Transzendierung als Möglichkeit der Motivations- und Leistungssteigerung


Wissenschaftliche Studie, 2004

53 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2 Einleitung

3 Theoretischer Teil
3.1 Darstellung des Forschungsstandes
3.1.1 Theorien und aktuelle Forschung zu Motivation und Leistung
3.1.2 Theorien und aktuelle Forschung zum Einfluss der Transzendierung auf Motivation und Leistung
3.1.3 Theorien und aktuelle Forschung zur attraktiveren Alternative
3.1.4 Beschreibung der Vorgängerstudie
3.2 Hypothesen
3.2.1 Zusammenhang von Motivation und Leistung
3.2.2 Einfluss der Transzendierung auf die Motivation
3.2.3 Einfluss der Transzendierung auf die Leistung
3.2.4 Einfluss der Transzendierung auf die Bearbeitung der attraktiveren Alternative (Witze bewerten)
3.3 Zu untersuchende Variablen
3.4 Begriffsdefinitionen
3.4.1 Motivation
3.4.2 Leistung
3.4.3 Transzendierung

4 Ergebnisse
4.1 Darstellung der Messinstrumente
4.2 Datenauswertung
4.2.1 Der Zusammenhang zwischen Motivation und Leistung
4.2.2 Der Einfluss der Transzendierung auf die Motivation
4.2.3 Der Einfluss der Transzendierung auf die Leistung
4.2.4 Der Einfluss der Transzendierung auf die Bearbeitung der attraktiveren Alternative

5 Anhang

2 Einleitung

Jede Handlung, die Personen ausführen, kann auf verschiedenen Abstraktionsebenen gesehen werden (Vallacher und Wegner, 1985, 1987). So kann man die Vorbereitungen auf Weihnachten als einfache Handlungsabläufe wie Weihnachtsbaum schmücken, Geschenke kaufen und Essen vorbereiten, was für sich genommen vielleicht sogar lästige Handlungen sind, betrachten oder aber diese Dinge in einen größeren Sinnzusammenhang setzen und zusammenfassend als „weihnachtliche Vorbereitungen“, die in einem schönen ,gemütlichen Abend münden sollten, sehen. Die zweite Betrachtungsart wird wahrscheinlich als wesentlich angenehmer empfunden und dies kann durchaus zur Folge haben, dass jemandem die Handlungen erstens mehr Spaß machen und zweitens, sie auch mit mehr Sorgfalt durchgeführt werden.

Nach der action-identification-theory von Vallacher und Wegner (1985) ist demnach davon auszugehen, dass Handlungen, die auf einem höheren Level der Abstraktion stattfinden, also in einem größeren Sinnzusammenhang stehen oder bei denen Situationen sogar umdefiniert werden, für die jeweilige Person motivationsfördernd wirken. Nach Weinert (2001) hängen wiederum „Motivation… sowie ein hohes Niveau der (Lern-)Leistungen“ eng miteinander zusammen. Man kann also sagen, dass eine erhöhte Motivation auch bessere Leistungen zur Folge haben sollte.

Zusammenfassend kann man die eben genannten Sachverhalte so interpretieren, dass, je interessanter bestimmte Handlungen für eine Person sind, dies die Motivation die Handlung auszuführen steigern wird. Durch die höhere Motivation wiederum sollte eine Leistungssteigerung bei der Bewältigung der Aufgabe eintreten.

Besonders interessant wird dieser Sachverhalt, wenn man mit einbezieht, dass Menschen ja meist nicht nur eine, sondern verschiedene Handlungsoptionen zur Auswahl haben. In der dynamischen Handlungstheorie von Atkinson und Birch (1974) wird davon ausgegangen, dass die Motivation, eine bestimmte Aufgabe zu bewältigen auch immer, und meist gleichzeitig, von der Motivation für eine andere, im ersten Moment vielleicht attraktiveren Aufgabe abhängt (Atkinson, 1974). Damit verursacht die Bewältigung einer Aufgabe neben der positiven Konsequenz, dass man seine „Pflicht“ erfüllt hat, auch immer Kosten, die durch die entgangene Zeit, in der man etwas anderes hätte machen können, entstehen (vgl. Dietz, Schmid & Fries, im Druck).

Dies führt zu unserer Fragestellung der folgenden experimentellen Studie. Mit Hilfe eines einfaktoriellen Experiments soll untersucht werden, wie sich die Transzendierung, einer zu bewältigenden Aufgabe auf Motivation und Leistung der Probanden auswirkt, denen gleichzeitig eine attraktive Handlungsalternative zur Verfügung steht. Basierend auf einer Vorläuferstudie mit 10-12-jährigen Schüler/innen (Dietz, in Vorb.), bei der sich die Einbettung einer Aufgabe in eine interessante Rahmenhandlung im Falle einer konkurrierenden Alternative als förderlich erwies, soll untersucht werden, ob dieser Effekt auch bei Studierenden auftritt.

Im Folgenden werden wir zunächst Auskünfte über den aktuellen Forschungsstand geben und auf verschiedene Theorien eingehen.

Danach möchten wir das Vorgänger-Experiment, das mit Schülern der fünften und sechsten Klassenstufe durchgeführt wurde, beschreiben und dessen Ergebnisse vorstellen.

Anhand der vorgestellten Theorien leiten sich die Hypothesen ab, die im nachfolgenden Kapitel empirisch überprüft werden sollen.

In der abschließenden Diskussion werden die Ergebnisse kritisch betrachtet und mit den am Beginn dargestellt Theorien in Zusammenhang gestellt.

3 Theoretischer Teil

3.1 Darstellung des Forschungsstandes

3.1.1 Theorien und aktuelle Forschung zu Motivation und Leistung

Von einigen Ausnahmen abgesehen, ist theoretisch zu erwarten, dass sich sowohl die Intensität als auch die Qualität der Motivation positiv auf den Lernprozess und die (Lern-)Leistung auswirkt (Krapp & Weidemann, 2001 S.223).

Diese Annahme wird vor allem durch eine Vielzahl quer- und längsschnittlicher Studien sowie (quasi-)experimentellen Arbeiten gestützt, die wechselseitige Beeinflussung von Leistung und Interesse postulieren, wobei Interesse als Form fachspezifischer intrinsischer Motivation verstanden wird, die Lernprozesse in der Schule initiieren und aufrechterhalten kann (vgl. Krapp, 1998; Schiefele, 1996; Schiefele & Wild, 2000).

Befunde über ein reziprokes Zusammenhangsgefüge von Mathematikleistungen und Interesse an Mathematik zeigen beispielsweise die Arbeit von Köller et al. (2000), die sich über einen Zeitraum von 5 Jahren erstreckte.

Schiefele, Krapp & Schreier (1994) ermittelten in einer Metaanalyse eine mittlere Korrelation von r = .30 zwischen Interesse und Leistung.

Weiterhin ist eine Metaanalyse von Schiefele & Schreier (1994) deswegen besonders erwähnenswert, da diese als Hinweis dafür gesehen werden kann, dass vor allem die intrinsische Motivation konsistent positiv mit Schul- als auch Studienleistungen korreliert (im Durchschnitt zu r = .23).

Die These, dass auch dieser Zusammenhang im Sinne eines leistungsfördernden Effekts interpretiert werden kann, wird durch experimentelle Ergebnisse bestätigt.

Diese empirischen Analysen sind für uns in zweierlei Hinsicht von Bedeutung.

Zum einen zeigt sich unter anderem in der Theorie von Deci und Ryan (2002), dass Motivation in extrinsische und intrinsische Motivation aufgespalten werden muss, da diese beiden Formen einen unterschiedlichen Zusammenhang mit Leistung zeigen und theoretisch auch etwas anderes abbilden. Damit sollten beide Formen von Motivation in unserem Experiment getrennt voneinander abgefragt und untersucht werden.

Zum anderen folgt aus den gemachten Beobachtungen unsere Hypothese, dass Motivation und Leistung positiv miteinander korrelieren.

3.1.2 Theorien und aktuelle Forschung zum Einfluss der Transzendierung auf Motivation und Leistung

Im nächsten Abschnitt möchten wir nun näher auf die Folgen einer Transzendierung auf Motivation und Leistung eingehen.

Die action-identification-theory (Vallacher & Wegner, 1985/1987) geht davon aus, dass jede Handlung mental repräsentiert wird und Menschen dazu neigen, Handlungen in einen größeren Sinnzusammenhang zu setzen. Diese so genannten „high-level identities are more abstract and…provide a more comprehensive understanding of the action“ (Vallacher & Wegner, S.217). Insbesondere dann, wenn Situationen schon in einem Kontext stehen, fällt es dem Individuum leicht, eine high-level Identifikation, also ein hohes Abstraktionsniveau zu entwickeln.

Das hohe Niveau der Abstraktion kann nach Vallacher & Wegner so weit führen, dass Situationen gänzlich umdefiniert werden und jetzt in einem Sinnzusammenhang stehen, der auf die jeweilige Person mehr oder weniger zugeschnitten ist und demzufolge dieser auch eher motivieren kann, um die Handlung aus- bzw. weiterzuführen. Die Annahme von der mentalen Repräsentation von Handlungen ist vor allem in dem Sinne wichtig, als dass viele Annahmen von Transzendierungsfolgen auf dem von Vallacher und Wegner entwickelten Modell aufbauen. Wir gehen somit davon aus, dass eine Transzendierung die Motivation erhöht, was am Beispiel der Weihnachtsvorbereitungen erläutert wurde.

Des Weiteren wollen wir, um unsere Hypothesen abzuleiten, die Selbstbestimmungstheorie von Deci & Ryan (2002) anführen. Sie besagt, dass eine optimale Lernmotivation dann entsteht, wenn in einer Situation die Grundbedürfnisse Autonomie, Kompetenz und soziale Einbindung befriedigt werden. Hervorheben möchten wir hier den Begriff der Autonomie, da laut Deci und Ryan (2002) selbstbestimmtes Lernen zu höherer Motivation führt, im Gegensatz zu einer „aufgezwungenen“ Transzendierung. Auch dies wollen wir in unserem Experiment berücksichtigen.

Cordova & Lepper (1995) testeten in ihrer Studie „ Intrinsic motivation and process of learning“, ob die Einbettung der eigentlichen Handlung in eine Geschichte, demnach also eine Transzendierung, oder aber die Möglichkeit der eigenen Gestaltung der Aufgabe die (intrinsische) Motivation beeinflusst. Es wurden zwei verschiedene Strategien zur Motivations- und damit auch Leistungssteigerung getestet. Dabei erhielt eine Experimentalgruppe die Einbettung der Aufgabe in personlaisierter Form, bei der Name, Geburtsdatum und anderes angegeben werden konnten, um einen Bezug zu der Transzendierung „Weltraummission“ herzustellen. Die andere Experimentalgruppe erhielt nur die Einbettung der Mathematikaufgabe in Form eines Weltraumszenarios.

Im Gegensatz zur abstrakten Darbietung der Aufgabe für die Kontrollgruppe zeigte sich bei beiden Experimentalgruppen eine erhöhte intrinsische Motivation, wobei sich hier ein höherer Wert für die Gruppe mit personalisiertem Bezug zeigte.

Andere Studie zeigten ebenfalls eine Steigerung des motivationalen Ertrages durch das Einbetten von bestimmten Problemstellungen in Fantasiekontexte, deren Themen oder Charaktere die Probanden ansprachen (Chabey & Sherwood, 1992; Dugdale, 1992;Malone,1981).

Aufbauend auf die Theorie von Vallacher & Wegner testeten Sansone und Kollegen die Annahme, dass im Selbstregulierungsprozess des Menschen ein interner Prozess der Motivationsregulierung vorhanden ist.

Dabei wurden die Versuchspersonen drei verschiedenen Aktivitäten zugeordnet. Sie sollten Wörter in einer Matrix finden, einen Brief abschreiben oder als dritte Variante diesen Brief in einer bestimmten Schrift „abmalen“. Die Versuchleiter gingen davon aus, dass die Aufgabe, einen Brief zu einfach abzuschreiben, am langweiligsten ist.

Um diese Annahme zu testen und um zu erfahren, ob die Probanden Strategien entwickelten, welche die Aufgabe für sie persönlich interessanter machte, wurde nach Beendigung der Aufgabe ein Fragebogen von den Teilnehmern ausgefüllt.

Dabei wurden „enjoyment“ (Ich würde diese Aufgabe als sehr interessant beschreiben), „perceived competence“ (Ich denke, ich habe diese Aufgabe gut gelöst) und die Wahl der Strategie anhand vorgegebener Typen (z.B. Wettbewerb, Änderung des Kontextes, ...) erhoben.

Als Ergebnis ist hier festzuhalten, dass, wenn Probanden eine Strategie entwickelt hatten die vorgegebene Aufgabe zu bearbeiten, sie diese Aufgabe länger und intensiver verfolgen konnten als diejenigen, die keine Strategie zur Steigerung der Motivation entwickeln konnten.

Aufgrund dieser theoretischen Annahmen haben wir in unserem Experiment den Einfluss vorgegebener und selbstgenerierter Transzendierung auf Motivation und Leistung getestet.

3.1.3 Theorien und aktuelle Forschung zur attraktiveren Alternative

Bisher wurde in aktuellen Studien zur Lernmotivation der Fokus ganz klar auf das Vorhandensein oder Fehlen von positiven Lernanreizen, die dann die Motivation steigern sollten, gelegt (für einen Überblick siehe Stipek, 2002). Neuerdings werden aber Überlegungen angestellt eben nicht nur auf die Faktoren zu achten, die Motivation direkt steigern sollten, sondern es wird eine Art Kostenkonzept ergänzt Hofers Theorie motivationaler Handlungskonflikte (vgl. Hofer, 2004 / Hofer et al., im Druck) unterscheidet zwei Arten von Kosten. Direkte Kosten erklären die negativen Anreize einer Lernhandlung z.b., wenn eine Aufgabe besonders langweilig ist. Indirekte Kosten entsprechen dem Nutzen für das Individuum, wenn es, anstatt die ausgeführte Handlung zu tätigen eine angenehmere Alternativhandlung gewählt hätte. Hofer geht weiterhin davon aus, dass sich eben dieses Wissen um die attraktivere Alternative motivational negativ auf den weiteren Handlungsverlauf auswirkt, die Motivation die gewählte Handlung weiterzuführen also sinkt. Je attraktiver die nicht gewählte Handlung dem Individuum erscheint, desto geringer sollte die Motivation hinsichtlich Zeitmanagement, Verarbeitungstiefe und Stimmung sein (vgl. Dietz, Schmid & Fries, im Druck). Hofers Theorie ist vor allem hinsichtlich unserer vierten postulierten Hypothese, den Einfluss der Transzendierung auf die Bearbeitung der attraktiveren Alternative (Witze bewerten), von großer Bedeutung. Wir gehen nämlich davon aus, dass die Transzendierung einer Aufgabe zum einen die weiter oben angesprochenen direkten Kosten der Daueraufmerksamkeitsaufgabe senkt, da die Aufgabe weniger langweilig sein und es außerdem zu einem „Abschirmungseffekt“ gegenüber der attraktiveren Alternative kommen sollte. Das bedeutet, dass die indirekten Kosten für die Daueraufmerksamkeitsaufgabe ebenfalls gesenkt werden müssten, nämlich dadurch, dass diese attraktiver wird und somit die Interessantheit der (vormals) attraktiveren Alternative abnimmt.

Der Konflikt zwischen der Bearbeitung der beiden Aufgaben sollte nach unserer Annahme also geringer werden und die Motivation für die Daueraufmerksamkeitsaufgabe bei einer Transzendierung derselbigen größer sein, als wenn keine Transzendierung vorgenommen wird.

3.1.4 Beschreibung der Vorgängerstudie

Im nachfolgenden Teil möchten wir kurz die Vorgängerstudie zu unserem Experiment beschreiben und auf deren Ergebnisse eingehen.

Das „Schülerexperiment zur Auswirkung von motivationalen Konflikten auf die Arbeitsmotivation und die Konzentrationsleistung“, das Teil einer Dissertationsarbeit von Franziska Dietz ist, fokussiert zwei Fragestellungen.

a) Ob und wie sich das Wissen um eine attraktivere Alternative auf Motivation und Leistung der Bearbeitung einer Daueraufmerksamkeitsaufgabe auswirkt und
b) ob weniger motivationale Konflikte, und damit auch weniger Einbuße hinsichtlich Motivation und Leistung, bei der Bearbeitung einer Daueraufmerksamkeitsaufgabe entstehen, wenn diese attraktiver gestaltet wird, also ein zusätzlicher Aufgabenanreiz geschaffen wird.

Die Fragestellung wurde in einem 2x2 Versuchsdesign mit den Faktoren „Wissen um eine attraktivere Alternative“(Konkurrenzbedingung) und „zusätzlicher Aufgabenanreiz“(Transzendierung) realisiert.

Es gab also insgesamt vier Experimentalgruppen. Die Gruppen 1 und 3 erhielten die Information, dass es eine alternative Aufgabe zur Bearbeitung gäbe und die Versuchspersonen wurden dann randomisiert den Bedingungen der Transzendierung und der neutralen Aufgabe zugeordnet. Gruppe 2 und 4 hingegen war nicht bekannt, dass noch eine andere Aufgabe alternativ bearbeitet werden konnte und auch hier wurde in Transzendierung und neutrale Aufgabe aufgeteilt.

Die eigentliche Aufgabe bestand in der Bearbeitung einer Daueraufmerksamkeitsaufgabe und die Transzendierung wurde in einer Harry-Potter-Geschichte, bei der ein Zahlencode gesucht werden musste, um Harrys Eule zu befreien, realisiert.

In die Auswertung wurden 172 Schüler und Schülerinnen im Alter von zehn bis dreizehn Jahren, die die 5. und 6. Klasse besuchten, genommen.

Diese teilten sich nun gleichmäßig auf die vier Versuchsbedingungen auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Als Ergebnisse sind festzuhalten, dass es einen statistisch bedeutsamen Effekt des Aufgabenanreizes gibt, da die Motivation bei den Gruppen mit der Harry-Potter-Aufgabe durchweg höher ist als bei denen mit neutraler Aufgabe.

Des Weiteren ist ein Effekt der Konkurrenzbedingung festzustellen, denn die Gruppen „ohne Wissen von Alternative“ hatten im Schnitt eine höhere Motivation als diejenigen „mit Wissen der Alternative“.

Zuletzt wäre noch eine statistisch bedeutsame Interaktion zwischen Aufgabenanreiz und Konkurrenzbedingung zu erwähnen. Die Motivation sinkt besonders stark, wenn Schüler die neutrale Aufgabe bearbeiten mussten und gleichzeitig von einer Alternative wussten. Dieses Ergebnis ist Ansatzpunkt für unser Experiment, da bei vorliegender Konkurrenz (in unserem Experiment „Witze raten“) die Transzendierung deren negativen Effekt aufheben sollte.

Außerdem wurden die Schüler noch um eine Bewertung der Aufgabe selbst, ihrer Stimmung als auch ihrer Konzentration gebeten und hier hatte ebenfalls das Wissen um eine attraktivere Alternative eine beeinträchtigende Wirkung.

Hinsichtlich des erwarteten Einflusses der zwei Faktoren auf die Leistung zeigten sich keinerlei signifikanten Unterschiede zwischen den Bedingungen. Die beiden abhängigen Variablen Motivation und Leistung waren also unabhängig voneinander und die Motivation spiegelte sich nicht in der Leistung wieder.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die beiden Faktoren die Motivation signifikant beeinflussen, nicht aber die Leistung.

Daran anschließend sollte nun in unserem Experiment getestet werden, ob sich eine Transzendierung der Daueraufmerksamkeitsaufgabe auch bei Studenten bei vorhandener attraktiver Handlungsalternative positiv auf Motivation und Leistung auswirkt.

3.2 Hypothesen

Aufgrund der vorgestellten Theorien lassen sich verschiedene Hypothesen ableiten. Anhand der nun folgenden Hypothesen wollen wir Daten erheben und die Hypothesen anhand dieser testen.

3.2.1 Zusammenhang von Motivation und Leistung

H0: Die gemessene Motivation, die Symbolaufgabe weiter zu bearbeiten steht nicht in signifikant positivem Zusammenhang zur gemessenen Leistung.

H1: Die gemessene Motivation, die Symbolaufgabe weiter zu bearbeiten steht in signifikant positivem Zusammenhang zur gemessenen Leistung.

3.2.2 Einfluss der Transzendierung auf die Motivation

H0: Die gemessene Motivation, die Symbolsuchaufgabe weiter zu bearbeiten, ist bei den Experimentalgruppen mit Cover-Story nicht signifikant höher als bei der Gruppe ohne Cover-Story.

H1: Die gemessene Motivation, die Symbolsuchaufgabe weiter zu bearbeiten, ist bei den Experimentalgruppen mit Cover-Story signifikant höher als bei der Gruppe ohne Cover-Story.

3.2.3 Einfluss der Transzendierung auf die Leistung

H0: Die gemessene Leistung in der Symbolsuchaufgabe ist bei den Experimentalgruppen mit Cover-Story nicht signifikant höher als bei der Gruppe ohne Cover-Story.

H1: Die gemessene Leistung in der Symbolsuchaufgabe ist bei den Experimentalgruppen mit Cover-Story signifikant höher als bei der Gruppe ohne Cover-Story.

3.2.4 Einfluss der Transzendierung auf die Bearbeitung der attraktiveren Alternative (Witze bewerten)

H0: Die Anzahl der bewerteten Witze ist bei der Experimentalgruppe ohne Cover-Story nicht signifikant höher als bei den Gruppen mit Cover-Story.

H1: Die Anzahl der bewerteten Witze ist bei der Experimentalgruppe ohne Cover-Story signifikant höher als bei den Gruppen mit Cover-Story.

Alle Hypothesen stellen universelle, gerichtete Arbeitshypothesen dar. Bei der Hypothese 2.3.1 wird jedoch ein Zusammenhang postuliert, während alle anderen Hypothesen Unterschiede feststellen sollen. Zudem vermuten wir bei allen Hypothesen eine Signifikanz auf dem 5%-Niveau.

3.3 Zu untersuchende Variablen

3.4 Begriffsdefinitionen

3.4.1 Motivation

Motivation ist ein im Unterbewusstsein anzusiedelnder, affektiv-dynamischer Prozess, der von rationalen, das heißt vom Individuum bewusst gelenkten Einflüssen, zu trennen ist.

Motivation beschreibt…

1. Strukturen, die im Individuum vorhanden sind und die, bei Auftreten bestimmter Reize bestimmte Vorgänge auslösen
2. den gesamten Prozess der Motivgenese bis hin zur resultierenden Handlung
3. häufig auch den außenbestimmten Reiz, also die Motivierung selbst.

Grundlage der Messbarkeit von Motivation liefert die Spannung als Gefälle zwischen Bedürfnis und Befriedigung.

Leistungsmotivation (nach Heckhausen, 1970) ist „das Bestreben, die eigene Tüchtigkeit in all jenen Tätigkeiten zu steigern oder möglichst hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und deren Ausführung deshalb gelingen oder misslingen kann“. Leistungsmotivation wird weiterhin als intrinsische Motivation definiert, was soviel bedeutet wie, dass „das Individuum unabhängig von äußeren Belohnungen und der Anwesenheit anderer Personen sein Ziel verfolgt“ und somit die „eigene Tätigkeit, ihr Erfolg oder Misserfolg in sich bekräftigend sind“ (Neumann-Schönwetter, 1971).

Im Unterschied dazu steht die extrinsische Motivation, auch Sekundärmotivation genannt. Leistungen werden hier nicht erbracht, weil die Sache an sich begeistert sondern, aus dem Wunsch heraus Anerkennung oder Zustimmung zu erhalten oder aber eine Bestrafung zu vermeiden (Bsp. Das Streben nach Identifizierung mit Vorbildern). (vgl. Wörterbuch Kritische Erziehung, 2004)

3.4.2 Leistung

„Leistung besteht aus dem Zusammenspiel von Leistungsbereitschaft (Entschiedenheit, Werte, Wünsche, Motiviertheit, persönliche Ziele: das Wollen), Leistungs-Fähigkeit (Fertigkeit, Wissen, Kenntnisse, Erfahrung, Kompetenz, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten: das Können) und Leistungsmöglichkeit (schulische und unterrichtliche Rahmenbedingungen, das Schul-, Klassen- und Arbeitsklima, Konzepte des Förderns und Forderns: das Dürfen). Ist einer dieser Aspekte zu schwach ausgeprägt oder kann sich nicht optimal entfalten, kann nicht die bestmögliche Leistung erbracht werden.“ (Dieter Schmolka: Schülermotivation, 2004)

3.4.3 Transzendierung

Der Begriff der Transzendenz bedeutet, aus dem Lateinischen übersetzt, „das Überschreitende“ und meint damit das Überschreiten der Grenzen der Erfahrung, des Bewusstseins (vgl. Duden, Fremdwörterbuch, 1974). Transzendierung meint das Übergehen von einem Bereich in den anderen (vgl. Der Große Knaur, 1983).

Bezogen auf unseren Forschungsbericht bedeutet Transzendenz (oder auch Transzendierung) das Einbetten einer vermeintlich langweiligen Aufgabe in eine interessante Hintergrundgeschichte („cover-story“), welche die Aufgabe für den Probanden attraktiver erscheinen lassen soll. Die zu lösende Aufgabe wird so in einen größeren Sinnzusammenhang gesetzt, d.h. die langweilige Aufgabe bekommt einen interessanteren Rahmen. Dadurch soll die Motivation und somit auch die Leistung der Versuchspersonen gesteigert werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Transzendierung als Möglichkeit der Motivations- und Leistungssteigerung
Hochschule
Universität Mannheim
Veranstaltung
EFOM II
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
53
Katalognummer
V38597
ISBN (eBook)
9783638376082
Dateigröße
647 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein von uns durchgeführtes Experiment - wahrscheinlich vor allem wegen des Theorieteils interessant
Schlagworte
Transzendierung, Möglichkeit, Motivations-, Leistungssteigerung, EFOM
Arbeit zitieren
Sarah Brodhäcker (Autor:in), 2004, Transzendierung als Möglichkeit der Motivations- und Leistungssteigerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38597

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