Die Arbeit untersucht die Gründe der Auswanderungswelle im Winter 1816/17 von Baden und Württemberg nach Nordamerika. Eine ungewöhnlich harte Agrarkrise bedrohte die unteren sozialen Schichten in ihrer Existenz. Vom Staat und von den Gemeinden erhielten sie keine Hilfe. Man hielt sie für arbeitsscheue Zeitgenossen, deren Auswanderung dem Gemeinwohl nützlich sein würde. Die mangelnde sozialpolitische Verantwortung der Behörden beförderte einen Armutsexport, der sich bei gelungener Amerikaauswanderung durch den Erfolg selbst verstärkte und im Fall des Scheiterns von den Behörden bewusst in Kauf genommen wurde. Die Behörden spekulierten darauf, dass von der Masse der Auswanderer nur ein geringer Teil zurückkehren werde.
Nimmt man die Probleme, Reaktionen und divergierenden Interessen der Massenauswanderung von 1816/17 als Blaupause für manche Migrationsbewegungen in der Gegenwart, so finden sich, bei allen Unterschieden der Verhältnisse, erstaunliche Übereinstimmungen. Die moderne Migration trägt zwar aus den verschiedensten Gründen in weitaus höherem Maß unfreiwillige Züge, wird durch Massenkommunikationsmittel befördert und ist wechselseitig durch neuartige Komponenten bedingt. Es ist aber nicht zu übersehen, dass manche Muster politischer, wirtschaftlicher und sozialer Art gelegentlich mir Variationen wiederkehren.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Akteure der Massenauswanderung nach Amerika
- 1. Die sozialökonomische Situation der Auswanderer
- 2. Die Rolle von Staat und Behörden in Württemberg und Baden
- a) Soziale Maßnahmen
- b) Förderung der Auswanderung
- c) Maßnahmen zur Begrenzung der Auswanderung
- 3. Impulsgeber und Organisatoren der Auswanderung
- a) Werber, Seelenverkäufer, Agenten
- b) Schiffsmakler
- c) Auswanderungsagenturen
- 4. Schifffahrtsgesellschaften, Kapitäne und Hafenstädte
- a) Optimierung der Schiffskapazitäten
- b) Das Redemptionersystem: Ein „weißer“ Sklavenhandel?
- c) Hafenstädte: Strandung ohne Rettung
- 5. Politisches Versagen des Deutschen Bundes
- a) Die Intervention des Gesandten Hans von Gagern
- b) Sozialpolitisches Desinteresse der Bundesversammlung
- c) Auswanderungsabneigung bei den Großmächten
- III. Fazit und Diskussion: Ein wiederkehrendes Muster?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die erste große Auswanderungswelle nach Amerika im Jahr 1816/17, die vor dem Hintergrund einer schweren Agrarkrise stattfand. Der Fokus liegt dabei auf den Akteuren und den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, die zur Auswanderung führten.
- Die sozialökonomische Situation der Auswanderer und ihre Motivationsfaktoren.
- Die Rolle des Staates und von Behörden in Württemberg und Baden.
- Die verschiedenen Impulsgeber und Organisatoren der Auswanderung, wie Werber, Agenten und Schiffsmakler.
- Die Bedeutung von Schifffahrtsgesellschaften, Kapitänen und Hafenstädten für den Auswanderungsprozess.
- Das politische Versagen des Deutschen Bundes und dessen Auswirkungen auf die Auswanderung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der deutschen Amerikaauswanderung und stellt die Auswanderungswelle von 1816/17 als ein bedeutendes Phänomen dar. Es wird die Frage aufgeworfen, welche Faktoren zur ersten Massenauswanderung führten und welche Akteure sie beförderten.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Akteuren der Auswanderung. Es werden die sozialökonomischen Verhältnisse der Auswanderer und ihre Motivationsfaktoren untersucht, bevor die Rolle von Staat und Behörden, Werbern und Schiffsmaklern, sowie die Bedeutung von Schifffahrtsgesellschaften und Hafenstädten beleuchtet werden. Abschließend wird das politische Versagen des Deutschen Bundes im Umgang mit der Auswanderungswelle kritisiert.
Schlüsselwörter
Deutsche Amerikaauswanderung, 1816/17, Agrarkrise, Sozialökonomie, Staat und Behörden, Impulsgeber, Organisatoren, Schifffahrt, Hafenstädte, Politisches Versagen, Deutscher Bund.
- Citation du texte
- Georg Herbert (Auteur), 2016, Die Schattenseiten der Amerikaauswanderung 1816/17. Materielle Not, diverse Geschäfte und politische Überforderung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385816