1]Dal Co, Francesco; Forster, Kurt; Soutter Arnold, Hadley: Frank O. Gehry. Das Gesamtwerk. Stuttgart. 1998.

[2] Pahl, Jürgen: Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts. Zeit - Räume. München 1999.

[3] Vgl.: Dal Co, Francesco; Forster, Kurt; Soutter Arnold, Hadley: Frank O. Gehry. Das Gesamtwerk. Stuttgart. 1998, S. 504.

[4] Vgl.: Pahl, Jürgen: Architekturtheorie des 20. Jahrhunderts. Zeit - Räume. München 1999, S. 186.

[5]Vgl.: Dal Co, Francesco; Forster, Kurt; Soutter Arnold, Hadley: Frank O. Gehry. Das Gesamtwerk. Stuttgart. 1998, S. 483.

[6]Vgl.: Dal Co, Francesco; Forster, Kurt; Soutter Arnold, Hadley: Frank O. Gehry. Das Gesamtwerk. Stuttgart. 1998, S. 11-13.

[7]Vgl.: Dal Co, Francesco; Forster, Kurt; Soutter Arnold, Hadley: Frank O. Gehry. Das Gesamtwerk. Stuttgart. 1998, S. 59.

[8] Spahn, Claus: Eine Rose für das kalte Herz, Frank O. Gehry Magier unter den Architekten, hat Los Angeles ein blitzendes Wahrzeichen beschert. Mit der Walt Disney Concert Hall will sich die Stadt neu erfinden, in: Die Zeit, Nr. 45, 2003.

Final del extracto de 12 páginas

Detalles

Título
Frank Gehry. Der Architekt als Choreograph der Baukörper
Universidad
University of fine Arts Saar  (Kunstgeschichte)
Curso
Einführung in die Kunstgeschichte
Calificación
1,3
Año
2017
Páginas
12
No. de catálogo
V385731
ISBN (Ebook)
9783668640481
ISBN (Libro)
9783668640498
Tamaño de fichero
1301 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Frank Gehry, Architektur, Kunstgeschichte
Citar trabajo
Anónimo, 2017, Frank Gehry. Der Architekt als Choreograph der Baukörper, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385731

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