Der personzentrierte Ansatz in der psychosozialen Beratung. Aufgabenstellung, Rahmenbedingung und Umsetzung in der Sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2017

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Entstehung und Geschichte des personzentrierten Ansatzes
2.1.Der Begründer Carl Rogers
2.2.Philosophie und Grundlage des Ansatzes
2.3.Grundannahmen der Persönlichkeitstheorie
2.3.1.Aktualisierungstendenz
2.3.2.Selbstkonzept und Selbstaktualisierungstendenz
2.3.3.Subjektive Realität
2.3.4.Inkongruenz

3.Die drei Variablen für eine gelungene Beziehung
3.1.Echtheit oder Kongruenz - reales Zugegensein
3.2.Wertschätzung oder bedingungsfreies Akzeptieren
3.3.Empathie oder präzises einfühlendes Verstehen

4.Der Rahmen der personzentrierten Beratung
4.1.Äußerer Rahmen
4.2.Vorbereitung und Anamnese
4.3.Gesprächsablauf
4.4.Nachbereitung

5.Der personzentrierte Ansatz in der Psychosozialen Beratung
5.1.Die erschwerten Rahmenbedingungen
5.2.Aufgabenstellung der psychosozialen Beratung
5.3.Umsetzung des personzentrierten Ansatzes

6.Fazit

7.Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die psychosoziale Beratung ist ein Handlungsfeld im Sozial- und Gesundheitswesen der Sozialen Arbeit. Sie bietet als Dienstleistung für Einzelne, Familien und Institutionen Hilfe zur Klärung und Bewältigung sozialer und auch materieller Probleme. Der Bedarf an psychosozialer Beratung steigt unter anderem durch dynamische gesellschaftliche Entwicklungen wie die Globalisierung und steigende Individualisierung. Im gleichen Zuge haben sich die Anforderungen an die Alltags- und Lebensbewältigung verändert. Die Strukturen der Familien und die Arbeitswelt haben sich modifiziert. Die psychosoziale Beratung setzt dort an, wo die Hilfe des direkten persönlichen Umfelds nicht mehr ausreicht. Sie bietet Orientierung, Fachwissen und regt Lösungskompetenzen an. Im Rahmen von Supervision und kollegialer Fallberatung leistet sie auch SozialarbeiterInnen Hilfe zur Bewältigung der Anforderungen ihrer Tätigkeit (vgl. Wendt 2015, S. 177 ff.).

Die Gesprächspsychotherapie, die Rogers Ansatz der personzentrierten Haltung beinhaltet, ist neben der Verhaltenstherapie die wissenschaftlich am besten erforschte Therapieform (vgl. Tausch 2000, o.S.). Bereits Rogers konnte mit seinen empirischen Untersuchungen und den Erfahrungen in der praktischen Anwendung erheben, welche Haltung der TherapeutInnen und Art der Kommunikation für den Beratungs- bzw. Therapieprozess effektiv sind. Er fand heraus, wie die KlientInnen in der Aktivierung ihrer Ressourcen und im Aufdecken eigenverantwortlicher Lösungen unterstützt werden können (vgl. Eckert et al., S. 19).

Das Grundverständnis des personzentrierten Ansatzes gehört zu den Merkmalen psychosozialer Beratung und stellt dabei hohe Erwartungen an die BeraterInnen- KlientInnen-Beziehung. Diese Hausarbeit verfolgt das Ziel, den personzentrierten Ansatz der Gesprächspsychotherapie hinsichtlich seiner Adaption in der Sozialen Arbeit und damit verbunden in der psychosozialen Beratung zu untersuchen. Zum besseren Verständnis des Ansatzes werden zunächst seine Geschichte und davon untrennbar die Person Rogers als sein Begründer vorgestellt. Mit der dahinter verborgenen Philosophie und Rogers Grundannahmen soll aufgezeigt werden, worauf die Aspekte seines Ansatzes basieren. Hieraus folgen die Variablen einer gelungenen BeraterInnen- KlientInnen-Beziehung. Es werden die für eine erfolgreiche praktische Umsetzung der Beratung festgelegten Rahmenbedingungen dargelegt. Die Hausarbeit setzt sich abschließend anhand eines ausgewählten Beispiels mit der Anwendung des Ansatzes in der psychosozialen Praxis auseinander. Hierbei ist es wichtig, die speziellen Gegebenheiten der psychosozialen Beratung in der Sozialen Arbeit darzulegen. Diese können die Rahmenbedingungen des personzentrierten Ansatzes begrenzen und die Umsetzung der drei Variablen der gelungenen Beziehung zwischen BeraterInnen und KlientInnen erschweren. Ergänzend werden institutionelle Faktoren genannt. Das Fazit bietet einen Überblick über den personzentrierten Ansatz in der psychosozialen Beratung und verweist auf die Aufgaben, die sich für die erfolgreiche Umsetzung stellen.

2. Entstehung und Geschichte des personzentrierten Ansatzes

2.1. Der Begründer Carl Rogers

Carl Rogers (1902- 1987) war ein amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut, der die personzentrierte Gesprächstherapie entwickelt und geprägt hat. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er als viertes von sechs Kindern in einem autoritären, protestantischen Elternhaus. Durch die strenge Erziehung wuchs er isoliert auf und wurde dabei sehr unabhängig und diszipliniert. Rogers beschäftigte sich bereits in seiner Jugend auf dem Hof seines Vaters in der Landwirtschaft mit wissenschaftlicher Forschung. Diese führte er im Zuge seiner beruflichen Laufbahn fort. Eine Reise nach China im Rahmen seines Theologiestudiums veränderte 1922 seine Beziehung zu seinem Elternhaus und veränderte sein Weltbild. Er wechselte daraufhin das Studienfach und lernte während seines Studiums zunächst die klassische Lernpsychologie und die akademische Psychologie kennen (vgl. Sander/Ziebertz 2010, S.58 ff.).

Diese stand für ihn in einem klaren Gegensatz zu der Psychoanalytik, mit der er sich anschließend als Assistent in einer Erziehungsberatung befasste. In dieser Arbeit standen die Persönlichkeit und Emotionen der KlientInnen im Mittelpunkt. Mit dem Wechsel in eine entwicklungspsychologische Abteilung begann seine Arbeit mit auffälli- gen Kindern und deren Eltern. Die Methodik seiner Tätigkeit beinhaltete die Diagnostik, das Herausarbeiten und die Korrektur von Problemen. Rogers deckte hier Grenzen der psychoanalytischen Methode auf und fing an, nach eigenen Techniken zu forschen (vgl. ebd.).

Rogers begann, den Erfolg einer Therapie in der Einstellung der TherapeutInnen, nicht in ihren Kenntnissen und Fähigkeiten zu sehen und stellte die KlientInnen in den Mittelpunkt der Beratung. Erfolge der KlientInnen, die sie selbständig während der Beratung erarbeiten konnten, waren auf deren tägliches Leben übertragbar. Zur gleichen Zeit pflegte er den Kontakt zu dem Freud-Schüler Otto Rank, der ein non-direktives Verhalten der TherapeutInnen im Gespräch befürwortete (vgl. ebd.). Gemäß Rogers bedeutet non-direktiv, „dass der Therapeut, (…), seine eigenen Ideen über das, was der Patient im Hinblick auf die Gestaltung seines Lebens tun sollte, zugunsten von dessen Eigeninitiative zurückstellt.“ (Eckert et al. 2012: S. 23).

In der Nachkriegszeit übernahm Rogers eine Gastprofessur in Chicago und gründete anschließend ein Beratungszentrum. Er veröffentlichte verschiedene Bücher, die eine Weiterentwicklung seines therapeutischen Ansatzes dokumentieren. Mit dem Prozess von der non-direktiven Beratung zu der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie rückte er die KlientInnen als Individuen immer weiter in den Mittelpunkt. Sein Kontakt zu den Schriften Martin Bubers und Sören Kierkegaards nahmen großen Einfluss auf diesen Prozess (vgl. Sander/Ziebertz 2010, S.58 ff.).

Für die erfolgreiche Weiterentwicklung seines personzentrierten Ansatzes stellten sich unterschiedliche Aufgaben. Um die Bedingungen für nachhaltige Fortschritte in Beratung und Therapie zu untersuchen und empirisch belegen zu können, führte Rogers entsprechende Untersuchungen mit Hilfe von Tonbandgeräten und Transkripten durch. Ziel war es, die Verbesserungen nachzuweisen und zudem Richtlinien für die erfolgreiche Durchführung der Beratung aufzustellen. Dazu gehörte es auch, die Persönlichkeit des Menschen näher zu untersuchen (vgl. ebd.).

1961 wurde sein bedeutendstes Buch veröffentlicht, in dem er ausführlich den Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit beschreibt und unterschiedliche Anwendungsgebiete der personzentrierten Beratung darstellt. Die umfangreichen praktischen Erfahrungen Rogers beeinflussten die Entstehung des personzentrierten Ansatzes, der nicht nur in zahlreichen Bereichen der Beratung und Therapie Anwendung findet. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich verstärkt sozialen Fragen und der Politik. Er hatte großen Einfluss auf eine moderne Gemeinwesenarbeit mit der Gründung von Großgruppen- workshops. Rogers beriet Institutionen und verstärkte interkulturelle Kommunikation auf Basis seines entwickelten Ansatzes (vgl. Sander/Ziebertz 2010, S.58 ff.).

2.2. Philosophie und Grundlage des Ansatzes

Die humanistische Psychologie hat sich Anfang der sechziger Jahre als „Dritte Kraft in der Psychologie“ (Kriz 2000: o.S.) neben der Psychoanalyse und dem Behaviorismus durchgesetzt. Sie wurde zur Abgrenzung von den bestehenden Methoden durch ihre Hauptvertreter (unter anderem Charlotte Bühler, Abraham Maslow und Rogers) in der „Gesellschaft für humanistische Psychologie“ manifestiert (vgl. ebd.). In der humanistischen Psychologie vereinen sich unterschiedliche theoretische Ansätze, zu denen innerhalb der Gesprächspsychotherapie der personzentrierte Ansatz gehört. Der Existenzialismus gilt insbesondere für Rogers Ansatz als philosophische Basis, zu dessen Hauptvertreter der dänische Philosoph Kierkegaard und der jüdische Religions- philosoph Buber gehören. Im Existenzialismus steht der Mensch in seinem jeweiligen Gefühlszustand und mit seinen Handlungen im Zentrum. Er ist für sich verantwortlich, frei und selbstbestimmt. Seine Persönlichkeit, Eigenverantwortung und sein individueller Handlungsspielraum stehen im Bezug zur sozialen Umwelt. Daraus folgt, dass er von außen kaum erfassbar ist (vgl. ebd.). Buber sieht darüber hinaus zwischenmenschliche Beziehungen intensiver Art und den Dialog als Basis für die Existenz des Menschen (vgl. Stumpf 2015, S. 128 f.). Seine Gedanken hinsichtlich einer bedingungslosen Annahme des Gegenübers und der offenen und wahren Begegnung auf Augenhöhe finden sich in den Grundhaltungen wieder, die Rogers den personzentrierten BeraterInnen und TherapeutInnen zuschreibt.

Rogers Ansatz folgt dem humanistischen Menschenbild, das durch die fünf Grundprinzipien der humanistischen Psychologie charakterisiert wird. Diese beziehen sich auf die Individualität und Persönlichkeit des Menschen und auf seine sozialen Beziehungen. Darüber hinaus wird das Bewusstsein als Grundlage zum Verstehen vorausgesetzt. Dem Individuum wird eine Wahl- und Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Veränderung seiner Lebenssituation anerkannt. Die Basis seiner Identität ist sein Streben nach Sinn und Erfüllung (vgl. Pallasch/Kölln 2014, S. 19). Dem Menschen werden Entwicklungs- und Wachstumspotential sowie ein Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und Eigenständigkeit zugeschrieben. Seine Entwicklung wird durch das Selbstkonzept und erlebte Erfahrungen bestimmt. Wird der Drang nach Selbstverwirklichung blockiert, kann das aufgrund von fehlender Akzeptanz, Empathie und Kongruenz zu Abwehrprozessen führen, die negative Handlungen hervorrufen (vgl. Eckert et al. 2012, S. 25 f.).

Die psychologischen Wurzeln des personzentrierten Ansatzes finden sich hauptsächlich in der Gestaltpsychologie, die „nachdrücklich die Ganzheit und den Zusammenhang all der Phänomene betont, die für uns das Individuum ausmachen“ (Rogers 2012: S. 22). Der Neurologe und Gestalttheoretiker Kurt Goldstein erkannte die Fähigkeit der inneren Selbstheilung und Entfaltung des Organismus. Er sah darin einen Prozess, in dessen Verlauf sich der Organismus mit Hilfe eigener Anlagen und in Verbindung mit äußeren Umständen reorganisiert (vgl. Kriz 2000, o.S.).

2.3. Grundannahmen der Persönlichkeitstheorie

2.3.1. Aktualisierungstendenz

Rogers übernahm die Annahmen Goldsteins und den Begriff der Aktualisierungstendenz. Er beschreibt damit den inneren Prozess der laufenden Erhaltung und Selbstverwirklichung des Menschen. Von außen wird er von Geburt an durch Erziehung und Sozialisation beeinflusst. Auf Basis seiner Anlagen nimmt er die Eindrücke der Umwelt auf und verarbeitet sie innerlich. Mit diesem Prozess entwickelt sich seine Persönlichkeit, die sich in einer ständigen Interaktion mit dem sozialen Umfeld befindet (vgl. Eckert et al. 2012, S. 38 f.). Rogers beschreibt die Auswirkungen einer ungehinderten Aktualisierungstendenz beim Einzelnen als positiv, er nennt „(…) Wachstum, Reife und eine Bereicherung des Lebens (…)“ (Rogers 2017: S. 41). Es entsteht ein Selbstkonzept, ein wertendes Bild des Einzelnen von sich selbst, das im Idealfall flexibel auf Veränderungen und Entwicklungen reagieren kann. Die Aktualisierungstendenz bestimmt maßgeblich durch Erhaltungs- und Erweiterungs- prozesse innerhalb des Organismus das Verhalten des Menschen und sein Erleben.

„Er bewegt sich in Richtung auf größere Unabhängigkeit oder Selbstverantwortlichkeit. (…) in die Richtung einer wachsenden Selbstbeherrschung, Selbstregulierung und Autonomie und weg von abhängiger Kontrolle oder Kontrolle durch äußere Kräfte.“ (Rogers 2012: S. 422).

Sie beeinflusst die Entwicklung seiner Fähigkeiten und hat für TherapeutInnen folglich eine große Bedeutung (vgl. Eckert et al. 2012, S. 38 f.). Rogers benennt diese „organische Tendenz zu weiterem Wachsen und weiterer Erhöhung“ als „einzige Kraft, auf die er sich grundlegend verlassen kann“ (Rogers 2012: S. 423). Der erweiternde Prozess, der durch die Aktualisierungstendenz angeregt wird, verläuft nicht immer schmerzfrei und widerstandslos ab, was Rogers anhand von Kindern, die Laufen lernen, verdeutlicht (vgl. Rogers 2017: S. 42). Fallen sie hin, stehen sie trotz eventueller schmerzhafter Erfahrung wieder auf und versuchen es erneut. Dieses Beispiel macht zudem deutlich, wie wichtig diese Entwicklung für das Leben ist. Wird sie nicht beeinträchtigt, kann der Mensch in der Selbstverwirklichung unabhängig reifen und Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen. Dieser Prozess fördert dabei eine erfolgreiche Sozialisation (vgl. Eckert et al. 2012, S. 40 ff.). Bei Diskrepanzen entstehen Konflikte. In den durch das soziale Umfeld verursachten Hemmnissen und Blockaden der Aktualisierungstendenz sieht Rogers die Ursache für destruktives Handeln (vgl. Rogers 2017, S. 41).

2.3.2. Selbstkonzept und Selbstaktualisierungstendenz

Dem Selbst wird sowohl in der Theorie zur Entstehung psychischer Störungen und Krankheiten als auch im therapeutischen Prozess eine große Bedeutung beigemessen (vgl. Eckert et al. 2012, S. 57). Als Selbstkonzept wird „eine organisierte Konfiguration von Wahrnehmungen des Selbst, die dem Bewußtsein (!) zugänglich sind“ bezeichnet (Rogers 2012: S. 135). Das Konzept vom Selbst und den sozialen Interaktionen reift durch Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, die er jeweils individuell bewertet und mittels des „Organismischen Wertesystems“ als zunächst „unverfälschte Eigenbewertung“ filtert (Sander/Ziebertz 2010: S. 64). Es handelt sich um einen steten, veränderlichen bzw. veränderbaren Prozess, der besonders in Kindheit und Jugend noch äußeren Einflüssen wie Sozialisation und Erziehung ausgesetzt wird. Der Mensch steht ständig im Bezug zu sich selbst im Hinblick auf sein Können, seine Vorlieben, Wünsche und Bedürfnisse. Er bewertet sich und sein Verhalten, denkt über seine Werte und Beziehungen nach. In dem Selbstkonzept steckt das gesamte Selbstbild des Menschen, das von ihm bewusst gesehen wird. Es kann durch ihn positiv oder negativ bewertet werden und entsprechend das Verhalten beeinflussen (vgl. Eckert et al. 2012, S. 58 ff.).

„Einer der ersten und wichtigsten Aspekte der Selbsterfahrung des (…) Kindes ist, daß (!) es von seinen Eltern geliebt wird. Es nimmt sich als liebenswert, als der Liebe wert wahr, und seine Beziehung zu seinen Eltern ist die von Zuneigung. (…) Das ist ein wichtiges Element der sich bildenden Struktur des Selbst“ (Rogers 2012: S. 431).

Durch das Bedürfnis des Menschen nach positiver Beachtung, das biologisch begründet ist, werden auch äußere Einflüsse in das Selbstkonzept integriert. Es findet sich in sozialen Werten wie „Liebe, Respekt, Anerkennung und Sympathie“ (Sander/Ziebertz 2010: S. 65) wieder. Wird dieses Bedürfnis zu groß und werden fremde Ansprüche überbewertet, kann es durch „Verunsicherung“ und „Entfremdung“ zu einer „Quelle der Destabilisierung der Persönlichkeit“ werden (Sander/Ziebertz 2010: S. 65). Eigene Bedürfnisse werden vernachlässigt, so dass die Aufgabe des eigenen Wertesystems daraus folgen kann. Der Zugang zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen wird blockiert (vgl. ebd.).

Die Selbstaktualisierungstendenz als Streben nach Selbstverwirklichung hat die Aufgabe, eine beständige Orientierung und Handlungsfähigkeit zu erhalten. Darüber hinaus geht es bei der Entfaltung um die laufende Anpassung an Veränderungen und die Weiterentwicklung der Persönlichkeit und des gesamten Organismus. Der Mensch filtert dabei wichtige Erfahrungen, die in seine Selbststruktur einfließen bzw. ignoriert werden. Grundsätzlich besteht ein Gleichgewicht zwischen der Aktualisierungs- und der Selbstaktualisierungstendenz und dem Gesamtorganismus (vgl. a.a.O., S. 66).

2.3.3. Subjektive Realität

Die Annahme der angeborenen Aktualisierungstendenz und der Entwicklung des Selbstkonzepts lässt auf die Existenz einer subjektiven Realität schließen. Das Filtern der äußeren Einflüsse im Prozess der Wahrnehmung und der Einfluss individueller Erfahrungen bestimmen das Verhalten der Menschen. Die Wahrnehmung, Verarbeitung und Schilderung derselben Situation kann durch zwei verschiedene Personen vollkommen unterschiedlich verlaufen (vgl. Pallasch/Kölln 2014, S. 30).

„Das Verhalten (…) ist eine Reaktion auf das Feld, wie es wahrgenommen wird. Dieser Punkt wird (…) im Alltag laufend bestätigt, aber häufig übersehen. Die Reaktion erfolgt nicht auf die Wirklichkeit, sondern auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit.“ (Rogers 2012: S. 425).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der personzentrierte Ansatz in der psychosozialen Beratung. Aufgabenstellung, Rahmenbedingung und Umsetzung in der Sozialen Arbeit
Hochschule
Fachhochschule Kiel
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V385961
ISBN (eBook)
9783668609013
ISBN (Buch)
9783668609020
Dateigröße
585 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ansatz, beratung, aufgabenstellung, rahmenbedingung, umsetzung, sozialen, arbeit
Arbeit zitieren
Nadine Pinnow (Autor:in), 2017, Der personzentrierte Ansatz in der psychosozialen Beratung. Aufgabenstellung, Rahmenbedingung und Umsetzung in der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385961

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der personzentrierte Ansatz in der psychosozialen Beratung. Aufgabenstellung, Rahmenbedingung und Umsetzung in der Sozialen Arbeit



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden