Dem Risiko ionisierender Strahlen könnte im niedrigen Dosisbereich durch Anregung von Radikalfängern, verstärkter RNA-Reparaturen oder letztendlich durch Suizid irreparabler Zellen in Grenzen begegnet werden. Diese Begegnung könnte bei nicht zu hohen Dosen sogar, so wird von einigen Experten versichert, zu einer Reduktion auch der Spontanrate, also zu einer Strahlenhormesis führen. Erst höhere Dosen überfordern diese Systeme und machen ein Strahlenrisiko erkennbar.
Ursprünglich wurde das Potential der Kernenergienutzung euphorisch begrüßt, aber der entsetzliche Einsatz 1945 von Kernwaffen der USA auf die bewohnten Städte Hiroshima und Nagasaki ernüchterte. Die Hinterlassenschaft noch lange – salopp gesagt eigentlich fast immer - strahlender in Reaktoren zur Stromerzeugung und auch zur Waffenproduktion eingesetzter Brennelemente tat ein Übriges. Können doch absorbierte ionisierende Strahlen auch noch Jahre später an Menschen zu Leukämien und anderen Krebsformen führen und schon ohne Strahlen auftretende reichliche Fälle erhöhen. Zeitlich und lokal schwankend und daher ein niedriges Strahlenrisiko verschleiernd liegt die registrierte Spontanrate der Krebsmortalität bei rund 25 Prozent, also bei einem Viertel aller Todesfälle. Etwa sechs bis acht Promille sind von spontaner Leukämiemortalität betroffen, sie ist aber deswegen nicht weniger gefürchtet. Die durchaus verursachte, dennoch häufig als „Spontanrate“ bezeichnete Krebsmortalität variiert je nach Vorliebe für den Tabakkonsum, falsche Ernährung, Übergewicht, Infektionen, Alkohol, UV-Strahlen der Sonne und Bewegungsmangel – um nur einige zu nennen. Dem Risiko ionisierender Strahlen könnte aber im niedrigen Dosisbereich durch Anregung von Radikalfängern, verstärkter RNA-Reparaturen oder letztendlich durch Suizid irreparabler Zellen in Grenzen begegnet werden.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Energiedosis und ihre Einheit?
Die Energiedosis bezieht sich auf die durch Strahlung in exponierten Stoffen pro Masseneinheit (kg) geleistete Arbeit. Die Einheit der Dosis ist "Gray" (1Gy), was 1 Joule/kg entspricht.
Wie gefährlich sind hohe akute Ganzkörperdosen?
Hohe akute Ganzkörperdosen von 4 oder 6 Gy können für 50 oder 90 Prozent der Exponierten nach einer kurzen Latenzzeit tödlich enden. Auch für Überlebende besteht weiterhin ein erhöhtes Risiko.
Wovon hängt das Strahlenrisiko ab?
Das Risiko hängt von der Dosishöhe, der Strahlenart (Neutronen- und Alphastrahlen haben ein höheres Krebsrisiko als Beta-, Gamma- und Röntgenstrahlen), dem Geschlecht (Frauen sind gefährdeter) und dem Alter der exponierten Person ab (je jünger, desto höher das Risiko). Auch die betroffenen Organe spielen eine Rolle.
Was ist die Effektivdosis und ihre Einheit?
Für den Strahlenschutz wurde die "Effektivdosis" eingeführt, deren Einheit "Sievert" (Sv) ist. Sie berücksichtigt die unterschiedliche biologische Wirkung verschiedener Strahlungsarten.
Wie hoch ist die natürliche Hintergrundstrahlung?
Die natürliche Hintergrundstrahlung liegt zwischen 1 und 260 Millisievert pro Jahr (mSv/a), häufig zwischen 2 und 4 mSv/a. Der globale Mittelwert beträgt derzeit 2,4 mSv/a.
Was sind Beispiele für Gebiete mit erhöhter Hintergrundstrahlung?
Gebiete wie Indiens Kerala (70 mSv/a) oder das iranische Ramsar (260 mSv/a) haben deutlich höhere Dosisraten. Interessanterweise war in diesen Gebieten kein erhöhtes Krebsrisiko nachweisbar.
Welche Dosisgrenzwerte empfiehlt die Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP)?
Die ICRP empfiehlt, dass die Bevölkerung keiner Dosisrate über 1 mSv/a zusätzlich zur natürlichen Hintergrundstrahlung oder medizinisch gerechtfertigten Expositionen ausgesetzt werden sollte. Für beruflich exponierte Personen liegt der Grenzwert bei 20 mSv/a.
Was geschah in Hiroshima und Nagasaki?
Am 6. August 1945 wurde Hiroshima durch eine Uranbombe zerstört, und am 9. August 1945 wurde Nagasaki durch eine Plutoniumbombe zerstört. Diese Ereignisse führten zu enormen Verlusten an Menschenleben und haben langfristige gesundheitliche Auswirkungen.
Welche Dosen wurden in Hiroshima und Nagasaki erreicht?
In Hiroshima wurde am Bodennullpunkt eine Dosis von 165 Gy geschätzt, während es in Nagasaki 350 Gy waren. Die gemittelte Dosis der exponierten Bevölkerungen lag bei 0,2 Gy.
Was ist die Life Span Study (LSS)?
Die Life Span Study (LSS) ist eine Langzeitstudie, die die Spätschäden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki untersucht.
Welche Krebsarten traten vermehrt nach den Atombombenabwürfen auf?
Vor allem Leukämie trat vermehrt auf, wobei die Leukämiemortalitätswelle zehn Jahre nach der Explosion kulminierte. Auch solide Tumore traten vermehrt auf.
Wie hoch ist das strahlenbedingte Leukämierisiko?
Laut dem 14. Report der RERF von 2012 liegt das strahlenbedingte Leukämierisiko von 0,1 Gy bei rund 0,1 %, bei 1 Gy aber bei rund 2 %.
Gibt es eine Dosisschwelle für das strahlenbedingte Krebsrisiko?
Yehoshua Socol und Ludwik Dobrzynski kamen 2014 zu dem Schluss, dass das strahlenbedingte Krebsmortalitätsrisiko nach einer Dosisschwelle von 0,3 Sv mit der Dosis nicht linear ansteigt.
- Quote paper
- Hans Grasmuk (Author), 2017, Auswirkung atomarer Bestrahlung auf den Körper. Amnestie für Bestrahlte mit niedrigen Dosen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385950